von Khira1403
Hallo Ihr!
Ich weiß, eigentlich wollte ich fünf Rew's abwarten, aber ich hab das Chap schon länger fertig und wollte es euch nicht länger vorenthalten.
Nochmal - wer Interesse an Bildern meiner FF Charaktere hat - bitte anschreiben!
Das nächste Chap ist extra lange und ja - endlich passiert mal ein bisschen mehr! Bin gespannt, wie ihr es findet!
Habe beschlossen meine Rew's auch mal aufzulisten:
@Sam: Ode an meinen treuesten Review-Schreibling. Danke dass es dich gibt :-)
Blaise wird sich schon wieder fangen - is doch nen taffes Kerlchen :-) Und nenn mich nie nie nimmernicht wieder "junge Dame" *lach* das macht Mama immer, wenn ich was ausgefressen hab!
@Lisa Turpin: Ein neues Gesicht :-) Schön dass du mich liest...aber naja...mit WEM Rae im Endeffekt zusammenkommt ist immer noch ihre Sache. Ich kann mich da nich so einmischen :-) Geduld, vielleicht findest du meine Lösung am Ende doch noch gut?
Nun, dann wollen wir mal - Let's cheer, viel Spaß und lasst was hören!
LG; Khira
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Blicklos starrte ich auf die vom Dampf noch leicht feucht schimmernden Kacheln des Vertrauensschülerbads. Die Fliesen verschwammen in einem Schleier von Tränen, die sich langsam ihren Weg von meinen Augenwinkeln über meine Wangen bahnten. Scheiße…Scheiße…Scheiße… Konnte ich denn gar nichts richtig machen? Ich verfluchte mich im Stillen selbst. Was sollte ich denn jetzt nur tun? Ich meine – ich konnte Blaise ja schlecht unter die Augen kommen nach so einer Aktion. Und Draco - ja Draco… Mein Verstand schaltete aus, wenn ich an Malfoy dachte. Ich meine – hey…hallo! Wir sprechen hier von Draco Malfoy. Den ich eigentlich überhaupt nicht ausstehen konnte. Der mich tagtäglich nervte, verarschte, aufzog. Ich schüttelte vehement den Kopf um meine verworrenen Gedanken zu vertreiben, aber der Nebel lichtete sich kein Stück. Energisch wischte ich die Tränen von meinen Wangen und stand auf.
Unschlüssig begann ich, an meiner Unterlippe zu knabbern. So kam ich bestimmt nicht weiter. Langsam suchte ich mir meine Sachen zusammen und zückte meinen Zauberstab um den Raum wieder in Ordnung zu bringen. Nach getaner Arbeit wandte ich mich Richtung Türe und begab mich zu meinem Gemeinschaftsraum. Mittlerweile war es ganz schön spät geworden und ich hatte eine Heidenangst, Filch, seiner vermaledeiten Katze oder gar Snape zu begegnen. Ich grinste ironisch. Ja – Snape hätte mir gerade noch gefehlt, aber die Gänge schienen wie ausgestorben zu sein. Ich trat in den Gemeinschaftsraum und mein Blick schweifte umher. Das Feuer war beinahe heruntergebrannt und eine friedliche, ruhige Atmosphäre machte sich breit. Die meisten Schüler schienen schon ins Bett gegangen zu sein. Nur ein Platz auf dem Sofa war noch besetzt, denn dort saß Nico und lächelte mir freundlich zu.
Ich wand mich schon innerlich, schließlich wusste ich nicht, ob Blaise bei ihr vorbeigekommen war und zwang mich zu einem aufgesetzten Grinsen. „Hi…“ murmelte ich leise und ließ mich wie ein nasser Sack neben sie plumpsen. „Na Rae?“ schmunzelte sie leicht und wandte sich mir zu, während sie ihr Buch sinken ließ um mich aufmerksam zu mustern. „Wie war’s bei Snape? Hat er dich schlimm gequält?“ Ich zuckte mit den Achseln und feixte: „Du kennst doch Snape – der nicht glücklich, wenn er nicht quälen kann. Nee, im Ernst. Es ging schon…“ Kurz berichtete ich ihr von meinem Trip in den Verbotenen Wald. Die Sache mit Blaise ließ ich komplett weg, scheinbar wusste Nico auch nichts davon, denn sie erwähnte es mit keinem Wort. Stattdessen streckte sie sich nach einer Weile genüsslich und sah auf ihre Uhr. „Wir sollten schauen, dass wir in die Federn kommen, sonst sind wir morgen total platt…“ Mit diesen Worten erhob sie sich und hielt mir die Hand hin um mich hochzuziehen. Ich schlug ein und trottete ihr in unseren Schlafsaal hinterher, um mich bettfertig zu machen.
Der nächste Morgen brach neblig und etwas kühl an. Nur vereinzelt blinzelten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, langsam wurde es Herbst. Die Blätter bekamen langsam farbige Muster in kräftigen Rot- und Goldtönen und auch die Peitschende Weide schien sich auf den Winter vorzubereiten – wenigstens verdrosch sie nicht mehr gar so regelmäßig kleine Vögelchen oder alles andere, was sich in ihre Nähe wagte. Das Wetter passte sich wohl automatisch meiner Stimmung an, denn diese hatte sich seit dem gestrigen Abend kein Stück gebessert. Ich hatte immer noch ein unglaublich schlechtes Gewissen. Panik machte sich in mir breit, wenn ich mir vorstellte, dass ich beim Frühstück gleich auf Blaise treffen würde. Mir graute vor seiner Reaktion. Würde er mich ignorieren? Wütend anstarren? Oder, am Allerschlimmsten – traurig sein? Ich seufzte leise und folgte Nico in die Große Halle. Der Weg dorthin kam mir endlos vor. Missmutig ließ ich mich auf meinen Platz fallen und würdigte meine Mitschüler keines Blickes. Nach einer Weile hielt ich es jedoch vor Neugierde nicht mehr aus und mein Blick wanderte verstohlen an der Tafel entlang. Von Blaise keine Spur. Ich seufzte innerlich erleichtert auf, als sich jemand neben mich setzte. Mein Kopf wandte sich langsam nach links und da saß er. Blaise Zabini. Unruhe machte sich in mir breit – ich musste mich stark zusammenreißen, nicht auf meinem Platz hin und her zu rutschen. Schüchtern wagte ich einen Blick in seine Richtung. „Morgen Blaise…“ nuschelte ich leise. Keine Reaktion. „Blaise?“ versuchte ich es erneut mit dem Mut der Verzweiflung. Er wandte seinen Kopf. Leichte Schatten lagen unter seinen Augen, man könnte sie aber auch als zu wenig Schlaf auslegen. Wenn man nicht wusste was gestern passiert war. Er nickte lediglich kühl in meine Richtung und widmete sich wieder seinem Brötchen. Ich zuckte leicht mit den Schultern und versuchte, mir äußerlich nichts anmerken zu lassen. Die anderen Schüler kümmerten sich nicht weiter um mich und meinen Sitznachbarn, nur Draco musterte uns sehr aufmerksam. Wusste er etwas? Bei Merlin, ich wagte mir gar nicht auszumalen, was passieren würde wenn… „Montescue? Komm nach dem Frühstück mit in die Große Halle…Wir haben etwas zu besprechen…“ Ich wandte mich zu Draco und hob überrascht eine Braue. Äußerlich ruhig, grinste ich ihn gepielt anhimmelnd an um kurz darauf süßlich zu erwidern: „Sorry…schon was vor!“ Dracos graue Augen verengten sich ein kleines Stückchen und er richtete sich gerade auf. „Es ist aber wichtig. Oder wollen wir es hier besprechen?“ Pansy, die neben ihm Platz genommen hatte – wie sollte es auch anders sein – spitzte aufmerksam die Ohren und wandte sich mir zu. „Ich wüsste nicht…“ ihre Stimme troff vor Verachtung, „was du mit der da…“ sie zog das Wort „der“ ekelhaft in die Länge, „besprechen willst. Vielleicht kann ich dir helfen, Draco?“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und strich mit ihrer Rechten über seinen Oberarm.
Bevor Malfoy etwas erwidern konnte erhob sich der Schulleiter von seinem Platz und begab sich zum Podium. „Liebe Schüler. Die erste Woche ist fast vorbei und ich freue mich, die Auswahlspiele der Quidditchmannschaften ankündigen zu dürfen. Diese werden heute Nachmittag auf dem Spielfeld stattfinden. Die jeweiligen Kapitäne erwarten euch schon recht ungeduldig, wie mir Mr. Bleech gestern Nachmittag eindringlich erläuterte.“ Der Direktor schmunzelte vergnügt vor sich hin und fuhr fort: „Den Bewerbern wünsche ich viel Erfolg und alles Gute. Und allen anderen einen schönen Tag!“ Mit diesen Worten zwinkerte Dumbles der Schülerschaft freundlich zu und wandte sich wieder an McGonnagal, die sich entnervt bemühte, sich aus einem scheinbar nicht allzu interessanten Gespräch mit Professor Umbridge zu befreien. Reges Tuscheln erklang aus allen Richtungen der Großen Halle. Klar…ich hatte voll vergessen, wie beliebt dieser Sport hierzulande war. In Amerika gab es zwar auch Quidditch, aber es war weit nicht so bekannt wie in Europa. Ich wandte mich an Nico: „Du sag mal…habt ihr beim Quidditch eigentlich auch Cheers?“ Sie hob überrascht die Augenbrauen und schien kein Wort von dem zu verstehen, was ich sagte. „Hä…?“ erwiderte sie nur ratlos. „Na Cheerleader. Jedes Spiel in Amerika wird mit so einem Auftritt begonnen. Das sind Mädchen die tanzen und die Spieler anfeuern!“ Wieder nur ein irritierter Gesichtsaudruck, dann schüttelte Nico den Kopf.
„Nee..sowas gibt’s bei uns nicht. Aber hey…hast du das in deiner alten Schule gemacht?“ Einige unserer Mitschüler lauschten unserem Gespräch plötzlich sehr interessiert. Ich nickte bestätigend. „Jupp…wir spielten zwar kein Quidditch, aber bei uns gibt es einen Sport namens Rumbleball…das…hm…“ ich begann ihr grob die Footballregeln der Muggel zu erklären, mit dem kleinen Unterschied, dass das „Ei“ verzaubert war und man es erst mühsam fangen musste, bevor man einen „Touchdown“ erzielen konnte. Nico tippte sich überlegend mit dem Zeigefinger an die Lippen und grinste dann strahlend. „HEY! Ich hab eine Idee! Wie wäre es mit…“ den Rest flüsterte sie mir ins Ohr. Ich lauschte aufmerksam und grinste dann. Eine Cheerleadingmannschaft für Slytherin? Hmmm…nicht übel, der Gedanke war gar nicht so abwegig. „Aber fragen wir nicht unbedingt Snape…“ flüsterte Nico verschworen weiter. „Der erlaubt das doch nie! Wie wäre es mit Dumbledore? Der ist für einen Spaß immer zu haben und sagt bestimmt nicht nein!“ Ich nickte zustimmend. „In Ordnung…ich werde ihn nach Schulschluss mal ansprechen…dann schauen wir weiter!“ Der Gong der großen Turmuhr beendete unser Gespräch, denn der Unterricht begann in fünfzehn Minuten.
Professor Dumbledore nahm meine Idee freudestrahlend auf, als ich ihn am spätnachmittags in seinem Büro aufsuchte. „Raven, das ist ausgezeichnet! Vielleicht möchten die anderen Häuser auch gleich mitmachen?“ Ich lächelte ihn zögernd an. Andere Schüler in meiner Mannschaft? Nee – das ging gar nicht. Ich hatte zwar im Prinzip nichts gegen die anderen Häuser, aber das war nun wirklich Slytherinintern. Außerdem hatte ich überhaupt keine Lust mir meine Idee klauen zu lassen. Somit nickte ich und erwiderte das Lächeln des Schulleiters freundlich. „Nun, vielen Dank dass Sie meinen Vorschlag genehmigen! In meiner alten Schule gab es solche Mannschaften auch, demnach kann ich auf dem Gebiet auch schon ein bisschen Erfahrung mitbringen. Ich würde jedoch erst einmal gerne in meinem eigenen Haus herumfragen. Vielleicht könnten wir ja in Slytherin damit beginnen und das irgendwann…“ ich ließ es ganz bewusst offen, „…auf die anderen Häuser ausweiten?“ Der Professor nickte zustimmend. „Du integrierst dich wirklich gut Raven. Ich hoffe zudem, dass es dir in Hogwarts gefällt! Also – ich stelle euch übernächsten Sonntag ab 14 Uhr die Große Halle zur Verfügung, in der ihr ungestört üben könnt. Ich bin gespannt, was uns dann in Punkto Schirling bei den Spielen erwarten wird!“ Ich grinste leicht und korrigierte sein „Schirling“ in Gedanken zu „Cheerleading“. Dann erhob ich mich von meinem Chintz-Stuhl und nickte. „Super – und nochmals vielen Dank Professor, ich sollte mich jetzt an meine Hausaufgaben machen!“ Damit nickte ich ihm nochmals höflich zu und schlenderte zurück zum Gemeinschaftsraum um einen Aushang vorzubereiten.
Emsiges Geschnatter empfing mich dort, anscheinend waren die Auswahlspiele schon vorbei. Die einzelnen Spieler brüsteten sich selbstbewusst, wie kinderleicht sie die anderen Hausmannschaften, insbesondere die Gryffindors, fertig machen würden. Ich schüttelte leicht lächelnd den Kopf. Beim Sport waren wohl echt alle gleich. Hauptsache gewinnen. Nico jubelte, als ich ihr von meinem Erfolg bei Dumbledore berichtete und eine Stunde später pinnten wir einen Aushang ans Info-Brett der Slytherins:
Aufruf zum Cheerleading
Professor Dumbledore hat sich bereit erklärt, in Hogwarts eine Cheerleadingmannshaft zu erlauben.
Diese hat vor dem Spiel ihren eigenen Auftritt und feuert die Spieler auch während des Spiels kräftig an.
Die Auswahl findet übernächsten Sonntag um 14 Uhr in der Großen Halle statt, die uns der Schulleiter zur Verfügung gestellt hat.
Bei Fragen wendet euch bitte einfach an mich, ich hoffe, dass ihr neugierig geworden seid und dass wir viele Mädels zusammenbekommen um den Gryffindors mächtig einzuheizen.
Raven Montescue und Nico Frasier
Zufrieden betrachteten wir unser Werk und grinsten uns an. Das würde hundert pro ein Heidenspaß werden. Wir setzten uns auf eine der Couchen und machten uns an unsere Schularbeiten während sich die Nachricht wie ein Lauffeuer zu verbreiten schien. Unsere Mitschülerinnen nahmen die Idee begeistert auf und begannen eifrig, Pläne dafür zu schmieden. Und die Jungs lauschten interessiert den Ausführungen von Christian Brown, der anscheinend schon einmal bei einem Rumbleballspiel zugeschaut hatte. Denn er schilderte in leuchtenden Farben Mädels in knappen Röckchen mit Pon-Pons die aufreizend tanzend die Spieler ihrer Mannschaft anfeuerten. Ich griente leicht und flüsterte Nico, während vereinzelt ab und an begeisterte Pfiffe zu uns herüberhallen, zu: „Na, dass kann ja heiter werden!“
Die nächsten Tage verstrichen ereignislos. Blaise ignorierte mich immer noch sehr gekonnt und würdigte mich keines Blickes. Sämtliche Versuche, mit ihm zu reden und mich auszusöhnen klappten ganz und gar nicht. Nico hatte ich mittlerweile ins Vertrauen gezogen, ich meine hey – für was hat man schließlich eine Freundin? Aber auch sie war ratlos. Im Unterricht bereiteten uns die Lehrer immer zielstrebiger auf die ZAG’s vor. Oder besser ausgedrückt, sie überhäuften uns mit Hausaufgaben und begannen, knifflige Tests durchzuführen. Nur eine Neuerung gab es. Und die war nicht gerade erfreulich. Professor Umbridge, die sich in meinen Augen schon immer gerne wichtig gemacht hatte, wurde vom Zaubereiministerium zur Großinquisitorin berufen. Bei Merlins Zauberstab, was für ein protziges Wort für jemanden, der die Schüler ausspioniert. Sie schien nichts anderes zu tun zu haben, als ständig um uns herumzuwuseln und dämliche Fragen zu stellen. Meine Abneigung gegen diese Frau wurde immer größer, jedoch war sie dem Hause Slytherin freundlich gesonnen und hatte ihren Hass mehr auf die Gryffindors projiziert, insbesondere Harry bekam seit seinen Ausraster in seinem Unterricht ständig Nachsitzen bei ihr aufgebrummt. In letzter Zeit hatte ich kaum die Gelegenheit gehabt, mit Harry, Ron und Hermine zu sprechen, da mich die Schule und die Vorbereitung für das Cheerleadertraining ganz schön auf Trapp hielten. Ich hoffte nur, dass sie mir nicht allzu sauer waren, aber ich hatte momentan echt schon genug Probleme. Und wenn rauskam, dass eine Slytherin mit den Gryffindors und gerade Harry Potter enger befreundet war, dann war die Kacke sprichwörtlich am dampfen.
Meine Gedanken schweiften immer wieder von meiner Hausarbeit ab – wir sollten eine Trankkorrektur für Snape anfertigen – als die Couch neben mir plötzlich etwas nachgab und ich mich neben Draco wiederfand, der ungeniert auf mein Pergament lugte. „Na Kleines? Schon fertig?“ Ich schnaubte entrüstet, zog die Rolle unter seiner Nase weg und begann, sie aufzurollen. „Das geht dich nichts an Malfoy. Mach deinen Kram selbst, ok? Und nenn mich nicht so machohaft „Kleines“. Das ist ja schrecklich!“ Seine Brauen hoben sich leicht und er schenkte mir ein überhebliches Grinsen. „Warum so unfreundlich, Montescue? Denkst du nicht, ich weiß, wie oft du nachts von mir träumst?“ Ich erstarrte innerlich und sah ihm prüfend ins Gesicht. Was wusste er und vor allem, würde er es herumposaunen? Draco grinste mich siegessicher an und fing eine meiner Haarsträhnen ein, um sie um seinen Finger zu wickeln. „Weißt du… mein Vater,“ er zog das mit gewohnter Arroganz in die Länge, „wird hier in Zukunft öfter auftauchen. Er ist die Rechte Hand der Großinquisitorin. Vielleicht solltest du dich besser gut mit mir stellen, damit du keinen Ärger bekommst?“ Ich funkelte ihn erbost an und befreite meine Locke aus seinen Fingern. Dann räumte ich meine Unterrichtsunterlagen zusammen und stand auf. „Weißt du Malfoy…“ begann ich falsch freundlich lächelnd, „manche haben’s halt nötig, sich hinter ihrem Vater“, ich imitierte gekonnt seine Tonlage, „zu verstecken und sich ständig auf ihre gute Herkunft zu berufen. Das ist so armselig! Versuch doch mal, selbst was auf die Beine zu stellen, hm?“
Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und wollte gerade in meinen Schlafsaal hochgehen, als sich mir Pansy in den Weg stellte. Was heißt stellen, sie stapfte auf mich zu und baute sich vor auf. Huch, wo kam die denn so plötzlich her? Ich hatte sie gar nicht bemerkt. Meine Ohren begannen zu klingeln als sie begann, mich anzukeifen: „SPINNST DU? Wie kannst du es wagen, so unfreundlich zu Draco zu sein, du Miststück? Nur weil DU anscheinend keine einflussreichen Eltern hast und aus irgend so einem Loch aus Amerika stammst, musst du doch nicht so boshaft neidisch auf unsereins sein, die eben Ruhm und Einfluss haben?“ Sie stemmte ihre Hände in ihre, etwas breiteren Hüften und starrte mich feindselig an. Ich seufzte.
„Pansy…geh mir aus dem Weg, ok? Ich hab jetzt echt keinen Bock mir dein Gekeife anzutun! Denk was du willst und sieh in Zukunft zu, dass dein Dracolein in deinem Schlafsaal bleibt und nicht andere Mädels besucht!“ Ihre Gesichtsfarbe wechselte von knallrot zu kalkweiß und ihre Augen weiteten sich erschrocken. Ich wusste genau, dass meine Provokation ins Schwarze getroffen hatte und grinste sie ironisch an. „DU…KLEINE…SCHLAMPE!“ Schrie sie auf und wollte auf mich losgehen. Ich wich einen Schritt von ihr zurück und zückte sicherheitshalber meinen Zauberstab. Da schoss auch schon der erste Zauber an mir vorbei und traf eine Lampe. Ich wich ihm im letzten Moment gerade noch aus und richtete meinen Stab nun auf Pansy. Mein Können in Verwandlung war zwar noch nie gut gewesen, aber jetzt versuchte ich mich auf die Ratschläge meiner Professoren zu konzentrieren und murmelte einen Zauber. Ob es der richtige war, wusste ich nicht genau aber ich schien Glück zu haben. Mein Gegenüber quiekte erschrocken auf, als sich ihr Körper verbog und die Arme zu schrumpfen begannen. Pansys Gesicht deformierte sich und heraus kam ein Schimpanse. Ich klopfte mir innerlich anerkennend auf die Schulter. Nicht übel für mich, zwar hatte der Affe noch Löckchen, trug Schminke und hatte manikürte Fingernägel, aber hey – es war ein Affe. Ich sah zu Pansy herunter, rümpfte meine Nase und fauchte: „Nenn mich nie wieder Schlampe! Und jetzt geh in den Zoo zu deinen Verwandten, wo du hingehörst! SCHIMPANSY!“
Vor lauter Zorn hatte ich meine Mitschüler, die geschockt um uns herum standen, total vergessen. Hinter mir wurde Gekicher laut, das zu einem brüllenden Gelächter anschwoll. Anscheinend war Pansys Art und Weise auch bei den anderen nicht sonderlich beliebt und so bogen sich selbst ihre vermeintlichen Freunde vor Lachen. Ich schmunzelte nur und verbeugte mich spielerisch, als ich Nico neben mir ausmachen konnte. Auch sie hatte ein breites Grinsen im Gesicht und jappste leicht nach Luft: „Hey hey… anscheinend hast du doch was drauf. Aber jetzt verwandele sie zurück, sonst kriegst du am Ende noch Ärger!“ Ich nickte und versuchte einen Zauber aber es passierte nichts, außer dass sich Pansys Gesicht knallpink färbte. Mist – das war wohl der Falsche. Ich schwenkte erneut meinen Stab und diesmal formte sich das Äffchen zurück in die menschliche Gestalt… Nur – das Gesicht war immer noch pink. Ich prustete los und stupste Nico an. „Kannst du…kannst…kannst du bitte…“ meine Stimme bebte vor Lachen und auch Nico kicherte. Sie zog ihren Stab und wischte leicht durch die Luft, während sie den passenden Zauber sprach. Pansy funkelte mich zornig an und fauchte: „Na warte…das wird noch ein Nachspiel haben!“ Dann wandte sie sich um und verließ fluchtartig den Raum. Den Spitznamen „Schimpansy“ würde sie jedoch so schnell nicht wieder losbekommen. Mein Blick wanderte über meine Mitschüler und kreuzte sich mit Dracos, der während der gesamten Aktion ruhig auf seinem Platz sitzengeblieben war. Er hob leicht eine Braue und nickte mir kurz beeindruckt zu. Ich schnaubte erneut und setzte nun meinen Weg in den Schlafsaal fort.
Ein Nachspiel hatte mein Streit mit Parkinson Merlin sei Dank nicht, aber trotzdem war ich mir ihrer tödlichen Blicke ständig bewusst. Der Tag des ersten Cheerleadingtrainings rückte näher. Durch die viele Arbeit in den Unterrichtsstunden schien die Zeit im Flug vergangen zu sein. Meine Leistungen in Verwandlung besserten sich und selbst McGonnagal konnte sich ab und an ein anerkennendes Lächeln nicht verkneifen, obwohl manche Zauber noch ziemlich in die Hose gingen. Aber Nico stand mir netterweise in unserer freien Zeit zur Verfügung und übte mit mir, bis auch diese irgendwann saßen. Draco hatte sich mittlerweile darauf verlegt, mich nur noch zu beobachten und ab und an einen dummen Spruch abzulassen. Scheinbar hatte er sich wichtigeren Dingen zugewandt. Und Blaise – ja, Blaise… Der sprach immer noch kein Wort mit mir, obwohl ich darauf hätte schwören können, dass er mich ebenfalls beobachtete. Doch jedes Mal, wenn ich ihn ansah, wich er meinem Blick aus. Die Schatten unter seinen Augen waren immer noch nicht gänzlich verschwunden und er sprach wenig. Auch den anderen fiel unser reserviertes Verhältnis auf, aber niemand sagte ein Wort dazu. Es war ein freundlicher Samstagnachmittag, als ich mit Nico in unserem Schlafsaal saß. Lautstarke Musik dröhnte aus meinem Ghettoblaster. Jupp, auch in der Zaubererwelt gibt es so etwas. Ich hatte einen verzauberten CD-Player, der anstatt dieser komischen Scheiben, die Muggel zum Musikhören brauchten, auf Zuruf das gewünschte Stück abspielte. Manchmal war es schon sehr praktisch, hexen zu können. Nico und ich beschäftigten uns gerade mit der Musikauswahl für die Cheerleadingstunde. Die Schwestern des Schicksals, die in Europa wie Weltstars gefeiert wurden, waren immer noch nicht so ganz mein Fall, aber ich hatte es geschafft, Nico für die Band „Magical Desaster“ zu begeistern. Die waren in Amerika echt der Hit und spielten von Balladen bis zu schnelle Uptempo-Nummern alles und hatten dazu noch echt coole Beats drauf. Gerade lief mein absoluter Favorit „Magical“ zu der wir auch in den Staaten öfters geprobt hatten. Nico wippte im Takt mit und grinste anerkennend. „Hey…die sind echt gut. Ich wusste gar nicht, dass es die überhaupt gibt!“ Ich grinste sie leicht an und erwiderte schnippisch: „Jaja…als unkultivierte Europäerin hätte ich von dir auch nichts anderes erwartet!“ Das Kissen das prompt auf mich zuflog, traf mich volle Breitseite im Gesicht und ich quietsche protestierend auf. Schnell entwickelte sich zwischen uns die reinste Kissenschlacht und ich hätte fast die kleine Eule übersehen, die beharrlich an unser Schlafzimmerfenster pickte. Ich hob schwer atmend meine Hände „TIMEOUT!“. Auch Nico ließ sich auf ihr Bett sinken und grinste, während ich aufsprang und das Fenster öffnete. „Na…was bist du denn für ein hübsches Ding?“ lockte ich die Eule leise zu mir um ihr den Brief abzunehmen, der an ihrem Beinchen befestigt war.
Sie schuhute leise und kniff mir freundschaftlich in den Finger. Kaum war sie von ihrer Last befreit, flatterte sie auch schon wieder von dannen und ich entrollte das Pergament um gleich darauf irritiert meine Brauen hochzuziehen. Nico erhob sich und kam langsam auf mich zu. „Schlechte Nachrichten, Rae?“ Ich schüttelte meinen Kopf. „Der ist von Blaise…er will mich sprechen!“ Ein zögerndes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Vielleicht würde jetzt ja doch noch alles wieder gut werden. Ich schnappte mir meine Jacke und eilte zur Tür. „Ich muss mich beeilen! Bis später!“ winkte ich Nico zu und flitzte die Treppen hinab. Ich durchquerte eilig den Gemeinschaftsraum und bekam nicht mehr mit, wie sich Draco aus seinem Sessel erhob. Mein Atem beschleunigte sich, als ich eilig das große Portal öffnete, um auf die Schlossgründe zu gelangen. Ich joggte – Merlin sei Dank war ich sportlich – um den großen See und gelangte zu einer Eiche, dessen weitauslaufendes Geäst einen idealen Schattenplatz bot. Dort, unter diesem Baum saß Blaise. Seinen Rücken hatte er an den Stamm gelehnt und sein Blick war starr auf den See gerichtet. Leicht schnaufend kam ich neben ihm an. „Hey…“ murmelte ich leise und sah zu ihm runter. Er wandte seinen Kopf zu mir und zog es anscheinend vor zu schweigen. Na super…was sollte das nun werden?
Dann hob er seine Hand und klopfte auffordernd neben sich auf den Boden. Ich seufzte leise auf und ließ mich neben ihm nieder. Erwartungsvoll sah ich ihn an, während meine Hände leicht nervös am Saum meines Shirts spielten. „Ich…ich muss mich entschuldigen Rae…“ begann er zögernd. Entschuldigen? Hä? Ich verstand die Welt nicht mehr und starrte ihn nur sprachlos an. „Ja…ich hätte dich nicht so überrumpeln dürfen. Und…“ er brach ab und seufzte resigniert. „Scheiße, das ist so schwer. Ich mag dich. Ok? “ Sein Blick suchte kurz meinen, dann senkte er ihn sofort wieder zu Boden. Ich hätte schwören können, das ser leicht rot geworden war, aber wer wird denn auf sowas rumhacken? Ich erlaubte mir ein zögerliches Lächeln und drückte vorsichtig seine Hand, die er auf den Boden gelegt hatte. „Hey…Blaise…“ begann ich weich. „Ich mag dich auch. Echt! Aber das ging einfach ein bisschen schnell…Es tut mir leid, dass ich plötzlich an Draco denken musste…als du…naja…“ ich druckste verlegen rum. „Als du mich geküsst hast. Aber…“ Hinter mir räusperte es sich leise und mein Kopf ruckte in diese Richtung. Und dort stand er. Draco Malfoy, die Hände lässig verschränkt und mit einem ekelhaft wissenden Grinsen auf seinen Lippen.
Blaise wandte sich ebenfalls um und starrte Malfoy schweigend an. Ich spürte deutlich, wie ich ebenfalls ganz verdächtig rot wurde. Scheiße, ich wünschte manchmal echt, es gäbe einen Zauber für solche Momente. Am liebsten hätte ich mich irgendwo versteckt, aber Schwäche wäre jetzt genau das Falsche gewesen. So hob ich energisch mein Kinn und sah Malfoy wütend an. „Verdammt noch mal! Wir unterhalten uns hier! Kannst du dich bitte verziehen?“ knurrte Blaise leise in Dracos Richtung, während er aufstand und sich den Staub von der Hose klopfte. Dieser lächelte nur maliziös und wandte den Blick von Blaise zu mir. „Soso Raven…“ er dehnte die Worte genüsslich, „du denkst also an mich, während Zabini dich küsst?“ Ein leises Lachen perlte über seine Lippen während er sein Augenmerk wieder auf Blaise richtete, der stinksauer die Fäuste ballte. „Ey, Kumpel! Küsst du so schlecht dass die Mädels dabei schon an mich denken müssen?“
Ich konnte sprichwörtlich Blaises Nerven reißen hören, als er sich mit einem wütenden Schrei auf Draco stürzte. Dieser, überrascht von dem plötzlichen Wutausbruch, wich erschrocken ein Stück zurück. Und schon entstand eine wilde Prügelei zwischen den beiden. Ich sprang auf und stand nur fassungslos daneben, mein Verstand versagte mir plötzlich einfach seinen Dienst. Gedankenfetzen jagten durch meinen Kopf und ich schrie auf. „AUFHÖREN! VERDAMMT!“ Aber meinen Worten wurde einfach kein Gehör geschenkt. Verbissen rollten sich Blaise und Draco auf den Boden, beide Hiebe austeilend und brüllten sich wütend an. Mein Blick schweifte über das Gelände. Keine Menschenseele zu sehen. Merlin sei Dank. Schließlich rappelten sich beide auf und kamen, schwer atmend, voreinander zum Stehen. „Hör auf sie zu belästigen, Malfoy! Glaubst du ernsthaft, nur weil dein Vater Kohle und Einfluss hat, kannst du Jede haben?“ Malfoy wischte sich das Blut von der Unterlippe, sein Blick war eisig. „Hör auf in meinem Bereich zu wildern, Zabini. Meine Mädels sind für dich tabu! Und das weißt du auch!“ Ich traute meinen Ohren nicht. Sie redeten über mich wie ein Stück Vieh, das an den Höchstbietenden versteigert werden sollte. Jetzt reichte es mir. Ich ging energisch auf die beiden zu und fauchte:“ Es reicht! Ich bin weder dein…“ mein Finger stupste Blaise an, „noch dein…“ die gleiche Geste machte ich bei Draco, „Eigentum, verstanden? Lasst mich beide einfach in Ruhe! Und wenn ihr endlich mit eurem prolligen Geschwafel fertig seid und vielleicht wieder ein bisschen klarer im Kopf, könnt ihr euch ja noch mal melden!“ Ich schnaubte und wandte mich wütend zum Gehen. Sprachlos ließ ich die beiden zurück und machte mich auf den Weg zurück ins Schloss.
Innerlich immer noch vor Wut zitternd stürmte ich in meinen Schlafsaal und schreckte Nico hoch, die gerade gemütlich in eine Lektüre vertieft war. Sie betrachtete mich einen Moment lang abwartend und begann dann vorsichtig: „Ok…anscheinend ist es nicht so gut gelaufen…“ Ich begann meinem Ärger Luft zu machen und fluchte wütend vor mich hin, während ich einer verblüfften Nico die Geschehnisse der letzten Minuten erzählte. „Sie haben sich geprügelt?“ jappste sie auf. „Draco und Blaise haben sich um dich geschlagen?“ Ich schüttelte nur resigniert meinen Kopf und ließ mich auf mein Bett fallen. „Die zwei sind so unreif wie kleine Kinder. Was sollte das denn werden?“ Nico grinste und ließ sich neben mich fallen. „Naja. Anscheinend mögen sie dich beide ganz gerne…Warte ab was passiert, vielleicht kriegen sie sich ja bald wieder ein!“ Ich sah sie böse an. „Aber ich kriege mich nicht mehr ein! Wir sind hier doch nicht im Mittelalter!“ Nico zuckte leicht mit ihren Achseln und schmunzelte. „Pubertät halt!“
Den restlichen Samstag verbarrikadierte ich mich vor lauter Zorn und versuchte energisch, mich mit dem Cheerleadingprogramm für den morgigen Nachmittag abzulenken. Missmutig ging ich mit Nico abends noch in die Große Halle zum Essen, sprach aber nur das nötigste und beachtete weder Malfoy noch Zabini, die sich über meinen Kopf hinweg bedeutungsschwangere Blicke zuwarfen. Anscheinend hatten sie sich wieder einigermaßen eingekriegt. Egal – die beiden hatten erstmal Pause, nahm ich mir wütend vor. Auch nach dem Abendessen war mit mir nicht viel anzufangen. Ich stürzte mich auf meine Bücher und ging früh zu Bett. Nico ließ mir meine Maroden, schließlich konnte sie verstehen, wie enttäuscht ich eigentlich war.
Am Sonntagnachmittag war es dann endlich so weit. Professor Dumbledore erwartete mich und Nico um 14 Uhr in der Großen Halle. Nach fünf Minuten waren wir immer noch zu dritt und ich fing langsam an, nervös herumzuzappeln. Anscheinend war mein Vorschlag doch nicht so gut angekommen, wie ich erwartet hatte. Aber nach und nach begannen die Mädels der Slytherins einzutrudeln. Ich erkannte mehrere Gesichter aus den vierten und fünften und auch vereinzelt Schülerinnen der höheren Jahrgangsstufen. Ein zufriedenes Lächeln huschte über meine Lippen und auch Nico sah recht zufrieden aus. „Ich lasse euch nun proben und versiegle die Türe magisch bis 18 Uhr. Kein Mensch wird euch stören!“ er zwinkerte mir zu, „und einen Schallschutzzauber habe ich auch angebracht.“
Ich grinste zurück und strebte in die Halle und sah mich um. Die Haustische waren weggeräumt worden, sodass sich eine große Fläche vor uns erstreckte. Matten polsterten den Boden, um einen Sturz im Ernstfall zu bremsen. Ich nickte leicht, so würde das auch funktionieren. Und in einer Ecke lagen, ich konnte es gar nicht fassen, ein Haufen grün-silberner Pon-Pons. Dann wandte ich mich selbstbewusst zu meinen Mitschülerinnen um und betrachtete sie lächelnd. „Danke dass ihr gekommen seid. Wie ich schon angekündigt habe, planen ich und Nico…“ ich winkte sie zu mir her, „eine Cheerleadingmannschaft für unser Slytherin-Quidditch-Team. Ihr werdet euch nun sicher fragen, was das genau ist, also versuche ich es mal zu erklären…“ Mit diesen Worten beschrieb ich einzelne Figuren und Aufstellungen, Akrobatik, die Funktionen der Pon-Pons und weitere wichtige Details. Als ich geendet hatte, begannen die Mädchen aufgeregt zu tuscheln und so manche klatschte sogar begeistert in die Hände. Ich schmunzelte und räusperte mich erneut. „Alles klar soweit? Dann sollten wir mal schauen, was ihr so drauf habt und dann werden wir sehen, wie viele von euch in die Mannschaft kommen!“ Schnell machte ich ein paar Dehnübungen, die die anderen gleich wiederholten. Als wir uns aufgewärmt hatten wedelte Nico mit ihrem Zauberstab und rief „Magical“. Der Ghettoblaster schaltete sich ein, ich schnappte mir ein Paar Pon-Pons und wich ein paar Meter nach hinten aus, um Platz zu haben. Dann begann ich mit unserer Kür der letzen Saison auf Kylemore.
Ich zeigte verschiedene Figuren und auch ein paar akrobatische Elemente, schwang meine Pons und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd. Auch unsere Schlachtrufe baute ich in meine Darbietung ein und beendete meine Vorstellung schließlich in einem Spagat. Tosender Beifall brandete über mich hinweg und ich schwang mich wieder in den Stand um mich gekünstelt zu verbeugen. „So! Jetzt habt ihr gesehen, wie so was aussehen kann!“ Ich begann die Mädels in Gruppen einzubauen, wovon mehrere schon Voltigiert hatten oder Akrobatisch erprobt waren. Jede Gruppe bekam ein paar Figuren gezeigt, die sie nachtrainieren sollte. Eigentlich klappte es ganz gut, wobei leider auch ein paar Nieten dabei waren, die sich nicht so toll anstellten. Die Minuten flogen nur so dahin, bis ich die Übung unterbrach und in die Hände klatschte. Nico reichte mit einen Bogen Pergament, auf dem sie sich klugerweise Notizen gemacht hatte und wir besprachen uns. Dann riefen wir von den circa 20 Mädchen zwölf auf. Ich unterteilte sie die beiden Hauptgruppen, bestehend aus je fünf Mitgliedern und einer Reserve. Anschließend dankte ich den anderen acht und ermutigte sie, fleißig zu trainieren. „Nicht traurig sein, ok? Ich kann nicht alle nehmen, sonst werden wir einfach zu viele. Aber, wenn das ganze einschlägt, könnten wir ja noch eine dritte Gruppe einplanen!“ Keine schien es mir krumm zu nehmen, nicht dabei zu sein. Sie setzen sich am Rande der Halle hin und schauten uns interessiert zu, während ich dem Rest die Choreographie erklärte.
Ich hatte sie nicht zu schwer gemacht, ein paar Figuren, für die Geübteren ein bisschen Akrobatik und schließlich der Schlachtruf, an dem ich die letzte Woche eifrig mit Nico getüftelt hatte: „Slyths, Slyths, auf geht’s vor! Jäger schießt doch noch ein Tor! Sucher, mach den andren platt – unsere Gegner sind ganz schnell Schach Matt!“ Unser Vorschlag wurde begeistert aufgenommen und wir einigten uns darauf, die Coreo bis zur Vorstellung absolut geheim zu halten.
Die nächsten Wochen hatten wir neben dem Unterricht, der uns nach wie vor ganz schön forderte Cheer-Training. Ich war schlichtweg von den Socken, mit welchem Eifer alle probten, übten und uns auch von kleinen Rückschlagen – Sheryl Tyson verknackste sich den Knöchel – nicht entmutigen ließen. Die letzten Tage vor dem Spiel wiederholten wir die einzelnen Elemente noch einmal systematisch und nicht selten konnte ich eine Schülerin leise die einzeln Schritte vor sich hinmurmeln hören. Der große Tag rückte näher und näher, langsam machte sich nicht nur bei den Spielern der Mannschaften sondern auch in unseren Gruppen Nervosität breit. Ich kannte das schon, aber bei den anderen waren die Nerven echt ziemlich gespannt. Ich hatte meiner Mutter begeistert einen Brief geschickt, in dem ich ihr die Situation erklärte und sie um Cheeruniformen bat. Die Antwort bestand aus vielen liebevollen Worten, den Uniformen, viel Schokolade und der Aufforderung, an Weihnachten unbedingt nach Hause zu kommen. Am Vortag des Spiels hatten wir das letzte Training – sozusagen die Generalprobe, bei der ich die Kostüme verteilte. Diese bestanden aus taillierten engen Oberteilen, kürzeren, aber gerade nicht mehr anstößigen Faltenröckchen – meine Mum hatte da drauf bestanden – und passenden Sportschuhen. Alles, bis auf die silbernen Turnschuhe war in sattem dunklen Grün gehalten und mit silbernen Verzierungen aufgepeppt. Meine Mutter hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Begeistert und angespornt gingen wir an diesem Abend zu Bett.
Am Tag des Spiels aßen nicht nur die Spieler höchst nervös ihr Frühstück. Meine Teams hatten sich um mich geschart und tuschelten aufgeregt über den Auftritt, jedoch so leise, dass kaum jemand etwas mitbekam. Professor Dumbledore hatte Wort gehalten und bis jetzt anscheinend auch dem Kollegium nichts erzählt. Auch die Schülerschaft schien ahnungslos zu sein. Nach dem Frühstück begaben wir uns in eine separate Umkleidekabine um uns fertig zu machen. Auf den Tribünen waren vereinzelt schon begeisterte Rufe und Pfiffe zu hören und der Kommentator – ich glaube irgendein Rawenclaw – rief die Namen der einzelnen Spieler auf. Wir legten unsere Hände aufeinander und ich musste lächeln, während ich in angespannte Gesichter blickte. „Alles wird gut gehen – nur ruhig Blut! Wir machen das sicher super!“ sprach ich den anderen Mut zu, von denen einzelne aussahen, als würden sie gleich umkippen. Dann liefen wir auf das Feld hinaus. Die Spieler hatten bereits Aufstellung genommen und wandten sich irritiert zu uns um. Magisch verstärkt hallte unser Lied von den Tribünen hinab, wir nahmen Formation an und begannen mit unserem Show-Programm. Hätte ich mich nicht so auf das Tanzen konzentriert, wären mir die Pfiffe, Mc Gonnagalls entsetzter Gesichtsaudruck und Snapes verkniffene Miene bestimmt aufgefallen. Den Spielern, insbesondere unseren Jungs, fielen fast die Augen heraus. Aber wir waren auch echt schick in unseren Uniformen und es ging alles glatt.
Dann kam der Schlachtruf, der vom Rest des Hauses begeistert übernommen wurde. Immer wieder wurde er angestimmt und alle schienen einen Heidenspaß daran zu haben. Wir feuerten die Slytherins pon-pon schwingend an, bis wir fast heiser waren– und wie sollte es auch anders sein? Draco fing den goldenen Schnatz und wir hatten gewonnen!
Die anschließende Party und insbesondere die Stimmung im Gemeinschaftsraum waren ausgelassen wir nie. Marcus Bleech, der Mannschaftskaptain, konnte gar nicht genug von unserem Programm bekommen und auch die anderen waren sich einig, das bei jedem Spiel Slytherins einzubauen. „Und wenn die anderen Häuser klauen, dann fluch ich ihnen sonst was weg!“ knurrte Bleech, grinste aber dabei wie ein Honigkuchenpferd. Ich weiß nicht wann ich ins Bett gekommen bin, aber es war verdammt spät.
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