von *~Sonnenwind~*
Kapitel 4: Reparatur
Als Harry am nächsten Morgen Grimmauldplatz Nummer 12, gestärkt durch ein gutes Frühstück, zubereitet durch Kreacher, und eine durchschlafene Nacht das Haus Richtung Bahnhof King’s Cross verließ, spürte er eine warme Vorfreude im Bauch. Er konnte nicht nach Hogwarts apparieren, und so würde er mit dem Zug fahren müssen, welcher so viele alte Erinnerungen hochbrachte. Nach jener nacht war ein anti-apparier Zauber um Hogsmeade gelegt worden damit die Todesser nicht einfach auftauchen und verschwinden konnten, und Harry war es recht gekommen. Er würde Hogwarts nach drei Tagen Trennung wiedersehen, würde dazu beitragen, dass das Schloss wieder in den Originalzustand versetzt werden würde. Er wusste, dass dazu mächtige Zauber und mächtige Magie nötig war, aber er vertraute seinen Kräften und den Kräften der Lehrer!
Als er in eine entlegene Gasse spaziert war, apparierte er zum Bahngleis 9 ¾ und freute sich, als er Hermine und Ron sah, die offenbar auch mit dem Hogwartsexpress zum Schloss fahren wollten.
Als er in den Zug stieg, bemerkte er zwei Auroren, die ihn bewachten. Verwundert blickte er sie an und fragte: „Was sucht ihr hier?“
Der Auror schwieg. Harry wiederholte seine Frage, und erst jetzt blickte der Auror ihn an.
„Sicherheitsmaßnahme. Aberforth hat es befohlen. Wie du weißt, sind viele Todesser immer noch auf der Flucht!“
Harry nickte und stieg ein. Er hielt diese Maßnahme zwar für überflüssig, doch schließlich lag es nicht bei ihm. Aberforth hatte es befohlen und es wurde befolgt.
Er, Hermine und Ron suchten sich ein Abteil, um ungestört reden zu können.
„Warum ist Ginny nicht da?“, war die erste Frage, die aus Harry herausbrach, nachdem sie die Abteiltür geschlossen hatten und Platz genommen hatten.
„Sie ist mit Ma in die Winkelgasse gegangen um die nötigen Schulsachen zu besorgen.“
„Sie geht also zurück?“, fragte Harry.
„Ich nehm an!“, erwiderte Ron. „Auch ich und Hermine werden zurückgehen, um die UTZ zu machen. Sie will im Ministerium arbeiten, da kann es nicht schaden, die zu haben! Und ich dachte darüber nach, bei Gringotts anzufangen, wie Charlie.“
Harry nickte zerstreut.
„Und du, gehst du zurück?“; fragte Hermine.
Harry schwieg. Er wusste nicht, ob er zurückwollte. Er wusste zwar, das er das UTZ benötigte, um Auror zu werden, aber wollte er diesen Traum wirklich noch weiter verfolgen?
„Du brauchst die UTZ um Auror zu werden, Harry“, übertönte Hermines Stimme das Rattern des Zuges. Harry nickte.
„Ich weiß nicht, ob ich das noch weiter verfolgen werde. Ich könnte auch andere Dinge machen! Quidditchspielen gefällt mir auch… Ich werde mir das noch einmal überlegen…“
Hermine nickte verständnisvoll. Ron schüttelte den Kopf.
„Alter, das kannst du nicht aufgeben! Das war dein Traum!“, meinte er. Hermine warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
Es war gegen Mittag, als der Express im Bahnhof von Hogsmeade einfuhr, und die Schüler die Abteiltüren zurückschoben und ausstiegen.
Es waren nicht viele gekommen, allerdings hatte Harry das schon befürchtet. Nicht jeder wollte hart arbeiten um die Schule wieder zu reparieren.
Die drei 17-Jährigen machten sich auf den Weg zum schloss und wanderten durch das hohe Gras, während ihnen die warme Sonne auf den Rücken schien. Es war heiß, was die Arbeit nicht unbedingt angenehmer machen würde. Sie kamen eine halbe Stunde später zum Schloss, und wieder einmal musste Harry den Blick auf die Trümmer des altehrwürdigen Schlosses blicken, mit schwerem Herzen. Er sah eine Lehrerschar, die sich vor dem Schloss versammelt hatte, und einige Ministeriumsbeamte. Er nickte Ron und Hermine zu und zusammen schlenderten sie zu der kleinen Versammlung.
„Gut!“, hörte er die Stimme von Prof. McGonagall. „Ich freue mich, dass so viele gekommen sind. Vor uns liegen zwei Tage harter, mühseliger Arbeit. Aber wir können es schaffen, wenn wir uns anstrengen. Als erstes wird Aberforth“, erst jetzt erkannte Harry den Zaubereiminister, „euch in Gruppen einteilen. Verschiedene Gruppen werden verschiedene Aufgaben bewältigen, wie ihr euch denken könnt. Gut. Die Aufteilung kann beginnen.“
Harry blickte gespannt zu Aberforth hinüber, welcher abschätzend in die Runde blickte.
„Gut!“, sagte er.
„Ich werde euch in 3 Gruppen einteilen; eine wird die Trümmerstücke zusammenfügen, die andere wird die Trümmerstücke an das Schloss anfügen und die letzte Gruppe wird für den letzten Schliff sorgen. So. Ich schlage vor, die 4., 5. und Sechstklässler sollten für den letzten Schliff sorgen, da das noch lange nicht so schwer ist wie der Rest!“, Aberforth machte eine kurze Pause.
„Die 7. Klässler werden die Trümmerstücke zusammenfügen, sprich: Mauerstücke, Ziegel, Steine usw. Das ist etwas schwieriger; ich bin mir aber sicher dass alle das bewältigen können. Die Lehrer werden die Trümmerstücke anfügen; das erfordert große Mengen an Magie. Die Ministeriumsangestellten werden hier und da für Ordnung sorgen und die Auroren werden das Terrain bewachen, damit keine ungebetenen…“, er zögerte, „Gäste kommen. So! Nun ans Werk.“
Harry stolperte direkt auf ihn zu, während sich die anderen schon in ihren Gruppen zusammenfanden.
„Könnte ich vielleicht auch beim anfügen der Trümmerstücke mitwirken?“, erkundigte er sich.
Aberforth zögerte kurz, dann nickte er.
„Ja, ich denke, du wärest eine große Hilfe. Ach übrigens, Reggae Black möchte mit dir sprechen. Sie ist eine angesehene Aurorin.“
Harrys Herz schlug schneller. „Danke!“ sagte er und folgte Ron und Hermine zu den anderen Siebtklässlern, die gekommen waren. Ein Mann mit einem Schwarzen Anzug wartete schon ungeduldig und deutete auf einige große Trümmerstücke, die in vielen kleinen Haufen nebeneinander lagen.
„Ihr werdet diese Zusammenfügen. Individuelle Anleitungen für jeden Trümmerstückhaufen sind bei ihnen vorzufinden. Genau nach ihnen- und wirklich genau- werdet ihr sie zusammenfügen. Ihr könnt in Gruppen von 3 oder 4 arbeiten. Dann ans Werk!“
Harry nickte Ron und Hermine zu und sie befassten sich mit einem Trümmerhaufen. Schon hatte Ron eine Anleitung geschnappt und begann sie vorzulesen.
Es war eine harte Arbeit. Die Sonne schien ihnen heiß auf den Rücken und so manches mal brach Harry erschöpft und schwitzend zusammen. Sie mussten komplizierte Zauber ausführen, so mussten sie, bevor sie Reparo benutzten, Banne und Zauber auf die einzelnen Trümmer legen oder entfernen, sie nach Größe, Gewicht oder Form messen, oder sie mit Teer abdichten, den sie aus der Luft beschwören sollten. Als es dunkel wurde, beschlossen sie, eine Pause einzulegen. Harry und die anderen kehrten nach Hogsmeade zurück, wo ihnen eine Herberge für die Nacht geboten wurde. Die drei Freunde besetzten ein Zimmer mit drei Betten, und Hermine und Ron legten sich hin, während Harry hinüber in den Eberkopf schlich. Er würde sich mit Reggae treffen, der Aurorin, von der Aberforth ihm erzählt hatte.
Als er die Tür zum Eberkopf aufstieß, begrüßte sie ihn mit 2 Feuerwhiskey freundlich und bat ihn, sich zu setzten. Sie war nicht mehr die Jüngste; Harry schätzte ihr Alter auf 30.
„Nun, ich habe gehört, dass sie gerne Auror werden wollen..“
Harry nickte und nahm ein Schluck des Whiskeys. Sofort breitete sich eine wohlige Wärme in ihm aus.
„Ja. Das wünsche ich mir seit der 4… oder 5.?... Egal, auf jeden fall ist das schon lange mein Ziel. Es gibt da nur ein Problem!“
Die Aurorin zog die Brauen hoch und holte mit gerunzelter Stirn ein Blatt hervor.
„Ich sehe da keins. Sie haben in allen geforderten Bereichen gute Leistungen erbracht. Wenn sie mit denen die UTZ machen, steht ihrer Karriere als Auror nichts mehr im Wege!“
Harry hob die Hände.
„Das ist es ja! Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch ein Jahr lang in Hogwarts verkrafte. Dort leben so viele Erinnerungen von mir. An Albus, Mad-Eye, Lupin, Tonks, Sirius, und all die anderen…“
Die Aurorin schüttelte den Kopf.
„Tut mir leid, Potter, aber jemanden, der die UTZ nicht in der Tasche hat, können wir nicht bei uns aufnehmen, geschweige denn, kann bei uns in die Lehre gehen.“
Sie war lauter geworden, und am Ende hatte sie fast geschrieen. Harry stand auf.
„Dann werden wir wohl keine Einigung finden. Es tut mir leid.“
Und mit diesen Worten verließ er den Pub.
Nachdenklich schlenderte er durch das dunkle Dorf Hogsmeade.
Mit halb geschlossenen Augen betrachtete er die Trümmer des Schlosses, die in der Ferne still da lagen. Ein weiteres Jahr in Hogwarts und einer Karriere als Auror würde ihm nichts mehr im Weg stehen. Wieder einmal, wie sooft wie in letzter Zeit, wuchsen in ihm Gefühle, Verwirrung, Angst, Trauer. Und wieder stiegen Erinnerungen in ihm Empor. Harry betrat die Herberge, die den Schülern geboten worden war, stieg ins Bett und schlief ein, mit Gedanken an Hogwarts, den nächsten Tag und Ginny, Ginny, die er so sehr vermisste…
Am nächsten Tag verabschiedete sich Harry am Morgen von Ron und Hermine, welche noch einige Stunden in Hogsmeade verbrachten, ehe der Zug sie nach Hause bringen würde. Harry würde helfen, die Trümmer am Schloss anzubringen- das war des heutige Ziel. Am nächsten Tag würde der Rest der Schüler dem Schloss den letzten Schliff geben, damit nach den Sommerferien die sorglosen Studenten wieder in dem Schloss lernen und zaubern konnten.
Harry hielt vor dem Schloss an, wo sich die Lehrer bereits versammelt hatten.
„Gut“, begann Aberforth.
„Die Ministeriumsangestellten werden die Trümmerstücke erst mit Bannen und Zaubern belegen bzw. die alten, unbrauchbaren entfernen, danach werden sie noch die Zauber an die des Schlosses anpassen… ähm… Während die Lehrer und Harry hier!“, sagte er und grinste, „Magie für den Zauber Reparo sammeln werden, werden die Ministeriumsangestellten die Trümmer an die Richtige Stelle bringen. Sie werden an die, für die Trümmer vorgesehene, Stelle bringen, und die Lehrer werden sie dann anfügen. Habt ihr alles verstanden?“, fragte er an die umstehenden Personen gewandt. Diese nickten.
„Dann an die Arbeit!“
Während die Lehrer komische Zaubersprüche murmelten und ihre Zauberstäbe zum glühen brachten, beschäftigten sich die Ministeriumsangestellten mit den einzelnen Trümmern. Harry blickte ratlos drein und murmelte dann die Worte nach, die die Lehrer so eifrig flüsterten. Augenblicklich fühlte er sich so entkräftet wie seit dem Kampf gegen Voldemort nicht mehr; er krachte auf den Boden und ließ seinen Zauberstab los, der heiß geworden war. Ein Lehrer grinste ihn an und erklärte ihm die Zauberformel.
„Deine magische Kraft wird in dem Zauberstab gespeichert, der Zauber den du folglich wirken willst, wird stärker, und du wirst schwächer. Ganz nützlich, wenn man gegen einen Übermächtigen Gegner kämpft. Das ist eines der Geheimnisse des Elderstabes.“
Harry nickte benommen und wiederholte den Zauber. Mittlerweile waren die ersten drei Trümmerstück von den Ministeriumsangestellten hochgehoben worden und die Lehrer richteten nun ihre Zauberstäbe auf das erste. Harry tat es ihnen gleich.
Das Stück wurde nun lose an eine mit roter Farbe markierte Stelle gesetzt, und die Lehrer brüllten wie auf Kommando: „Reparo!“ Harry folgte ihrem Beispiel und wurde zurückgeschleudert. Ein gewaltiger, gelber Lichtblitz war aus der Spitze seines Zauberstabes und sauste auf das Trümmerstück zu. Es prallte mit den Zaubern der Lehrer zusammen und wurde zu einer gewaltigen, grell leuchtenden Kugel, die auf die Trümmer traf. Harry kniff die Augen zusammen, um sich vor dem grellen Licht zu schützen, doch es drang hindurch…
Dann war es vorbei, und Harry öffnete die Augen und blickte auf die Stelle, wo eben noch ein stumpf eines Turmes gewesen war- die Spitze war zerstört worden von den Todessern, die in der Schlacht in Hogwarts alles gegeben hatten.
So ging es weiter, die Lehrer und Harry sammelten Kraft, die Ministeriumsangestellten entfernten Banne und allerlei Zauber- und gegen Mittag waren alle Stücke angefügt worden. Mit klopfendem Herzen und kraftlos sank Harry zufrieden im Gras zusammen. Aberforth schritt an ihm vorbei und sagte: „Gut gemacht!“
Harry rappelte sich auf, verabschiedete sich von der Gruppe und machte sich auf den Weg zum Bahnhof von Hogsmeade. Er begrüßte freudig Ron und Hermine und zusammen suchten sie sich ein Abteil. Während der Fahrt zurück nach London erzählte ihnen Harry von dem vergangenen Tag und von dem neuen Zauber.
Angekommen apparierte Harry mit einem „Tschüss!“ zum Grimmauldplatz, wo er mit einem warmen Essen von Kreacher und einem Weichen Bett begrüßt wurde.
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