von |Tonks <3|
6. London
Mr. und Mrs. Evans hatten beschlossen, dass sie schon am Tag darauf, einem Samstag, nach London fahren würden.
Am Freitagabend bereitete Mrs. Evans alles für den morgigen Tag vor. Sie packte ein paar belegte Brote und Wasserflaschen in eine Tüte und gab sie Mr. Evans, der sie schon in den Kofferraum des Autos legen sollte.
Plötzlich kam Petunia in die Küche. „Was wird das denn?“, fragte sie und blickte fragend auf die Tüte.
„Das ist ein kleiner Imbiss für morgen. Wir fahren doch nach London. Haben wir dir das nicht gesagt?“ Mrs. Evans blickte sie fragend an.
„Müsst ihr wohl vergessen haben.“, sagte Petunia mürrisch.
Ihre Eltern hatten in letzter Zeit nicht mehr viel für sie übrig. Sie behandelten sie zwar ganz normal, doch Petunia entging nicht wie stolz sie auf ihre Schwester Lily waren. Sie konnte nicht verstehen, dass ihre Eltern die Abnormalität ihrer Tochter guthießen. Immerhin war sie eine Hexe. Doch seit dem sie wussten, dass Lily bald auf eine Zauberschule gehen würde verbrachten sie viel Zeit mit ihr und wenn Lily ihnen etwas erzählte, hörten sie ihr aufmerksam zu. Doch sie, Petunia, schienen sie gar nicht mehr zu bemerken. ’Es kann ja nicht jeder so etwas Besonderes sein wie sie.’, dachte Petunia säuerlich.
„Was wollen wir denn in London?“, fragte sie ihre Eltern nun.
„Wir müssen Lily Schulsachen besorgen. Immerhin sind die Ferien in zwei Wochen vorbei.“, erklärte Mr. Evans und verließ, mit der Tüte in der Hand, die Küche.
„Ich bleibe Zuhause.“, sagte Petunia mürrisch. Sie würde mit Sicherheit nicht den ganzen Tag mit ihrer abnormalen Schwester verbringen, um ihre Schulsachen zu besorgen. Wahrscheinlich würde sie dort sogar noch auf mehr dieser Verrückten treffen.
„Wieso das denn?“, fragte ihre Mutter. Sie blickte Petunia verblüfft an. „Überleg doch mal Tunia. Wir werden bestimmt einige Zauberer treffen und ich bin gespannt wie es in dieser Winkelgasse so aussieht.“
Ihre Mutter blickte sie freudig an. Ihr war die Vorfreude auf den nächsten Tag schon ins Gesicht geschrieben.
„Auf keinen Fall! Ich bleibe hier.“, ohne ein weiteres Wort stapfte sie nach oben in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
Eigentlich würde sie schon gerne mit in die Winkelgasse kommen, doch das würde sie nie zugeben. Sie wollte, dass ihre Eltern auch ihr die Aufmerksamkeit schenkten, die momentan nur Lily zu spüren bekam.
Sie schmiss sich auf ihr Bett und ohne, dass sie es verhindern konnte, quollen stumme Tränen au ihren Augen.
Petunia war sauer auf sich selbst. Wollte sie wirklich dazu gehören? Wollte sie insgeheim auch eine Hexe sein? Plötzlich strömte der Neid auf ihre Schwester auf sie ein. Wenn ihre Schwester so begabt war, war sie es doch sicher auch.
Petunia überlegte lange hin und her, wie sie es anstellen sollte, dass sie auch an dieser Hogwarts-Schule aufgenommen wurde. Schließlich hatte sie eine Idee.
Sie wischte sich schnell über die Augen und erhob sich von ihrem Bett. Entschlossen griff sie nach Briefpapier, setzte sich an ihren Schriebtisch und knipste die Schreibtischlampe an. Wie hieß der Schulleiter von dieser Schule noch gleich? Petunia erhob sich wieder und schlich hinunter in die Küche. Ihre Eltern waren nicht da. Sie sah sich um und entdeckte Lilys Brief auf der Küchentheke liegen. Schnell nahm sie den schweren Umschlag und ging zurück in ihr Zimmer.
Petunia saß lange an ihrem Schreibtisch und überlegte, doch schließlich war sie mit ihrem Brief zufrieden. Sie nahm das Papier in die Hand und las es sich noch einmal durch.
Sehr geehrter Professor Dumbledore,
ich bin Petunia Evans, die Schwester von Lily Evans, die nach den Sommerferien ihr erstes Schuljahr an ihrer Schule beginnen wird.
Weil ich sehr gerne mit Lily zusammen ihre Schule besuchen würde, bitte ich sie darum, auch mich an ihrer Schule aufzunehmen.
Bitte schreiben Sie mir so schnell wie möglich einen Brief mit ihrer Zusage.
Mit freundlichen Grüßen
Petunia Evans
Sie faltete den Brief und steckte ihn in einen Umschlag. Auf den Umschlag schrieb sie nur den Namen der Schule und den des Schulleiters, weil sie keine genaue Adresse wusste. Sie klebte noch eine Briefmarke auf den Umschlag und ging aus dem Haus, um den Brief in einen Briefkasten einige Straßen weiter zu werfen.
Petunia hoffte, dass der Brief bald ankommen würde und schlief in dieser Nacht mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ein.
Am nächsten Morgen wurde Lily schon um 6 Uhr morgens von ihrer Mutter geweckt. Sie saß mit verquollenen Augen im Bett und wusste erst gar nicht, warum sie schon aufstehen musste.
„Beeil dich, Lily! Wir fahren in einer halben Stunde los. Wir müssen mit dem Auto fahren und der Weg nach London ist weit.“, sagte ihre Mutter und verließ das Zimmer.
Nun war Lily hellwach. Wie hatte sie vergessen können, dass sie heute in die Winkelgasse fahren würden?
Schnell stand sie auf und verschwand mit frischer Wäsche, einer Jeans und einem T-Shirt im Badezimmer.
Während dem Frühstück las Mr. Evans die Zeitung und Mrs. Evans unterhielt sich mit Lily.
Als Mr. Evans seinen Kaffee ausgetrunken hatte sagte er: „Ich gehe noch mal nach oben zu Tunia. Vielleicht will sie ja doch mitkommen.“
Lily bezweifelte dies und sie behielt Recht.
Kurz nachdem Mr. Evans nach oben gegangen war, kam er auch schon wieder nach unten. Er schüttelte verständnislos den Kopf und sagte:
„Sie ist völlig stur. Sie hat sich in ihrem Zimmer verbarrikadiert und wollte mich nicht reinlassen. Was ist bloß los mit ihr?“
„Wir können heute Abend noch mit ihr reden, doch jetzt müssen wir los.“, sagte Mrs. Evans.
„Ja, du hast Recht. Und ich wette, Lily kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht.“
„Hast du die Liste mit deinen Schulsachen?“, fragte er Lily.
Lily nickte und ging mit ihren Eltern nach draußen zum Auto. Bevor sie einstieg, schaute sie hoch zu Petunias Fenster. Petunia stand am Fenster und schaute traurig nach unten, doch als sie Lily Blick entdeckte, setzte sie ein zorniges Gesicht auf und ließ den Vorhang wieder vor das Fenster gleiten.
Es war eine lange Fahrt nach London. Normalerweise schlief Lily immer während langen Autofahrten, doch heute war an Schlafen nicht zu denken. Sie war ganz hibbelig und fragte ihren Vater, der am Steuer saß, andauernd, wann sie endlich da seien.
Um halb 11 waren sie dann endlich in London und Mr. Evans parkte den Wagen in der Nähe des ’Towers of London’, einer Londoner Sehenswürdigkeit.
In einem kleinen Laden kauften sie sich einen Stadtplan und machten sich mithilfe der Wegbeschreibung von Professor McGonagall auf die Suche nach dem Tropfenden Kessel. Zuerst mussten sie mit der U-Bahn fahren, die restliche Strecke wollten sie allerdings zu Fuß zurücklegen.
Lily konnte sich nicht vorstellen, dass sie hier in London so etwas wie einen Zauberstab finden würde. Sie sah Läden, in denen gab es die neuesten Klamotten oder die tollsten Spielwaren, aber von einem Laden für Zauberstäbe war nichts zu sehen.
„Hier muss es sein.“, sagte Mr. Evans plötzlich und blickte verdutzt um sich und dann wieder auf den Stadtplan.
Lily sah sich erwartungsvoll um. „Wo?“, fragte sie gespannt.
„Es muss genau hier sein.“, murmelte Mr. Evans und sah die Straße entlang. „Hier.“, sagte er dann und deutete auf einen kleinen Pub.
Über der alten Tür des Gebäudes stand sehr schwer erkennbar und in vergilbter Schrift:
Der Tropfende Kessel
Lily hatte das kleine Gebäude gar nicht bemerkt, denn es stand zwischen einem großen Buchladen und einem Plattenladen. Lily beobachtete die Leute, die an dem kleinen Pub vorbeiliefen und sie hatte den Anschein, dass sie ihn gar nicht bemerkten. Vielleicht war der Tropfende Kessel ja auch gar nicht für Muggel sichtbar, überlegte sie sich.
„Dann lasst uns mal reingehen.“, sagte Mrs. Evans und ging zu der schmuddeligen Eingangstür. Mr. Evans faltete den Stadtplan zusammen und packte ihn in seinen Rucksack.
Im Tropfenden Kessel war es sehr dunkel und Lily sah für einen Augenblick nichts, weil sich ihre Augen erst an die plötzliche Dunkelheit gewöhnen mussten.
An einem Tisch saßen ein paar Männer in Umhängen und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Keiner schien die Anwesenheit der Evans zu bemerken.
Lily und ihre Eltern standen schüchtern an der Tür, bis sich Mr. Evans räusperte und zur Theke ging, an der ein kahlköpfiger Wirt stand.
„Entschuldigung, aber könnten sie uns sagen, wie wir zur Winkelgasse kommen?“, fragte er höflich.
Der Wirt sah Mr. Evans misstrauisch an und schien kurz zu überlegen.
„Sind sie die Evans?“, fragte er schließlich.
Mr. Evans nickte.
„Minerva hat mir gesagt, dass sie sicherlich bald hier eintreffen würden. Folgen sie mir.“
Die Evans folgten dem Wirt hinaus auf einen kleinen, von Mauern umgebenen Hinterhof, wo es nichts als Unkraut und einen Mülleimer gab.
Lily war ganz verdutzt und fragte sich, was jetzt wohl passieren würde, als der Wirt einen dünnen Stab aus seiner Jacke holte. Lily erkannte sofort, dass es ein Zauberstab war.
Nun trat der Wirt nah an die Mauer heran und schien die Backsteine zu zählen. Schließlich tippte er mit der Spitze seines Zauberstabs dreimal gegen die Mauer.
Der Stein, auf den er geklopft hatte, erzitterte, wackelte und in der Mitte erschien ein kleiner Spalt. – Der wurde immer breiter und eine Sekunde später standen sie vor einem Torbogen.
Lily und ihre Eltern waren total verblüfft und starrten fasziniert auf eine gepflasterte Straße, die sich in einer engen Biegung verlor.
„Das ist die Winkelgasse.“, sagte der Wirt und verschwand schon wieder in seinen Pub.
Kommi? :)
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