von |Tonks <3|
10. Die Absage
Lily zog sich die Bettdecke über den Kopf. Die Sonne strahlte hell in ihr Zimmer und kündigte einen weiteren sonnigen Sommertag an.
Lily und ihre Eltern waren gestern spät nach Hause gekommen. Lily war todmüde gewesen und wollte nur noch in ihr Bett, doch dann hatte Fiver sie noch lange beansprucht.
Er wollte einfach nicht in seinem neuen Katzenkörbchen bleiben, geschweige denn darin schlafen. Sobald sich Lily von dem kleinen Körbchen entfernt hatte, hüpfte er aus seinem Körbchen und tapste Lily munter über den Holzboden hinterher.
Lily hatte es einige Male versucht, doch irgendwann war sie einfach zu müde immer wieder aufzustehen, weil Fiver wieder durch das Zimmer tapste, und blieb in ihrem Bett liegen, wo sie dann auch gleich in einen tiefen Schlaf geglitten war.
Lily rieb sich über die Augen und zog die Decke wieder nach unten. Langsam hatten sich ihre müden Augen an das helle Sonnenlicht, das ihr Zimmer durchströmte, gewöhnt. Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und plötzlich strömten die ganzen Erinnerungen an den gestrigen Tag auf sie ein.
Die mürrischen Kobolde bei Gringotts, das nette Mädchen Alice, die unzähligen Läden voller magischer Gegenstände, Fiver und natürlich ihr Zauberstab.
Ihr Blick schweifte zu Fivers Körbchen. Die Wolldecke, die Mrs. Evans für ihn hineingelegt hatte war ganz zerwühlt.
Sie wippte munter mit ihren nackten Füßen, die unter ihrer Bettdecke hervorlugten und dachte voller Genugtuung, dass sie es wohl doch geschafft hatte, dass der kleine Rabauke in seinem Körbchen geschlafen hatte.
Plötzlich schrie sie auf. Irgendetwas hatte ihr in den großen Zeh gebissen!
Und Lily entdeckte den Urheber des Bisses. Fiver saß am Fußende ihres Bettes und blickte sie reumütig an. Sein Schwanz zuckte verspielt.
„Wie kommst du überhaupt ins Bett?“, fragte Lily.
Sie setzte sich auf und begutachtete ihren Zeh. Sie konnte kleine Bissspuren von Fivers spitzen Zähnchen erkennen. „Such dir nächstes Mal gefälligst ein anderes Jagdopfer als meinen Zah!“, sagte sie lachend und kraulte Fivers Kopf, der sich sofort quer über die Bettdecke legte und ihr schnurrend seinen Kopf entgegenhielt.
„Ich fürchte, ab jetzt werde ich mein Bett teilen müssen.“
Lily zog sich an und ging hinunter in die Küche. Fiver folgte ihr dich auf den Fersen, was sie sehr süß fand.
Sie nahm einen Futtertrog und füllte ihn mit Katzenfutter. Fiver strich ihr maunzend um die Beine und beobachtete mit seinen bernsteinfarbenen Augen, aufmerksam Lilys Bewegungen.
Lily stellte das Katzenfutter vor Fiver auf den Küchenboden und der kleine Kater begann sich gierig über sein Frühstück herzumachen.
Lily schüttete gerade Milch über ihr Müsli, als Petunia die Treppe hinunter kam. Sie hatten sich gestern nicht mehr gesehen, weil Petunia natürlich schon geschlafen hatte, als sie nach Hause gekommen waren.
Lily sah wieder auf ihr Müsli und Petunia kam in die Küche. Plötzlich schrie sie auf und Lily zuckte zusammen.
„Was zum Teufel ist das?“, keifte Petunia und deutete mit ihrem langen Zeigefinger auf den Kater, der sich von ihrem Geschreie keineswegs stören ließ und munter sein Futter fraß.
„Hast wohl noch nie eine Katze gesehen, was?“, fragte Lily sarkastisch und blitzte Petunia böse an.
Petunia überging dies und sagte: „Was soll das Vieh hier? Hast du schon wieder ein umherstreunendes Tier mit nach Hause gebracht?“
Lily antwortete nicht sondern schüttelte nur den Kopf über das Gemecker ihrer Schwester.
„Wissen Mom und Dad davon?“, fragte Petunia weiter und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
„Natürlich.“, antwortete Lily spitz. „Sie haben ihn mir doch gekauft.“
Petunia hatte es die Sprache verschlagen. Ihr Gehirn schien schnell zu arbeiten und plötzlich schien sie zu einem Entschluss gekommen zu sein.
„Du lügst! Ich weiß doch genau, dass Mom und Dad keine Haustiere wollen! Sie waren schon immer dagegen. Wegen der Hygiene und allem …“
Sie blickte Lily siegessicher an und wandte sich ab, zweifellos um gleich zu ihren Eltern zu rennen und ihnen von der Katze zu erzählen.
Doch Lily schrie sie an: „ICH BIN KEIN LÜGNER! Genau so wenig wie ich verrückt bin, nur weil ich eine Hexe bin!“
Petunia sah sie sprachlos an. So etwas hatte sie von ihrer kleinen Schwester nicht erwartet.
Schnell hatte sie sich wieder gefasst und sagte mit trotziger Stimme: „Und ob du verrückt bist! Mom und Dad wollen dir einfach nicht sagen, dass du verrückt bist. Diese Schule sie … sie ist nur für Verrückte! Alle behaupten du wärst etwas Besonderes! Aber ich weiß es besser.“ Sie machte eine Pause doch Lily antwortete nicht. Sie sah sie nur hasserfüllt an.
„Meinetwegen, nenn dich Hexe, aber du bist nichts als eine verlogene Missgeburt!“
„Tunia!“, kam eine zornige Stimme von der Treppe her. Es war ihr Vater. Wutentbrannt starrte er Petunia an.
„Ich bin maßlos enttäuscht von dir! Wie kannst du so etwas nur sagen?“
Lily schien es, als würde Petunia unter dem zornigen Blick ihres Vaters schrumpfen. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und konnte ihrem Vater nicht in die Augen sehen.
„Erklär mir das!“, forderte Mr. Evans sie auf und kam ebenfalls in die Küche.
„Wie kannst du solche abscheulichen Dinge sagen? Und das noch zu deiner Schwester?“
Nun klang seine Stimme nicht mehr wütend. Seine Stimmer klang traurig und man konnte hören wie entsetzt er war.
Petunia schien sich ein wenig gefasst zu haben. Die Worte ihres Vaters hatten sie hart getroffen.
„Schau mal, Daddy!“ Sie lenkte seine Aufmerksamkeit von sich auf Fiver, der nun abenteuerlustig durch die Küche streifte und alles auskundschaftete.
Mr. Evans sah auf Fiver und lächelte unwillkürlich. Er hatte den kleinen Kater schon in sein Herz geschlossen, obwohl sie eigentlich immer gegen Haustiere gewesen waren.
Nun wandte er seinen Blick wieder Petunia zu.
„Lenk nicht ab.“
Petunia starrte ihn mit offenem Mund an. Sie hatte erwartet, dass ihr Vater nun mit Lily schimpfen würde, weil sie einfach ein Tier ins Haus geschleppt hatte. Das war doch viel schlimmer als ihre Worte.
Blanker Hass durchströmte Petunias Körper. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und stampfte mit dem Fuß auf den Küchenboden.
„Warum bevorzugt ihr immer Lily? Alles was sie macht ist toll! Sie bringt einfach irgendein verdrecktes Tier ins Haus, obwohl ihr es verboten habt! Und zu ihr sagst du kein Wort! Ich hasse euch!“
Petunia schnaubte zornig und machte auf dem Absatz kehrt, damit sie ihre Tränen nicht sahen.
„Tunia!“, reif Mr. Evans ihr noch hinterher, doch sie rannte die Treppe hoch und schloss sich in ihrem Zimmer ein.
Sie kauerte an der Tür und Tränen strömten über ihr Gesicht. In ihren Augen war das alles einfach total ungerecht. Lily wurde von ihren Eltern pausenlos bevorzugt und sie überschlugen sich fast vor Stolz, weil sie eine Hexe war.
Petunia stand auf, wischte sich zornig über ihr Gesicht und ging zu ihrem Bett. Ihr Blick schweifte über das Fenster. Eine Eule saß auf dem Fenstersims und hatte einen gelben Brief im Schnabel.
Petunia stieß hinter vorgehaltener Hand einen entsetzen Schrei aus, weil sie sich so erschrocken hatte.
Langsam ging sie zum Fenster und öffnete es. Die schneeweiße Eule flog herein, ließ den Brief auf ihren Schreibtisch fallen und flog wieder aus dem Fenster. Petunia blickte ihr verblüfft hinterher, doch schon war sie um die Hausecke verschwunden.
Sie schloss das Fenster und ging zu ihrem Schreibtisch.
Auf dem gelblichen Umschlag war in smaragdgrüner Tinte ihr Name zu lesen. Zitternd nahm sie den Brief in die Hand.
Das musste der Brief von Hogwarts sein. Ihre letzte Hoffnung …
Hastig riss Petunia den Briefumschlag auf und entfaltete den ebenfalls gelben Brief.
Sehr geehrte Miss Evans,
Ich habe ihren Brief erhalten und ich habe die Angelegenheit gründlich überprüft, doch leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir Sie nicht an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufnehmen können.
Ich kann verstehen, dass Sie gerne mit ihrer Schwester Lily zusammen zu Schule gehen würden, doch mit großem Bedauern muss ich sagen, dass Sie keinerlei magische Fähigkeiten besitzen.
In der Hoffnung, dass Sie wohlauf sind
Albus Dumbledore
Schulleiter von Hogwarts
Petunia ließ den Brief fallen. Sie konnte es nicht glauben. Keinerlei magische Fähigkeiten? Tränen stiegen ihr in die Augen. Ihre letzte Hoffnung, auch etwas Besonderes zu sein, war zerstört. Warum Lily? Warum Lily und nicht sie?
Sie waren doch Schwestern! Mit Sicherheit hatten sie die gleichen Fähigkeiten. Sie hatte so große Hoffnung in diesen Brief gesteckt und war sich sicher gewesen, dass sie damit das gewünschte Ziel erreichen würde. Doch sie hatte sich geirrt …
Lily würde auf diese Schule gehen. Jede Ferien würde sie ihren Eltern von ihrer Schule berichten und von alles Zaubern, die sie gelernt hatte.
Und sie, Petunia, würde ihre Eltern mit nichts mehr beeindrucken können. Es wäre egal wenn sie nur noch 1en in der Schule schreiben würde. Ihre Eltern würden nie so stolz auf sie sein, wie auf Lily. Sie war einfach nur normal. Nichts Besonderes.
Wie immer Danke für eure tollen Kommis :)
Wünsch euch allen schöne Ferien, jetzt dürften alle welche haben. :D
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