von Hermine&Ron
Langsam wachte Hermine auf. Sie wurde von den ersten Sonnenstrahlen, die durch die Fenster kamen, geblinzelt. Schnell schloss sie noch einmal die Augen. Alles tat ihr weh und sie lag ziemlich unbequem. Hermine öffnete die Augen wieder einen Spalt breit und ihr wurde schlagartig bewusst warum sie so ungemütlich geschlafen hatte. Sie lag in ihrem Wohnzimmer auf dem Teppich vor dem Kamin und sah gerade noch die letzte Glut vor sich hin glimmen. Langsam begann sie sich auf den Rücken zu drehen, als sie bemerkte, dass ein Arm um ihre Hüfte lag. Erschrocken blickte sie sich um. Ron lag neben ihr und schien noch fest zu schlafen. Sie mussten gestern Abend hier eingeschlafen sein. Sie hatten sich ja auch noch lange unterhalten. Ron hatte noch eine Decke über sie gelegt. Er hatte sich wirklich rührend um sie gekümmert. Und obwohl ihre Lage gerade unbequem war, bewegte sie sich kein Stück und genoss es einfach in Rons Nähe zu sein.
Das Gespräch gestern hatte ihr wirklich gut getan. Sie hatten sich aussprechen können und das war in den letzten Wochen Hermines größter Wunsch. Jetzt würde alles anders werden. Sie wäre nicht mehr so allein und auf der Arbeit könnten sie auch wieder normal miteinander umgehen. Oh nein! Die Arbeit! Hermine schreckte auf und setzte sich sofort aufrecht hin. Wie viel Uhr war es eigentlich? Hermine blickte auf ihre Armbanduhr. Vor fünf Minuten hatte ihr Dienst begonnen. „Was ist denn los?“, hörte sie plötzlich Rons verschlafene Stimme neben sich. Er schien durch ihre ruckartigen Bewegungen aufgewacht zu sein. „Wir müssen gestern Abend eingeschlafen sein. Beeil dich wir sind spät dran!“, „So ein Mist!“, Ron mühte sich hochzukommen, während Hermine schon im Bad verschwunden war.
Zehn Minuten später kamen die beiden im Atrium an. Hermine hatte es morgens noch nie so leer gesehen. Kein Wunder, sie waren ja auch zu spät. Judy winkte ihnen zu. Je näher sie ihr kamen, umso überraschter schien ihr Gesichtsausdruck zu werden. „Morgen Judy.“, strahlte Hermine sie an und auch Ron ließ ein leises „Morgen“ von sich hören. Judy blieb noch einen Moment wie angewurzelt stehen, bis sie sagte: „Morgen, ihr zwei!“. Dabei betonte sie ‚zwei‘ so sehr, dass Hermine ihre Neugierde bereits jetzt heraushörte. Um ein Gespräch mit Judy über diese peinliche Situation würde sie also heute nicht mehr herumkommen. Die drei stiegen in den Fahrstuhl. „Dass ihr beide heute etwas spät seid, muss ich euch wohl nicht sagen“, Judy lächelte Hermine an. Was für eine peinliche Situation! Auch Ron schien das so zu sehen, denn er senkte den Blick, als würde er es gerade besonders interessant finden seine Schuhe zu bewundern. „Was liegt denn heute an, Judy?“, versuchte Hermine das Thema zu wechseln. „Ich habe gute Neuigkeiten! Das Zaubereiministerium von Frankreich ist auf deinen Vorschlag eingegangen. Sie würden sich freuen uns zu helfen und schicken noch heute einen Auror vorbei!“, „Wow! Das ist ja fantastisch! Endlich kommen wir in diesem Fall voran!“. „Was ist das für ein Fall?“, Ron schien nichts zu verstehen. „Wir suchen einen Todesser namens Bluehood. Er soll zu den gefährlichsten gehören haben. Vor einer Woche haben wir herausbekommen, dass er sich nach Frankreich abgesetzt hat. Und jetzt kommen wir nicht weiter. Wir kennen uns da zu wenig aus. Wir wissen nicht, ob er sich vielleicht anderen Todessern in Frankreich angeschlossen hat. Wir brauchen die Hilfe des französischen Zaubereiministeriums um weiter zu kommen.“, Hermine geriet ins schwärmen. Ja, das war definitiv ihr Lieblingsfall. Sie hatte ihn von Anfang an betreut. „Hermine ist die Projektleiterin für diesen Fall!“, ergänzte Judy Hermines Erläuterungen. Die Fahrstuhltür ging auf und die drei machten sich auf den Weg zum Aurorenbüro.
An ihrem Schreibtisch angekommen, stellte Hermine zuerst ihre Tasche ab und holte eine Akte heraus. Es war die Akte zu dem Bluehood Fall. Sie hatte sie immer dabei um auch zu Hause noch hin und wieder daran zu arbeiten. Von diesem Fall hing wirklich viel ab. Sie ging die Akte noch einmal durch. Sie musste gut vorbereitet sein, wenn der Auror gleich kommen würde. Während sie gedankenversunken darin blätterte, merkte sie, dass Judy immer noch vor ihrem Schreibtisch stand und sie fragend ansah. „Oh Judy, ich hab gar nicht bemerkt, dass du noch da bist. Gibt es noch was?“, „Ob es noch was gibt? Natürlich!“, sie begann zu flüstern: „Erzähl mir mal bitte was da zwischen dir und Ron läuft. Und bitte lass kein Detail aus!“, Judy strahlte Hermine aufgeregt an. Hermine schaute flüchtig zu Ron herüber, der wie jeden Morgen an seinem Schreibtisch ihr gegenüber Platz genommen hatte. Er musste lächeln, als er Hermines verzweifelten Gesichtsausdruck sah. Er ahnte wohl, welche Frage Judy ihr gerade gestellt hatte. Sie schaute schnell wieder auf ihre Akten, doch das sie mittlerweil rot geworden war, konnte sie dadurch nicht verbergen. „Judy, nicht hier. Das kann ich dir doch auch noch ein anderes Mal erklären!“. In diesem Moment schaute Judy erschrocken auf ihre Uhr. „Mist. Ich hab ganz vergesse, dass ich ja diesen Auror abholen muss.“, doch kurz bevor sie losgehen wollte, drehte sie sich noch einmal zu Hermine um. „Glaub ja nicht, dass das Thema erledigt ist.“.
Hermine atmete erleichtert aus. Diesmal war sie noch einmal um eine Erklärung herumgekommen. Aber sie hatte nicht mehr viel Zeit, bis der Auror kommen würde. Sie suchte die Liste mit den Fragen, die sie an ihn stellen wollte, aus der Akte und ging sie noch einmal durch. War das wirklich alles? Oder musste sie noch mehr fragen? Um wirklich sicher zu gehen entschied sie sich, Ron zu fragen. Sie stand auf und ging zu ihm herüber. „Könntest du mir kurz helfen?“, „Klar, worum geht es denn?“. „Hier, das ist eine Liste mit den Fragen die ich dem französischen Auror stellen möchte um in meinem Fall weiter zu kommen. Wenn er schon zu einem persönlichen Gespräch bereit ist sollen sie auch perfekt sein.“. Ron las den Zettel aufmerksam durch. „Meinst du nicht, du hättest diese Fragen auch schriftlich mit dem französischen Zaubereiministerium klären können?“, Ron hatte einen misstrauischen Unterton. „Ja, das wollte ich ja auch. Aber anscheinend halten sie den brieflichen Kommunikationsweg für zu gefährlich.“, „Aber die wichtige Post vom Ministerium wird doch durch Boten überbracht?“, Ron wirkte nicht überzeugt. „Ach ich weiß doch auch nicht. Hauptsache ich komme in diesem Fall weiter“, Hermine konnte es nicht verstehen warum er sich nicht für sie freuen konnte. „Hast du jetzt noch eine Idee?“, „Nein, die Fragen sind gut. Wenn er wirklich bereit ist, dir diese Auskünfte zu geben, dann wirst du Bluehood sicher bald finden.“, „Ich hoffe es, denn der Fall ist mir wirklich wichtig!“. Einen Moment schwiegen sich beide an. Diese ‚neue‘ Freundschaft war für beide einfach noch zu ungewohnt. Ron brach das Schweigen: „Sehen wir uns heute Abend noch?“. In diesem Moment betrat Judy das Aurorenbüro gefolgt von ihrem französischen Kollegen. „Ah, da ist er ja. Ich muss los. Aber heute Abend klingt gut. Lass uns später noch mal darüber sprechen.“, Hermine eilte in Richtung Eingang. „Guten Morgen! Mein Name ist Hermine Granger. Ich freue mich sie kennen zu lernen!“, sie gab ihm die Hand. „Ah, dann hatten sie uns den Brief geschickt. Meine Name ist Pete Défiance.“.
Hermine verbrachte den ganzen Tag mit Pete. Er war ein Jahr älter als sie und hatte erst im Sommer seinen Abschluss gemacht. Sie hatten sich an einen Tisch etwas abseits im Aurorenbüro gesetzt, um etwas Ruhe zu haben. Sie waren alle Fragen durch gegangen und er hatte sie bereitwillig beantwortet. Um kurz nach fünf waren sie fertig. „So das wars. Mehr Fragen habe ich nicht. Waren ja auch genug.“, „Ach das ist doch kein Problem. Wir helfen euch doch gerne.“. Sie waren aufgestanden. Doch Pete schien noch nicht gehen zu wollen: „Wir wäre es, wenn wir heute Abend noch etwas trinken gehen? Ich habe jetzt noch geschäftlich in London zu tun. Wir könnten uns dann heute Abend treffen und noch ein bisschen über den Fall reden?“. Hermine war etwas überrascht. Eigentlich waren sie ja fertig, aber sie wollte keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Sie vertrat in diesem Fall schließlich die gesamte Aurorenabteilung. Also sprang Hermine über ihren Schatten: „Klar, wann und wo?“.
Hermine war erleichtert und glücklich. Sie hatte das Gefühl in ihrem Fall ein ganzes Stück weiter gekommen zu sein. Sie ging sofort zu Rons Schreibtisch, um ihm alles zu erzählen. Aber Ron war nicht mehr da. In diesem Moment kam Judy auf sie zu. „Und? Wie ist es gelaufen?“, „Ganz gut. Aber weißt du wo Ron ist?“. „Er ist eben gegangen. Es ist ja auch schon nach 17.00 Uhr. Aber jetzt sag endlich, was da zwischen euch los ist. Erst kommt ihr heute Morgen zusammen zur Arbeit, was mich darauf schließen lässt, dass er bei dir übernachtet hat und dann wirft er dir und Pete auch noch den ganzen Tag solche Blicke zu!“, Judy schaute Hermine erwartungsvoll an. „Wir sind nur gute Freunde. Wir haben uns gestern ausgesprochen. Es ist ziemlich spät geworden und da müssen wir wohl eingeschlafen sein.“. „Das ist alles?“, Judy schien kurz enttäuscht. „Und, bist du in deinem Fall weiter gekommen?“, „Ja, schon. Aber ich habe jetzt keine Zeit mehr. Ich treffe mich heute Abend noch mit Pete und dann wollen wir noch weiter über den Fall reden. Ich erzähl dir alles morgen, versprochen!“, und mit einem letzten Lächeln ließ sie eine kopfschüttelnde Judy zurück die ihr noch hinterherrief: „Viel Spaß. Und wehe, du vergisst die Details.“
Es war mittlerweile 23.00 Uhr, als Hermine vor dem Mehrfamilienhaus in London stand, in dem sie wohnte. Sie hatte einen tollen Abend mit Pete verbracht und noch die eine oder andere Frage zu ihrem Fall stellen können. Pete war sehr freundlich, aber nicht aufdringlich gewesen, zu Hermines Erleichterung. Sie hatte zuerst befürchtet, er würde das als eine Art Date sehen, aber es war tatsächlich geschäftlich geblieben. Sie ging die Stufen hoch bis in den zweiten Stock, in dem ihre Wohnung lag. Oben angekommen kramte Hermine in ihrer Tasche nach dem Haustürschlüssel. „Wo warst du denn?“, hörte sie eine Männerstimme hinter sich sagen. Hermine drehte sich ruckartig um und griff dabei reflexartig nach ihrem Zauberstab. Mit aufgerissenen Augen starrte sie in Rons Gesicht. „Ron, spinnst du! Mich so zu erschrecken!“. „Tut mir Leid, das wollte ich nicht.“, verlegen schaute er auf den Boden. Hermines Puls raste immer noch, doch sie entschloss sich erst einmal die Haustür aufzuschließen. „Komm rein. Sonst werden noch die Nachbarn wach.“.
Ron folgte Hermine in die Wohnung. „Mach es dir bequem.“, Hermine deutete auf die Sessel vor dem Kamin, während sie sich die Schuhe auszog. Ron setzte sich in einen Sessel und beobachtete sie kritisch. „Wo warst du denn jetzt? Ich habe auf dich gewartet. Wir hatten zwar noch keine Uhrzeit abgemacht, aber ich dachte mal ich komme vorbei“, „Oh nein, stimmt ja, wir wollten uns treffen! Es tut mir Leid Ron, das habe ich total vergessen. Ich habe mich mit Pete getroffen, um noch weiter über den Fall zu reden. Eine Art Geschäftsessen“, „Ach, und dafür hast du dich so schick gemacht. Dafür, dass es nur geschäftlich war?“, Ron schaute sie durchdringend an. Hermine setzte sich auf die Coach, während sie sagte: „Du übertreibst. So schick habe ich mich nun auch nicht gemacht.“, Hermine schaute an sich herunter. Ok, ein bisschen zu schick war sie vielleicht für diesen Anlass gekleidet, aber sie wollte das Zaubereiministerium doch auch würdig vertreten. Ron durchbrach ihre Gedanken mit einem ernsten Tonfall: „Ich traue diesem Kerl nicht.“, „Wenn du mit diesem Kerl Pete meinst, kann ich dich beruhigen. Der ist vollkommen Ok. Er hat mir wirklich weitergeholfen.“, „Aber findest du es nicht auch komisch, dass er unbedingt alles persönlich abklären wollte? Da ist irgendetwas nicht richtig.“. Ron schaute nachdenklich durch den Raum. „Hat er sich heute Abend auffällig verhalten? Ist dir irgendetwas aufgefallen?“, „Ron jetzt ist es aber gut! Du kannst doch nicht einfach Pete beschuldigen! Er hat nichts getan!“, Hermine wurde jetzt wirklich sauer. Ron verhielt sich absolut unangemessen. Auch Ron sah sie plötzlich wütend an: „Das kannst du gar nicht beurteilen. Man merkt doch, dass du die rosarote Brille trägst!“. Hermine schaute Ron fassungslos an. Wie konnte er nur so etwas behaupten? Er ging jetzt wirklich zu weit. „Nur weil du frustriert bist, weil du stundenlang im Flur gesessen hast, musst du das nicht an mir auslassen. Ich habe mich doch bei dir entschuldigt. Ich kann nichts dafür, dass du nichts Besseres zu tun hattest!“, im selben Moment indem Hermine diesen Satz gesagt hatte, bereute sie ihn auch schon wieder. Doch zu spät. Ron stand genau in diesem Augenblick auf und ging in Richtung Tür. Er öffnete sie während er sich noch einmal umdrehte. „Mit dir kann man einfach nicht mehr normal reden. Du kannst dich ja wieder melden, wenn du wieder die alte und vernünftige Hermine geworden bist. Und du hast Recht. Du kannst nichts dafür, dass ich lieber stundenlang bei dir im Flur sitze, als bei meiner total verstörten Familie, wo sich alle den ganzen Tag anschweigen und niemand gemerkt hat, dass ich die letzte Nacht nicht zu Hause war! Aber ich wollte doch einfach nur mit irgendjemandem reden, mit dir reden.“, und mit diesen Worten schloss Ron die Tür hinter sich.
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So, das wars. Naja, ich bin mit diesem Kapitel überhaupt nicht zufrieden. Ich mag es von allen am wenigsten. Ich denke man kann auch herauslesen wie sehr ich mich beim schreiben gequält habe.
Aber bitte bleibt trotzdem weiter dabei! Ich kenne ja schon die nächsten Kapitel und die sind auf jeden Fall besser als dieses hier. Und keine Angst, die beiden werden sich im weiteren Verlauf nicht mehr so viel streiten. ;-)
lg Hermine&Ron
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