von Khira1403
Guten Morgen meine Lieben! Erstmal sorry, dass es gar so lange gedauert hat, aber ich und meine liebe Beta hatten in den letzten Tagen ein bisschen viel um die Ohren!
Dafür werdet ihr auch gleich mit einem superlangen Chap entschädigt. Ich hoffe es gefällt euch, bin schon sehr gespannt was ihr davon haltet!
Also, brav schmökern und reviewen!
LG, Khira
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Ich ging zügig auf die großen Treppen zu, schließlich waren meine Schulsachen noch in meinem Zimmer und ich musste so schnell wie möglich in die Kerker runter. Kaum hatte ich die ersten Stufen erklommen, als ich auch schon Nico auf mich zukommen sah. Sie blickte noch etwas zerknittert aus der Wäsche und winkte mir nur kurz müde entgegen. Als wir auf gleicher Höhe waren, blieb ich stehen und grinste sie leicht an: „Wow, siehst du fertig aus… Stell dir vor, ich bin schon seit fünf wach, hatte ein Date mit einem Geist und mit Prof. Snape und einen kleinen Schlagabtausch mit Pansy hab ich mir auch schon gegönnt.“ Irritiert zog Nico ihre Augenbrauen hoch und hob eine Hand vor ihren Mund um herzhaft zu gähnen. „Ich fühl mich, als hätte mich eine Herde Hippogreife überrannt… Weiß nicht warum ich so dermaßen müde bin, aber ich brauch erst mal nen Kaffee…“, nuschelte sie hinter vorgehaltener Hand. Ich zwinkerte und deutete auf die große Halle. „Geht klar, aber ich muss noch mein Schulzeug holen, wir haben die erste Stunde Zaubertränke bei Snape. Und pass auf, wenn du die Große Halle betrittst, die Kaffeekannen fliegen heute Morgen besonders tief!“
Mit einem neckischen Zwinkern ließ ich eine verdatterte Nico zurück, während ich weiter die Treppen hochsprintete. Ein Blick auf meine Uhr bestätigte meine Befürchtung. Noch fünf Minuten bis zum Unterrichtsbeginn und ich war noch nicht mal in meinem Schlafsaal angekommen. Hektisch sprach ich das Passwort vor dem Syltheringemeinschaftsraum und rannte weiter. Scheiße… Scheiße… Scheiße, fluchte ich vor mich hin. Warum war ich nicht einfach ein bisschen früher losgegangen? Vor dem Schlafsaal angekommen riss ich die Türe auf und stürzte sofort zu meinem Bett, neben dem sich meine Schulsachen befinden sollten. Bloß… wo war meine Tasche? Hektisch sah ich mich um und konnte sie nirgends entdecken… Das gibt's doch nicht! Ich ging auf die Knie und sah unter mein Bett. Nichts. Ich öffnete meinen Schrank und durchwühlte ihn hastig. Auch nichts. Panisch zuckte ich zusammen, als ein tiefer Gong durch das Schulgebäude hallte. Verdammt! Der Unterricht begann und ich fand meine Sachen nicht. Ich rannte ins Bad und begann die Suchprozedur von Neuem. Nichts. Vor meinem inneren Auge konnte ich schon Snape sehen, der sich drohend vor mir aufbaute und mich vor der ganzen Klasse zur Schnecke machte, weil ich zu dumm war, meine Schultasche zu finden. Und das am ersten Schultag. Klasse!
Deprimiert ließ ich mich auf mein Bett sinken und musste mich stark zusammenreißen, um nicht zu heulen anzufangen. Aufgewühlt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und stampfte wütend mit meinem rechten Fuß auf. Ich versuchte mich zu konzentrieren und ging in Gedanken noch mal alles durch, als es an der Türe klopfte. Ich hob meinen Kopf an und sah auf. Lässig schmunzelnd stand Draco Malfoy im Türrahmen und ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen, bevor er zu mir rüberschaute. Das Lächeln wurde noch eine Spur breiter, als er meinen aufgewühlten Gesichtsausdruck registrierte. „WAS?“, fauchte ich ihn an. „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen, verdammt? Ich hab jetzt echt Besseres zu tun als mich blöd von dir anmachen zu lassen, Malfoy!“ Draco hob leicht die Hände an und schmunzelte kurz. Dann schlenderte er, ohne mich überhaupt nur annähernd zu fragen, in meinen Schlafsaal und blieb vor mir stehen.
„Snape schickt mich. Du bist nicht pünktlich erschienen und er vermutete, dass du dich wohl verlaufen hast. Und weil er dich natürlich nicht selbst holen kommt, wurde ich dann mit der unglaublich aufregenden Aufgabe betraut, dich zu suchen! Und jetzt komm endlich! Ich hab nicht ewig Zeit!“ Mit diesen Worten hielt er mir seine Rechte hin um mich hochzuziehen. Immer noch wütend, schlug ich die Hand aus und sah stur in eine andere Ecke. Dieser Idiot hatte mir gerade noch gefehlt. Warum musste er ständig in meiner Nähe sein und mir auf die Nerven fallen? Hatte er nichts Besseres zu tun?
Ich hörte ihn entnervt neben mir aufseufzen, dann gab plötzlich die Matratze unter mir ein kleines Stück nach und ich konnte spüren, wie er sich neben mich setzte. Irritiert riss ich meinen Kopf in seine Richtung und starrte ihn sprachlos an. Er grinste leicht und zuckte mit seinen Schultern. „Naja… Ich hab keinen Bock hier rumzustehen und Snape wird nicht begeistert sein, wenn ich ohne dich auftauche.“ Lässig stützte er sich auf seine Ellenbogen und sah mich abwartend an. Ein charmantes Lächeln überflog seine Lippen und… Moment mal… Was mache ich hier eigentlich, dachte ich entsetzt. Ich sitze mit Draco… Mit MALFOY auf meinem Bett und unterhalte mich? „RUNTER DA!“, fauchte ich ihn an. Er schmunzelte unbeeindruckt und machte es sich nur noch gemütlicher, indem er sich ganz ausstreckte. Bequem zurückgelehnt schlug er die Beine übereinander und grinste mich provozierend an.
Jetzt reichte es aber! Ich schnaufte entnervt auf, beugte mich zu ihm hinĂĽber und begann ihn von meinem Bett zu schieben. Die Satindecke tat ihr Ăśbriges, als sie, samt einem verdutzten Draco, zu rutschen begann. Er versuchte sich irgendwo festzuhalten, fand aber keinen Halt mehr. Keinen auĂźer mir. Seine Hand krallte sich in meine Robe und er klammerte sich mit einem entsetzten Gesichtsaudruck daran fest. Was den Nachteil hatte, dass ich durch sein Gewicht und den Schwung ebenfalls zu rutschen begann und ĂĽberrascht aufschreiend ĂĽber Satin glitt.
Einige Sekunden später plumpste Draco von meinem Bett auf den Teppich daneben, und ich ungewollterweise mitgezogen, direkt auf ihn drauf. Entsetzt sah ich auf ihn herab und eisgraue Augen trafen auf bronzefarbene. Wir starrten uns sprachlos an, als plötzlich von der Türe her ein genervtes Räuspern ertönte.
Erschrocken rissen wir beide die Köpfe hoch und erblickten einen sehr ungehaltenen Professor Snape an der Türe, der ungeduldig mit seinem Zauberstab auf seine ausgestreckte Handfläche klopfte. „Malfoy… Montescue… Aufstehen! Aber plötzlich! Ich will nicht wissen, was Sie beide hier treiben…“, er schöpfte einen Moment Atem und die Luft um ihn herum schien zu Eis zu gefrieren. „ABER ICH WERDE ES SICHER NICHT DULDEN, DASS SIE ES WÄHREND MEINES UNTERRICHTES TUN!“, donnerte er los. Ich zog instinktiv den Kopf zwischen meine Schultern und schielte vorsichtig zu Draco. Dieser stand mit unbewegter Miene neben mir und sah Snape ernst an. Während mir vor Angst der Schweiß auf der Stirn stand, sah er aus, als hätte er grade frisch geduscht. Snape wetterte nicht weiter, er schien sich wieder unter Kontrolle zu haben, aber die seidenweiche Tonlage, in der er mit uns sprach, hörte sich keinen Deut beruhigender an. „Sie werden heute Abend um 20 Uhr beide in meinem Kerker nachsitzen. Und zwar, bis ihnen vor Müdigkeit die Augen zufallen. Dann haben Sie genügend Zeit, ihre Bekanntschaft zu vertiefen. Und jetzt kommen Sie! Ich werde sicherlich nicht noch mehr Zeit wegen Ihnen beiden vergeuden!“ Er schnaubte noch einmal und wandte sich dann brüsk Richtung Ausgang. Draco folgte ihm und ich schlich deprimiert hinterher.
Als wir die Kerker erreichten, hatte sich Snapes Laune immer noch nicht gebessert und er riss wütend die Kerkertür auf. Alle Schüler, die konzentriert an ihren Zaubertränken zu arbeiten schienen, zuckten erschreckt zusammen. Snape rauschte mit wehender Robe durch die Reihen und setzte sich betont langsam auf seinen Schreibtischstuhl. Draco schlenderte, als wäre nichts passiert, zu Blaise, der ihn mit einer Mischung aus Erstaunen und Misstrauen musterte. Ich wusste nichts mit mir anzufangen und ließ mich resigniert neben Nico auf einen Stuhl plumpsen. Sie sah überrascht zu mir rüber und wollte grade etwas sagen, als ich nur mit dem Kopf schüttelte und einen Finger an meine Lippen legte. Sie zuckte kurz mit den Schultern und wandte sich dann wieder ihrem Trank zu. Mein Blick glitt zu der Tafel, an der die Aufzeichnungen für den zu brauenden Zaubertrank angeschrieben waren. Ein Beruhigungstrank… Wie schön. Den konnte ich jetzt eigentlich wirklich gut brauchen. Ironisch grinsend sah ich mich in den Sitzreihen um und konnte Harry entdecken, der mich entgeistert musterte. Hermine stand neben ihm und arbeitete konzentriert an ihrem Trank, als sie erschrocken aufschrie und sich eine klebrige Masse über den Arbeitstisch ergoss. „Nein Ron!“, quiekte sie erschrocken auf, konnte das Malheur aber auch nicht mehr aufhalten.
Damit schien Snape anscheinend auch wieder etwas gefunden zu haben, um seine Laune aufzubessern. Betont langsam erhob er sich von seinem Platz und schlenderte zum Tisch des goldenen Trios hinüber. Gespielt bedauernd schüttelte er mit dem Kopf, schwenkte seinen Zauberstab und die Masse verschwand, inklusive dem Inhalt des Kessels. „Tz tz tz… So ein einfacher Trank und leider null Punkte. Schade aber auch!“ Aus jeder Silbe konnte ich den puren Sarkasmus heraushören und als mein Blick zu Snapes Gesicht empor wanderte, erkannte ich das vergnügte Blitzen des Triumphs in seinen Augen. Er wandte sich an die anderen Schüler. „Der Trank in Ihrem Kessel müsste mittlerweile eine hellblaue Farbe angenommen haben. Fügen Sie noch den Nieswurz hinzu und stellen Sie dann eine Probe auf meinen Schreibtisch.“
Mit diesen Worten setzte er sich wieder und griff nach einem Stapel Pergament und einer Feder. Der Gong schallte erneut durch das Schulhaus und verkündete das Ende der ersten Unterrichtsstunde. Die Schüler strömten aus den Kerkern, um sich zu ihrem nächsten Lehrer aufzumachen. Ich erhob mich ebenfalls und sah zu Nico, um mit ihr zu unserem Schlafsaal zu gehen, als mich eine Hand am Oberarm festhielt. Ich drehte den Kopf und sah wieder direkt in eisgraue Augen. Diesmal blitzten sie jedoch nicht vergnügt, sondern schienen Funken zu sprühen. „Ich geb dir mal einen Tipp, Montescue!“, flüsterte es leise an meinem Ohr, als sich Draco näher zu mir beugte. Aus der Ferne mochte diese Szene sicher vertraut aussehen und die Tatsache, dass wir beide zu spät in Snapes Unterricht erschienen waren, verstärkte diesen Eindruck bestimmt noch. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, wie es erst in der Großen Halle beim Mittagessen zugehen würde. Aus den Augenwinkeln konnte ich den entgeisterten Gesichtsausdruck von Harry, Ron und Hermine ausmachen. Ich schluckte, schloss kurz die Augen und lauschte der samtenen Tonlage von Dracos Stimme. „Wenn du denkst, dass du mich noch mal in aller Öffentlichkeit bloßstellen kannst, hast du dich arg geschnitten. Das wird dir irgendwann noch sehr leid tun.“ Sein Atem streichelte über mein linkes Ohr und mich erfasste eine Gänsehaut. Vor Abscheu, redete ich mir fest ein. Ich riss meinen Oberarm aus seinem Griff und starrte ihn an. Er parierte meinen Blick eisern und schien auf eine Erwiderung zu warten. Aufgewühlt suchte ich nach Worten, aber mir wollte nichts einfallen. So drehte ich mich einfach auf dem Absatz um und rannte regelrecht aus den Kerkern. In meinem Schlafsaal angekommen hätte ich mich ohrfeigen können. Ich hatte ihm gerade das Feld überlassen! Feige abgehauen war ich, ohne wenigstens etwas Passendes zu erwidern. Frustriert aufschnaubend ließ ich mich auf mein Bett fallen und richtete den Blick auf den Schlafzimmerschrank. Was ich dann sah, konnte ich nicht glauben. Da lehnte meine Tasche! Ich war zig Mal an der Stelle vorbeigegangen und hatte sie nicht bemerkt! Aufstöhnend schlug ich mir mit der flachen Hand auf die Stirn, als Nico im Türrahmen erschien. Sie grinste mich an und bemerkte feixend: „Schläge auf die Stirn haben noch nie viel geholfen, du musst es schon mit dem Hinterkopf versuchen!“ Ich grummelte etwas Unverständliches, sprang von meinem Bett und schnappte mir meine Schultasche. Ich öffnete sie und inspizierte den Inhalt.
„Was machst du eigentlich hier? Hast du auch eine Freistunde?“, nuschelte ich Richtung Nico, die gerade etwas aus ihrem Nachtkästchen holte und unter ihrer Robe verschwinden ließ. „Jup, und dann hab ich wie du auch Verteidigung und Verwandlung!“ Ich seufzte erleichtert auf. „Dann bist du wenigstens bei mir und ich muss mich nicht allein mit Malfoy rumschlagen!“ Nico hielt in der Bewegung inne und sah mich aufmerksam an. „Rae… was ist da eigentlich genau passiert, bevor Snape mit dir und Malfoy wieder in den Kerkern aufgetaucht ist? Ihr wart fast eine Dreiviertelstunde weg. Das ganze Haus tuschelt darüber…“ Sie schlenderte langsam zu mir und ließ sich auf mein Bett plumpsen. Ich wand mich innerlich und seufzte gottergeben auf. „Oh Mann… Das ist eine lange, dumme Geschichte.“ Nico ließ natürlich nicht locker, sondern lächelte nur: „Kein Problem, Süße… Wir haben eine ganze Stunde Zeit!“ Sie klopfte auffordernd neben sich und ich hatte schon die dunkle Vorahnung, dass sie garantiert nicht aufgeben würde, bevor ich ihr alles erzählt hatte. Also begann ich seufzend zu berichten.
Nachdem ich die ganze Story erzählt hatte, sah ich Nico abwartend an. Sie grinste vor sich hin und war zwischenzeitlich - als ich die „Bett-Plumps-Szene“ und den Moment, als Snape an der Türe erschien, erzählt hatte - fast gestorben von Lachen. Jetzt bedachte sie mich mit einem nachsichtigen Lächeln und tätschelte mir den Rücken. „Naja… Hätte auch schlimmer kommen können! Und Malfoy wird sich auch wieder einkriegen. Ich glaube, er war selbst erschrocken und peinliche Situationen kann er nicht ausstehen. Malfoy eben… Nimm's dir nicht so zu Herzen. Spätestens nach dem Quidditchspiel in drei Wochen wird kein Mensch mehr drüber reden.“ „DREI WOCHEN?“, schrie ich entsetzt auf. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“ Ich vergrub mein Gesicht zwischen meinen Händen und schnaufte frustriert. Drei Wochen Schulgespräch zu sein, und das auch noch im Zusammenhang mit Malfoy, kam mir wie die Hölle auf Erden vor. Nico riss mich aus meiner Lethargie und sah auf die Uhr.
„Komm, Rae… Verteidigung bei der Umbridge! Vielleicht solltest du…, “ sie prustete los und musste sich zusammenreißen um überhaupt weiterzusprechen, „…vielleicht solltest du wenigstens da pünktlich sein!“ Ich schenkte ihr einen bösen Blick und versuchte mich würdevoll zu erheben. Nico schmunzelte, sprang ebenfalls auf und wir machten uns auf den Weg zu Verteidigung gegen die dunklen Künste.
Dort angekommen saßen schon einige Schüler gespannt auf ihren Plätzen und blätterten in ihren Büchern. Harry drückte mir im Vorbeigehen einen Zettel in die Hand und sah mich kurz eindringlich an, um sich gleich darauf neben Hermine und Ron niederzulassen. Nico hatte die Aktion zwar gesehen, ließ sich aber nichts anmerken. Im Geiste dankte ich ihr dafür und setzte mich neben sie in die hinteren Bänke. Die Reihen waren jetzt gut gefüllt, aber es passierte nichts. Keine Professor Umbridge in Sicht. Ich faltete den Zettel, der sich immer noch in meiner rechten Hand befand, langsam auf und las: „Treffen uns heute vor dem Mittagessen hinter der Statue von Bartholomäus dem Bärtigen im ersten Stock! HRH“ Ich blickte zu Harry rüber, der mich verstohlen musterte und nickte kurz. Auch er wandte sich gleich wieder ab, als eine fröhlich trillernde Professor Umbridge den Raum betrat. „Guten Tag, liebe Klasse!“ rief sie uns zu, als sie das Lehrerpult erreicht hatte.
„Morgen…“, nuschelten vereinzelte Schüler. Die Professorin schüttelte leicht den Kopf und schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Tz... tz... tz... So geht das aber nicht. In Zukunft wünsche ich, dass wenn ich Sie grüße, Sie meinen Gruß ebenso höflich erwidern! Also, versuchen wir es noch einmal! Guten Morgen Klasse!“ Brav wie die Erstklässler antworteten wir, der eine oder andere etwas genervt, im Chor: „Guten Morgen, Professor Umbridge!“ Diese klatschte begeistert in ihre wulstigen, mit Ringen übersäten Hände und strahlte uns gekünstelt an. „Sehr gut! So werden wir es auch in Zukunft beibehalten, nicht wahr? So – jetzt würde mich interessieren, was Sie bei Ihrem letzten…“, sie zögerte einen kleinen Moment und schien angewidert ihre kleine Nase zu verziehen, „Lehrer durchgenommen haben.“ Hermine meldete sich sofort eifrig und wurde auch aufgerufen. „Ja… Miss…?“ „Granger… Hermine Granger! Professor Lupin nahm mit uns Irrwichte, Hinkepanks und die Grundlagen der dunklen Kreaturen durch! Wir begannen zum Ende des Schuljahrs mit Abwehrmagie. Zudem…“ Hier unterbrach Umbridge sie einfach und wandte sich ab. „Aha, naja… Hatte nichts anderes erwartet. Abwehrmagie… Tz tz tz…“ Sie wandte sich wieder der ganzen Klasse zu und hob lächelnd an. „Verteidigungszaubersprüche in der Praxis werden Sie nicht brauchen. Wir wollen uns in diesem Schuljahr, in dem Sie ja auch Ihre ZAGs ablegen werden, vorwiegend mit Verteidigungstheorie beschäftigen!“
Jeder, der sich bis zu diesem Zeitpunkt etwas Anderem zugewandt hatte, horchte interessiert auf und die Professorin hatte in diesem Moment wirklich die volle Aufmerksamkeit. Nico hob die Hand und sah Umbridge auffordernd an. Diese nickte ihr kurz zu. „Professor, wollen Sie damit sagen, dass wir in diesem Jahr in Verteidigung NICHT zaubern werden?“ Die Professorin nickte nur lächelnd und erwiderte: „Gut erfasst, Miss. Sie werden Ihre Zauberstäbe in diesem Jahr hier nicht gebrauchen. Darum werden Sie diese auch zu Beginn meines Unterrichtes gleich wegpacken. Und nun schlagen Sie bitte die Bücher auf und lesen das erste Kapitel über defensive Magie. Ich wünsche keine Unterhaltungen!“
Ohne noch groß auf die Klasse zu achten, setzte sich Umbridge und griff nach einem Stapel rosafarbener Pergamente und einer Feder mit kitschigen Perlmutteinsätzen. Sie beugte ihren kleinen, pummeligen Körper weit über die Tischplatte und begann mit leicht verbissener Miene zu kritzeln.
Hermine hob erneut die Hand, wurde aber nicht beachtet. Sie saß wie eine Statue da, wurde jedoch auch nach mehreren Sekunden von Umbridge nicht bemerkt, bis sie ein, zweimal deutlich mit den Fingern schnippte. Die Professorin sah auf und warf ihr einen irritierten Blick zu. „Ja, Miss Granger? Haben Sie eine Frage?“ „Nein Professor… Ich wollte nur wissen, wie wir uns verteidigen sollen, wenn wir es nicht üben!“ Umbridge hob verwundert die Brauen und lächelte dann beruhigend. „Aber, aber, meine Liebe. Sie scheinen einen Hang zur Dramatik zu haben. Gegen wen sollten Sie sich denn verteidigen wollen? Hier gibt es keinerlei Gefahren für Sie, seien Sie versichert, dass das Ministerium Sie gut behütet!“ Harry schnaubte verächtlich und wandte den Kopf Richtung Pult. „Und was ist mit Voldemort?“
Sofort war die Stille verflogen. Stimmengemurmel erhob sich von allen Seiten. Ich sah zuerst fassungslos zu Nico, die gebannt von Harry zu Umbridge blickte. Hermine schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund und die meisten Gryffindors machten einen unsicheren Eindruck. Lediglich die Slytherins schienen sich nicht irritieren zu lassen, Malfoy lächelte Blaise sogar amüsiert zu, wie ich aus den Augenwinkeln erkennen konnte. Die Professorin erhob sich schlagartig von ihrem Stuhl und schien sich im ersten Moment wie eine Harpyie auf Harry stürzen zu wollen, riss sich dann aber zurück und lächelte süßlich. „Ich gehe davon aus, dass ich das Vergnügen mit Mr. Potter habe?“ Sie betrachtete Harry mit einer Mischung aus Neugierde und Abneigung. Harry nickte knapp und erwiderte fest ihren Blick. „Dann, Mr. Potter, lassen Sie sich gesagt sein, dass der dunkle Lord nicht mehr existiert und Ihnen somit auch keine Gefahr droht!“
Harry lachte kurz trocken auf. „Sicher… Und das letztes Jahr beim Trimagischen Turnier war eine Fata Morgana? Diggory ist gestorben, durch die Hand Voldemorts! Und ich bin so knapp…“ er zeigte mit seinen Fingern eine kleine Spanne, „so knapp entkommen! Und Sie, Professor“, er spuckte den akademischen Grad fast verächtlich aus, „stellen sich hier hin und sagen uns, dass Verteidigung nicht notwendig ist?“ Umbridge wurde mit einem Schlag puterrot, ihre Gesichtsfarbe wechselte einen Moment später zu kalkweiß. Sie trat langsam zu Harrys Tisch, stützte sich einmal tief durchatmend mit beiden Händen auf seiner Tischplatte ab und starrte ihm eindringlich in die Augen. „Erzählen Sie keine Märchen, Mr. Potter! Das Ministerium wäre sofort darüber informiert worden, wenn sich Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf erneut erhoben hätte. Mr. Diggorys Tod war ein tragischer Unfall, an dem Sie nachweisbar unschuldig sind. Hören Sie auf, Ihre Schuldgefühle auf Traumbilder zu projizieren!“ Sie schien ihm begütigend die Hand tätscheln zu wollen, aber Harry entzog sich sofort ihrer Nähe und stand auf. „Voldemort ist zurück! Hören Sie? Er IST zurück! Und Professor, Ihr geliebtes Ministerium hat NICHTS, aber auch GAR NICHTS dagegen unternommen!“ Er schien sich regelrecht in Rage zu reden und ich wechselte wieder einen beunruhigten Blick mit Nico.
Die Lehrerin schien nun langsam die Nerven zu verlieren und sah sich leicht gehetzt im Raum um. Alle Augen waren gebannt auf Umbridge gerichtet und verfolgten jeden ihrer Schritte. „Nun gut, Mr. Potter. Anscheinend sind Sie nicht anders zu überzeugen als mit sanfter Gewalt.“ Die Professorin ging zurück zu ihrem Schreibtisch, zog ein rosafarbenes Blatt zu sich heran und begann zu schreiben. Anschließend versiegelte sie das Pergament mit ihrem Zauberstab und drehte sich wieder zur Klasse. „In Ordnung, Mr. Potter. Eine letzte Chance, ich will ja nicht als ungnädig gelten. Geben Sie zu, dass Sie sich lediglich aufspielen wollten und uns hier ein hübsches Märchen erzählt haben? Dann werde ich die Angelegenheit vergessen und wir machen einfach weiter, als wäre nichts passiert!“
Harry musterte Umbridge nur wortlos, sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass er ihre Worte zwar verstand, aber nicht begreifen wollte. Dann brüllte er schlagartig los. Ich zuckte erschrocken zusammen und auch meine Mitschüler starrten Harry aufgewühlt an. Ich war zutiefst erschüttert, nie hätte ich gedacht, dass Harry so ausflippen konnte. „ICH LÜGE NICHT! ICH HABE IHN GESEHEN! ICH HABE MICH MIT IHM DUELLIERT! VOLDEMORT IST ZURÜCK!!!“, schleuderte er der Lehrerin wütend, fast schon verzweifelt entgegen. Umbridge starrte ihn nur feindselig an und erwiderte seelenruhig: „Nun gut.“ Sie seufzte gespielt enttäuscht auf, reichte ihm das versiegelte Pergament und schien peinlich darauf zu achten, ihn nicht unnötig zu berühren. „Bringen Sie dieses Pergament zu Professor McGonagall. Für heute sind Sie von meinem Unterricht suspendiert! Wir werden uns zu einem anderen Zeitpunkt weiter unterhalten!“
Harry griff nach dem Schreiben, wechselte einen kurzen Blick mit Ron und Hermine, die ebenso geschockt schienen und packte wortlos seine Sachen zusammen. Ohne noch jemanden eines Blickes zu würdigen, verließ er das Klassenzimmer. Umbridge atmete tief durch und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. „So meine Lieben. Nachdem dieses kleine Missverständnis…“, sie gluckste kurz auf, „geklärt ist… Kehren Sie bitte zu ihren Büchern zurück! Und Ruhe bitte!“ Und sie wandte sich wieder ihren Pergamenten zu, als wäre nichts geschehen.
Der Rest der Unterrichtsstunden verlief ohne weitere Vorkommnisse, es herrschte zwar eine unterschwellige Unruhe im Raum, aber nach diesem Disput wagte es niemand, offen etwas zu unternehmen. Es schellte zur nächsten Stunde – Verwandlung. Ich stöhnte schon beim Gedanken an McGonagall innerlich auf, aber ich hatte ja keine andere Wahl. Nico zog mich kommentarlos aus dem Klassenzimmer und den Korridor entlang. Erst in sicherer Reichweite begann sie mir leise flüsternd die Geschichte des Trimagischen Turniers und vom Tod Cedric Diggorys, eines Hufflepuffs, zu erzählen. Sie schilderte, wie ein Tuch des Schweigens über die Angelegenheit gebreitet worden war und Dumbledore sämtliche Diskussionen darüber untersagt hatte. Ich schüttelte den Kopf und schwieg. Zu viele Gedanken schwirrten durch mein Gehirn, ich musste das Ganze erst mal ein bisschen verarbeiten. Viel zu kurz war der Weg, bis wir bei McGonagall ankamen und uns einen Platz im Klassenzimmer suchten.
Die Miene der Professorin deutete auf Gewitter hin, ich zählte eins und eins zusammen und schloss auf die Unterhaltung mit Harry. Den konnte ich in den ersten Reihen ausmachen. Hermine und Ron waren bei ihm und redeten leise flüsternd auf ihn ein. Harry schüttelte immer wieder vehement mit dem Kopf und schien sich immer noch nicht beruhigt zu haben.
McGonagall ließ ihren Blick über die Klasse schweifen und lehnte sich an ihr Lehrerpult. Sie lächelte leicht und begann mit ihrem Unterricht: „Guten Morgen! Heute werden wir uns mit der Verwandlung einer Haarbürste in einen Igel beschäftigen. Dieses Thema wird auch in Ihren ZAG-Prüfungen behandelt werden, deshalb rate ich Ihnen, gut aufzupassen!“ Mit einem Schwenk ihres Zauberstabs erschien vor jedem Schüler eine Haarbürste und McGonagall erklärte die Zauberstabbewegung und den passenden Spruch. „Nun schaut her und konzentriert euch!“ Mit einem Schlenker ihres Zauberstabs verwandelte sich die Bürste in einen putzigen kleinen Igel, der sich gähnend auf ihrem Schreibtisch streckte. Die Mädchen der Klasse seufzten entzückt auf. Grinsend stupste ich Nico an und begann, mir geziert mit meiner Bürste meine Haare zu frisieren. Die hielt es vor unterdrücktem Gekicher kaum auf ihrem Stuhl, was uns einen entrüsteten Blick von McDrache einbrachte. „Miss Frasier und Miss Montescue…“, schnappte sie und schlenderte zu uns herüber. „Wären Sie geneigt, Ihre Schönheitspflege auf Ihre Freizeit zu beschränken und sich nun unserem Unterrichtsthema zu widmen?“ Sie fixierte mich mit einem strengen Blick und deutete auffordernd auf meine Haarbürste. Ich konnte mir schon vorstellen, in was für einer Katastrophe das enden würde, versuchte aber tapfer mein Glück. Und siehe da – die Haarbürste formte sich zu einem Igel, der jedoch… Bei Merlin, das konnte doch nicht sein! Das Tierchen streckte sich, wie auch jenes von McGonagall, und fiel plötzlich um. Ich stupste vorsichtig mit dem Finger dagegen, aber es rührte sich keinen Millimeter mehr. Plötzlich begann der Igel, gut hörbar für jeden zu schnarchen. Errötend sah ich zu McGonagall auf, die ihre Lippen zu einem ironischen Schmunzeln verzog. „Nun… Miss Montescue hat uns gerade eindrucksvoll demonstriert, wie man einen gezauberten Igel in einen Tiefschlaf versetzt.“ Sie räusperte sich kurz und wandte sich Nico zu. „Also, Miss Frasier… Retten Sie die Ehre Ihres Hauses und bringen Sie bitte etwas zustande!“ Nico nickte leicht, konzentrierte sich und – voilá – da war der Igel, der sofort begann den Tisch zu erkunden. Nico grinste siegessicher und selbst McGonagall konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. „Zehn Punkte für Slytherin, Miss Frasier! Sehr gut…“ Sie wandte sich abermals an mich. „Und Ihnen, Miss Montescue, würde ich raten, sich besser auf die gestellten Aufgaben zu konzentrieren! Dann klappt das auch mit einem wachen Igel!“ Die Röte auf meinen Wangen vertiefte sich noch. Pansy grinste mich schadenfroh an und auch Blaise und Draco, die schräg hinter uns saßen, konnten sich ein Prusten nicht verkneifen.
Ich dankte Merlin auf Knien, dass die Verwandlungsstunde ohne weitere Peinlichkeiten zu Ende ging. Mein Magen knurrte bereits und ich freute mich schon aufs Mittagessen. So schlenderte ich fröhlich bei Nico eingehakt in die Große Halle, als sich Blaise zu uns gesellte. Ich wollte mich gerade für mein Treffen mit dem Goldenen Trio loseisen, aber Blaise war wohl fest entschlossen, uns in ein Gespräch zu verwickeln. Mist...das würde ich dann wohl auf später verschieben müssen, ich hoffte bloß, dass mir Harry nicht allzu sauer war. „Na Ladies?“, sprach er uns an, „Was machen die kleinen Igelchen?“ Feixend baute er sich vor mir auf. Ich sah ihn mäßig begeistert an und zog eine Schnute. „Weil das dämliche Tier auch direkt vor McGonagall einschlafen musste. Wahrscheinlich hat es sich bei ihrem Anblick nur erschreckt und sich vor lauter Schock schlafend gestellt…“, mutmaßte ich und hatte die Lacher schon wieder auf meiner Seite. Grinsend zog ich Nico weiter und wir setzten uns an unseren Haustisch. Pansy schien aus ihren Fehlern beim Frühstück gelernt zu haben. So traktierte sie mich zwar mit offensichtlichen Todesblicken, verhielt sich aber ansonsten recht ruhig. Anders dagegen Malfoy. Anscheinend fest überzeugt, sich für die angebliche Blamage von heute Vormittag rächen zu müssen, fragte er süffisant: „Na Montescue? Wann vertiefen wir unsere Bettspielchen von heute Morgen?“ Ich war gerade mit meiner Suppe beschäftigt, als mich sein Spruch völlig unerwartet traf. Sofort war die komplette Aufmerksamkeit des Slytherintisches auf uns gerichtet. Mein Kopf ruckte nach oben und ich sah ihn einen Moment entgeistert an. Blaise senkte seinen Blick auf den Teller, Pansy wurde kreidebleich und starrte Draco fassungslos an, lediglich Nico konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Ich legte den Kopf leicht schief und lächelte kokett: „Du kannst dich ja gerne melden, wenn du gelernt hast, bei eben diesen Spielchen nicht plötzlich aus dem Bett zu fallen…“
Ich grinste innerlich, als ich erst Verwunderung und dann Wut in Dracos Augen lesen konnte. Nach der Niederlage von heute Morgen tat es gut, ihn fĂĽr einen Moment fassungslos zu sehen.
Anders Pansy. Sie hatte sich mittlerweile aus ihrem Schockzustand erholt und taxierte mich mit feindseeligen Blicken. „Du bist so eine Schlampe, Montescue! Wahrscheinlich hast du Dray mit irgendwelchen billigen Tricks zu dir raufgelockt! Aber das hat ja scheinbar auch nicht so gut geklappt!“ Ich sah sie äußerlich ruhig an, innerlich tobte ein Sturm in mir. „Weißt du Pansy…“, ich lächelte leicht geziert, „an deiner Stelle würde ich mich fragen, warum er zu mir gekommen ist. Mir ist es noch nie passiert, meinen Freund im Schlafzimmer einer Anderen zu wissen!“ Pansy stand auf und zog ihren Zauberstab, als Blaise die Hand hob. „Es reicht, Leute. Tragt eure Feindseligkeiten woanders aus, aber nicht am Haustisch! Außerdem erregen wir gerade extrem viel Aufmerksamkeit!“ Ich sah mich um. Die Lehrer beobachteten uns gespannt und auch der eine oder andere Schüler der anderen Häuser sah interessiert zu uns herüber. Pansy wandte sich, frustriert darüber nichts unternehmen zu können, zum Gehen, jedoch nicht ohne mich noch einmal hasserfüllt anzustarren. „Das wirst du bitter bereuen, Montescue!“, zischte sie leise und rauschte aus der Großen Halle.
Nach dem Mittagessen hatte ich noch Alte Runen zu meistern, wobei sich das nach den Aufregungen des Vormittags wie ein Spaziergang gestaltete. So saß ich pünktlich gegen 16 Uhr mit Nico im Gemeinschaftsraum und arbeitete mich durch meinen Zaubertränkeaufsatz. Sinnierend strich ich mit dem Ende der Feder über meine Wange, während ich noch über den genauen Wortlaut des Satzes nachdachte. Auch Nico hatte sich tief über ihre Hausarbeit gebeugt und schien konzentriert nachzudenken. „Weißt du, Nico…“, begann ich, „irgendwie wundert es mich. Ich vermisse meine alte Schule zwar schon… Aber es ist nicht halb so schlimm wie ich mir das ausgemalt habe…“ Sie hob den Kopf und lächelte mich an: „Naja... Du hast ja auch schnell Freunde gefunden und dich ansonsten auch ganz gut eingefügt!“ Ich nickte zustimmend: „Danke für alles… Hey… Ich bin froh, dass ich so eine nette Zimmergenossin hab.“ Sie sah mich kurz gerührt an und lachte dann auf: „Hey… Schluss mit den Schleimereien! Wir sind Slytherins! Und genauso sollten wir uns verhalten! Apropos... Hast du nicht heute Vormittag gesagt, du müsstest heute noch nachsitzen? Bei Snape?“ Ich seufzte frustriert auf: „Ja… Aber der ist nichts gegen Malfoy... Und eben dieser wird mir Gesellschaft leisten!“ Nico schmunzelte mich leicht an: „Zeit für die nächste Lektion in Sachen Bettsport?“ Ich funkelte sie böse an und schnalzte mit der Zunge. „Hey – ich meine… Uninteressant scheinst du für ihn nicht zu sein, wenigstens glaube ich das. Außerdem wirft er sich ganz schön ins Zeug – also ich meine für einen Malfoy – um in deiner Nähe zu sein… Sei mal ehrlich. Ist da was?“ Ich starrte sie fassungslos an und schüttelte energisch den Kopf. „Spinnst du? Nein... Hey, ich meine, Mr. Obercool ist so mit sich selbst beschäftigt, dass er neben sich sowieso nichts wahrnimmt. Und auf die paar Sekunden, die er mir von seiner täglichen Aufmerksamkeit schenkt, kann ich getrost verzichten!“ Nico nickte verstehend. „Zudem klebt die Muggelkrankheit wie eine Klette an ihm und betütelt ihn den ganzen Tag… Schrecklich, die Frau!“ Ich sah sie ernst an: „Hätte sie weitergeätzt und das Wort ‚Schlampe’ wäre ein zweites Mal gefallen, hätte ich wohl wirklich die Fassung verloren. Ich weiß nicht, wovor sie Angst hat… Ich komm ihrem Draco-Schatzi-Putzi doch weder zu nahe, noch bin ich nett zu ihm.“ Nico grinste: „Das ist es ja. Bist du nicht und trotzdem scheint Malfoy sich ab und an ganz gern in deiner Nähe aufzuhalten. Aber hey…“, sie wies mit ihrer Feder auf die Aufsätze, „Wir haben noch echt viel um die Ohren und wenn du heute Abend noch zu Snape musst, sollten wir uns ranhalten!“
Nach einiger Zeit streckte ich mich und massierte kurz meine Schläfen. Mein Blick fiel auf meine Armbanduhr und ich stand auf. Ein Zauberstabschwenk später waren meine Schulsachen wieder in meiner Tasche verstaut und ich lächelte Nico entschuldigend an: „So… Ich sollte mich dann auf den Weg machen, sonst komme ich heute noch mal zu spät und ich glaube, dass Snapes Begeisterung dann geradezu explodieren würde!“ Nico nickte nur und vertiefte sich wieder in ihren Verwandlungsaufsatz. Ich ließ meinen Blick durch den Gemeinschaftsraum schweifen. Mittlerweile war es fast 20 Uhr und er war gut gefüllt. Ich schnappte mir meine Tasche und wandte mich Richtung Ausgang, Malfoy konnte ich nirgends ausmachen… Vielleicht war er auch schon bei Snape. Ohne Umwege ging ich in die Kerker hinab und klopfte leicht gegen das massive, dunkle Holz der Tür des Zaubertrankklassenzimmers. Die Türe schwang auf und ich spähte in den Raum. Keiner zu sehen. Hm, dann würde ich halt warten. Ich ging langsam zu einem Regal und begann die verschiedenen Inhalte der Gläser zu inspizieren. So in Gedanken bemerkte ich gar nicht, wie Snape und Malfoy den Raum betraten. „Miss Montescue…“, schnarrte Snape leise hinter mir und ich drehte mich um. Draco lehnte an einem Tisch und sah gelangweilt zu mir rüber. Wahrscheinlich war er immer noch beleidigt, dachte ich mir innerlich kichernd. Snape wies mit seiner Hand auf einen freien Tisch. „Setzen! Sie werden den Trank von heute Vormittag nachbrauen und zwar in vollster Perfektion! Dann werden Sie mir vier Ellen darüber schreiben, warum der Nieswurz dem Beruhigungstrank erst kurz vor seiner Vollendung zugefügt werden darf. Und dann, und ich betone…“, seine Stimmlage wurde bei den letzten Wörtern einen Tick schärfer, „erst dann dürfen Sie gehen. Legen Sie die Proben und die Pergamente wenn Sie fertig sind auf meinen Schreibtisch! Und keinen Bettsport für heute mehr!“ Ein sadistisches Lächeln umspielte seine schmalen Lippen, die er kurz darauf zusammenpresste und den Raum verließ.
Unsicher schielte ich zu Draco, der sich von seinem Tisch abstieß und Richtung Zutatenschrank schlenderte. Er würdigte mich immer noch keines Blickes und schien mich ganz offensichtlich ignorieren zu wollen. Na gut, dann kann ich wenigstens in Ruhe arbeiten, redete ich mir ein. Ich zuckte also nur kurz mit den Schultern und begann ebenfalls, mir meine Zutaten zusammenzustellen. Ich entfachte ein Feuerchen unter meinem Kessel und begann mit dem Brauen. Draco hatte sich versetzt hinter mir einen Tisch gesucht und fluchte plötzlich lautstark vor sich hin. Ich wandte mich zu ihm um und zog eine Braue hoch. Dann sah ich das Malheur. Er hatte vergessen, die Wurzeln richtig kleinzuschneiden und sie nur grob gehackt. Das hatte zur Folge, dass sein Trank fast überkochte und grünliche Nebelschwaden durch die Kerker krochen. Eilig rannte ich zum Zutatenschrank und begann hektisch die Zutaten zu durchsuchen, bis ich endlich einen Mondstein fand. Hastig spurtete ich zurück und schmiss ihn ungefragt in seinen Kessel. Der Trank beruhigte sich sofort und nahm auch gleich die gewünschte grünliche Färbung an. Meine Augen wanderten vom Kessel zu Dracos Gesicht, das sich leicht verzog. „Mann… Kannst du dich nicht einfach raushalten? Ich hätte das auch selbst gekonnt!“, giftete er mich an. Dabei runzelte er verärgert seine Stirn. Ich seufzte leise. Der Kerl machte mich wahnsinnig! Somit ließ ich mich nur dazu herab, mokant eine Braue zu heben: „Gut, dann kannst du ja jetzt weitermachen. Ach ja, gern geschehen!“ Abrupt wandte ich mich wieder meinem eigenen Kessel zu und arbeitete weiter.
Währenddessen hatte Draco ganz andere Probleme, denn seine Gedanken wirbelten wild durcheinander. ‚Ich kann ihr nicht danken… Das wäre ja würdelos. Ein Malfoy dankt keinen dahergelaufenen Mädchen mit großer Klappe’, redete er sich ein. ‚Außerdem hätte ich das selbst auch gekonnt!’, setzte er gedanklich noch dazu und grinste zufrieden, bis sich ein kleines Stimmchen in seinem Inneren meldete. ‚Ja sicher, gar nichts hättest du gekonnt! Wenn die Kleine nicht so schnell reagiert hätte, könntest du von vorn anfangen!’ Draco schüttelte kurz den Kopf und versuchte sich auf seinen Trank zu konzentrieren. ‚Eigentlich imponiert mir ihre Schlagfertigkeit ja. So mit mir umzuspringen hat sich noch keiner getraut. Ist mal was erfrischend Neues...STOP! Was denke ich da eigentlich für einen Müll?’ Er biss sich auf die Unterlippe, um wieder klar im Kopf zu werden. ‚Außerdem bin ich ein Malfoy. Und Malfoys sagen nicht danke oder sind nett.’ Gedanklich klopfte er sich auf die Schulter und lachte leise vor sich hin.
Ich drehte mich irritiert zu ihm um, das Lachen verstummte sofort und ich kassierte einen genervten Blick. Schnaubend wandte ich meinen Kopf wieder nach vorne. „Hey… Rae, ich meine Montescue… Danke!“ Überrascht riss ich meine Augen auf. Draco Malfoy… Mr. Unnahbar und Supercool hatte mir gerade gedankt? Einfach so? Geschmeichelt musste ich lächeln. Auch wenn der Dank nicht gleich gekommen war, konnte ich mir vorstellen, was ihn dieses einfache Wort gekostet hatte und es war Balsam für mein Ego. „Schon ok, Malfoy. Und jetzt stör mich bitte nicht, ich muss arbeiten!“, gab ich leise zurück und warf den Nieswurz in den Trank, der sich sofort hellblau verfärbte. Zufrieden rührte ich noch ein, zweimal mit meinem Zauberstab im Kessel um und verkorkte dann ein Fläschchen. Auch Draco schien seinen Trank hingekriegt zu haben und machte sich ans Probenabfüllen. „Evanesco!“, murmelte ich und die Utensilien waren verschwunden. Ich säuberte noch kurz den Kessel und setzte mich. Ich griff in meine Tasche, zog ein Pergament, Tinte und eine Feder hervor und begann zu schreiben. Auch Draco machte sich an den zweiten Teil seines Nachsitzens und so arbeiteten wir friedlich vor uns hin.
Zwei Stunden später stöhnte ich leise auf und streckte den Rücken durch. Snape war ja wahnsinnig. Meine Abhandlung war fertig, aber mir taten die Finger vom Schreiben weh, an meinen Rücken dachte ich gar nicht. Ich beschriftete mein Pergament und legte es zu meiner Probe auf Snapes Schreibtisch. Kurz sah ich zu Draco hinüber, der noch eifrig vor sich hin schrieb. Sollte ich noch etwas sagen? Eine gute Nacht wünschen? Fragen ob ich ihm helfen könnte? Nein, dachte ich bestimmt. Der soll das ruhig alleine hinkriegen. So verabschiedete ich mich nur mit einem kurzen „Nacht!“ von ihm, machte mich auf den Weg in meinen Schlafsaal und bekam gar nicht mehr mit, wie Draco mir gedankenverloren hinterhersah.
Gerade im Gemeinschaftsraum angekommen sah ich auf die Uhr. Scheiße, es war ja schon fast halb eins. Jetzt aber schnell! Ich spurtete die Treppen hoch und öffnete leise die Türe zu meinem Schlafsaal. Nico schlief schon, und so machte ich mich leise bettfertig und ließ mich in die Kissen fallen. Meine Augen flatterten noch einen kleinen Moment, dann schlossen sie sich zufrieden und ich glitt ins Reich der Träume.
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