von Khira1403
So - ich bin wieder da! Und ich hab ein neues Chap im Gepäck ;-)
Privates geklärt, Schreibblockade überwunden. Jetzt gibts wieder mehr und schneller Neues von Rae!
Ich hoffe ihr lest mich noch und rewievt fleiĂźig!
LG;
Khira
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Wir liefen nicht zurück – nein, wir rannten fast. Blaise schien überhaupt keine Rücksicht darauf zu nehmen, ob ich ihm überhaupt noch hinterherkam. Der Griff um meinen Arm ähnelte einem Schraubstock. Ich keuchte leise. Teils vor Anstrengung, teils vor Angst. Ja – ich hatte Angst. Eigentlich hatte ich mir immer eingebildet, ich würde Blaise kennen und könnte ihn einschätzen. Aber diese Seite an ihm war mir total neu und genau das ließ Panik in mir aufsteigen. Wir passierten das Schlosstor, dann die große Halle und hatten immer noch kein Wort miteinander gesprochen. Das Schloss schien wie ausgestorben zu sein. Klar, die meisten Schüler waren noch in Hogsmeade und hatten ihren Spaß. Unsicher wagte ich einen Blick zur Seite und musterte im Laufen sein Gesicht, das einer steinernen Maske glich. Ich suchte nach einer Reaktion, aber nichts regte sich mehr in seinen Zügen, nur Blaise Augen huschten hin und her.
„Blaise…au…bitte, jetzt lass mich los, ich…“ setzte ich an und wurde schnöde unterbrochen. „Sei ruhig, wir sind ja gleich da!“ Er zog mich weiter die Flure entlang und blieb vor einem Stück Wand stehen. Ich blickte irritiert auf den Fels. Was um Merlins Willen wollte er denn hier? Er ließ abrupt meinen Arm los, lief einmal, zweimal, dreimal vor der bloßen Mauer hin her und wie durch Zauberei erschien eine Türe in der steinernen Wand. Schwarzes glattes, völlig unverziertes Ebenholz mit einem silbernen Türknauf. Ich hob überrascht eine Augenbraue und musterte die Türe genauer. Blaise griff nach dem Knauf und öffnete sie, nicht ohne ihr ein leises Knarren zu entlocken. Dann sah er mich erwartungsvoll an und ich seufzte ergeben. Ich hatte ihm schließlich, auch wenn sein Verhalten mehr als gemein war, eine Aussprache versprochen.
Gemeinsam betraten wir den Raum und ich war überrascht. Ein dichter dunkelgrüner Teppich bedeckte den Boden. Irgendwie erinnerte er mich an eine dicke Schicht Moos im Wald, kleine silberne Ornamente ringelten sich verspielt darüber. Zwei schwarze Ledersofas standen in einer Ecke, ein schwarzes Tischchen mit einer Karaffe und zwei Kelchen. Dunkelgrüne Kissen ergänzten die Sitzgelegenheit. Die großen Fenster, durch die Sonnenstrahlen zu uns hereinstrahlten, wurden durch schwere ebenfalls grüne Vorhänge gesäumt und weiteres dunkles Mobiliar machte die Erscheinung komplett. Ich sah verwundert zu Blaise. Von diesem Raum hatte ich bis jetzt noch nichts gehört und er machte mich neugierig. „Verrätst du mir, wo wir…“
„Setz dich!“ befahl er mir knapp, deutete auf ein Sofa und schloss mit der anderen Hand die Türe. Nun wurde ich langsam wütend. „HEY! Es reicht ok? Ich bin mitgekommen, ich will mit dir reden, ich habe mich den ganzen verdammten Weg von dir herschleifen lassen! Hör endlich auf…“ „Silencio!“ Blaise schwang seinen Zauberstab und ich öffnete meinen Mund. Nur – es kam nichts mehr raus! Ich versuchte zu sprechen, meine Lippen und meine Zunge bewegten sich wie gewohnt, aber meine Stimme war weg! Ich starrte Blaise mit weit aufgerissenen Augen an und griff mir an den Hals. Ein kleines maliziöses Lächeln zuckte über seine Mundwinkel während er nochmals auf die Sitzgelegenheit wies. „Setz dich…“ sagte er in einem leisen, samtigen Tonfall. Auch die Stimmlage war völlig neu, ich hatte ihn noch nie in dieser Art und Weise sprechen hören.
Der Druck in meiner Magengegend nahm zu. Irgendwas lief hier ganz und gar falsch. Ich ließ mich auf eine Couch sinken, er setzte sich lässig daneben und sah mich einen Moment musternd an. „So. Wenigstens bist du jetzt einen Moment lang still und dazu gezwungen mir zuzuhören. Ich wollte eigentlich schon lange mit dir reden, aber du hast es ja unmöglich gemacht.“ Er fuhr sich mit der Hand durch seine Haare und seufzte leise. „Seit dem Kuss im Badezimmer bekomme ich dich nicht mehr aus dem Kopf. Du bist dauernd in…in meinen Gedanken und…“ er brach ab und sah mich an. „Das heute mit Montecore…magst du ihn?“ Ich sah ihm in die Augen und nickte schließlich leicht. „Verdammt…ich hab’s kommen sehen. Weißt du eigentlich wer er ist? Raffael Montecore hatte schon mehr als die Hälfte der Hogwartsmädels im Bett. Am Anfang ist er immer nett, höflich, zuvorkommend. Und wenn er nicht mehr will, dann lässt er sie einfach fallen. Er schert sich einen Dreck um ihre Gefühle. Meine Cousine war eine von ihnen…“ Ich stutzte leicht. Blaise hatte eine Cousine hier in Hogwarts? Von der hatte ich ja noch nie was gehört. „Sie hat die Schule gewechselt, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat…“ beantwortete Blaise meine stumme Frage. „Ich will nicht dass du wie sie endest, ok? Ich hab mich echt in dich verliebt Rae…Dieser Vollidiot wird sich in Zukunft von dir fernhalten! Ich werde nicht zulassen, dass er dich auch so verletzt wie Trixie.“ Damit schloss er seinen Bericht und sah mich auffordernd an. Ich erwiderte den Blick, zuckte leicht mit meinen Schultern und deutete auf meinen Hals. Einen Zauberschlenk später verschwand das leicht taube Gefühl und ich versuchte zögernd ein paar Worte.
„Blaise…ich…hör mal, es ist grad alles ein bisschen viel. Ich meine, das mit der Liebe und so…Ich…ich mag dich…ja schon. Aber nur wie einen guten Freund, weißt du?“ Frustriert schlug er mit der Faust auf ein Kissen und ich zuckte erschrocken zusammen. Trotzdem sprach ich leise weiter, ich wusste, dass diese Aussprache schon länger nötig gewesen wäre. Aber woher sollte ich wissen, dass es ihm SO ernst war? „Ich…du…ich meine, es ist lieb von dir, dass du mir helfen willst. Und ich wäre sehr gerne deine Freundin. Aber eben nur eine Freundin, verstehst du?“ Vorsichtig wagte ich einen Blick von der Seite. Er schwieg und biss sich leicht auf die Unterlippe. „Hey…“ zögernd hob ich meine rechte Hand und wollte ihm über den Unterarm streichen. Er zuckte zurück und sah mich nur schweigend mit großen Augen an. „Blaise…ich kann dir doch nichts vorspielen. Das ist es doch nicht, was du willst. Komm schon, ich mag dich wirklich gern! Aber lass mich meine Erfahrungen selbst machen. Ich brauche keinen Bodyguard, keinen großen Bruder, der auf mich aufpasst, in Ordnung?“ Er schüttelte leicht den Kopf als wollte er einen lästigen Gedanken abwehren. Dann stand er langsam auf und sah mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck auf mich herab.
„Ich hoffe, dass du darüber nachdenkst was ich dir gesagt habe. Von jetzt an werde ich mich aus deinem Privatleben raushalten, wie du es dir gewünscht hast!“ Seine Tonlage, vor nicht mal fünf Minuten so selbstsicher, klang schwer verletzt. Ich seufzte leise. „Das wollte ich nicht, ich..“ Schon wieder unterbrach er mich einfach. „Nein – ICH will nicht. Wenn ich dich nicht als meine Freundin haben kann, will ich dich gar nicht, ok? Steck dir deine Freundschaft sonst wo hin, aber halt dich von mir fern. Und wenn du irgendwann mit gebrochenem Herzen irgendwo rumhängst – dann kann jemand anders die Scherben aufsammeln. Ich werds nicht mehr tun!“ Die letzten Worte spuckte er mir geradezu verächtlich vor die Füße und funkelte mich einen Moment lang wütend an. Dann ging er zur Tür, riss sie auf und verschwand in den dunklen Fluren.
Ich seufzte erneut und zog die Füße an. Meine Arme schlangen sich wie von selbst um meine Beine und ich ließ den Kopf mutlos auf die Knie sinken. NA TOLL! Super gemacht. Jetzt ist er mir wirklich sauer. Und ich dachte, wir hätten die Kurve gekriegt… Meine Gedanken wirbelten in meinem Kopf hin und her. War Montecore wirklich so ein Idiot? Auf mich hatte er so einen netten, charmanten und aufmerksamen Eindruck gemacht. Und die Schmetterlinge vorhin waren echt gewesen. Das stand mal ohne Zweifel. Ich mochte Raffael. Seine lockere Art, sein charmant-schiefes Grinsen, wie er rot geworden war, als ich ihn aufgezogen hatte, das Funkeln in seinen Augen wenn er etwas erzählte. Konnte dieser Kerl wirklich so ein Idiot sein, wie Blaise es mir beschrieben hatte? Meine Lider schlossen sich langsam und ich spielte die Szenen des Nachmittags vor meinem inneren Auge nochmals durch. Es war schön gewesen, ich hatte selten soviel gelacht, das Bauchkribbeln, das er in mir auslöste hatte mir wirklich gut getan und sehr gefallen. Ich musste lächeln. Wenn ich mit Rafe zusammen war, konnte ich sogar Draco vergessen. Die letzten Tage hatte ich kaum an ihn gedacht, mich nicht mal richtig über ihn geärgert…Er schien mich nicht mehr so zu irritieren wie noch letzte Woche, zudem er sich auch von mir zurückzog. Vielleicht wusste er das mit Blaise und wollte ausnahmsweise mal kein Idiot sein…
Ruckartig öffnete ich meine Augen wieder und sprang auf. Ich würde meine Erfahrungen alleine machen und dazu gehörte auch Raffael Montecore. Ich würde mit ihm reden, ihm sagen dass ich alles wüsste. Und dann sehen wir mal, wie er da drauf reagierte. Davon wollte ich meine Entscheidung abhängig machen. Ich lächelte schon wieder leicht. Und Blaise...? Der brauchte erstmal Zeit um sich abzureagieren. Außerdem war ich echt zu stolz, mich bei ihm zu entschuldigen, so wie er sich aufgeführt hatte. Ich konnte ja verstehen, dass es ihm nicht gut ging, aber ich hatte ihm nie bewusst Hoffnungen gemacht. Und ich ließ es auch nicht zu, dass er jetzt versuchte mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Mit diesen Gedanken verließ ich den Raum der Wünsche in Richtung meines Gemeinschaftsraums.
Dort angekommen murmelte ich schnell das Passwort und sah mich betont ruhig um. Die Szene in Hogsmeade schien wohl mehr aufmerksame Zuschauer gehabt zu haben, als ich befürchtet hatte. Fast alle Augen der Slytherinschüler von Stufe eins bis sieben waren auf mich gerichtet. Ich verzog kurz ironisch grinsend meine Mundwinkel und durchquerte den Raum, nicht ohne Nico auffordernd zuzunicken. Diese schien nur darauf gewartet zu haben, denn sie sprang sofort auf und kam auf mich zu. Als wir an den Sofas vorbeikamen wo Malfoy Hof hielt, glitt mein Blick über ihn, dann zu Blaise der direkt neben ihm thronte und schlussendlich zu den kichernden Mädchen, die die beiden umschwärmten wie Motten das Licht. Draco erwiderte meinen Blick stählern wie immer, ein abwartendes Schmunzeln huschte über seine Mundwinkel während er sich mit der rechten lässig eine Strähne aus seinem Gesicht strich.
Seine Augen verrieten mir zu deutlich, dass er über die Situation genauestens im Bilde war und jetzt auf meine Reaktion wartete. Ich erwiderte seinen Gesichtsausdruck mit einem koketten, leicht anzüglichen Grinsen. Meine rechte Hand ahmte seine Geste perfekt nach und strich mir ebenfalls eine Locke hinter das Ohr. Draco folgte der Bewegung mit den Augen, das Schmunzeln wurde breiter. Dann sah ich zu Blaise. Er schien nur darauf gewartet zu haben, denn sein Blick war ebenso stählern wie Dracos. Und doch unendlich verletzlicher, auch wenn er es nicht zulassen wollte. Sein Lächeln war unehrlicher, ironisch – fast schon sarkastisch. Aber auch das kommentierte ich mit einem ironischen Lächeln. Die Szene schien Minuten zu dauern, dabei waren bis jetzt nur wenige Sekunden vergangen. Nico zog ungeduldig an meiner Jacke, um mich daran zu erinnern, dass sie die Geschichte endlich aus erster Hand hören wollte. Ich wandte mich ihr zu und wechselte einen kurzen Blick, bevor wir langsam die Treppen zu unserem Schlafsaal hinaufschlenderten, während unten das Stimmengewirr losbrach.
Lang und breit erzählte ich Nico von meinem Nachmittag. „Und er wollte dich echt küssen?“ quietschte sie begeistert und konnte gar nicht fassen, was ich ihr da erzählte. „Und dann kam Blaise – oder wie?“ Ich kaute grade auf einem Schokofrosch rum und nickte nur. „Ja, er hat ihn total zusammengestaucht, mich beleidigt und ihn dann geschockt!“ Nico riss die Augen auf. „GESCHOCKT? Ist der wahnsinnig? Wenn das nur Strafarbeiten bei Snape gibt, hat er echt Glück gehabt!“ Ich grinste und stimmte ihr innerlich zu. Eigentlich hätte Blaise für die ganze Aktion mehr verdient. Nico griente leicht und griff ebenfalls nach den Süßigkeiten, die sie aus Hogsmeade angeschleppt hatte. „Und wie geht’s jetzt weiter? Wen willst du nun eigentlich? Malfoy? Montecore? Zabini? Manno…“ sie lachte leise, „… du hast echt ganz schön Auswahl, Süße!“ Ich schüttelte leicht den Kopf und lächelte vorsichtig. Da hörte ich ein leises Picken und sah sofort zu unserem Fenster. Ein kleiner Waldkautz flatterte aufgeregt davor auf und ab. Neugierig sprang ich auf und öffnete das Fenster und ihm den Brief abzunehmen. Nico sah mich erwartungsvoll an als ich zu lesen begann:
Liebste Rae,
bitte sei wegen dem Chaos heute Nachmittag in Hogsmeade nicht böse. Ich hatte mir so sehr einen schönen Tag mit dir gewünscht und dann musste er so enden. Ich hoffe du bist mir nicht sauer, ich würde dich gern sehen. Heute Abend um zehn vor der Statue des Barnabas?
Ich wĂĽrde mich sehr freuen!
Dein Raffael
Ich blickte auf und musste lächeln. Dann hielt ich der ungeduldig auf und ab hoppsenden Nico den Brief hin, damit sie schnellstmöglich ihre Neugierde stillen konnte um gleich darauf meinen Schrank zu öffnen. Ich warf einen Blick auf meine Uhr und registrierte seufzend, dass ich knapp eine Viertelstunde Zeit hatte. Schnell griff ich nach einer Jeans und einem Pulli, zog mich in Windeseile um und band meine Haare zu einem Pferdeschwanz nach hinten. Während ich mich fertigmachte überlegte ich fieberhaft, wie ich wohl aus dem Gemeinschaftsraum kommen sollte, OHNE gesehen zu werden. Da kam mir schon wieder Nico zu Hilfe. Sie verdrehte theatralisch ihre Augen und hauchte „ Mir ist soooooooo schlecht. Ich glaub ich hab zu viele Schokofrösche gegessen…“ Sie hielt ihre rechte Hand auf ihren Magen und schnaufte gequält. Ich starrte sie einen Moment irritiert an, während Nico nur kurz grinste. „Na wie denkst du denn, dass du aus dem Gemeinschaftsraum kommst?“
Dankbar erwiderte ich das Grinsen und ging zur Tür. Nico folgte mir und legte meinen rechten Arm und ihre Tallie. Dann öffnete sie die Türe und begann zu jammern. „Scheiße, ist mir schlecht. Ich werde nie…NIE…wieder…“ wir gingen die Treppen hinab und sie klammerte sich an mich, als wenn sie vor lauter Übelkeit kaum noch laufen könnte, „…in den Honigtopf gehen.“ Ich blickte gespielt besorgt zu ihr hinab. „Mann, hättest du dich halt ein bisschen beherrscht. Jetzt darf ich dich um die Uhrzeit zu Madame Pomfrey bringen…“ Nico hielt sich gequält eine Hand vor den Mund und hauchte „Mir…mir ist so übel…“ Unsere kleine Showeinlage zeigte seine Wirkung, denn die meisten unsrer Mitschüler wichen leicht zurück und beobachteten uns aufmerksam. Eine kotzende Nico im Gemeinschaftsraum wollte wohl echt keiner sehen. Wir waren fast am Portrait, als uns Draco den Weg abschnitt. „Moment die Damen…“ hielt er uns auf, seine helle feingliedrige Hand griff nach meinem Oberarm und hielt mich fest. Okay – er war mir nicht ganz egal, das bewies der Schauer, der über meinen Rücken lief als er mich anfasste. Nico stöhnte wieder gepeinigt auf und hob, in schauspielerischer Bravour gekonnt mühsam den Kopf um Draco anzuschauen.
„Wohin wollt ihr denn? Ihr wisst doch genau, dass das Umherwandern auf den Fluren ab 22 Uhr verboten ist? Und es ist kurz vor!“ Prahlerisch stellte er sich in Position. „ICH bin Vertrauensschüler und habe dafür zu sorgen, dass die Schulregeln eingehalten werden. Also…?“ Nico jappste nach Luft, während ich Draco fixierte. „Hör mal Malfoy. Es ist ja sehr nett…“ ich betonte das Wort extra, „…dass du so um unser Wohlergehen besorgt bist, aber wenn du mal genauer hinsehen würdest, würde dir auffallen, dass es Nico hundsmiserabel geht. Sie hat sich an den Süßigkeiten aus dem Honigtopf überfressen und fängt jeden Moment an sich zu übergeben…“ Meine Tonlage passte haargenau. Extrem genervt und absolut unwillig. „Also – wenn du nicht willst, dass sie dir auf deine neuen Drachenlederschuhe kotzt, solltest du uns jetzt zur Krankenstation lassen!“ Draco verzog angewidert seine Nase und machte einen Schritt rückwärts.
„Wah – ne, sorry, Montescue, du denkst doch nicht ernsthaft, dass sie hier…“ er fixierte Nico mit einem unsicheren Blick, diese begann wie aufs Stichwort leicht zu würgen. Malfoy machte noch einen Schritt rückwärts und warf einen auffordernden Blick zu Blaise. „Hey Zabini…Geh lieber mit, nicht dass die Mädels noch Ärger kriegen…“ Mein Kopf drehte sich in Blaise Richtung der mich keines Blickes würdigte. Oh Scheiße, oh nein…bitte bitte, nicht auch das noch! Seit wann hatte Malfoy eine fürsorgliche Ader? Und warum entdeckte er sie gerade JETZT? Aber Blaise schüttelte einfach den Kopf und taxierte mich mit einem kühlen Starren „Ich glaube, die können das gut und gerne alleine, zum Krankenflügel ist es ja nicht sonderlich weit…“ lamentierte er gelangweilt. Ich schickte ein Stoßgebet zum großen Merlin als Draco dann kurz nickte und das Portrait freigab. „Okay, dann geht. Nicht dass sie doch noch hier reinkotzt!“ Ich nickte ihm genervt zu und bugsierte Nico nach draußen.
Wir gingen ein paar Meter und verschwanden hinter der nächsten Ecke, bevor wir leise zu prusten anfingen. Lachen wäre ja zu laut gewesen. „Ey, Nico, du bist so klasse. Ich hätte das nicht halb so gut gekonnt…“ kicherte ich ausgelassen. Nico erwiderte mein Gekichere mit einem Zwinkern. „Gern geschehen, aber jetzt husch, sonst kommst du zu spät zu deinem Date!“ Ich sah erschrocken auf die Uhr und bemerkte, dass ich grade mal noch fünf Minuten hatte. „ Oh, Scheiße! Jetzt aber schnell!“ Ich drückte Nico kurz dankbar an mich und spurtete die Gänge entlang, die zu dieser Uhrzeit menschenleer erschienen. Sicherheitshalber sperrte ich die Ohren auf, nicht dass mir Filch, seine dämliche Katze oder gar Snape über den Weg lief. Aber glücklicherweise schien Fortuna mir heute Abend hold zu sein und ich erreichte die Statue ohne größere Probleme. Stille legte sich wie ein schwarzes Tuch über die Flure, Raffael schien noch nicht da zu sein. Ich lehnte mich leicht schnaufend an die Skulptur und nahm mir vor, in nächster Zeit wieder mehr Sport zu treiben, als ich Schritte hörte.
Schnell duckte ich mich in den Schatten der Statue und verbarg mich so gut es ging dahinter. Ich konnte Rafe sehen der unsicher stehen blieb und nach mir Ausschau hielt. Mein Herz begann etwas schneller zu klopfen und ich musste lächeln, als ich aus meinem Versteck kam. „Rafe!“ flüsterte ich und er entdeckte mich eine Sekunde später. Sein Gesicht hellte sich auf, sein anfänglich zögerliches Lächeln wurde zu einem smarten Grinsen und er fuhr sich jungenhaft durch die Haare. Schnell überbrückte er die wenigen Schritte, die uns voneinander trennten und drückte mich spontan an sich. Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals und mein Magen zog sich zusammen. „Rae…Merlin sei Dank, ich dachte schon du wärst mir sauer oder so!“ Er löste sich vorsichtig und sah mich musternd an. „Wollen wir in den Raum der Wünsche…du…ich, muss mit dir reden, bitte hör mir zu!“ Ich unterbrach seinen Wortschwall indem ich einen Finger auf seinen Mund legte und grinste. „Ist ja gut, komm…!“ Dann wandte ich mich um und machte mich auf den Weg, Rafe knapp neben mir. Wie Blaise es mir schon gezeigt hatte, ging ich dreimal an der richtigen Wand auf und ab, aber es passierte rein gar nichts. Mist, war das peinlich. Unsicher schaute ich zu Raffael, der die Brauen runzelte.
„Lass es mich mal versuchen…“ Er wiederholte meine Aktion jedoch erschien bei ihm eine helle Tür im Gestein. „HEY! Wie hast du das gemacht…warum klappt das bei mir nicht…“ „PSCHT! Da kommt wer!“ Er sah sich kurz gehetzt um und zog mich durch die Türe die er hektisch geöffnet hatte und ließ sie sofort hinter uns zufallen. Ich sah mich um. Helles Mobiliar, ein Sofa, eine Bücherwand, Kerzen, die durch die Luft schwebten. Der Raum sah so anders aus, wie vor wenigen Stunden. Staunend öffnete ich meinen Mund. „Wie ist das möglich? Vorher sah er noch so anders aus…“ nuschelte ich leise vor mich hin. „Vorher?“ hakte Raffael nach. MIST, ich hatte mich verplappert. Und jetzt merkte ich auch noch, wie ich rot wurde. Ok, Themenwechsel und zwar ganz schnell. Ich griff nach seiner Hand und zog ihn zu einer Couch. Dort setzte ich mich und sah ihn erwartungsvoll an. „Also…“ begann ich zögernd einen Smalltalk. „Du wolltest mit mir reden?“ Er schien unsicher und starrte auf seine Fußspitzen. Mehrmals versuchte er einen Satz zustandezubringen, aber heraus kam nur Gestammel. Ich versuchte geduldig zu bleiben und ließ ihm Zeit.
„…Al…also…Rae“, er räusperte sich verlegen, „…heute in Hogsmeade. Ich…oh Mann, es tut mir so leid! Ich wollte nicht dass das alles so läuft. Glaub mir…“ seine blauen Augen richteten sich mit einem verzweifelten Blick auf mich, seine Hände spielten mit seinem Shirt. „Zabini, ich weiß nicht warum er so sauer war. Ich hab ihm echt nichts getan. Und du…“ Wieder sah er zu seinen Schuhen und stockte. Ich musste lächeln, er war süß – ohne Zweifel. „Raffael…hör mal. Mir sind da ein paar Dinge über dich zu Ohren gekommen und ich möchte gerne wissen, ob sie stimmen…“ Dann begann ich zu erzählen, schilderte in kühlen, klaren Worten, was Blaise mir über ihn gesagt hatte. Erwähnte Trixie und endete schließlich mit einem leisen Seufzen. Er erstarrte unter meinen Worten und schloss für einen Moment die Augen. „Er hat Recht. Ich bin ein Casanova. Ich…ich weiß auch nicht. Ich mag ein Mädchen, wir gehen aus, wir landen…also…ich meine. DU bist so anders!“ Er riss seinen Blick abermals nach oben zu meinen Augen und sah mich flehentlich an. „Du hast nie wirklich Interesse an mir gezeigt. Und ich fand dich von Anfang an schon toll…Und – als du dann mit mir nach Hogsmeade gegangen bist war ich so stolz! Dass du mit MIR gehst. Verstehst du?“ Unsicher brach er ab, sein Blick wanderte unruhig durch den Raum. „Mädchen waren bis jetzt nett, ein Zeitvertreib. Ich weiß, dass ich nicht immer fair war und oft auch echt gemein. Aber DU bist ANDERS! Gib mir bitte eine Chance. Nur eine Möglichkeit um zu beweisen, dass ich es ernst mit dir meine. Nicht dass Zabini lügt. Er sagte die pure Wahrheit. Aber ich mag dich sehr sehr gern und ich will nicht, dass mir die Möglichkeit genommen wird, dir das auch zu beweisen!“
Ich schluckte. WOW – das war mal eine Liebeserklärung. Abwartend musterte ich sein Gesicht. Er klang ehrlich. Aufrichtig, mag ja sein, dass es so war, aber was wäre… „Ich weiß nicht…“ Auch ich war jetzt echt unsicher. „Was ist, wenn du irgendwann merkst, also ich meine… ich hab dich auch gern und so… Und das heute war schön und hey – wir hätten uns fast geküsst! Und dann kam Blaise und alles war kaputt…“ ich seufzte leise. Irgendwie wusste ich auch nicht so ganz, was ich wollte. Rafe tastete zögernd nach meiner Hand und hielt sie fest. Dann hob er wieder seinen Blick und sah mich an. „Raven…“ begann er mit ernster Stimme, „…ich kann dir nicht versprechen, dass es anders sein wird. Und ich will es auch gar nicht. Ich werde mir alle Mühe geben, ehrlich zu dir zu sein. Aber das Flattern da…“ er zeigte auf seinen Bauch, „… das war noch nie da. Und jetzt bringt es mich fast um, weil es so schlimm ist…“ Er wurde rot. NEIN! Mein Herz juchzte. ER WURDE ROT! Ich lächelte vorsichtig und drückte seine Hand. Es schien mir alles so einfach, so richtig. „Okay, Rafe. Pass auf. Ich glaub, wir sollten das Risiko eingehen und mal sehen, was passiert, ok? Wenn es einem von uns beiden zuviel wird, werden wir drüber reden.“
Er begann zu strahlen und fiel mir um den Hals. Darauf war ich nicht gefasst, schließlich hatte er durchaus mehr Gewicht als ich. Ich fiel nach hinten und wurde weich von den Sofakissen aufgefangen. „Oh…ich…sorry!“ gerade wollte er sich wieder aufrichten, als ich ihn sanft zurückhielt. „Hey…ist schon gut!“ Verträumt schaute er zu mir hinunter, seine Hand fing eine meiner Haarsträhnen ein und wickelte sie vorsichtig um seinen Zeigefinger, dann strich er über meine Wange. „Rae…ich…wenn…“ seine Stimme brach und er musste sich räuspern. Dann sah er in meine Augen. „Wenn ich dich gern küssen würde, also…ich meine jetzt. Würdest du mir dann eine kleben?“ Ich musste lachen. Er fragte und hatte Angst vor einer Ohrfeige? Sinnierend legte ich mir einen Zeigefinger an meine Lippen und dachte gespielt nach. „Hmmm…“, dann lächelte ich ihn an. „…ich glaube nicht!“
Mein Lächeln wurde erwidert. Süßer und strahlender als ich es je könnte. Seine Züge wurden ganz weich dann beugte er sich vorsichtig zu mir hinab. Sein Gesicht kam näher, ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Dann verschwanden die Konturen und ich schloss die Augen. Sanft berührten seine Lippen meine und drückten leicht dagegen. Ich seufzte leise, die Schmetterlinge in meinem Magen flatterten vor Freude auf und drückten gegen meinen Bauch. Am liebsten hätte ich geschrieen, aber das hätte ihn bestimmt verstört. So konzentrierte ich mich auf seine weichen Lippen auf meinem Mund und erwiderte den Kuss vorsichtig. Er küsste, wie er aussah – wie ein junger Gott. Meine Gedanken drehten sich, wirbelten durcheinander und vor meinen geschlossenen Augen tanzten kleine Sternchen auf und ab.
Aber bevor ich den Kuss vertiefen, noch ein Stückchen intensivieren konnte, zog er sich schon vor mir zurück. Seine Wangen waren immer noch leicht rötlich angehaucht, der Mund ein Stückchen geöffnet und seine Augen. Sie strahlten in einem leuchtenden Blau. Er schien sich wirklich zu freuen. Ich wurde auch leicht rot und musste grinsen. Dann richtete ich mich ein Stückchen auf. „WOW…“nuschelte er leise. „Das war…“ Ich lachte befreit und lehnte mich leicht an ihn an. Dabei fiel mein Blick auf die Uhr. „Mist…es ist schon fast elf!“ Er zuckte leicht zusammen und richtete sich auf. „Bei Merlin…wir sollten echt zurück…“ Dann sah er mich wieder an und schmunzelte. „Aber ich will noch gar nicht…“ Auch ich musste wieder lächeln. „Ich auch nicht, aber wir können das morgen vertiefen ok?“ Er nickte und half mir auf die Beine, drückte mich noch einen Moment an sich und zog mich dann zur Tür. Ich hielt mich an ihm fest, weil ich merkte, dass meine Beine weich wurden. Er lächelte sanft, irgendwie verständnisvoll und brachte mich dann zurück zu meinem Gemeinschaftsraum. Dort griff er nach meiner Hand und zog sie lächelnd an seine Lippen. „Merci Mademoiselle für diesen schönen Abend.“ Seine Lippen hauchten spielerisch über meinen Handrücken und ich bekam prompt eine Gänsehaut und wurde natürlich wieder rot. Dann zwinkerte er mir zu, strich nochmals kurz über meine Wange und verschwand in den Gängen.
Eine Minute lang starrte ich ihm nach, unfähig mich zu bewegen. Ich war noch zu gefangen in meinen Gefühlen und nuschelte leise das Passwort. Das Portrait schwang auf, dabei bemerkte ich nicht, wie mich zwei rauchgraue Augen aus dem Schatten beobachtet hatten.
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