von |Tonks <3|
11. Der Brief
„Was ist nur los mit Tunia?“
Richard Evans lief unruhig in der Küche auf und ab. Er konnte nicht glauben was er da gerade miterlebt hatte. Wie Petunia mit Lily geredet hatte.
Was war nur in sie gefahren? Er konnte es nicht glauben. Offenbar hatte er ein völlig falsches Bild von Petunia gehabt. Er und seine Frau Beth hatten zwar über Petunias plötzliche Abneigung gegenüber Lily gesprochen, aber sie hatten das ganze nicht sehr ernst genommen. Sie waren einfach zu dem Schluss gekommen, dass Petunia neidisch auf ihre Schwester war, weil sie auf eine Zauberschule kommen würde. Wahrscheinlich wollte sie einfach auch eine Hexe sein.
Aber wer wollte das nicht? Er selbst beneidete seine Tochter ein wenig für ihr Glück, denn auch er wäre, nach allem was er in den letzten Wochen erlebt hatte sofort einverstanden, wenn man ihm die Ausbildung zum Zauberer anbieten würde. Aber er wusste, dass dies nicht möglich war. Und offenbar war es auch nicht möglich, dass Petunia diese Schule besuchte, denn sonst hätte Professor McGonnigal mit Sicherheit informiert und Petunia wäre ebenfalls an Hogwarts aufgenommen worden.
Es gab eben nur diese eine Hexe, Lily, in ihrer Familie. Er freute sich für Lily und war sehr stolz auf sie. Aber warum konnte Petunia das nicht auch sein?
Petunia war zwar erst 14, aber sie benahm sich schon oft viel erwachsener und war immer sehr vernünftig. Doch Heute war er schlichtweg schockiert gewesen. Warum hasste Petunia ihre Schwester so?
All diese Gedanken wirbelten durch seinen Kopf und er bekam zunächst gar nicht mit wie Lily ihn ansprach.
„Dad!“, sagt Lily übellaunig, da ihr Vater ihr offenbar nicht zugehört hatte.
„Tut mir Leid Lilyschatz …“, meinte ihr Vater mit verwirrtem Blick. „Was hast du eben gesagt?“
Lily verdrehte genervt die Augen und sagte: „Ich weiß doch auch nicht, was mit Tunia los ist. Seit sie weiß, dass ich nach Hogwarts gehen werde, spricht sie nicht einmal mehr mit mir. Sie verhält sich mir gegenüber total gemein, wie du ja vorhin selbst mitbekommen hast.“
Lily machte eine Pause und schüttelte traurig den Kopf.
„Ich verstehe sie einfach nicht, wir waren immer so gute Freundinnen … Warum kann sie sich nicht einfach für mich freuen?“, fragte Lily verzweifelt.
Sie senkte ihren Blick, damit ihr Vater ihr Tränen nicht sah. Sie wischte sich schnell über die Augen und fuhr fort:
„Andererseits kann ich sie aber auch verstehen.“
Ihr Vater blickte sie verblüfft an, unterbrach sie aber nicht.
„Seit dem ihr wisst, dass ich eine Hexe bin, redet ihr über fast nichts anderes mehr. Ich weiß, dass das Alles ja echt unglaublich ist, aber … Du und Mom, ihr beachtet Petunia gar nicht mehr.“
„Jetzt übertreibst du aber.“, warf Mr. Evans ein. „Wie könnten wir deine Schwester nicht beachten? Wie leben unter einem Dach.“
Lily schüttelte den Kopf.
„Wann hast du sie zuletzt gefragt, wie es ihr geht? Ihr gesagt, dass du sie lieb hast? Andauernd sagt ihr mir, wie stolz ihr auf mich seid, doch für Petunia habt ihr kein einziges Wort übrig. Hast du einmal daran gedacht, wie es ihr damit geht?“
Mr. Evans war geschockt. Er und seine Frau hatten nicht gemerkt, wie sehr sie Petunia verletzt hatten. Nicht einen Moment hatten sie daran gedacht, wie sich Petunia bei dem ganzen Trubel um Lily fühlte. Sie waren so stolz auf ihre jüngere Tochter gewesen, dass sie die andere ganz vergessen hatten.
Was für Eltern waren sie nur? Aber warum hasste Petunia Lily dafür? Sie müsste enttäuscht von ihren Eltern sein, stattdessen war sie neidisch, weil Lily so viel Zuwendung von ihren Eltern bekam.
„Das ist keine Entschuldigung für ihr Verhalten.“, sagte Mr. Evans.
„Ich weiß.“, meinte Lily. „Aber es ist eine Erklärung.“
Mit diesen Worten verließ sie mit Fiver, der ihr sofort folgte, die Küche und überließ Mr. Evans seinen Schuldgefühlen.
Er beschloss erst einmal mit seiner Frau zu reden, so konnte es ja nicht weiter gehen. Also ging er hinaus, in den kleinen Garten, wo seine Frau Beth gerade ein paar Erdbeeren pflückte.
Am Nachmittag dieses Tages wartete Lily im Garten auf Severus, der sie Heute besuchen wollte.
Sie beobachtete Fiver, wie er versuchte einen Schmetterling zu fangen. Der Schmetterling flog plötzlich davon und nun galt seine Aufmerksamkeit Unmengen kleiner, schwarzer Fliegen, die um ihn herumschwirrten.
„Gewitterfliegen.“, murmelte Lily vor sich hin und blickte zum Himmel. Am Horizont zogen schon dunkle Wolken auf und Lily war sich sicher, dass es bald gewittern würde.
Lily musste schmunzeln. Der kleine Fiver schlug mit seinen Pfötchen durch die Luft, um die lästigen Fliegen zu vertreiben.
Plötzlich legte ihr jemand von hinten die Hände auf die Augen und sie erschrak.
„Hast du etwa Angst?“, fragte Severus belustigt und nahm die Hände von Lilys Augen.
Lily fuhr herum und lachte: „Angst? Das hättest du wohl gern.“
„Natürlich hattest du Angst.“, sagte Severus hämisch und durchbohrte sie mir sienen schwarzen Augen.
„Gar nicht war!“, lachte Lily. Sie sah Severus an. Seine fettigen, schulterlangen Haare hingen ihm wie immer in sein schmales, fahlhäutiges Gesicht und erinnerten sie sehr an einen schwarzen Vorhang.
Severus war aufgefallen, dass sie ihn begutachtete und wandte sein Gesicht von ihr ab.
„Meckere bloß nicht über meine Haare. Das darf ich mir schon täglich von meiner Mutter anhören.“, sagte er trocken.
„Ich sage doch gar nichts.“, meinte Lily lächelnd. „Ich suche mir meine Freunde nicht nach ihrem Aussehen aus. Eigentlich ist es mit egal wie jemand aussieht.“
Severus war verblüfft so etwas von ihr zu hören. Wobei sie selbst ja ziemlich hübsch war, wie er fand.
„Schau mal, Sev.“, sagte Lily nun und zeigte auf Fiver, der immer noch mit den kleinen Fliegen beschäftigt war. „Meine Eltern haben ihn mir in der Winklegasse gekauft, er heißt Fiver.“
Severus schien sich für den Kater nicht sonderlich zu interessieren, denn er fragte:
„Hast du all deine Schulsachen zusammen. Ich war mit meiner Mutter schon letzte Woche dort?“
„Ja, ich denke schon. Weißt du ob alle Kobolde so unfreundlich sind? Der, der uns gestern das Geld gewechselt hat, war total unhöflich.“
„Ja, kann schon sein.“, meinte Severus.
„Stell dir vor, Heute in einer Woche sind wir schon in Hogwarts.“, sagte Lily fröhlich.
„Ja, aber um diese Zeit sind wir bestimmt noch mit dem Hogwarts-Express unterwegs.“
„Oh nein!“, schrie Lily, als es ganz plötzlich anfing heftig zu regnen.
„Lass uns reingehen!“, sagte Lily und nahm Fiver auf den Arm, der ziemlich bockig war, weil er gerade ziemlich nass wurde.
„Ich weiß nicht.“, meinte Severus und blickte unsicher auf das Haus der Evans, unsicher ob er willkommen war.
„Das ist kein Problem.“, sagte Lily, die seinem unsicheren Blick gefolgt war und zog ihn nun mit ins Haus. Inzwischen hagelte es sogar.
„Geh doch schon mal nach oben in mein Zimmer.“, sagte Lily. „Ich hole uns noch etwas zum Trinken.“
Unsicher ging Severus die Treppe hinauf. Die erste Tür, an der er vorbeikam, stand offen. Er ging hinein. Das war nicht Lilys Zimmer, das er schon kannte. Sein Blick schweifte neugierig durch den Raum und sein Blick blieb an dem Schreibtisch hängen. Es war ein Brief von Hogwarts, was er sofort an dem Wappen erkannt hatte. Er nahm den Brief in die Hand. Er war an Lilys Schwester, Petunia, adressiert.
Kam sie etwas auch nach Hogwarts? Panisch öffnete er den Brief und begann zu lesen. Seine Augen weiteten sich.
Er hörte wie Lily die Treppe hinauf kam.
„Lily, komm schnell her!“, rief er.
Lily kam mit einem Tablett, auf dem einige Gläser mit Limonade standen, in Petunias Zimmer.“
„Severus, was tust du hier?“, flüsterte sie wütend. „Wenn Tunia dich erwischt.“
Doch Severus begann ihr den Brief vorzulesen.
Sehr geehrte Miss Evans,
Ich habe ihren Brief erhalten und ich habe die Angelegenheit gründlich überprüft, doch leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir Sie nicht an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufnehmen können.
Ich kann verstehen, dass Sie gerne mit ihrer Schwester Lily zusammen zu Schule gehen würden, doch mit großem Bedauern muss ich sagen, dass Sie keinerlei magische Fähigkeiten besitzen.
In der Hoffnung, dass Sie wohlauf sind
Albus Dumbledore
Schulleiter von Hogwarts
„Sie hat ihm doch nicht etwa einen Brief geschrieben?“, sagte Lily verblüfft.
„Anscheinend schon.“, sagte Severus und steckte das gelbliche Pergament wieder in den Umschlag.
„Die Arme. Schade, dass sie nicht nach Hogwarts kann.“, sagte Lily traurig.
Severus sah sie verständnislos an, sagte aber nicht.
„Bei der Muggelpost müssen heimlich Zauberer arbeiten.“, meinte er nun.
„Wie sonst sollen die Briefe nach Hogwarts kommen. Kein Muggel weiß, wo es zu finden ist.“
„Los, lass uns hier verschwinden. Was meinst du was hier los ist, wenn Petunia uns erwischt“, sagte Lily und die beiden verließen das Zimmer.
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