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Fanfiction

The Thin Line Between Love And Hate - Where's the Line?

von Phoenixmaid

„...Es ist nur ein schmaler Pfad zwischen Hass und Liebe...“
MissvergnĂŒgt knallte ich das Buch zu, was mir im nĂ€chsten Moment jedoch Leid tat, da meine ganzen Mitbewohnerinnen schon schliefen. Ich zog den Vorhang meines Bettes zur Seite um nachzuschauen ob ich jemanden geweckt hatte. Alles war ruhig, nur von Alice Bett aus ertönte ein leises Schnarchen. Stöhnend legte ich das Buch nun auf meinen Nachttisch. Es behagte mir nicht besonders.
Außerdem war es eh schon viel zu spĂ€t um weiter zu lesen. Mit einem Nox verglĂŒhte das Licht an meinem Zauberstab und ich lies mich in wieder in mein weiches Kissen sinken.
Dieses Buch war an sich eigentlich gar nicht so schlecht. Es war ein Philosophisches Werk. Der Schreibstil war ziemlich gut und der Inhalt ziemlich wahr.
Genau das war mein Problem, denn leider schwirrte mir die ganze Zeit eine Person im Kopf herum obwohl ich gar nicht verstand wieso ich mit der letzten Zeile einen gewissen James Potter verband.

An welchem Punkt fangen wir an jemand zu Hassen oder zu Lieben? Was bringt einen Menschen dazu, zu entscheiden, ob er den falschen oder den richtigen Weg nimmt?

Seit mehreren Stunden bereits versuchte ich einzuschlafen, was mir einfach nicht gelingen wollte. Mein Kopf war so voller Dinge, das ich einfach nicht abschalten konnte. Na ja, eigentlich stimmt das nicht so ganz. HauptsĂ€chlich spuckte eine ganz gewisse Person in meinen Gedanken herum. Ich Hasse ihn. Ein Widerling. Er war ein arroganter Schnösel, der meint, nur weil er einigermaßen gut Zaubern kann, könne er auf Kosten Anderer Spaß haben. Ich merkte wie es mir die Kehle zuschnĂŒrt. Ich verachte dieses Verhalten. Er war das arroganteste Etwas, das mir je begegnet ist, aber was mich noch viel mehr aufregte, war die Tatsache, dass alle anderen das scheinbar cool finden. Ich sah die SchĂŒlerscharren vor meinen Augen die Potter begeistert zujubeln nachdem er mal wieder irgendetwas ausgefressen hat und irgendjemand kommt immer an und meint: „Hey Lily reg dich doch nicht so auf, das war doch lustig.“ Wie ich das hasse!? Wie ich ihn hasse!? Und genau da begann das Problem. Mit der Tatsache, dass ich ihn wirklich hasste und dass mir diese Zeilen aus diesem verflixten Buch einfach nicht mehr aus dem Kopf gingen.

Es gibt einen grauen Platz zwischen Schwarz und Weiß, ein breiteren Unterschied zwischen Gut und Böse, aber nur eine dĂŒnne Linie zwischen Liebe und Hass.

Potter verschwinde aus meinen Kopf! Es half alles nichts. Ich wĂ€lzte mich ewig in meinem Bett hin und her auf der Suche nach ein bisschen Schlaf. Irgendwann gab ich es auf und schlug die Decke zurĂŒck. Ich warf mir im Dunkel meinen Morgenmantel ĂŒber und verließ leise den Schlafraum der SiebtklĂ€sslerinnen.
Ich tapste die kalten Steinstufen hinunter zum Gemeinschaftsraum, um erstaunt festzustellen, dass das Feuer im Kamin noch schwach glĂŒhte. Froh darĂŒber lies ich mich in einen der gemĂŒtlichen Sessel davor fallen. „Um die Zeit noch wach Evans?“ Ich zuckte total zusammen, als mich die Stimme von der Seite ansprach. James Potter saß in dem Sessel neben mir. Ich hatte ihn eben gar nicht bemerkt. Er trug nur seinen Pyjama und blickte mich neugierig an. „Offensichtlich.“ Giftete ich sofort. Ich erwartete eine anzĂŒgliche dumme Bemerkung, doch er erwiderte nichts, sondern wendete nur seinen Blick ab. Er fixierte die schwache Glut im Kamin. Es war schon seltsam. Potter und ich saßen alleine zusammen vor dem Kamin und schwiegen uns an. Eine Weile betrachtete ich sein Profil. Es tat mir urplötzlich Leid, dass ich ihn eben angekeift hatte, denn auf seinem Gesicht lag nicht das typische Marauder-Grinsen, was mich sonst immer zur Weißglut trieb, nein, er sah mĂŒde und traurig aus. Seine Augen hatten an diesem Abend nicht den frechen Glanz, wie sonst. Sie wirkten leer und bedrĂŒckt.
Schon wieder wunderte ich mich ĂŒber mich selbst. Seit wann mache ich mir denn Gedanken um Potter, den ich hasste?! Oder tat ich es etwa doch nicht?!

Nur ein paar kleine TrÀnen zwischen jemandem der fröhlich und jemandem der traurig ist. Die Schmerzen anderer, reisen auch Wunden in die Herzen der Feinde.
Menschen die wir hassen, sind Menschen die wir Lieben.


„’Tschuldige. Ich wollt dich eben nicht so anfahren.“ James sah mich nun erstaunt an. Er hatte wohl keine Entschuldigung erwartet. „Schon gut.“ Wieder wand er den Blick ab. Warum ist er traurig? Irgendwie erschreckte es mich festzustellen, dass ich es mich ebenfalls betrĂŒbte, dass er nicht lĂ€chelte. ‚Das liegt nur daran, dass ich mich lieber wieder mit ihm streiten möchte. Ich kann niemanden Ă€rgern, der traurig ist!’ Versuchte ich meine Gedanken vor mir selbst zu rechtfertigen.
„Warum bist du um die Zeit noch wach?“ James leise Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
„Konnte nicht schlafen.“ Murmelte ich leise. „Und du?“
James nickte verstĂ€ndnisvoll. „Ich auch nicht. Mir schwirren einfach viel zu viele Sachen im Kopf herum. Ich kann nicht abschalten.“
Diesmal nickte ich beipflichtend und wieder schwiegen wir uns an. Ich beobachtete weiterhin sein Profil.
Scheinbar war es nicht das erste Mal, dass er noch um drei Uhr Nachts hier unten saß. Mich verunsicherte dieser unglĂŒckliche Blick. Normalerweise hĂ€tte ich ihm jetzt schon drei HĂ€nde voller Beleidigungen an den Kopf geworfen. Ja, normalerweise, hĂ€tte er mich auch schon lĂ€ngst nach einem Date gefragt.
Er tat es nicht und irgendwie bekĂŒmmerte es mich! Man könnte fast sagen mir fehlt diese freche, ja regelrecht dreiste Art.

Was ist uns Bedeutsam? Gewichtig sind uns alle, die wir Lieben. Aber warum fragen wir nach den Menschen die wir Hassen, wenn wir sie doch hassen? Manchmal sind jene, welche wir verachten, genau jene die wir brauchen?!

„Was genau ist es was dir den Schlaf raubt?“ Es musste raus. Ich musste einfach wissen was ihn so bedrĂŒcke. Ich kam mir ziemlich dumm vor, denn ich fragte gerade meinen ‚Erzfeind’ was ihm auf der Seele brannte.
„Mh. So dies und jenes. Es gibt viele Dinge die mich zurzeit beschĂ€ftigen. Und bei dir?“ Und zum ersten Mal an diesem Abend sah er mir direkt in die Augen. Ich merkte wie mir etwas schummrig wurde, denn diese braunen Augen waren meinen verdammt nah. „Über einen Jungen!“ Stieß ich keuchend hervor. Blitzartig wand er den Kopf wieder ab. Er lehnte sich weit zurĂŒck in den Sessel. „Er verwirrt mich momentan etwas.“ James schien nicht zu registrieren, dass ich ĂŒber ihn sprach.
„In wie fern?“ Ich wusste nicht warum ich ihm das erzĂ€hlte, aber etwas in mir brannte darauf mit ihm zu sprechen. „Ich dachte bisher immer er sei... Na ja ich mochte ihn nicht gerade! Aber irgendwie hat mich heute Abend der eigenartige Gedanke beschlichen, dass ich mich in der Hinsicht vielleicht eher selbst belogen habe. Es verwirrt mich einfach alles! Ich bin traurig, weil jemand den ich Hasse traurig ist. Wie geht dass denn?“ James stöhnte gequĂ€lt auf. „Ich wĂŒrde sagen du bist verliebt Evans.“ Diese Worte klangen dermaßen verbittert, dass ich erschauderte. Mir wurde klar, dass ich James gerade wehtat. Er musste denken, dass ich von irgendeinem Beliebigen Jungen sprach.
Vielleicht liegt ihm ja wirklich was an mir!
Zu meinem noch viel grĂ¶ĂŸeren Schreck, gefiel mir dieser Gedanke wirklich gut.
„Aber man kann doch niemanden Lieben den man Hasst oder?“ Ich kam mir naiv vor aber James lachte nicht. Er setzt seine Brille ab und rieb sich mĂŒde die Augen. „Wenn das so einfach wĂ€re! Es ist nur ein schmaler Pfad, der Hass und Liebe trennt und manchmal bekommen wir gar nicht mit, dass genau die Menschen, die wir glauben zu Hassen, die sind, in deren NĂ€he wir sein wollen!“ Prompt fiel mir das Buch wieder ein, welches mir eigentlich den Schlaf geraubt hat. „Sag mal hast du das Buch ‚Where’s the Line’ gelesen?“ James schĂŒttelte knapp den Kopf und setzte die Brille wieder auf. „Sollte ich das?“ Ich lĂ€chelte ich an. „Na ja, das was du da eben gesagt hast, hat sich ziemlich nach diesem Buch angehört.“ James lĂ€chelte zurĂŒck, aber es war kein richtiges LĂ€cheln, denn sein Blick war weiterhin leer. „Dazu brauch ich kein Buch um dir das zu sagen. Ich sehe mir Menschen an, dann erkenne ich das. Viel besser, als wenn ich mich hinter BĂŒcher verstecke.“
Ich glaube nicht, dass er das beabsichtigt hatte, aber seine Worte verletzten mich. Diesmal war ich es, die den Blick abwand. Warum verletzte es mich, dass er dachte ich wĂŒrde mich hinter BĂŒchern verstecken?

Hass und Liebe haben viele Gemeinsamkeiten. Es sind die wohl stĂ€rksten Waffen, die wir Menschen besitzen. Beide GefĂŒhle sind Auslöser fĂŒr Kriege. Beide GefĂŒhle können auseinander entstehen. Liebe kann zu Hass werden, aber viel schöner ist es wenn Hass zu Liebe wird!

„Ich denke ich versuch, doch zu schlafen.“ Meinte James plötzlich und erhob sich. Er schritt ohne ein weiteres Wort auf den Jungenschlafturm zu. Ich sah ihm nach. Er wirkte auf einmal so Erwachsen, so viel reifer als ich. Einerseits gefiel mir das, andererseits fehlte mir der unbeschwerte James. Hatte ich eben tatsĂ€chlich hinter die Marauder-Maske geblickt und den wahren Potter kennen gelernt? Jemand, der anderen zuhörte, sie ernst nahm und fĂŒr sie da war. Ein echter Freund? Ja, mir wurde schlagartig deutlich, warum seine Freunde ihn so hoch schĂ€tzten. Er war jemand dem man absolut vertrauen konnte.
DarĂŒber hatte ich schon öfters nachgedacht. Neben dem ganzen Hass den ich fĂŒr ihn empfunden habe, war immer ein kleiner Teil meines Herzens der ihn bewunderte. Oder liebte?
„James?!“ Gerade an der Treppe angekommen, hielt mein Ruf ihn zurĂŒck. Es war wohl die Tatsache, dass ich ihn ‚James’ genannt hatte, die ihn dazu brachte sich noch einmal umzudrehen.
Ich schritt durch den halbdunklen Raum auf ihn zu. Mit jedem Schritt in seine Richtung wurde ich unsicherer. Direkt vor ihm machte ich halt. Er, einen ganzen Kopf grĂ¶ĂŸer als ich, blickte erwartungsvoll zu mir herunter.
Mein Magen ĂŒberschlug sich, als meine Augen seine haselnussbraunen trafen. Sein Blick schweifte ĂŒber mein Gesicht, wĂ€hrend ich krampfhaft versuchte mich zu erinnern was ich eigentlich von ihm wollte.
Warum machte mich seine NĂ€he auf einmal so buschig.
„Danke!“ Hauchte ich schließlich leise.
„WofĂŒr?“
Sein KrĂ€chzen jagte mir einen Schauer ĂŒber den RĂŒcken. Er war mir definitiv viel zu Nahe. Ich konnte nicht mal mehr einen klaren Gedanken fassen.
Ich hasse ihn nicht!
Soviel war mir jetzt auch klar. Sein warmer Atem streifte meine Wange. Ohne wirklich zu wissen was ich tat, schloss ich meine Arme um seinen Nacken und zog ihn zu mir herunter. Er keuchte erschrocken auf, doch er wehrte sich nicht im Geringsten. Unsere Lippen trafen sich und sofort schloss sich eine Hand um meinen HĂŒfte und die Andere fuhr durch meinen Haare.
In meinem Magen war es schlagartig still geworden. Nur mein Herz pochte jetzt so laut und schnell, dass ich dachte man wĂŒrde es bis Durmstrang hören.

Die Menschen mĂŒssen den Graben ĂŒberschreiten. Er mag weit erscheinen, aber es ist nur ein Schritt zum anderen Ufer. Es gibt nicht viel das Liebe und Hass trennt. Alles was uns spaltet kann man durch ein paar Worte begraben.

Keuchend lösten wir uns aus dem Kuss. „Ich kann dich nicht hassen!“ Nuschelte ich kaum hörbar gegen seine Lippen. Er hatte es gehört und seine Augen strahlten wieder. Er lĂ€chelte richtig, aber nicht das typische Grinsen. Es war ein warmes liebevolles LĂ€cheln. Er zog mich in eine sanfte Umarmung. Das war viel besser als ihn anzukeifen! Ich atmete tief seinen Duft nach Wald ein.
Ich verstand selber nicht ganz wie ich hier in James Armen gelandet war, aber eins war mir klar:

Ich hoffe, dass meine Seele fliegen wird, so werde ich fĂŒr immer leben!
Mein Herz wird verwesen, mein Geist wird fliegen
und ich werde dich fĂŒr immer Lieben


Das Feuer verglĂŒhte. Lange standen wir noch Arm in Arm in der Dunkelheit. Ich wusste, dass ich nun gut schlafen könnte.

Dass es tatsĂ€chlich nur ein Schmaler Weg zwischen Liebe und Hass ist beweist uns die Tatsache, dass es immer wieder Menschen gibt, die ihn ĂŒberwinden und zueinander finden!


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