von Hermine&Ron
Drei Monate waren vergangen. Drei Monate lang war Voldemort nun tod, Harry endlich frei und die Zaubererwelt gerettet. Trotzdem hatte Hermine das Gefühl, dass das die schlimmsten drei Monate ihres Lebens waren. Denn seit drei Monaten hatte sie niemanden ihrer alten Freunde gesehen. Sie hatte nur Briefkontakt mit Harry und Ginny. Sie wusste wie egoistisch ihre Gedanken waren. Wie konnte sie diese drei Monate des Friedens nur als die schlimmste Zeit ihres Lebens ansehen. Aber es war so. Sie vermisste ihre alten Freunde, oder genauer gesagt: Sie vermisste Ron. Denn von Ron hatte sie ebenfalls seit drei Monaten nichts gehört. Noch nicht einmal einen einzigen Brief hatte er ihr geschrieben. Hermine war die ganze Zeit klar gewesen, dass es nach dem Sturz von Voldemort nicht einfach wäre und, dass sie nicht einfach so weiter machen konnten wie bisher. Alle brauchten etwas Abstand. Harry zog in den Grimmauldplatz. Er wollte bewusst alleine leben und meinte, er bräuchte etwas Zeit. Doch Hermine wusste ganz genau, dass er einem Menschen erlaubte ihn zu besuchen: Ginny.
Hermine dagegen war zuerst zu ihren Eltern zurückgekehrt. Das Zaubereiministerium hatte ihr kurz nach ihrer Ankunft eine Stelle in der Aurorenabteilung angeboten. Sie hatte eine Stelle als aktiver Auror abgelehnt, arbeitete jedoch in der Verwaltung der Aurorenabteilung. Ihr Job hatte viel mit Papierkram und der Koordination der Einsätze zu tun. Das war genau ihr Ding und noch dazu verdiente sie ziemlich gut. Außerdem half das Zaubereiminsterium ihre Eltern zu finden und sie dann wohlbehalten zurückzubringen. Sie war nach London gegangen und wohnte jetzt in einer wunderschöne Wohnung, in dessen Wohnzimmer sie jetzt saß. Sie schmiegte sich noch tiefer in ihren Lieblingssessel. Sie liebte ihre Wohnung. Sie war sehr klein, aber Hermine hatte sie sehr gemütlich und geschmackvoll eingerichtet. Eigentlich schien es, wie der perfekte Start in ein normales Leben und trotzdem fühlte sich Hermine unglücklich. Sie hatte zwar ein paar Freundinnen gefunden, aber trotzdem dachte sie immer noch an Ron. Sie hatte damals, kurz nach ihrer Ankunft bei ihren Eltern, einen Brief an ihn geschrieben. Sie hatte ihr Beileid nochmals ausgesprochen und gesagt, dass sie immer für ihn da sei. Doch es kam keine Reaktion von Ron. Sie war noch nicht einmal zur Beerdigung von Fred eingeladen worden. Von Harry hatte sie dann Wochen später erfahren, dass die Familie niemanden eingeladen hatte und ihn nur im engsten Familienkreis bestatten wollten. Das war ja ok, aber warum hatte sich Ron denn nicht gemeldet? Lag ihm denn gar nichts an ihr? Und das schlimmste war, dass sie mit niemanden darüber sprechen konnte. Ihre neuen Freundinnen wussten nichts über ihre Gefühle zu Ron und Harry wollte sie mit sowas nicht belasten. Er hatte schon zu viel durchgemacht und Hermines Beziehungsprobleme waren jetzt wahrscheinlich sein kleinstes Problem. Ja, und dann wäre da ja noch Ginny gewesen. Mit ihr hatte sie immer sprechen können. Nur hatte Hermine immer Angst, Ron würde die Briefe sehen, die sie Ginny schrieb. Und so versuchte sie nicht an ihn zu denken. Zu ihrem Erstaunen hatte Ginny auch noch nicht ein einziges Mal danach gefragt, was aus Ron und Hermine denn jetzt werden würde.
Hermine schaute noch kurz aus dem Fenster, bevor sie aufstand und in die Küche ging. Der Kaffee war gerade fertig und sie schüttete sich einen großen Becher ein. Während sie langsam begann den Kaffee zu trinken, lehnte sie sich an die Küchenzeile. Wieso nur, war sie Ron so egal? Hatte sie sich seine Gefühle wirklich nur eingebildet? Hermine schüttelte sich. Sie machte es schon wieder. Sie dachte schon wieder an Ron. Das musste aufhören. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie spät dran war. Sie schüttete den restlichen Kaffee in die Spüle und machte sich dann auf den Weg zur Arbeit. Hermine musste nur zwei Straßen weiter. Von da aus konnte sie direkt ins Ministerium apparieren, da es eine sehr kleine und versteckt liegende Gasse war. Kaum tauchte Hermine mitten im Lärm des Atriums auf, kam auch schon ihre Kollegin und gleichzeitig Assistentin auf sie zu gerannt. „Da bist du ja endlich. Bist heute ziemlich spät dran.“ „Ja, ich weiß. Hab ein bisschen getrödelt. Was liegt heute an, Judy?“ „Also wir haben zwei Hausdurchsuchungen, bei denen Auroren gebraucht werden und die Hogwartsschule fragt, ob wir nicht vielleicht ein paar übrig hätten, die wir zu denen schicken könnten.“ „Hogwarts? Was ist denn da los?“, mittlerweile hatten sie den Fahrstuhl erreicht und betraten ihn. „Nichts, sie wollen nur, dass ein paar Auroren die Schüler nebenbei unterrichten. Offiziel, weil Auroren einfach aktiver Verteidigung gegen die dunklen Künste praktizieren würden, als die Lehrer. Aber wenn du mich fragst, ist der neue Lehrer in Verteidigung einfach eine Null.“ „OK, ich kümmere mich darum. Sonst noch was?“ „Achja, wir haben heute zwei Neulinge. Du sollst sie kurz einweisen, weil unser toller Herr Abteilungsleiter im Urlaub ist.“ „Sprich nicht so über Mr. Scrutch!“ „Ach komm, alle wissen hier, dass er ohne dich nicht auskommen würde. Also, ich muss jetzt noch kurz in die Verwaltung und die Akten der Neulinge abholen. Ich leg sie dir dann nachher auf den Schreibtisch.“ „OK, bis gleich.“, und Hermine stieg aus dem Fahrstuhl aus, der mittlerweile im dritten Stock angekommen war. Jetzt waren es nur noch drei Gänge bis zum Aurorenbüro. Sie betrat den riesigen imposanten Raum. Jeden Morgen bewunderte Hermine dieses riesige Büro aufs Neue. Er war genauso groß, wie die große Halle in Hogwarts und stand voll mit unzähligen Schreibtischen, die wild durcheinander und in alle möglichen Richtungen standen. Zwischen ihnen waren vereinzelte Gänge entstanden, durch die man sich zu seinem eigenen Schreibtisch hindurch kämpfen konnte. Hermines Schreibtisch befand sich eher am Rand dieser imposanten Halle. Sie mochte ihren Platz. Von hier hatte sie einen perfekten Blick über das hektische Treiben. Hermine stellte ihre Tasche neben ihren Schreibtisch und setzte sich auf ihren Stuhl. „Morgen Hermine.“, ein lächelnder Seamus schaute sie an. „Morgen Seamus, ich brauche dich Heute für einen speziellen Auftrag. Du musst nach Hogwarts. Kommst du später noch einmal rüber, dann können wir alles genau besprechen.“, „Kein Problem, Chef.“, gab Seamus mit einem Lächeln wieder. „Du sollst mich nicht immer so nennen. Ich koordiniere nur eure Einsätze!“, doch Seamus war schon wieder mit einem lauten Lachen verschwunden. Lächelnd widmete Hermine sich ihrem Terminkalender. Judy hatte schon alle wichtigen Termine des Tages eingetragen. Jeden Moment müssten die Neuen kommen. Also würde es sich nicht lohnen noch etwas anderes anzufangen. Doch dann musste Hermine stutzen. Was war denn das für ein Termin heute Abend um 19.30 Uhr mit Marc? Wer war Marc? War das etwa wieder einer von Judys Scherzen, oder hatte Hermine ein wichtiges Geschäftsessen vergessen? Sie war doch gar nicht vorbereitet! „Ähm, Entschuldigung, sind Sie Mrs Granger?“, Hermine wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Ja, was kann ich für sie tun?“ „Wir sind die Neuen. Der Mann da drüben meinte, wir sollen uns bei Ihnen melden.“, er deutet auf den breit grinsenden Seamus, der zu Hermine jetzt auch noch charmant herüberwinkte. „Oh, ja. Das ist richtig. Mein Name ist Hermine Granger, aber ihr könnt mich Hermine nennen.“ „Mein Name ist Vincent.“, er trat einen Schritt zurück und machte Platz für den zweiten Neuling. Hermine stockte der Atem, als sie plötzlich vor Ron stand. „Ja, und meinen Namen weißt du sicher noch.“, sagte Ron in einer sehr leisen und ängstlichen Stimme. Hermines Gedanken fuhren kurz Achterbahn. Wie konnte das nur passiert sein? Sie hätte vorbereitet sein müssen. Warum nur, hatte sie Judy nicht nach den Namen der Neuen gefragt? Dann würde sie jetzt nicht hier stehen und mit fassungslosem Gesichtsausdruck Ron anstarren. Ron wich mittlerweile ihrem Blick aus. „Wow! Ihr beiden kennt euch. Klar, ihr gehört ja zu den grandiosen Drei! Das ist ja prima!“, versuchte Vincent die peinlich entstandene Stille zu überbrücken. „Nichts ist hier prima!“, gab Hermine mit einem zornigen Gesichtsausdruck in Rons Richtung wieder. Doch Hermine musste sich jetzt zusammenreißen. Sie musste vor Vincent weiter professionell bleiben. „Folgt mir, ich führe euch etwas rum und zeige euch dann, wo ihr als erstes eingesetzt werdet.“, doch Hermine kam nicht weit. Vor ihnen standen bereits zwei Auroren, die mit schüchternen Blicken Ron betrachteten. „Sind Sie Mr Ronald Weasley?“. „Ja, der bin ich.“, Ron schien mittlerweile genauso gelassen mit der Situation umzugehen, dass er von allen erkannt wurde, wie Hermine. „Wow, dann sind sie einer der grandiosen Drei! Es ist uns eine Ehre Sie einmal persönlich kennen lernen zu dürfen.“, Ron schaute verschämt, aber auch stolz auf den Boden, doch Hermine unterbrach dieses in ihren Augen völlig sinnlose Gespräch. „Wir müssen weiter. Jungs, ihr werdet später noch genug Zeit haben, den Helden Ronald Weasley kennen zu lernen. Los kommt wir haben noch viel vor uns.“, entgegnete sie in Vincents und Rons Richtung.
Sie zeigte ihnen alle wichtigen Büros und die Aufenthaltsräume. Sie standen gerade neben dem großen Einsatzplan, der eine ganze Wand füllte und der von Hermine mit einer peinlichen Sorgfalt geführt wurde, als Judy zu ihnen stieß. „Also, auf diesem Plan ist eingetragen, wer gerade wo eingesetzt ist und ob er in Gefahr ist, seht ihr? Jeder Auror ist hier aufgelistet. Seid ihr in Gefahr, verfärbt sich euer Name rot. Daraufhin können wir mit einem Zauber einen genauen Plan von eurem Aufenthaltsort auf der Karte sehen und es kommt sofort Hilfe. Ach, und da kann ich euch gleich meine Assistentin vorstellen. Das ist Judy.“ „Hi ihr zwei! Also Hermine, hier habe ich noch die Ausweise für die Neuen. Ach und sie bekommen die zwei Schreibtische gegenüber von deinem. Die sind doch letzten Monat frei geworden. Hier.“, sagte sie und übergab den beiden ihre Aurorenausweise. Ron brachte immer noch kein Wort heraus und schaffte gerade mal ein kleines Lächeln. Hermine hatte es tatsächlich geschafft, ihn den gesamten Rundgang lang zu ignorieren. „Kommt, dann zeig ich euch eure Schreibtische. Ach und Judy, kommst du gleich noch einmal zu mir. Ich muss mit dir sprechen. Es ist wichtig!“. „Geht klar.“, gab Judy zurück und war schon wieder verschwunden. Als Hermine an ihrem Schreibtisch ankam, zeigte sie auf die beiden leeren Schreibtische. „Hier, sucht euch jeder einen aus. Hört zu, die wichtigste Regel hier ist Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Wir müssen jederzeit wissen, wo ihr seid. Ihr dürft euch keine Nachlässigkeiten leisten, das heißt z.B., ihr könnt euch nicht einfach drei Monate lang nicht melden. Habt ihr verstanden?“, Vincent nickte eifrig, doch Ron schaute nur schuldbewusst auf den Fußboden. „Vincent, du hältst dich für die ersten Tage an Seamus Finnigan. Er sitzt dort drüben. Und du…“, Hermine zeigte mit einer abfälligen Handbewegung in Richtung Ron. „du wirst dich an Cormac Mc Laggen halten.“ „Cormac ist hier?“, doch Hermine drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort zu ihrem Schreibtisch. Zu ihrem Glück, folgte Ron ihr nicht. Sie setzte sich erschöpft auf ihren Stuhl. Es fiel ihr schwer, Ron zu ignorieren, aber sie musste das schaffen.
„Hi!“, Judy strahlte Hermine an. „Und, wie sind die Neuen so?“. Hermine legte einen ernsten Gesichtsausdruck auf. „Was ist das für ein Termin heute Abend mit Marc?“, „Ach, Marc ist ein Bekannter meiner Schwester. Komm schon Hermine, er würde super zu dir passen. Ich dachte, es wäre mal ganz gut, wenn du mit ihm ausgehst. Du bist jetzt schon zwei Monate hier und du bist noch nicht einmal ausgegangen.“, „Judy, das ist nett gemeint, aber ich werde heute mit niemandem ausgehen. Du kannst den Termin streichen und ich will in nächster Zeit nicht noch einmal so einen Termin in meinem Kalender sehen. Ok?“, Hermines Stimme wurde ernst, aber nicht laut. Sie konnte Judy meist sowieso nicht lange böse sein. „Ok, kommt nicht wieder vor. Aber sag mal ehrlich, fällt dir auch auf, dass der Weasley hier ständig rüber schaut? Wieso ignorierst du ihn nur? Ich dachte, du würdest dich freuen, wenn du erfährst das einer deiner besten Freunde hier anfängt. Ich hatte es dir extra verschwiegen, um dir eine Freude zu machen.“, „Judy, dass erklär ich dir ein anderes Mal, Ok?“ „Ok.“, Judy schaute zwar enttäuscht, ging aber in Richtung Einsatzplan davon. Mit einem lauten Seufzer lehnte sich Hermine zurück. Vorsichtig blickte sie auf und sofort trafen sich Rons und ihr Blick. Erschrocken schaute sie wieder auf die vielen Akten auf ihrem Schreibtisch und machte sich an die Arbeit. Wieso hatte sie nur so ein Pech. Jetzt saß Ron auch noch ihr genau gegenüber. Nur ein ca. drei Meter breiter Gang trennte sie voneinander. Ihn zu ignorieren würde sicher nicht leicht werden.
Mittlerweile war es zwanzig nach fünf. Hermine hatte um fünf Schluss, hielt sich aber meist noch länger im Aurorenbüro auf. Zu Hause wäre sie ja eh alleine. Ron hatte vor fünf Minuten mit Cormac zusammen das Büro verlassen. Es musste ihn unheimlich geärgert haben, den ganzen Tag mit Cormac zusammenzuarbeiten. Aber das hatte er verdient. Hermine schrieb gerade den letzten Satz unter einen Hausbesuchsbericht und stellte die Feder dann zurück in das Tintenfass. „Fertig.“, sagte Hermine leise zu sich selbst und schaute auf die Uhr. Sie hatte heute wirklich alles sehr schnell geschafft. Sie war durch Rons Anwesenheit in einen regelrechten Arbeitswahn geraten. Sie packte die letzten Sachen in ihre Tasche und löschte das Licht auf ihrem Schreibtisch. Das gesamte Aurorenbüro war mittlerweile ziemlich dunkel geworden und es fiel Hermine schwer einen passenden Gang zum Ausgang zu finden. Als sie sich endlich durchgekämpft hatte, trat sie in den ebenfalls dunklen Flur. Nur ein paar Fackeln erhellten den Weg. Hermine ging etwas schneller, als sie an einer der Steinwände eine dunkle Gestalt lehnen sah. Mit hektischen Schritten wollte sie so schnell wie möglich zum Aufzug kommen. „Hey, warte Hermine. Ich bin es, Ron.“, erleichtert atmete Hermine aus. Es war nur Ron. Trotzdem verlangsamten sich ihre Schritte nicht. „Hermine, lass es mich doch erklären. Ich dachte, wir könnten uns heute Abend treffen und in Ruhe über alles sprechen?“, „Ich kann heute Abend nicht, ich treffe mich mit Marc.“, gab Hermine kühl und kurz gefasst zurück. Ron verstummte. Hermine wusste, dass sie Ron mit dieser Information gekränkt hatte. „Aber gib mir doch noch eine Chance, es zu erklären, Hermine.“, Hermine war am Fahrstuhl angekommen und betrat ihn. Sie drückte auf den Knopf neben dem Atrium stand. „Ron du hattest diese Chance drei lange Monate.“, und bei diesen Worten schlossen sich die Gitter und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
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Ich hoffe es hat euch gefallen! Die nächsten Kapitel werden allerdings nicht mehr so lang. Ich brauchte nur lange für die Einleitung. ;-)
Bitte hinterlasst doch noch ein kommi. Würde mich wirklich freuen!
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