von |Tonks <3|
13. Im Hogwarts-Express
„Hey, Lily!“, sagte plötzlich eine bekannte Stimme. Lily drehte sich erleichtert um und erblickte Severus.
„Hi, Sev. Man bin ich froh, dich zu sehen. Stell dir vor, beinahe hätte ich das Gleis nicht gefunden. Aber ich konnte ja nicht wissen, dass ich durch die Absperrung laufen muss.“
„Oh, tut mir Leid. Ich hätte es dir erklären sollen.“
Severus blickte unsicher umher und flüsterte dann: „Das ist meine Mom. Sie ist aber nicht besonders nett.“
Hinter Severus stand eine hagere, blässliche, mürrisch dreinblickende Frau, die ihm stark ähnelte.
Lily ging zu ihr und streckte ihr die Hand entgegen: „Hallo Mrs. Snape, ich bin Lily Evans.“
Die Frau sah sie mit geringschätziger Miene abwertend an.
„Hallo.“, sagte sie säuerlich und wandte sich an Severus. „Sieh zu, dass du in die
Gänge kommst! Schaff deine Koffer in den Zug! Na los, mach schon!“, blaffte sie ihren Sohn an.
Lily ließ unsicher die Hand sinken und sagte leise: „Wir sehn uns dann im Zug.“
„Ja, bis gleich.“, sagte Severus und ging zu seiner Mutter.
Lily ging zurĂĽck zu ihren Eltern und Petunia.
„Jetzt ist es wohl so weit.“, sagte Mrs. Evans mit Tränen in den Augen, aber einem Lächeln auf den Lippen.
Lily bemerkte, wie auch ihr Tränen in die Augen stiegen.
„Ich hab dich lieb, Mom.“, sagte sie und umarmte ihre Mutter fest.
Beth strich ihr liebevoll eine lange, rote Haarsträne aus dem Gesicht.
„Ich dich auch, mein Schatz. Ich wünsch dir viel Spaß in der Schule. Vielleicht kannst du uns ja irgendwann mal eine Eule schicken.“
Lily lachte. „Ja, bestimmt.“
Nun ging sie zu ihrem Vater. „Pass auf dich auf und lern’ schön fleißig.“, sagte er lachend und zog sie in seine Arme. „Wir sehen uns doch schon wieder an Weihnachten, also hör auf zu weinen.“, sagte er und strich Lily über ihre tränennassen Wangen.
Lily blickte sich um. Petunia stand etwas abseits von ihr und ihren Eltern. Lily beschloss noch ein letztes Mal mit ihr zu reden, denn sie wollte ihre Schwester nicht im Streit verlassen.
Langsam ging sie zu ihr und sah sie an, doch Petunia blickte stur in die Luft.
„Tunia?“, sagte sie leise doch ihre Schwester reagierte nicht.
„Es tut mir Leid, Tunia, es tut mir Leid! Hör zu –“ Sie ergriff die Hand ihrer Schwester und hielt sie fest, obwohl Petunia sie wegzuziehen versuchte. „Vielleicht kann ich, wenn ich erst mal da bin – nein, hör zu, Tunia! Vielleicht kann ich, wenn ich da bin, zu Professor Dumbledore gehen und ihn überreden, dass er es sich anders überlegt!“
„Ich will – nicht – dahin!“, sagte Petunia und zog ihre Hand aus dem Griff ihrer Schwester. „Meinst du ich will in irgendein blödes Schloss und lernen, wie ich eine – eine …“
Ihre blassen Augen schweiften über den Bahnsteig, über die Katzen, die in den Armen ihrer Besitzer maunzten, über die Eulen, die in ihren Käfigen flatterten und sich gegenseitig ankreischten, über die Schülerinnen und Schüler, manche schon in ihren langen, schwarzen Umhängen, die Schrankkoffer in den Zug mit der scharlachroten Dampflok luden oder sich mit freudigen Rufen begrüßten, nachdem sie sich einen Sommer lang nicht gesehen hatten.
„– Meinst du, ich will ein – ein Spinner sein?“
Lilys Augen füllten sich wieder mit Tränen, als es Petunia gelang, ihre Hand wegzureißen.
„Ich bin kein Spinner.“, sagte Lily. „Es ist schrecklich, so was zu sagen.“
„Da gehst du doch hin.“, sagte Petunia genüsslich. „In eine Sonderschule für Spinner. Du und dieser Snape-Junge … Verrückte, das seid ihr beide. Es ist gut, dass man euch von normalen Leuten trennt. Das ist zu unserer Sicherheit.“
Lily warf rasch einen Blick auf ihre Eltern, die sich auf dem Bahnsteig umsahen und sich offenbar von ganzem Herzen freuten und das Schauspiel genossen. Dann wandte sie sich wieder ihrer Schwester zu und sprach in leisem und grimmigem Ton.
„Als du dem Schulleiter geschrieben und gebettelt hast, dass er dich aufnimmt, hast du nicht gedacht, dass es so eine Spinnerschule ist.“
Petunia lief puterrot an.
„Gebettelt? Ich hab nicht gebettelt!“
„Ich hab seine Antwort gesehen. Sie war sehr nett.“
„Du hättest sie nicht lesen –“, flüsterte Petunia. „Das war nur für mich – wie konntest du –?“
Lily verriet sich durch einen verstohlenen Blick zu Severus hinĂĽber, der in einiger Entfernung neben seiner Mutter stand.
Petunia keuchte. „Dieser Junge hat ihn gefunden!“ Du und der Junge, ihr habt in meinem Zimmer rumgeschnüffelt!“
„Nein – nicht geschnüffelt –“ Nun war Lily in der Defensive. „Severus hat den Umschlag gesehen, und er konnte nicht glauben, dass ein Muggel nach Hogwarts geschrieben hat, das war alles! Er sagt, da müssen heimlich Zauberer bei der Post arbeiten, damit die Briefe …“
„Offenbar stecken Zauberer ihre Nasen überall rein!“, sagte Petunia, nun so heftig erbleicht, wie sie vorher errötet war. „Spinner!“, fauchte sie ihre Schwester an und stürzte davon zu ihren Eltern …
Lily war enttäuscht. Eigentlich hatte sie sich ja wieder mit Petunia versöhnen wollen, doch nun hatten sie sich wieder nur gestritten. Sie hatten sich einfach schon zu weit voneinander entfernt. Lily wischte sich traurig über die Augen und ihr wurde klar, dass es zwischen ihr und Petunia nie wieder so sein würde wie früher. Nie wieder … Außer, wenn sie jetzt einfach nicht in dieses Zug einstieg … Wenn sie sich einfach gegen ein Leben als Hexe entschied, und wieder mit ihren Eltern und Petunia nach Hause fuhr.
Lily lieĂź diesen Gedanken auf sich wirken. Niemals wĂĽrde sie fĂĽr ihre Schwester diese Chance aufgeben! Sie freute sich tierisch auf Hogwarts, das wusste sie, auch wenn sie es gerade nicht spĂĽrte.
Lily hatte sich entschieden – für ein Leben als Hexe, und gegen ihre Schwester.
Ein lauter Pfiff gellte über den Bahnsteig und Mr. Evans rief: „ Beeil dich, Lily! Der Zug fährt gleich!“
Ihr Vater schob den Gepäckwagen heran und beeilte sich die Koffer in den Zug zu tragen.
„So, das war’s.“, sagte er, als er den letzten der vier Koffer in den Zug gehievt hatte. „Du musst sie selber mit in ein Abteil schleppen.“ Er drückte Lily die Transportbox von Fiver in die Arme. „Los, rein mit dir.“
Lily stieg in den Zug, der sich schon langsam in Bewegung setzte.
Wie die anderen Kinder lehnte sich Lily aus einem Fenster und winkte ihren Eltern zum Abschied zu.
„Machs gut, Schatz.“, sagte ihre Mutter und lächelte ihr aufmunternd zu.
Lily wollte ihnen noch sagen, wie lieb sie sie hatte, doch der Zug fuhr nun immer schneller und einige Sekunden später fuhr er in eine Kurve.
Seufzend stieĂź Lily sich vom Fenster ab und machte sich auf die Suche nach einem Sitzplatz, was sehr schwierig war, weil sie vier Koffer mitzuschleppen hatte.
Sie spähte durch die Fensterscheiben in die einzelnen Abteile, doch alle waren bereits besetzt. Nach einiger Zeit verlor Lily die Lust nach Severus oder Alice zu suchen und beschloss, sich in irgendein Abteil dazuzusetzen.
Im nächsten Abteil saßen nur ältere Schüler und Lily beschloss noch eins weiter zu gehen, weil sie sich nicht traute zu fragen.
Im nächsten Abteil saßen einige ruppige Jungen, aber sie waren etwa in ihrem Alter. Zögerlich schob Lily die Abteiltür auf.
Die Jungs blickten sie fragend an.
„Kann – kann ich mich zu euch setzen?“, fragte sie unsicher.
Ein Junge mit schwarzen, etwas längeren Haaren und grauen Augen erhob sich von seinem Sitz.
„Nein, ich glaube nicht.“, sagte er spöttisch und die anderen lachten. Er wollte sie schon aus der Tür schieben doch Lily flehte ihn nun an: „Bitte, die übrigen Abteile sind voll und ich kann die Koffer nicht mehr schleppen.“
Der Junge sah sie irritiert an, doch nun stellte sich ein anderer Junge neben ihn. Auch dieser hatte schwarzes Haar, doch es war ziemlich durcheinander und verstrubbelt. Er hatte haselnussfarbene Augen und trug eine Brille.
„Na komm, Sirius. Lass uns mal nicht so sein.“, sagte er und grinste Lily an. „Du hast doch gehört, die Arme kann die Koffer nicht mehr schleppen.“
Der erste Junge, der offenbar Sirius hieß, lachte laut. „Du hast Recht, James.“, sagte er und schnappte sich zusammen mit dem anderen Jungen, James, Lilys Koffer und die Transportbox. Schnell verstauten die beiden das Gepäck auf den Ablagen über ihnen und ließen sich dann wieder in ihre Sitze fallen. Lily schob die Abteiltür zu und setzte sich auf einen Platz am Fenster. Außer James und Sirius waren noch zwei andere Jungs im Abteil. Der eine hatte eine kleine, spitze Nase, wässrige Augen und farblose Haare. Er redete nicht viel, lachte aber immer laut mit, wenn James und Sirius sich über einen ihrer Witze amüsierten, und lauschte ihrem Gespräch aufmerksam. Der andere war noch stummer. Er war ziemlich blass und wirkte leicht kränklich. Offenbar kannten sich die vier Jungen auch noch nicht lange, denn sie erzählten gerade einander, wo sie wohnten.
Lily wandte sich von den Jungen ab und lehnte ihr Gesicht an die Fensterscheibe. Sie war tatsächlich auf dem Weg nach Hogwarts. Sie konnte es gar nicht glauben. Sie konnte immer noch die Worte von Petunia in ihren Ohren hören. Jetzt hatte sie sich endgültig von ihrer Schwester distanziert. Ihre Freundschaft war zerstört.
Nach einiger Zeit schob wieder jemand die AbteiltĂĽr auf. Lily blickte auf und sah, dass Severus sich ihr gegenĂĽber gesetzt hatte. Sie war froh ihn zu sehen, doch nun erinnerte sie sich daran, dass er sie dazu angestiftet hatte, Petunias Brief zu lesen. Sie sah ihn an und blickte dann wieder aus dem Fenster.
„Ich will nicht mit dir reden.“, sagte sie mit erstickter Stimme.
„Warum nicht?“
„Tunia – h-hasst mich. Weil wir diesen Brief von Dumbledore gesehen haben.“
„Na und?“, fragte Severus sie argwöhnisch.
Sie warf ihm einen Blick voll tiefer Abneigung zu.
„Sie ist immerhin meine Schwester!“
„Sie ist nur ein –“ Er fing sich noch rasch; Lily, die zu sehr damit beschäftigt, sich unauffällig die Augen zu wischen, hörte ihn nicht.
„Aber wir fahren!“, sagte er und konnte die Begeisterung in seiner Stimme nicht unterdrücken. „Es ist so weit! Wir sind auf dem Weg nach Hogwarts!“
Lily nickte, tupfte sich die Augen, musste jedoch unwillkürlich ein wenig lächeln.
„Du solltest am besten nach Slytherin kommen.“, sagte Severus, von ihrer etwas besseren Laune ermutigt.
Lily erinnerte sich gut daran, was Alice ihr über Slytherin erzählt hatte und wollte Severus gerade davon erzählen, als ein anderer Junge etwas sagte.
„Slytherin?“ Es war der Junge von vorhin. – James.
Der magere Junge mit den verstrubbelten, schwarzen Haare und der Brille hatte sich ihnen zugewandt und sagte nun: „Wer will denn schon nach Slytherin? Ich glaub, dann würd ich abhauen, du auch?“ James fragte den Jungen, der sich ihm gegenüber auf den Sitzen fläzte. Es war Sirius.
Sirius lächelte nicht.
„Meine ganze Familie war in Slytherin.“, sagte er.
„O Mann“, sagte James, „und ich dachte, du wärst in Ordnung!“
Sirius grinste.
„Vielleicht brech ich mit der Tradition. Wo würdest du hinwollen, wenn du die Wahl hättest?“
James hob ein imaginäres Schwert.
„Gryffindor, denn dort regiere Tapferkeit und Mut! Wie mein Dad.“
Severus machte ein leises, abfälliges Geräusch. James fuhr ihn an.
„Hast du n’ Problem damit?“
„Nein.“, sagte Severus, doch sein höhnisches Grinsen strafte ihn Lügen. „Wenn du lieber Kraft als Köpfchen haben willst –“
„Wo möchtest du denn gern hin, wenn du offenbar nichts von beidem hast?“, warf Sirius ein.
James brüllte vor Lachen. Lily richtete sich auf, ziemlich rot im Gesicht, und blickte geringschätzig von James zu Sirius.
„Komm Severus, wir suchen uns ein anderes Abteil.“
„Oooooh …“
James und Sirius äfften ihren hochmütigen Ton nach; James versuchte Severus ein Bein zu stellen, als er vorbeiging.
Lily und Severus nahmen schnell Lily Gepäck und gingen hinaus.
„Wir sehn uns, Schniefelus!“, rief eine Stimme, als die Abteiltür zukrachte.
Sorry, dass es dieses Mal so lange gedauert hat. :) Ich will mich bessern. Hoffe ihr schreibt mir trotzdem ein paar Kommis *ganz lieb guck*.
Lg an alle :D
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