von Hermine&Ron
Hermine öffnete das knirschende Gartentor der Weasleys. Schnellen Schrittes ging sie auf die Haustür zu und klopfte energisch dagegen. Hoffentlich war Ron noch da! Judy meinte, er wolle noch heute Abend abreisen. Hermine war deshalb sofort zum Fuchsbau appariert.
Wieso öffnete denn keiner die Tür? Hermine wurde immer nervöser und klopfte noch einmal. Sie schaute besorgt auf das Pergament in ihrer linken Hand. Es war Rons Kündigung. Hermine hatte Judy gebeten es ihr zu geben. Vielleicht war ja noch nicht alles zu spät. Noch hatte sie Zeit Ron umzustimmen. Hätte Judy die Kündigung sofort Mr Scrutch überreicht, so wie es Ron wollte, hätte sie keine Zeit mehr gehabt. Also, es war ihre letzte Chance. Würde sie Ron jetzt nicht mehr antreffen, würde sie ins Ministerium zurück und Rons Kündigung Mr Scrutch übergeben müssen. Hermine schüttelte sich. Das durfte nicht passieren.
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Ginny schaute Hermine freudestrahlend an: „Hermine, schön dich zu….“, doch weiter kam sie nicht, da Hermine sie unterbrach. „Wo ist Ron?“, Hermine trat einfach an Ginny vorbei ein. „Der ist in seinem Zimmer.“ Zum Glück. Es war noch nicht zu spät. Hermine ging schnellen Schrittes auf die Treppe zu. „Hermine, was ist denn los?“, doch Hermine hatte keine Zeit zu antworten. Sie eilte die Treppen hoch und klopfte hastig an Rons Tür. Ohne auf eine Antwort zu warten riss sie diese auf und betrat das Zimmer. Ron schaute kurz erschrocken auf, widmete sich dann aber ohne ein weiteres Wort wieder seinem Koffer. Hermine schloss die Tür hinter sich und blieb wie angewurzelt stehen. Einen kurzen Moment konnte man nur Hermines schnelle Atmung hören. Sie starrte Ron immer noch an. Er musste jetzt doch irgendetwas sagen, es ihr erklären. Doch Ron tat so, als wäre Hermine Luft. Er ging zu seiner Kommode und holte einen Stapel Pullover heraus, die er jetzt einzeln durchging. Er schien zu überlegen, welchen er wohl in Kanada gebrauchen könnte. Ok, jetzt reichte es Hermine. Sie musste anfangen. „Willst du mir das ganze hier mal erklären?“ Ron faltete gerade einen roten Pullover zusammen und ging auf den Koffer zu, während er ohne aufzuschauen antwortetet: „Ich denke, Judy wird es dir schon erzählt haben. Sonst wärst du nicht hier.“ Seine Stimme klang kühl und gereizt. Hermine bekam eine Gänsehaut. So hatte er selten mit ihr gesprochen. „Wieso willst du gehen? Ich dachte, dir macht die Arbeit im Zaubereiministerium Spaß?“ „Du weißt genau, dass ich nicht deshalb gehe.“, Ron ging wieder auf die Kommode zu. „Dann erklär es mir.“, Hermines Stimme klang ruhig und sachlich. „Ich muss hier weg. Und das so schnell wie möglich. Ich habe das Angebot schon vor einem Monat bekommen, mich aber erst heute darauf gemeldet. Sie sagten, ich könnte sofort anfangen.“ Das war nicht das, was Hermine hören wollte. Wieso ging er so schnell? War es wegen dem Kuss? Oder weil sie ihm nicht vertraut hatte? „Ron, warum gehst du?“, sie versuchte Blickkontakt herzustellen, doch Ron kramte unentwegt in einer Schublade. „Weil ich es hier nicht mehr aushalte...“, er atmete einmal hörbar laut aus, „mit dir nicht mehr aushalte.“, er blickte immer noch nicht auf. Seine Aussage traf Hermine. Mit so einer direkten Antwort hatte sie nicht gerechnet. Rons kühle Art traf sie mehr, als sie gedacht hätte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Und wieso gerade Kanada? Hast du kein Land gefunden, dass weiter weg ist?“, Hermine versuchte jetzt all ihrer Wut über Rons Verhalten Platz zu machen. „Vielleicht ist ja gerade das der Grund, warum ich nach Kanada gehe. Um möglichst weit weg von dir zu sein!“, Ron schrie den letzten Satz und schmiss mit voller Wucht einen der Pullover in den Koffer. Hermine liefen die ersten Tränen aus den Augen. Sie wischte sie schnell weg. Sie konnte doch jetzt nicht weinen. Allerdings hatte sie bei Ron noch nie so einen Hass gesehen. So einen Hass auf sie. „Was habe ich dir getan? Ist es, weil ich dir nicht vertraut habe?“, Hermine bemühte sich möglichst gefasst zu sprechen. Wut oder Enttäuschung würden sie jetzt nicht weiter bringen. „Hermine, das hat keinen Sinn mehr. Geh jetzt. Ich muss noch meine Sachen packen und mein Portschlüssel geht in einer Stunde.“ War das wirklich sein Ernst? Sie jetzt einfach wegzuschicken? „Das kannst du vergessen. Ich gehe nicht eher, bis wir das hier geklärt haben.“, Hermine erschrak sich selbst über ihren strengen Tonfall. Ron faltete gerade ein T-Shirt, während er ohne aufzuschauen antwortete: „Hermine, lass es doch einfach gut sein. Du musst meine Entscheidung akzeptieren.“. Doch Hermine reagierte nicht. So einfach würde sie es ihm nicht machen. „Das heißt du haust wieder ab? Du lässt mich mal wieder, im Stich? Stimmt, ist ja auch mal was ganz Neues.“, Hermine versuchte jetzt so viel Kälte wie möglich in ihre Stimme zu legen. Ron hielt kurz inne, packte dann jedoch weiter den Koffer. Er hatte sie immer noch nicht angeschaut. Hermine verstand die Welt nicht mehr. Das war nicht der Ron, den sie kannte. Warum nur konnte er nicht seinen Stolz überwinden und sachlich mit ihr reden? Ron starrte jetzt auf ein Buch neben seinem Koffer. Er schien völlig in Gedanken. Hermine hoffte einen kurzen Moment, dass er seine Meinung geändert hatte. „Hermine, ich werde es mir nicht anders überlegen. Ich werde in einer Stunde in Kanada sein und ein neues Leben beginnen. Ohne dich. Also geh jetzt endlich.“, die letzten Worte waren nur noch sehr leise zu vernehmen. Hermine wurde plötzlich schmerzlich bewusst, dass sie keine Chance hatte. Er würde nach Kanada gehen und sich wahrscheinlich nie wieder bei ihr melden. Sie würde ihn verlieren, für immer. Jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie stand an Rons Zimmertür gelehnt und begann zu schluchzen. Die Vorstellung von einem Leben ohne Ron war für sie unerträglich. Noch vor 24 Stunden war alles perfekt gewesen. Und jetzt, jetzt war alles kaputt. Sie schaute nochmals kurz auf. Ron starrte sie an. Zum ersten Mal, seitdem sie den Raum betreten hatte. Er schien erst jetzt zu bemerken, dass sie schon die ganze Zeit geweint haben musste. Doch Hermine konnte nichts aus seinem Blick herauslesen. Es hatte keinen Sinn mehr. Es war zu spät. Wahrscheinlich wartete er nur darauf, dass sie jetzt den Raum verlassen würde. Sollte sie jetzt wirklich gehen? Sah sie ihn gerade wirklich zum letzten Mal? Wieder brach Hermine in leises Schluchzen aus und brach den Blickkontakt ab. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und wünschte sich, sie würde gleich aus diesem schrecklichen Albtraum aufwachen.
Sie hörte leise Schritte und nur Augenblicke später spürte sie, wie Ron sie in den Arm nahm. Er drückte sie fest an sich und strich mit einer Hand über ihren Rücken. Hermine war völlig verwirrt und doch beruhigte diese Geste sie. Hermine hoffte dieser Augenblick würde nie enden. Nach einigen endlosen Momenten sagte Hermine leise: „Ich will nicht, dass du gehst.“. „Ich weiß.“, flüsterte Ron. Hermine löste sich von ihm und schaute ihm in die Augen. Sie wirkten keinesfalls kalt und hasserfüllt. Sie glänzten. „Dann bleib.“, sie schaute ihn flehend an. „Das geht nicht.“ Er drehte sich um und setzte sich auf die Bettkante. „Ich muss nach Kanada gehen.“ Hermine war noch völlig von Rons plötzlicher Wandlung verwirrt als sie bemerkte, dass er auf den Platz neben sich deutete. Sie ging auf ihn zu und setzte sich neben ihn ohne den Blick von ihm abzuwenden. War er jetzt doch zu einem Gespräch bereit? „Aber warum?“, Hermines Stimme klang sanft. „Wegen dir. Ich kann so nicht weiter machen. Ich habe alles versucht. Du wusstest die ganze Zeit, dass ich für dich mehr empfinde als nur Freundschaft. Du bist für mich einfach ‚die Eine‘. Doch gestern Abend war es offensichtlich. Für dich ist es die ganze Zeit nur Freundschaft gewesen.“ „Aber…“ „Nein, Hermine. Du musst mich jetzt ausreden lassen. Mir fällt das wirklich nicht leicht. Also, ich kann nicht hier bleiben. Ich kann nicht zusehen wie du andere Typen kennen lernst und dich mit ihnen triffst. Jemanden wie diesen Pete oder noch schlimmer: so einen wie Krum. Oder vielleicht jemanden von der Arbeit. Und deshalb werde ich gehen. Mich würde hier doch alles an dich erinnern. Wir würden zusammen arbeiten, ich würde dich jeden Tag sehen. Und deshalb kommt mir dieses Angebot aus Kanada ganz Recht. Ich kann neu anfangen.“, doch weiter kam Ron nicht, da Hermine ihn plötzlich und völlig unerwartet küsste. Ron erwiderte den Kuss wenige Augenblicke später. Ihr liefen noch immer Tränen von den Wangen, doch es waren keine Tränen der Verzweiflung mehr. Es waren Tränen der Freude. Sie löste sich wieder langsam von ihm und schaute ihm in die Augen. Ron wirkte völlig verwirrt. Er schaute sie mit weit aufgerissenen Augen an. „Wofür war das denn?“. Hermine lächelte ihn liebevoll an. Es war Zeit ihren angefangenen Satz vom Abend zuvor zu Ende zu bringen. „Ich liebe dich.“ Ron schaute sie immer noch völlig fassungslos an. „Und was war das dann gestern Abend?“, er wirkte immer noch durcheinander. „Du hast mich gestern nicht ausreden lassen. Du musst die Situation völlig missverstanden haben. Ich habe dich nicht weggedrückt, weil ich dich nicht liebe, sondern im Gegenteil, weil ich diese dämliche Sache erst geklärt haben wollte. Ich musste einfach wissen, warum du damals abgehauen bist. Ich dachte, du hättest keinen Grund gehabt. Dein verschwinden hat mich damals ziemlich mitgenommen. So etwas will ich nicht noch einmal durchstehen müssen.“ „Ich bin nicht grundlos gegangen. Ich dachte du und Harry…“, doch Hermine unterbrach ihn indem sie ihren Finger auf seine Lippen legte. „Du musst es mir nicht mehr erklären. Ich weiß es. Ich habe heute Morgen mit Harry gesprochen.“ Ron senkte seinen Blick. Ihm schien dieses Thema peinlich zu sein. „Hermine, was soll ich denn jetzt machen? Ich habe bereits gekündigt!“ Erst jetzt erinnerte sich Hermine an das Blatt Pergament, das sie immer noch fest hielt. „Hier. Ich habe die Kündigung von Judy bekommen. Es liegt also alles in deiner Hand.“, sie reichte ihm das Pergament mit einem kleinen Lächeln. Ron betrachtete das Schriftstück erstaunt. „Wow, dir muss wirklich viel daran gelegen haben mich aufzuhalten.“, Hermine schaute ihn ernst an: „Hast du wirklich geglaubt, ich lasse dich einfach so gehen?“.
Ron senkte den Blick. „Nein, deshalb war ich so kalt zu dir. Ich wollte auf keinen Fall, dass du es schaffst, mich vom gehen abzuhalten. Ich habe es ja noch nicht einmal geschafft dir in die Augen zu sehen.“ Eine kurze Zeit herrschte Stille bis Hermine leise sagte: „Und? Habe ich es geschafft?“ Ron begutachtete das Pergament ein letztes Mal bevor er es auseinander riss. Er blickte auf und lächelte sie an. „Was dachtest du denn? Wie könnte ich mich in dieser Situation anders entscheiden?“ Er beugte sich vor und küsste sie kurz auf den Mund. „Ich liebe dich Hermine.“ „Und ich wusste, du würdest dich richtig entscheiden.“, entgegnete sie mit einem weiteren Lächeln.
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So, das war das Finale. (leider mit etwas Verspätung ;-))
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Noch eine Anmerkung zum Inhalt dieses Kapitels: Ginny wusste noch nichts von Rons Plänen nach Kanada zu gehen. Das wollte er seiner Familie erst kurz bevor er abreist erzählen. -> typisch Ron ;-)
Zum Abschluss möchte ich mich noch einmal bei allen bedanken, die diese fanfiction gelesen haben!
Ein ganz besonderer Dank gilt natürlich den vielen fleißigen Kommentar-Schreibern und meiner beta-Leserin smoshbopp! (die hier leider noch nicht angemeldet ist)
Ich arbeite bereits an einer neuen fanfiction die den Titel 'Nenn mir nur einen Grund' trägt. Sie ist natürlich auch eine Romanze über Ron und Hermine! Vielleicht habe ich ja schon bei dem ein oder anderen Interesse geweckt. ;-)
Zum Abschied wünsche ich mir jetzt noch einmal ganz viele Kommentare. Schreibt mir doch bitte wie ihr die fanfiction insgesamt betrachtet fandet. Ich kann eure Meinung bestimmt gut für die folgenden Projekte gebrauchen!
Viele liebe Grüße
Hermine&Ron
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