
von *~Sonnenwind~*
Kapitel 1: Schulsprecheramt – Segen oder Fluch?
Verschlafen richtete sich das junge rothaarige Mädchen in ihrem Bett auf und schaute auf die Uhr neben ihrem Bett.
„Halb Acht? Wieso bin ich um diese Zeit schon wach?“, murmelte sie. Da klopfte etwas an ihrem Fenster und ihr war klar, dass das sie geweckt haben musste. Leise fluchend ging sie zum Fenster um die draußen wartende Eule einzulassen. Als sie jedoch sah woher der Brief kam, war sämtliche Müdigkeit mit einem Schlag vergessen. Endlich, der Brief aus Hogwarts war da! Es war ja nur noch 1 Woche bist Schuljahresbeginn. Sie nahm der Eule den Brief ab und gab ihr ein paar Eulenkekse, die sie immer auf dem Schreibtisch hatte, obwohl sie keine eigene Eule besaß. Aber sie bekam ja öfter Post von ihren Freundinnen und irgendwie mochte sie diese Tiere.
Ihr fiel auf, dass der Brief schwerer als sonst war. Genau wie in der 5. Klasse, als sie das Vertrauensschülerabzeichen bekommen hatte. „Oh mein Gott! Ich werde doch wohl nicht Schulsprecherin geworden sein, oder?“, dachte sie. Aber irgendwie gefiel ihr die Vorstellung auch.
Tatsächlich als sie den Brief öffnete fiel ein rotes Abzeichen mit einem Goldenen Löwen darauf, der eine Banner mit der Aufschrift „Schulsprecher“ trug, heraus. Anbei lag ein Brief mit ihren neuen Pflichten, eine Liste mit sämtlichen Passwörtern für die Schule und die alljährliche Bücherliste.
Schnell rannte sie die Treppe hinunter in die Küche, wo ihre Familie schon versammelt saß und frühstückte.
„Na mein Schatz, schon so früh auf?“, fragte ihr Vater belustigt. Sie war bekannt für ihre Langschläfrigkeit.
„Ja eine Eule hat mich geweckt …“, fing sie an, doch sie wurde von Petunia unterbrochen.
„Nutzlose Federviecher“. Lily ignorierte diesen Einwand und fuhr fort.
„Ihr werdet’s nicht glauben, aber ich bin Schulsprecherin geworden!“, erklärte sie freudestrahlend. Ihre Eltern waren Nichtmagier, so genannte Muggel und hatten nicht viel mit der Zaubererwelt zu tun, doch das war etwas, was sie verstehen konnten und was sie mit Stolz auf ihre Jüngste erfüllte.
„Oh wie schön! Aber da musst du bestimmt viel machen und du musst doch für deine UTZe lernen“, wandte ihre Mutter ein.
Innerlich lächelte Lily. Ihre Eltern verstanden nichts von Magie, dennoch freute es sie natürlich, wenn ihre Tochter gut war und unterstützten sie wo sie konnten.
„Aber ich werde ja nicht allein sein. Es gibt immer 2 Schulsprecher. Wer wohl der 2. ist? Der letzte Satz war schon nicht mehr an ihre Eltern gerichtet. Sie erwartete auch keine Antwort, umso überraschter war sie, als sie doch eine erhielt.
„Was ist denn mit diesem netten Jungen von dem du erzählt hast? Remus?“, fragte ihre Mutter.
Stimmt, an ihn hatte sie gar nicht gedacht. Ja er könnte es sein. Sie schmunzelte. Sie hatte ihren Eltern letztes Jahr erzählt, dass Remus Lupin der 2. Vertrauensschüler von Gryffindor war, doch sie war erstaunt, dass ihre Eltern es sich gemerkt hatten.
„Oder dieser Potter über den du dich immer so aufregst“, meinte Petunia, ihre große Schwester hämisch grinsend. Natürlich sie merkte sich nur dass, womit sie ihre Schwester auf die Palme bringen konnte. Lily ging nicht darauf ein, sie hatte keine Lust auf einen Streit schon so früh am morgen. Außerdem wollte sie sich nicht den ganzen Tag mit Gedanken an Potter versauen. Also ließ sie sich auf einen Stuhl sinken und langte beim Frühstückstisch zu. Nachdem alle fertig waren fragte Lily ihre Eltern.
„Ich muss bald in die Winkelgasse, meine Bücherliste ist heute auch gekommen.“
„Aber natürlich mein Engel, wäre morgen ok? Heute geht es leider nicht, ich muss heute wieder etwas länger arbeiten.“, bemerkte ihr Vater. Er war Anwalt und musste viel arbeiten, dennoch fand er immer etwas Zeit für seine Töchter. Besonders in den Sommerferien kümmerte er sich um Lily, da sie den Rest des Jahres in Hogwarts verbrachte.
„Ja das wäre super, danke!“. Lily strahlt und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. Dann musste er gehen. Ihre Mutter würde erst heute Nachmittag losmüssen. Sie war Krankenschwester und hatte heute Spätschicht. Von ihr hatte Lily die Eigenschaft allem und Jedem helfen zu müssen. Das war auch der Grund, warum sie Heilerin im St. Mungos werden wollte. Dafür würde sie erstklassige Noten brauchen, doch sie war begabt und fleißig.
Langsam stieg sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Wie gerne würde sie jetzt ihren Freundinnen schreiben, doch sie besaß keine Eule, also musste sie auf den nächsten Brief von ihnen warten um ihre Eule nutzen zu können. Wenn sie nach Hause schrieb benutzte sie immer eine Schuleule, doch die konnte man sich leider nicht über die Ferien ausleihen. Mit einem Seufzen öffnete sie ihre Zimmertür. Da sah sie eine wunderschöne fast goldene Eule auf ihrem Schreibtisch sitzen. Sie kannte diese Rasse nicht, war sich aber sicher, dass es eine edle Rasse sein musste, so majestätisch wie sie dasaß. Eine Schuleule war sie jedenfalls nicht. Auch ihre Freundinnen hatten keine solche Eule.
Neugierig band sie der Eule den Brief ab. In schöner Schrift stand auf der Pergamentrolle Lily Evans. Sie wusste dass sie diese Schrift schon einmal gesehen hatte, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern wo. Also öffnete sie den Brief und begann zu lesen.
Liebste Lily,
sicher wirst auch du heute deinen Hogwartsbrief bekommen haben. Und ich bin mir fast sicher, dass du Schulsprecherin geworden bist – Wer wenn nicht du? Sicher denkst du, dass Remus dein Partner sein wird, doch ich muss dich enttäuschen, denn aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen hat Dumbledore mich zum Schulsprecher gemacht. Und bevor du jetzt in Verzweiflungstaten ausbrichst, lies den Brief bitte zu Ende.
Ich weiß, du hattest gestern Geburtstag, deswegen schenke ich dir die Eule, die dir diesen Brief überbracht hat. Ich weiß ja, dass du keine Eule hast. Es ist eine Jamaikaeule und sie hört auf den Namen Pattu, so wird ihre Rasse nämlich von den jamaikanischen Eingeborenen genannt. Ich weiß, sehr kreativ, aber mir gefiel der Name.
Naja eigentlich wollte ich dir nur Alles Gute zum Geburtstag wünschen. Ich wollt dir nicht gestern schreiben, damit du deine Gäste nicht mit bösen Blicken bestrafst, weil du dich mal wieder über mich aufregst.
James
PS: Gehst du mit mir aus?
Nachdem sie zu Ende gelesen hatte, schnappte sie erstmal nach Luft. Sie hatte schon fast geglaubt, er hätte sich geändert, doch das PS machte das wieder zunichte. Der würde sich nie ändern! Sie stöhnte, als sie daran dachte das kommende Jahr noch mehr Zeit mit ihm verbringen zu müssen. Womit hatte sie das nur verdient? Potter war ein arroganter, überheblicher, egoistischer, ich-bin-ja-so-cool, Ärgermachender Kindskopf! Aber auch irgendwie süß.
„Stopp!! Habe ich gerade „süß“ gedacht? Bin ich betrunken?“, fragte sich Lily entsetzt. Aber der Brief war ja nun wirklich süß, wenn man einmal vom PS absah. Er hatte sogar an ihren Geburtstag gestern gedacht. Das hätte sie ihm nicht zugetraut. Und dann hatte er ihr auch noch eine Eule geschenkt. Und noch so eine wunderschöne. Sie betrachtete sie etwas eingehender.
Ihr Bauch war goldgelb, die Flügel etwas dunkler und ihr Rücken war von dunkelbraunen Streifen durchzogen. Sie war ziemlich groß für eine Eule und hockte in stolzer Haltung auf der Stuhllehne und betrachte Lily aus großen, klugen Augen. Ihre Augen erinnerten sie ein wenig an James. Auch er hatte solche Haselnussbraunen Augen, in denen sie versinken könnte.
„Moment mal ich bin jetzt aber nicht dabei mich in Potter zu verlieben, oder? Nein, Nein! Das kann nicht sein, ich hasse ihn doch! Und seine Eule kann ich auch nicht annehmen“
also sagte sie zu der Eule: „Ich kann dich nicht annehmen. Flieg besser wieder dahin wo du herkamst. Zurück zu Potter!“, doch die Eule sah sie nur kurz und durchdringend an, bevor sie sich erhob und sich auf Lilys Schulter setzte und ihr sanft ins Ohr biss, als wolle sie sagen „Ich gehöre jetzt dir“. Und wenn Lily ehrlich war, dann mochte sie die Eule auch.
„Pattu also“, flüsterte sie zu der Eule. Sie klackerte vergnügt mit dem Schnabel. Lily gab ihr ein paar Eulenkekse.
„Nagut dann kauf ich dir morgen einen Transportkäfig“. Sie zögerte kurz, dann griff sie nach einem Bogen Pergament und schrieb:
Potter,
Nein ich geh nicht mit dir aus! Wann geht das endlich in deinen Dickschädel rein? Jetzt hast du es ja wenigstens schriftlich.
Aber trotzdem danke für die Eule. Sie ist wunderschön. Das heißt trotzdem nicht, dass ich nächstes Jahr mehr Zeit als nötig mit dir verbringen werde!!
Lily
Sie band den Brief an Pattu, der ihr schon sein Bein entgegenstreckte, und sagte zu ihm:
„Bring den bitte zu Jam … ich meine Potter“. Dann trug sie sie zum Fenster und ließ sie fliegen. Sie sah ihr nach, bis sie nicht mehr zu sehen war.
Den restlichen Tag verbrachte sie damit schon mal ihren Koffer zu packen, damit sie morgen nur noch die Bücher einpacken brauchte. Sie konnte es kaum erwarten wieder nach Hogwarts zu kommen. So war es schon immer gewesen. Hogwarts war zu ihrem 2. Zuhause geworden. Das einzige was sie regelmäßig nervte waren die Streiche der Rumtreiber und Potters plumpe Anmachen. Ätzend! Und jetzt musste sie sogar noch mehr Zeit mit ihm verbringen. Was in Merlins Namen hatte sie verbrochen, dass sie es verdient hatte, mit dem Obermacho zusammenarbeiten zu müssen? Naja es könnte schlimmer sein. Black wäre eindeutig schrecklicher. Aber das war ihr nicht gerade ein Trost. Sie war sich sicher die Rumtreiber würden es ausnutzen, dass James sämtliche Passwörter kannte. Rumtreiber – so nannten sich Potter und seine Freunde Black, Pettigrew und Remus Lupin. Sie konnte echt nicht verstehen, warum Remus, der nette, etwas schüchterne Vertrauensschüler sich denen angeschlossen hatte. Er war der einzige der Rumtreiber mit dem sie sich blendend verstand. Warum konnte er nicht Schulsprecher sein? Potter würde ihr bestimmt sämtliche Arbeit überlassen und eher mit seinen Freunden noch mehr Streiche spielen. Sie fragte sich, wieso er eigentlich dauernd so gut Noten bekam, wenn er doch nie lernte.
Am Abend kam Pattu zurück, allerdings ohne Brief. Als sie ins Bett ging schwebte er zum Kopfende und setzte sich da auf die obere Bettkante. Er saß so dicht neben ihrem Kopf, dass es aussah, als würde er Wache über sie halten. Schon eine seltsame Eule. Sie wirkt so unglaublich klug, stellte Lily fest. Warum Potter wohl gerade sie ausgewählt hatte. Hatte er sich bei der Auswahl überhaupt etwas gedacht, oder war es Zufall? Er schien sich in letzter Zeit richtig um sie zu bemühen. Vielleicht sollte sie ihm doch ein mal eine Chance geben.
„Oh nein Lily sei nicht dämlich! Er bemüht sich nur um dich, weil du die Letzte im Schloss bist, die er noch nicht im Bett hatte. Das habe ich doch nicht nötig! Er mag sonst alle rumkriegen, aber bei mir beißt er auf Granit. Besser noch auf Diamant!!“, flüsterte sie selbstironisch.
Plötzlich meldete sich eine unerwünschte Stimme irgendwo in ihrem Innern.
„Du hasst ihn doch nicht wirklich. Sei ehrlich zu dir selbst! Du liebst ihn doch. Du hast nur Angst du könntest ihm nichts bedeuten. Du hast Angst enttäuscht zu werden.“
„das ist nicht wahr! Ich HASSE ihn!“. Doch irgendwie war sie sich da gar nicht mehr so sicher.
„Ich dachte du bist eine Gryffindor? Da ist man doch mutig, oder etwa nicht? Aber du bist zu feige ein Risiko einzugehen. Zu feige für etwas, was dich glücklich machen könnte.“
„Nein, ich weiß, dass er für mich nicht mehr empfindet, als für all die Anderen auch, denen er das Herz gebrochen hat.“
„wie kannst du dir da so sicher sein, wenn du ihm nie die Chance gegeben hast sich zu beweisen?“
„Das ist doch wohl offensichtlich! Ich weiß wann ich auf verlorenem Posten kämpfen würde. Außerdem liebe ich ihn ja nicht, also gibt es auch nichts, wofür ich kämpfen könnte.“
Ihre innere Stimme schwieg.
„Na toll nicht genug damit, dass ich Selbstgespräche führe, nein jetzt schweige ich mich schon selber an. Und daran ist nur Potter Schuld!“
Mit grimmigem Gesichtsausdruck schlief sie ein.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel