von Mrs. Granger
Als Hermine erwachte, spürte sie, wie jemand über ihre Wange strich und sie sanft küsste. „Mine, Schatz, wach auf. Es ist Sonntag.“ Hermine öffnete ihre Augen nicht, sondern rückte in die Richtung, aus der die Stimme kam und drückte sich an den warmen Körper. Zwei starke Arme umschlossen sie und jemand küsste sie auf die Stirn. „Komm schon, Harry war schon zweimal hier, wir sollen zum Frühstück kommen.“ „Wenn ich die Augen öffnete, könnte sich all dies als Traum erweisen. Und das würde mir das Herz brechen.“ Ihre Augenlider wurden von warmen Lippen geküsst. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Da lag Ron tatsächlich vor ihr und lächelte sie an. „Siehst du? Ich bin noch hier. Und ich gehe auch nicht mehr weg.“
Als beide in die Küche schlenderten sahen sie, dass Harry und Ginny beide an der Anrichte gelehnt standen und grinsten. „Hattet ihr Spaß gestern?“, fragte Ginny. Ron und Hermine wurden rot. Sie setzten sich an den Tisch. Ginny und Harry regten sich nicht. Die beiden sahen sich an. „Harry, Schatz, hast du gestern Abend etwas gehört?“ „Nein, Ginny, Liebes, du etwa?“ „Ja, ich habe laute Geräusche gehört, aber ich glaube, dass war der Wind.“ „Wahrscheinlich hast du geträumt, Liebling.“ Hermine erhob die Hände. „Ok ok, schuldig im Sinne der Anklage. Demnächst sind wir leiser.“ „Ja bitte!“, sagte Ginny. „So laut wart ihr nicht mal früher.“ Beide setzten sich zu ihren Freunden an den Tisch. „Übrigens Hermine, da das jetzt alles vorbei ist: Du kannst am Montag mit ins Ministerium kommen und mit Kingsley reden. Ich war gestern noch mal da und habe die Fakten geprüft…“ „Er vertraut mir nicht.“, flüsterte Ginny. Harry gab ihr einen Stups. „… die Fakten geprüft und da hat er mich angesprochen.“ Hermine trank einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. „Ich muss mal mit McGonagall reden, die brauchen dann eine neue Lehrkraft. Ich denke bis Weihachten sollte ich schon in Hogwarts bleiben.“ „Biff Weihnaten?“, nuschelte Ron mit vollem Mund. „Wie denn biff Weihnahten du kamft miff do nit so…“ „Ron, mach erst mal die Kauwerkzeuge leer.“, empfahl ihm Ginny. Ron schluckte laut. „Du kannst doch nicht bis Weihnachten da bleiben! Was wird das, eine Fernbeziehung? Was ist, wenn es einen neuen Lehrer für Verteidigung gibt und der dann…“ Harry, Ginny und Hermine starrten ihn an. Ron wurde ausgebremst. „Aber: Ich bin ja nicht eifersüchtig. Bis Weihnachten? Schaff ich.“ Hermine grinste und drückte seine Hand. Sie wusste, dass Ron mit sich selber kämpfte, er wollte eigentlich lostoben und den eifersüchtigen Liebhaber geben. Aber er schwieg und nahm einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse. „Hach, wie süß euch zwei wieder vereint kabbeln zu sehen.“ Ron drückte Hermines Hand. Eine Weile sagte keiner ein Wort. Dann hob Ginny wieder die Stimme. „Übrigens, Harry und ich haben etwas zu verkünden: Wir werden an Weihnachten endlich heiraten.“ Ron und Hermine beglückwünschten die beiden. „Außerdem sind wir heute bei Mum und Dad zum Essen eingeladen, das betrifft euch zwei auch. Mein Gott, Mum kriegt einen Herzinfarkt: Hochzeit an Weihnachten und ihr beide wieder zusammen…“ „Ähhh…“ Mehr brachte Hermine nicht zu Stande, denn sofort sahen sie drei Augenpaare an. „Was ähm?“, fragte Ron. „Meinst du nicht, wir sollten es langsam angehen lassen? Wir müssen es doch nicht gleich jedem unter die Nase reiben. Lass es sich doch erst mal entwickeln.“ Hermine sah, wie Ron langsam die Stirn runzelte. Er trank einen weiteren Schluck aus seinem Kaffeebecher, wohl um sich zu beruhigen, denn seine Ohren waren rot angelaufen. Gleich würde er unter die Decke gehen. „Lass uns das nicht hier besprechen, in Ordnung?“, sagte er sanft, nahm ihr Hand und küsste ihren Handrücken. Ginny lächelte Hermine mit einer hochgezogenen Augenbraue an und Hermine konnte sehen, dass Harry zu Ron einen Daumen andeutete. Hermine griff ihre Tasse am Henkel und führte sie langsam zu ihrem Mund. Ihr war das alles noch nicht geheuer, dieser vollkommen neue Ron. Aber sie hatte es sich so lange gewünscht, dass sie nie geglaubt hatte es könne Ron auch in einer etwas entspannteren Ausgabe geben. Und jetzt saß dieses Model vor ihr und lächelte sie an. Ginny räusperte sich. „Naja, aber diese eine Nachricht wird Mum auch aus den Schuhen hauen. Schließlich muss so viel organisiert werden. Und wir müssen auslosen, wer Tante Muriel die frohe Kunde übermittelt, dass ich heirate und das schon ungefähr drei Monaten stattfindet.“ Harry zog automatisch den Kopf ein. Seine Angst vor Tante Muriel war im Laufe der Jahre nur größer geworden und hatten seine Kusserfahrungen um einige Horrorszenarios erweitert. Grinsend beendeten sie ihr Frühstück und nachdem sie abgeräumt hatten gingen Ron und Hermine auf ihr Zimmer. Kaum hatte Ron die Tür geschlossen, begann Hermine zu reden. „Ron, es tut mir wirklich Leid. Ich will nur nicht, dass…“ Ron schloss ihren Mund mit einem Kuss. „Ist in Ordnung. Wenn ich es mir durch den Kopf gehen lasse, sehe ich was du meinst. Wir wollten es langsam angehen lassen.“ Er küsste ihre Nase und öffnete ihren Schrank. „Was könntest du denn heute Abend anziehen was ein netter Ausgleich dafür sein könnte, dass ich dich nicht küssen darf.“
„Weihnachten?! Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?“, rief Mrs. Weasley und ließ ihren Löffel in die Suppe fallen. Alle anderen Weasleys hatten Ginny und Harry für den endlich feststehenden Termin beglückwünscht, aber beim Anblick des Gesichtes der Matriarchin war sofort eine peinliche Stille eingetreten. „Wie sollen wir das organisieren? Und überhaupt wo? Es ist Winter, wenn es stürmt und schneit können wir kaum im Garten feiern, da wird es zu kalt, bei euch im Haus ist nicht genug Platz, außerdem ist es von zu vielen Muggelwohnhäusern umgeben, da würden wir sofort auffallen! Und Hogsmead… nein, nein, zu hoch im Norden, da wird das Wetter noch schlechter und…“ „Molly, beruhige dich bitte.“, warf Harry ein. „Ginny und ich haben uns das alles schon überlegt. Wir wollen hier feiern, wenn euch das nicht stört und wir haben einen wunderbaren Zauberspruch für eine Art Festzelt gefunden, das komplett Wetterfest ist. Also: Keinerlei bedenken.“ Mrs. Weasley grummelte laut, aber ihr Gatte ergriff ihre Hand und lächelte. „Molly, Liebes, beruhig dich doch bitte. Ich finde die Idee hervorragend, an Weihnachten zu feiern. Das Fest der Liebe und der Familie.“ Er warf Hermine und Ron einen Blick zu, die beschämt zu Boden sahen. Hermine hatte schon den ganzen Abend das Gefühl, dass Mr. Weasley und Rons anwesende Geschwister – Percy, George und Charly- sie unablässig anstarrten. Vielleicht lag das auch an dem viel zu hübschen Kleid, welches Ron ihr rausgesucht hatte: Viel zu weit ausgeschnitten in einem weinroten Ton strahlte Hermine am ganzen Tisch. Während Mrs. Weasley nun mit ihrer Tochter und ihrem zukünftigen Schwiegersohn diskutierte, beugte sich George zu Hermine. „Sag mal, was ist eigentlich mit dir los?“; fragte er leise. „Nicht nur, dass dein schickes Outfit dich zum Strahlen bringt, du hast auch irgendwie einen viel heitereren und fröhlicheren Gesichtsausdruck als sonst! War wohl doch sehr erholsam, dass sie Viktor gefangen haben.“ „So in etwa.“, sagte Hermine und griff unterm Tisch unauffällig nach Rons Hand. „Und Hermine wird deine erste Brautjungfer, nehme ich an?“, sagte Mrs. Weasley etwas schnippisch. „Aber nicht, dass es dann Missverständnisse gibt, wenn Ron den Trauzeugen macht. Ich will hier nicht irgendwelche Beziehungstheorien, das war schon damals schlimm genug.“ Alle am Tisch schwiegen schlagartig. Hermine ließ Rons Hand los. Niemand von ihnen hatte jemals Mrs. Weasley so kritisch über die Trennung von Ron und Hermine reden hören. „Ich will euch nicht schimpfen.“, setzte sie hinzu. „Ich will nur anmerken, dass es damals für uns alle nicht leicht war. Und Harry und Ginny: Nehmt euch das zu Herzen. So etwas wie eine Scheidung bringt mich ins Grab.“ Den Rest des Essens sagte keiner ein Wort und Hermine und Ron mieden Mollys Blick. Hermine wusste, dass es Mrs. Weasley wehgetan hatte, als sie ihren Sohn vollkommen zerknirscht hier im Fuchsbau hatte eintreten sehen. Hermine hatte später von Ginny erfahren, dass auch er das Haus für einige Wochen verlassen hatte, wie Hermine es getan hatte, bis sie sich wieder zusammengerauft hatten und beschlossen hatten, wieder in das gemeinsame Haus ein zu ziehen. Doch dass Mrs. Weasley so erbost war, hätte sie nicht erwartet. Als sich alle in Richtung Wohnzimmer bewegten half Hermine Mrs. Weasley beim Abräumen, um kurz mit ihr zu reden. „Molly, es tut mir wirklich…“ „Ist schon in Ordnung. Ich habe eben ein wenig überreagiert. Ich hätte das nicht am Tisch ansprechen sollen und…“ „Molly, du hattest Recht. Ich habe damals einen großen Fehler gemacht und habe Ron damit das Herz gebrochen. Das tut mir alles wirklich sehr Leid. Ich hoffe, du kannst mir das verzeihen.“ Mrs. Weasley sah Hermine an, dann lächelte sie. „Ron hat die immer behandelt wie eine Porzellanstatue und dir keine Freiheiten gelassen. Er hat eigentlich nie wirklich gewusst, was er an dir hatte, sonst hätte er deine Wünsche mehr berücksichtigt. Und ich hätte dich außerdem gerne als Schwiegertochter gehabt.“ Beide mussten lachen. „Vielleicht war ich in der Beziehung ein wenig egoistisch. Hermine, ich liebe dich immer noch wie eine Tochter. Und du bist in diesem Haus immer willkommen. Das weißt du, oder?“ Die beiden Frauen umarmten sich. „Danke, Molly.“ „Ach, sei nicht albern. Nun geh rein und nimm die Getränke mit. Sonst werden wir noch emotional.“ Hermine nahm das Tablett mit den Getränken und trug es in den Nebenraum. Sobald sie den Raum betrat sah sie, wie Rons Augen über ihren Körper wanderten: Er saß mit George und Charly auf dem Sofa und unterhielt sich mit ihnen. „Hey Ron, hörst du überhaupt noch zu?“ Ron schüttelte kurz den Kopf und nickte dann. Charly redete weiter, aber George folgte Rons Blick und sah Hermine an. Er zwinkerte. Hermine stellte die Getränke auf einem Beistelltisch ab und wollte sich gerade zu Harry und Ginny setzen, als Mrs. Weasley hereingestolpert kam. „Hermine, Liebes, hier ist ein Brief für dich gekommen. Scheint dringend zu sein.“ Hermine öffnete den Brief. Es war ein Schreiben von McGonagall, welches ihr auftrug sofort nach Hogwarts zu kommen. „Der Brief ist von Minerva. Ich soll nach Hogwarts kommen. Es scheint etwas Ernstes zu sein, ihre Schrift sieht ganz merkwürdig aus…“ Hermine sah Ron an und nickte ihm zu. „Dann werde ich nur schnell meinen Koffer holen, der ist ja schon gepackt und dann verschwinden. Wir sehen uns demnächst, Ginny, Harry…“ Sie umarmte ihre Freunde. „Bis dann, Ron.“ Sie gab Ron einen Kuss auf die Wange. Er streifte kurz über ihren Arm, was ihr eine Gänsehaut über den Körper laufen ließ. Dann trat sie vor die Tür und disapparierte.
Als Hermine den Schlüssel ins Schloss steckte, bemerkte sie nicht die Abwesenheit des Klickens, das beim Öffnen der Tür kommen sollte. Sie stemmte sich wie gewohnt dagegen, völlig in Gedanken versunken an die letzte Berührung mit Ron. Die Härchen auf ihrer Haut standen immer noch zu Berge, sodass sie den Unterschied nicht bemerkte, als ein Windhauch über ihre Haut strich. Sie ging die Treppe hinauf in ihr Zimmer um den Koffer zu holen. Sie trat ein und kniete sich vor den offenen Koffer, während ein Augenpaar hinter ihr in der Dunkelheit aufleuchtete. Erst das röchelnde Atmen klang in ihren Ohren wieder und sie hob zitternd den Kopf, um genauer zu lauschen. Jetzt konnte sie deutlich das Atmen hören. Ihr Puls raste und ihr Atem wurde schneller. „Hallo?“, krächzte sie und ihre Stimme versagte. „Ron?“, fragte sie hoffnungsvoll. Sie hörte zwei stampfende Schritte und zwei starke Hände griffen ihre Schultern und sie wurde auf ihr Bett geschleudert. Hermine schrie laut und Tränen liefen ihre Wangen herunter. Sie wurde in einer aufrechte Position gerissen und sah ihrem Angreifer direkt in die Augen. Hermine schrie weinend auf. „Bitte nicht…“ Ihr Gegenüber sah sie sehnsüchtig aus wahnsinnigen Augen an. Dann riss er sie zu sich und küsste sie. „Oh Gott Hermine, ich würde alles für dich opfern…“, murmelte Viktor Krum, als seine Hände zu ihrer Kehle wanderten.
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