von Khira1403
Hallo meine Liebe,
ich weiß es hat ewig gedauert - aber hier ist es, das neueste Chap! Hoffe, ihr seid nicht böse. Jetzt geht es wieder weiter:
LG, Khira
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Leises Vogelgezwitscher weckte mich am nächsten Morgen sanft aus meinen Träumen. Ich hatte tief und fest geschlafen und streckte mich seufzend. Meine Gedanken, noch leicht trunken vor sich hinschwebend, glitten in ihre eigenen Wege und ich ließ es zu. Tagträumerei sagen die Muggel dazu, für mich ist es nur eine tolle Sache, einfach mal abzuschalten. Ich dachte an Blaise, an unsere Aussprache und an die angespannte Situation als Malfoy plötzlich auftauchte.
Draco Malfoy, der Name „Eisprinz“ passte bei ihm wirklich wie die bekannte „Faust aufs Auge“. So schön und anziehend er war, so kühl waren seine Worte und meist auch seine Launen. Ein Slytherin wie er im Buche stand… Ich seufzte leicht und wandte meine geistige Aufmerksamkeit erfreulicheren Dingen zu. Hogsmeade stand nächstes Wochenende auf dem Plan und ich war schon ziemlich nervös. Nico hatte mir in leuchtenden Farben von dem Dörfchen vorgeschwärmt und immer wieder betont, was für coole Läden es dort gäbe. Schließlich hatte ich es bisher erst einmal gesehen. Und das war spätabends in voller Dunkelheit gewesen.
Ich musste grinsen – Einkaufswütig war ich schon immer und laut Nicos Aussage stand sie mir da in nichts nach. So würden wir höchstwahrscheinlich unter Tütenbergen begraben wieder nach Hogwarts wanken. Pfeifend beschloss ich endlich aufzustehen und schwang meine Beine aus dem Bett. Mein Blick glitt zum Wecker. Wow…Wo war die Zeit geblieben, es war ja fast schon halb acht…Kurzerhand hexte ich mich frühstücksfertig und spurtete die Treppen hinab. Gedanklich war ich immer noch in Hogsmeade und wie sollte es auch anders sein? Versunken in Tagträumen prallte ich plötzlich gegen etwas Hartes und versuchte im letzten Moment noch mich am Geländer festzuhalten. Doch es ging alles zu schnell, meine Finger verloren den Halt und rutschten ab, als plötzlich zwei Hände fest um meine Tallie griffen und mich stützen. Meine, halb im Sturzflug zusammmengekniffenen Augen öffneten sich zögernd wieder und ich blickte in ein mir bekanntes Gesicht.
„Hey…“ murmelte mein „Retter“ leise und grinste mich verlegen an. „Sorry, ich hab dich echt zu spät gesehen… Hast du dir wehgetan?“ Ich starrte ihn nur sprachlos an und schüttelte mit offenem Mund meinen Kopf. Er löste vorsichtig eine Hand und drückte von unten sanft gegen mein Kinn. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ihn mit OFFENEM Mund angestarrt hatte. SCHEISSE! PEINLICH! Eine feine Röte kroch mir über die Nasenwurzel und ich lächelte verlegen. Ich meine hey – vor mir stand Raffael Montecore – einer DER Schulschwärme Hogwarts. Quidditchspieler, gut in der Schule, beliebt bei den Mädels…Ich hatte ja schon so Manches über ihn gehört. Ich musste leicht schmunzeln als ich an die Szene vor ein paar Wochen beim Frühstück zurückdachte. Und während wir uns angrinsten bemerkten wir gar nicht, dass die halbe Schülerschaft Hogwarts uns dabei beobachtete. Erst als anzügliche Pfiffe laut wurden hoben wir beide den Kopf und Raffael löste seine Hände von meinen Hüften.
„Wir sehen uns, Rae…“ er nickte mir kurz schmunzelnd zu, sein Blick glitt nochmals über mein Gesicht dann setzte er seinen Weg nach oben fort. Ich beeilte mich, schnell in die Große Halle zu kommen um wenigstens noch ein bisschen was vom Frühstück abzubekommen als ich schon halb von Nico überfallen wurde, die die Szene wohl mitbekommen hatte. „RAE!!!“ hektisch zerrte sie an meinem Oberteil und schleifte mich fast an die Tafel. Nicht mal einen Kaffee durfte ich mir einschenken. Nein – Nico löcherte mich mit Fragen, warum ich mit IHM auf der Treppe stand, was SEINE Hände auf MEINEN Hüften verloren hätten…Sie überschlug sich halb und erinnerte mich fast schon an den kleinen Terrier meiner Tante, der immer wie wild geworden zu kläffen begann. Ich musste prusten und begann dann herzhaft zu lachen.
Nico starrte mich an als wäre ich verrückt geworden. „Jetzt sag doch Rae…Was läuft da mit Montecore? Und vor allen Dingen – warum weiß ICH da nix von?“ Ich holte tief Luft um meinen Lachflash zu beenden und schenkte ihr ein Lächeln. „Weil da nix geht und es Zufall war dass ich in seinen Armen gelandet bin. Und ja – es war ganz nett…“ Nico verdrehte genervt über den Informationsmangel die Augen und ich grinste und konnte mich endlich meinem Frühstück widmen, bevor der stressige Schulalltag begann.
Die Szene am Morgen war wirklich nicht ganz unbeobachtet geblieben. Das fiel ganz schnell auf, als ich die Kerker zum Zaubertrankunterricht betrat. Malfoy und Blaise unterhielten sich leise flüsternd in einer Ecke, wobei mich beide anklagend musterten. Himmel, was hatte ich jetzt schon wieder getan? Ich schlenderte mit meinem kecksten Hüftschwung und einem Zwinkern an beiden vorbei und ließ mich auf meinem Platz nieder. Ich saß nicht einmal richtig als Blaise schon auf mich zugeschossen kam und leise tuschelnd auf mich einzureden begann. „Was war DAS denn heute morgen…Komm schon Rae…Montecore? Der is doch so schwul, dass er mit der flachen Hand bügeln könnte…“ Blaise verzog angewidert das Gesicht und rümpfte seine Nase. Draco hielt sich im Hintergrund, starrte mich aber finster an. Ich verstand die Welt nicht mehr. „Hallo? Jungs?“ Ich wedelte mit meiner rechten Hand vor Blaise Gesicht herum und grinste. „Er hat mich zufällig aufgefangen als wir aneinander geprallt sind…“ „Total zufällig…das war volle Absicht..:“ hörte ich Blaise erbost grummeln und musste noch breiter grinsen. „Und wenn…es ist nix passiert. Kein Grund dass ihr euch aufregt wie zwei Matronen!“ Unser Gespräch wurde jäh durch Snapes Auftauchen unterbrochen und das Getuschel stoppte abrupt.
Der restliche Vormittag flog an mir vorbei und schon war es Zeit zum Mittagessen. Ich betrat die Vorhalle, im Schlepptau Blaise und unweigerlich auch Malfoy, der den ganzen Vormittag noch kein Wort mit mir gewechselt hatte, als mir Raffael entgegenkam. Er schien irgendwie nervös zu sein und blieb etwas unentschlossen vor mir stehen. Erstaunt hob ich eine Augenbraue und lächelte ihn an. „Hey…“ begann er unsicher. Blaise verschränkte seine Arme vor der Brust und räusperte sich unwillig. Ich sah ihn kurz warnend an und wandte mich wieder an Raffael, dessen Blick zwischen mir, Blaise und Malfoy hin und her schweifte. Er lächelte verlegen in meine Richtung. „Kann ich dich mal bitte kurz sprechen, Rae? So unter vier Augen?“
„NEIN - kannst du nicht, Montecore!“ blaffte Blaise zurück. Ich riss überrascht die Augen auf und war erstmal einen Moment lang sprachlos. Dann wandte ich mich erneut zu Blaise um, der sich wie ein Racheengel vor mir aufbaute. „Du kannst doch nicht einfach mit dem Kerl mitgehen… Außerdem haben wir noch was zu bereden…“ verschwörerisch blinzelte er zu Malfoy, welcher nur kühl nickte. Ich verdrehte die Augen und lächelte Raffael entschuldigend an. „Sorry…Klar kannst du mit mir sprechen!“ Ich deutete mit dem Kopf auf eine ruhige Ecke und sah ihn auffordernd an. Raffael erwiderte mein Lächeln und ging voraus. Ich ignorierte Blaise einfach und folgte Montecore bis er sich zu mir umdrehte.
„Also…ähm…“ seine Augen betrachteten das plötzlich unglaublich interessante Muster des schwarzen Marmors. „Ja?“ fragte ich lächelnd und sah ihn auffordernd an. „Also…ich…ich wollte dich fragen…“ Er fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare und räusperte sich verlegen. Dann holte er eine kleine rosafarbene Rose hinter seinem Rücken hervor und hielt sie mir hin. „Kommst du mit mir nächstes Wochenende nach Hogsmeade, Rae? Ich würd dich gerne einladen…“ Ich spürte meinen Unterkiefer nach unten klappen, schaffte es aber noch, ihn aufzufangen, bevor er auf dem Boden aufschlug und einigermaßen damenhaft zu lächeln.
Mein Blick schweifte kurz zu meinen „Bodyguards“ die mich böse anfunkelten und Raffael mit Blicken erdolchten. Ich grinste schelmisch und sah Rafe wieder an. „Danke für die Einladung. Ich komme gerne mit!“ Montecore atmete aus und grinst spitzbübisch. „Schön, ich hol dich am Samstag um zehn am Eingang ab. Passt dir das?“ Ich nickte und nahm dann endlich die Rose, brach vorsichtig den Stiel ab und steckte sie mir hinters Ohr. Raffael strich mit der Hand über meinen Oberarm, nickte mir nochmals zu und ging, triumphierend über beide Ohren grinsend, an Malfoy und Blaise vorbei.
Beide musterten mich böse und setzten einen anklagenden Blick auf. Ich zuckte lächelnd mit den Schultern und trabte an ihnen vorbei Richtung Mittagessen, das hinter mir einsetzende bissige Getuschel ignorierte ich gekonnt. Die nächsten Tage vergingen in einem einzigen Traum. Meine Gedanken kreisten andauernd um Hogsmeade, und je näher der Samstag rückte, desto nervöser wurde ich und hatte mir schon fast zweimal Nachsitzen eingefangen, weil ich physisch einfach nicht anwesend war. In Verwandlung wurden meine Leistungen wieder katastrophaler, weil meine Konzentration schlicht und ergreifend im Keller war. „Tz Tz, Miss Montescue…“ ermahnte mich Prof. Mc Gonnagal schon zum x-ten Mal in dieser Woche. „Wenn Sie sich nicht konzentrieren, KANN das ja nichts werden. Wo sind Sie nur mit Ihren Gedanken Mädchen? Sie sollten das Glas nicht rosa einfärben sondern es SCHRUMPFEN lassen!“ Ich hörte die Anderen kichern, als die Stunde Merlin sei Dank zu Ende war und mit ihr der letzte Schultag vor dem Wochenende.
Freitagabend saĂź ich mit Nico in unserem Zimmer und beratschlagte, was ich morgen frĂĽh anziehen sollte. Es versprach noch einmal ein warmer Herbsttag zu werden und ich stiefelte frustriert vor meinem Kleiderschrank hin und her. Auf den Betten tĂĽrmten sich die unterschiedlichsten Klamottenberge und trotzdem war der Schrank immer noch fast halb voll.
Nico thronte grinsend auf einem Stuhl und beobachtete mich mit verschränkten Armen. „So wird das nix, Rae…Du kramst jetzt seit fast einer Stunde in deinen Klamotten und das Einzige was du schaffst, ist sie im Zimmer zu verteilen.“ Sie sprang auf und schob mich beherzt zur Seite. Dann griff sie in den Schrank und zog eine cremefarbene, weit fallende Carmenbluse, eine schwarze Hose und passende Stiefel heraus und ergänzte sie mit Schmuck aus ihrem Kästchen. Ich sah ihr fasziniert zu und fluchte dann lauthals. „Du bist doch so was von doof. Erst schaust du mir seelenruhig zu, wie ich hier verzweifle und dann greifst du einfach in meinen Schrank und stellst mir binnen zwei Minuten ein Outfit zusammen!“ Nico lachte und zwickte mich leicht in die Seite. „Du bist ja auch viel zu aufgeregt um klar denken zu können!“ „BIN ICH NICHT! GEHT’S NOCH?“ empörte ich mich und schob den Gedanken an Raffael weit von mir. Nico nickte ernst. „Klar…Seit Tagen bist du nicht mehr ansprechbar. Rae! Du bist verknallt. Und zwar über beide Ohren!“
Ich schüttelte vehement meinen Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wohl zuviel Wahrsagen gehabt in der letzten Zeit, hm? Deine Prognosen waren echt auch schon mal besser…“ brauste ich auf. Nico grinste mich nur feixend an und verschwand pfeifend im Bad. Ich heftete meinen Blick wieder auf die Kleidungsstücke vor mir. Ok Rae…ganz ruhig. Du packst das. Ich streifte mir meinen Schlafanzug über und krabbelte ins Bett und schloss die Augen. Während ich versuchte schnell einzuschlafen hörte ich Nico noch aus dem Bad kommen. Meine Gedanken drifteten ab und schon war ich im Reich der Träume.
Diese gestalteten sich als ein reines Wirr-Warr aus Blaise Gesicht, das mich böse anstarrte, einem total verqueren Bild von Hogsmeade, in dem ich Gläser kaufte, die schrumpften und noch viel mehr Quatsch, an den ich mich gar nicht mehr erinnern konnte. Als mein Wecker um Acht zu klingeln anfing, öffnete ich meinen Augen und war total durch den Wind. Ich lugte zu Nico, die noch schlief. Klar – SIE hatte ja auch kein Date. Seufzend machte ich mich auf den Weg ins Bad und versuchte mich einigermaßen präsentabel herzurichten. Und es kam, wie es kommen musste. WENN ich mir mal Gedanken über mein Aussehen machte, dann ging alles schief. Der Lidstrich saß mehr an der Augenbraue als über dem Lid, das Lippgloss passte gar nicht und mein Make-up sah aus, als wäre in einen Schminktopf gefallen. Super. Genervt schminkte ich mich wieder ab und begann von neuem. Als ich wieder in den Spiegel schaute, war es keinen Deut besser. Ich fluchte lauthals und sah Nico an der Türe stehen. Sie starrte mich einen Moment lang fassungslos an bekam einen Lachkrampf. Ich funkelte böse in ihre Richtung und fauchte frustriert:“ Hältst du die Klappe? Ich versuche mich hier zu konzentrieren!“ Sie jappste nach Luft und kam langsam auf mich zu. „Das sieht man Rae…oh Mann! Du siehst aus wie eine Vogelscheuche! Komm mal her…“ mit diesen Worten drückte sie mich auf den Badewannenrand und ging ans Werk. Ich schloss meine Augen und ließ die Prozedur über mich ergehen, während ich Nico innerlich auf Knien dankte. NIE im Leben hätte ich zugegeben, dass ich wirklich ernsthaft nervös war.
Klar, ich hatte auch schon ein paar Freunde gehabt und Dates waren nichts Neues für mich. Aber die Tatsache, dass ich mich hier eigentlich noch nie ernsthaft für einen Kerl interessiert hatte und dann ausgerechnet mit Montecore nach Hogsmeade ging, ließ mich schauern. Ich wusste einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte. „So…fertig!“ unterbrach Nico meine Grübeleien und richtete sich auf. Ich öffnete meine Augen und wagte einen Blick in den Spiegel. BINGO! Sie hatte echt ganze Arbeit geleistet… Grinsend wandte ich mich zu ihr um und drückte sie. „Danke, dass du da bist, Nico!“ Sie erwiderte die Umarmung und ich spürte ihr Lächeln. „Hey…was wäre ich für eine Freundin, wenn ich nicht eingreife, wenn du Scheiße baust?“ Gegen meinen Willen musste ich lachen und sie fiel ausgelassen mit ein.
Die große Turmuhr schlug 09:45 Uhr als ich mir gerade meine Schuhe anzog, noch einmal prüfend in den Spiegel sah, mir meine Tasche schnappte und dann mein Zimmer in Richtung Gemeinschaftsraum verließ. Dort waren wohl alle Slytherins des Hauses versammelt und starrten mich verblüfft an. Blaise wollte sich bereits aus seinem Sessel erheben, doch Dracos Hand legte sich eisern auf seinen Unterarm und er schüttelte sachte den Kopf. Mein Blick glitt von einem zum anderen, während ich den Raum durchquerte und dabei wirkungsvoll eine Braue hochzog. Dann begegnete ich Blaises Blick und las – Schmerz. Er sah mich mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut an, sagte jedoch kein Wort. Während ich mich noch über diesen Blick wunderte, hatte ich schon den Ausgang erreicht und passierte das Portrait. Was war denn nur mit ihm los? grübelte ich vor mich hin. Während meine Gedanken um Blaise und Malfoy kreisten, trabte ich die Treppen in die Eingangshalle hinab.
Raffael war bereits da und grinste schelmisch entgegen, während er leise durch die Zähne pfiff. „Wow…also…ich bin zwar nicht sonderlich gut in Komplimenten, aber du siehst hübsch aus…“ Ich schmunzelte und zwinkerte ihm neckend zu, während ich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr schob. „Danke…“ erwiderte ich nur schlicht und sah ihn auffordernd an. Er musste ja nicht gleich wissen, dass er ebenso gut aussah und ich mein Grinsen nur mit Mühe und Not unter Kontrolle halten konnte. „Naja…dann wollen wir mal oder?“ Er deutete mit einem leichten Kopfnicken zum Portal an dem die Schüler langsam begannen, sich aufzustellen. Ich nickte zaghaft und hakte mich an seinem angebotenen Arm ein.
Als wir das Schloss verließen, schien die Sonne sanft durch die rotgold gefärbten Blätter der zahlreichen Bäume. Die Vögel zwitscherten leise auf den Ästen und so manche Biene summte durch die Luft. Die Atmosphäre war so unglaublich friedlich, fast schon wie in einem Traum.
Raffael lächelte auf mich herab und zwinkerte mir leicht zu. Wir spazierten lachend und scherzend die Schlossgründe hinab Richtung Hogsmeade. Gerade eben hatte ich ihn dazu gebracht, mir den peinlichsten Moment seines Lebens zu erzählen und ich begann ausgelassen zu kichern. Er grinste verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Hey…nicht lachen! Es war schon schwer genug das zu erzählen und dabei nicht im Erdboden zu versinken“ nuschelte er, während eine hauchzarte Röte seine Wangen küsste.
Spielerisch stuppste ich ihm in die Seite. „Als ich noch auf Kylemore war, hatte ich relativ oft Cheerleading. Wir übten für einen größeren Auftritt und ich tanzte recht weit vorne… Am Tag des Auftrittes hatte ich richtig gute Laune und als wir dann mit der Aufführung dran waren, klappte alles super. Bis zu dem Moment, als mir eine Figur misslang und ich vor versammelter Mannschaft auf meinem Hintern landete.“ Raffael begann zu prusten und begann dann schallend zu lachen. Vereinzelt drehten sich schon Schüler zu uns um, die uns lächelnd beobachteten. Schelmisch grinsend sah ich zu Montecore auf, gerade hatten wir das Tor zu Hogsmeade passiert.
„Und jetzt? Was hast du mit mir vor?“ Er lächelte wieder dieses geheimnisvolle Lächeln, „Lass dich überraschen…“ und ließ die Antwort einfach offen. Wir kamen in Hogsmeade an und bummelten durch die unterschiedlichsten Läden. Wow – es gab wirklich viel zu sehen. Bei Zonkos war den größten Ansturm, Heerscharen von Schülern versuchten sich wie Ameisen in das Innere zu pressen, der Scherzartikelladen hatte aber auch echt einiges zu bieten. Und im Honigtopf vergaß ich einfach meine gute Figur und deckte mich dermaßen mit Süßigkeiten ein, dass mir bestimmt fürchterlich schlecht davon werden würde, wenn ich alles aufgegessen hatte. Wir passierten gerade die Drei Besen, um es uns im Schatten einer großen Eiche gemütlich zu machen, als mir Harry, Ron und Hermine über den Weg liefen. Alle drei musterten Montecore überrascht und Harry war der Erste, der das Eis brach und ihm grinsend begrüßte. „Hey Rae…Rafe!“ er nickte ihm lächelnd zu. Auch Ron und Hermine grüßten uns freundlich, anscheinend waren sie froh, dass ich mal nicht mit einem Slytherin rumhing. „Hey Harry, Ron…und…äh…“ „Hermine!“ half ich ihm aus der Patsche.
Hermine grinste leicht und nickte ihm zu. „Hallo Rae, hey Raffael!“ Wir trabten gemeinsam weiter und machten setzten uns in den Schatten. Ich zog die große Süßigkeitentüte aus dem Honigtopf hervor und ließ sie kreisen. Harry begann als erstes das Gespräch. „Mann Rafe…schön, dass du Rae endlich gerettet hast…wir hatten ja in letzter Gelegenheit nicht sonderlich Zeit für ein Gespräch mit ihr…“ Bei diesen Worten wurde ich leicht rot, denn mir war durchaus bewusst, dass ich die drei ganz schön vernachlässigt hatte. Aber sie grinsten mich nur feixend an, keiner von ihnen schien mir das übel zu nehmen oder mir gar sauer zu sein. So atmete ich innerlich erleichtert auf und stieg in die Unterhaltung mit ein.
Es hätte nicht schöner sein können, die Sonne schien, zwischendrin war Ron aufgestanden und hatte uns etwas Kürbissaft organisiert und selbst Hermine schien gelöst den Tag zu genießen. Nach einer Weile verabschiedeten sie sich dann doch, Harry nuschelte was von „noch was vor“ und wir waren wieder alleine. Ich lehnte entspannt am Stamm der Eiche und hatte die Augen halb geschlossen, als Raffael sich vorsichtig zu mir rüberbeugte, um mir eine Strähne hinter Ohr zu streichen. „Weißt du eigentlich, wie hübsch du gerade aussiehst, Rae?“ Ich musste lächeln, während ich meine Augen wieder öffnete, den Kopf drehte und ihn ansah. Unsere Blicke verschmolzen ineinander während sich unsere Köpfe langsam näherten und Raffael sich zögernd vorbeugte um mich zu küssen. Ich wollte gerade etwas sagen ...
Neben mir knackte ein Ast und ich wandte ruckartig den Blick in die Richtung. Und was ich sah gefiel mir nicht wirklich. Da stand Blaise, ein sehr sehr wütender Blaise Zabini. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, sein Gesicht blass, fast kalkweiß und in seinen Augen loderte schwarzer, grenzenloser Hass. Ich musste schlucken und löste mich vorsichtig ein paar Zentimeter von Rafe, der besorgt nach seinem Zauberstab griff. „IHN KÜSST DU! IHN, EINEN RAWENCLAW-VERSAGER! UND MICH, DEN SLYTHERIN WEIST DU AB! DU…DU…DU BIST SO EIN MISTSTÜCK, RAVEN MONTESCUE! ICH HASSE DICH!“
Raffael erhob sich langsam und auch ich richtete mich auf. Er musterte Blaise eine Sekunde lang schweigend und strich sich durch die Haare. „Zabini, hör mal. Ich hab zwar keinen Plan, warum du Rae beleidigst und ich weiß auch nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber ich würde dir empfehlen, deine Klappe zu halten und nicht so mit ihr zu sprechen!“ Sein Tonfall war eisig ruhig, seine Augen funkelten leicht und wenn es nicht so eine heikle Situation gewesen wäre, hätte ich behauptet, beide hätten niemals so gut ausgesehen, wie in jenem Moment. Blaise starrte ihn fassungslos an. „DU! Was will ein Rawenclaw schon von einer Slytherin, der er sowieso nie das Wasser reichen kann? Ist sie die Nächste in deiner Sammlung Montecore? Momentan kein Betthäschen verfügbar oder warum vergreifst du dich an unseren Mädels?“ Ich verzog mein Gesicht, denn bekanntlich hasse ich solches Proletengequatsche, wartete aber noch einen Moment ab.
Blaise Worte schnitten wie Messer in meine noch so aufgewirbelten Gefühle. Ich schluckte kurz und versuchte mich zu beruhigen. Betthäschen? Ich wusste dass Montecore sicher kein Kostverächter war, aber Betthäschen? Mein Blick glitt zwischen den beiden Jungs hin und her, die mittlerweile ihre Zauberstäbe erhoben hatten. „STUPOR!“ keuchte Blaise - Rafe war einen Moment zu langsam und wurde voll getroffen. Er riss kurz ungläubig die Augen auf und knallte dann zu Boden. Erschrocken stürzte ich zu ihm, während Blaise nur höhnisch grinsend daneben stand. „Sagte ich doch – Versager. Komm Rae!“ Fassungslos sah ich zu ihm auf. „Du kannst ihn doch nicht so liegen lassen! Du hast ihn grade verflucht, du Idiot!“ Blaise griff nach meinem Arm und zog mich brutal hoch. „AUA! Du tust mir weh, Blaise!“ Er schien nicht zu hören, anscheinend hatte er sich in seine Wut so reingesteigert, dass er fast schon rasend wurde. So hatte ich ihn noch nie gesehen und was ich sah, machte mir tierische Angst. „Halt die Klappe, du hast schon genug falsch gemacht, Montescue!“ Ich zuckte erneut zusammen und starrte ihn nur ungläubig an. Dann hob sich meine Hand wie ohne mein Zutun und fand mühelos den Weg zu seinem Gesicht. KLATSCH! Sie traf voll ins Schwarze und auf Blaise Wange zeigte sich ein roter Abdruck. Schweigend fixierte er meine Augen und dann brach meine Welt zusammen.
„ICH LIEBE DICH, du dummes Ding! Wochenlang war ich an deiner Seite! Stets bereit, dir beizustehen, für dich da zu sein! Nächtelang bin ich wachgelegen und habe mich gefragt, wie ich dir zeigen soll, wie wichtig du mir bist. Ich habe dein Geplänkel ertragen, dein Geflirte. In der Hoffnung dass du irgendwann zu dir kommst! Und was machst du? Lässt dich fast von dem nächst dahergelaufenen Schürzenjäger flachlegen, wie eine Schlampe! Kennst du seinen Ruf? Weißt du wie er mit den Mädels umgeht, die er einmal hatte?! Oh Rae…“ Ich war sprachlos – schlichtweg sprachlos. Und völlig aus der Fassung. Oh mein Gott, was hatte ich getan? Was sollte ich jetzt tun?
„Blaise…bitte! Nimm den Fluch zurück. Lass uns reden, aber hör jetzt auf!“ flehte ich ihn fast schon an und deutete dabei auf Raffael der sich immer noch nicht rührte. Blaise schnaubte nur kurz auf. „Finite Incantatem!“ Raffael begann sich zu regen und die anderen Schüler hatten mittlerweile wohl Wind bekommen, denn einige Ravenclaws stürzten auf Montecore zu um ihm hoch zu helfen. Dieser stand noch etwas wacklig auf und wandte sich mir zu. „Rae…“ keuchte er leise. Ich sah von Blaise zu Montecore und fing einen besorgten und einen stählernen Blick auf. „Später Raffael…Ich muss…ich…“ Blaise fackelte nicht lange und griff schweigend meinen Arm und zog mich zum Schloss zurück. Raffael rief mir nichts nach und ich drehte mich auch nicht noch einmal um.
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