von *~Sonnenwind~*
Kapitel 9: Ein unabschlagbares Angebot
Als Harry am nächsten Morgen aufwachte war es noch recht früh, und so beschloss er, erst einmal in den Gemeinschaftsraum zu gehen und eventuell den neuen Tagespropheten zu lesen, bevor er in der großen Halle frühstücken würde. Es war Sonntag; heute würden sie ihre Stundenpläne erhalten und außerdem würden ihnen beim Mittagessen die neuen Lehrer vorgestellt. Er zog sich also an und schlich leise die Treppe zum Gemeinschaftssaal runter, da alle anderen noch schliefen. Als er den Gryffindor-Gemeinschaftsraum betrat machte seinen Herz einen kleinen Hüpfer. Da saß Ginny und schrieb mit einer Feder auf ein Blatt Pergament. Harry setzte sich neben sie und sie drehte sich zu ihm um.
„Morgen Harry!“, sagte sie und gab ihm einen Kuss. Harry blickte neugierig das Pergament an.
„Was schreibst’n da?“, wollte er wissen. Ginny warf einen abwesenden Blick zum Pergament.
„Einen Brief. An Mum und Dad. Sie woll’n wissen, wie die Schule so ist. Jetzt, nachdem sie wieder neu errichtet wurde. Aber das kann warten“, sagte sie und legte die Feder beiseite.
„Warum?“, fragte Harry grinsend. Ginny antwortete mit einem hinterlistigen Lächeln.
„Weil wir unsere Zeit besser nutzen sollten, solange Ron noch schläft.“
Harry grinste und küsste sie leidenschaftlich. Er zog sie auf seinen Sessel. Ginny kicherte, und für einen Moment lösten sich ihre Lippen voneinander. Dann hörte Harry schritte auf der Treppe. Schnell löste sich Ginny von ihm und wandte sich wieder ihrem Pergament zu. Mit mürrischer Miene kam Ron zu ihnen hinunter.
„Was habt ihr getrieben?“, wollte er wissen. Harry grinste.
„Wer weiß?“, neckte er seinen Besten Freund.
Sie warteten noch auf Hermine und gingen dann die Treppe zu großen Halle hinunter, um erst mal ein Frühstück zu sich zu nehmen und dann vielleicht nach draußen zum großen See zu gehen. Harry stopfte Brötchen in sich hinein, als ein Brief vor seiner Nase landete. Die Eule war ein Schleierkauz, die Harry in den Finger biss, ehe sie wegflog.
Harry öffnete den Brief und las ihn sich durch.
Sehr geehrter Mr. Potter,
wie uns zu Ohren kam würden sie gerne den Berufsweg des Aurors einschlagen. Wir haben von ihrem Gespräch mit der Aurorin Reggae Black erfahren, welche uns mitteilte, dass sie nicht vorhätten zur Schule zurückzukehren.
Nun, wie sie wissen, ist ein UTZ das mindeste, was wir von einem Schüler erwarten, der die Laufbahn eines Aurors einschlagen möchte. Hier wird nur die Elite aufgenommen und jemandem, der nicht mindestens ein E in allen Utz der geforderten Fächer (liste liegt bei) erhalten hat, können wir nicht eine Laufbahn als Auror versprechen.
Wir empfehlen ihnen das Schuljahr zu ende zu bringen und freuen uns, dass sie offenbar nun doch nach Hogwarts zurückgekehrt sind.
Mit freundlichen Grüßen
Gloria Gamaboth
Sekretärin der Aurorenzentrale (Ausgebildete Aurorin)
Harry steckte den Brief in die Hosentasche und aß weiter. Er wollte den Brief nicht Ginny zeigen und war auch nicht besonders epicht darauf, dass Ron und Hermine ihn zu Gesicht bekamen.
Nach dem essen verließen sie das Schloss und schlenderten zum See hinunter, wo sie die neuen Stundenpläne begutachteten, die sie während des Frühstücks von Prof. McGonagall erhalten hatten. Sie war nach Dumbledores Tod Schulleiterin, allerdings sollte sie schon seit einem Jahr in Ruhestand sein. Sie suchte bereits ihre Nachfolgerin, und ab und zu konnte man alte Männer und Frauen beobachten, die durch die Korridore zum Schulleiter Büro huschten.
Harry holte seinen Stundenplan hervor.
„Oh Mann!“, stöhnte er. „So viele Stunden? Habt ihr am Mittwoch auch bis 7 Uhr abends Schule?“, wollte er wissen. Ginny und Hermine nickten, Ron schüttelte den Kopf.
„Ich… dass muss ein Druckfehler sein… ich habe doch nur die nötigen Kurse belegt, die ich für Gringotts brauche…“
Harry warf einen Blick auf Rons Stundenplan. Als er sich eine grobe Übersicht verschafft hatte, lachte er laut auf.
„Jeden Tag bis 8 Uhr?“, schnappte er und Tränen standen ihm in den Augen. Ginny und Hermine lachten ebenfalls.
Ron jedoch war blass-grünlich angelaufen. Harry wälzte sich johlend auf dem Boden, und ein Pergament glitt aus seiner Tasche. Harry richtete sich auf und erblickte den Brief des Ministeriums. Er wollte ihn aufheben und wieder einstecken, doch Ginny hatte ihn sich neugierig geschnappt.
„Was is’n das?“, verlangte sie zu wissen. Harry zögerte.
„Das… ist nichts…“, meinte er. Ginnys Augen huschten über das Pergament. Als sie fertig war stützte sie die Arme in die Hüften.
„Ach so, deswegen bist du also nach Hogwarts zurückgekommen? Natürlich! Wie konnte ich nur so blöd sein und denken, du wärst wegen mir gekommen!“, fuhr sie ihn an.
„Nein, so ist das nicht! Ich habe dir doch gesagt, dass es mir egal ist, ob ich Auror werde!“
„Na schön!“, schrei Ginny, und Tränen liefen ihr die Wangen hinab. „Dann schreibe zurück, schreibe, dass du kein Auror werden willst!“
Harry runzelte die Stirn und hob abwehrend die Hände.
„Nein, nun, wenn ich schon mal hier bin, werde ich natürlich die UTZ machen um Auror zu werden!“, versuchte er ihr weis zu machen. Doch offenbar wirkte das nicht. Ginny stieß ihm die Hände vor die Brust. Nun blickten ihnen einige Schüler neugierig zu.
„Ich wusste es doch! Ich bin dir vollkommen egal!“
Und mit diesen Worten schmiss sie ihm das Papier vor die Füße und rannte in das Schloss hinein.
Zornig und mit geballten Fäusten blickte Harry ihr nach. Er wandte sich zu seinen Freunden um. Hermine schüttelte den Kopf, Ron aber kam mit wütendem Gesicht auf Harry zu.
„Wie kannst du meiner Schwester nur so etwas antun?“, fragte er und stieß Harry einen Finger vor die Brust. Dieser blickte ihn verwirrt an.
„Du glaubst doch nicht etwa, ich sei wegen meinem Job zurückgekommen…“, flüsterte er.
Ron biss die Zähne zusammen und nickte.
„Ginny ist dir doch vollkommen egal!“, schrie er. Harry hatte seinen rechten Arm nicht mehr länger unter Kontrolle. Seine Hand schnellte nach vorne und traf Ron im Gesicht. Schockiert und mit blutender Nase fiel dieser ins Gras. Mit verengten Augen beobachtete er Harry noch einige Sekunden, dann rannte er ins Schloss.
Harry zitterte am ganzen Körper, als er sich Hermine zuwandte.
„Du glaubst doch nicht, ich bin wegen der UTZ zurückgekommen?“
Hermine schüttelte den Kopf.
„Natürlich nicht. Dafür war es dir viel zu ernst mit Ginny. Aber vielleicht hättest du besser daran getan ihr den Brief nicht zu zeigen.“
„Ich habe ihn ihr nicht gezeigt!“, konterte Harry. „Sie hat ihn sich genommen!“
Hermine zuckte die Schultern.
„Warum hast du Ron geschlagen?“, wollte sie wissen. Harry wurde rot.
„Ich hatte mich nicht unter Kontrolle… er hat behauptet, dass mir Ginny egal wäre, und bei diesem Thema bin ich sehr…“
Hermine nickte.
„Wie auch immer, sie zu das du das geregelt bekommst. Und vielleicht solltest du wirklich darüber nachdenken, den Beruf eines Auror abzuschlagen. Es gibt so viele andere und…“
Harry unterbrach sie Barsch.
„Und warum sollte ich das tun? Ich weiß, der Beruf ist für mich gemacht!“
Hermine zögerte.
„Wegen Ginny?“, fragte sie leise. Sie ging an ihm vorbei und ließ ihn alleine stehen. Harry betrachtete nachdenklich und wütend die Oberfläche des schwarzen Sees. Dann wandte er sich um. Ja, dachte er, vielleicht war es wirklich besser, dem Auroren Beruf abzusagen.
Er kehrte in den Gemeinschaftsraum zurück und ging schnurstracks auf Ginny zu. Als sie ihn sah verfinsterte sich ihre Miene.
„Geh weg!“, forderte sie. Harry zögerte, setzte sich jedoch neben sie und versuchte sie zu küssen. Sie wandte das Gesicht ab.
„Hör mir doch mal zu, Ginny!“, forderte er. Ginny drehte sich wütend um. Wie gut, dass sie die beiden einzigen im Gemeinschaftsraum waren, dachte sich Harry. Die anderen waren in der großen Halle beim Mittagessen.
„Oh, ich soll dir zuhören?“, konterte sie und schrei dabei so laut, dass Harry sich die Ohren zuhielt. Dass schien sie jedoch nur noch mehr zu erzürnen.
„Och, was ich sage interessiert dich wohl nicht!“, brüllte sie ihn an. Harry blickte sie verletzt an.
„HÖR DOCH MAL; GINNY!“, fuhrt er sie nun an. Ginny zuckte zurück, und wieder kullerten ihr Tränen die schönen Wangen hinunter.
„ICH WERDE KEIN AUROR!“, schrie er. Ihre Augen weiteten sich.
„Was?“, flüsterte sie, kaum hörbar.
„Ich werde kein Auror. Wenn du mich verlässt, sollte ich diesen Berufsweg einschlagen, will ich das nicht. Ich will mit dir zusammen sein.“, sagte er. Ginny öffnete den Mund- und schloss ihn wieder. Dann beugte sie sich vor und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Harry erwiderte ihn und drückte sie fest an sich.
Ihr Gesicht rieb sich an seinem und für einen Moment spürte er die getrockneten Tränen auf ihrer Haut.
Ihre Lippen lösten sich voneinander, und Ginny stand auf und entfernte sich einige Schritte von ihm. Wortlos drehte sie sich um und ging die Treppe zum Mädchenschlafsaal hoch. Harry blickte betrübt aus dem Fenster.
Offenbar war sein Traum, ein Auror zu werden, zu Ende gegangen. Er hatte nun eine Zukunft mit Ginny- aber er würde seinem schönstem und größtem Traum Lebewohl sagen müssen.
Er seufzte laut und lehnte sich in den Sessel zurück. Das Schuljahr fing ja toll an.
Er holte Pergament und Feder hervor und machte sich daran, eine Antwort auf den Brief zu schreiben.
Sehr geehrte Frau Gamaboth,
nach gründlicher Überlegung, Harry schnaubte, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Beruf eines Aurors doch nichts für mich ist. Ich interessiere mich mehr, wieder schnaubte er, für die Bereiche Quidditch und auch sehr für den Lehrerberuf. Deshalb möchte ich ihnen Absagen. Ich werde voraussichtlich nicht Auror werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Harry Potter
Schüler and der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei (7. Jahrgang)
Mit einem letzten Seufzer nahm er den Brief und brachte ihn in die Eulerei, wo er sich eine der Eulen aussuchte, die ihm den Brief zur Aurorenzentrale bringen sollte. Er zögerte kurz, bevor er das Pergament an ihr Bein band; dann jedoch schickte er sie mitsamt der Absage weg.
Er sah Ginny an diesem Tag nicht wieder. Er legte sich früh ins Bett und wurde in der Nacht von Träumen heimgesucht, in denen er Voldemort bekämpfte, und seine tapferen Träume einer nach dem anderem starben…
Als letztes Bild sah er Ginnys lachendes Gesicht.
Am nächsten Morgen wurde er am Frühstückstisch mit einem Guten-Morgen-Kuss von ihr begrüßt und nickte Ron und Hermine zu.
Hermine wirkte erfreut, dass Harry und Ginny sich wieder vertragen hatten; Ron war jedoch immer noch wütend auf Harry, weil dieser ihn geschlagen hatte.
Ein Schleierkauz landete auf dem großen Tisch der Gryffindors, ein Pergament in der Hand.
Harry Band es los.
„Sicher die Antwort vom Ministerium!“, sagte er.
„Ich habe ihnen Gestern abgesagt.“
Er holte das Pergament hervor und begann zu lesen.
Sehr geehrter Mr. Potter,
wir waren sehr betrübt, als wir ihre Nachricht erhielten. Wir hatten gehofft, sie für unsere Zentrale gewinnen zu können und wussten, wir hätten es mit einem- in der Zukunft- hervorragendem Auror zu tun.
Nachdem ich ihre Absage gelesen hatte, war ich etwas schockiert. Wenn das ihr Wunsch ist, werde ich sie nicht weiter belästigen. Allerdings mache ich ihnen ein letztes Angebot.
Nach gründlicher Überlegung und vielen Gesprächen mit wichtigen Personen haben wir vom Minister die Befugnis bekommen, sie bei uns aufzunehmen, ohne dass sie die UTZ in den geforderten Fächern besitzen (Liste ist beigelegt). Sie könnten sich es ja noch mal Überlegen.
Wir würden uns freuen, wenn sie unser Angebot annehmen würden.
Mit freundlichen Grüßen,
Gloria Gamaboth
Sekretärin der Aurorenzentrale (Ausgebildete Aurorin)
Harry las sich das Pergament mehrere Male durch. Dann blickte er zu Ginny hinüber.
Er zögerte. Sollte er ihr das Pergament zeigen?
„Ginny…“, sagte er vorsichtig. „Würde es dir etwas- würde es dir etwas ausmachen wenn ich die Schule verlassen würde?“, fragte er.
Ginny erstarrte und hob den Blick.
„Warum?“, fragte sie misstrauisch. „Was hast du da für Post bekommen?“
Harry seufzte und reichte ihr den Brief. Sie las ihn sich durch, bis sie schließlich zornesrot war.
„Würdest du kurz mit mir in den Gemeinschaftsraum gehen?“, fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Harry nickte und folgte ihr. Unterwegs zerknüllte sie das Papier und warf es weg.
Die Fette Dame ließ sie mit hochgezogenen Brauen passieren und Harry bereitete sich auf ein Donnerwetter vor.
„Es ist vorbei.“, sagte sie so leise, dass er es kaum hörte. Harry blickte sie schockiert an.
„Was?“, flüsterte er.
„Du hast mich verstanden. Es ist vorbei.“, sagte sie, schritt zügig an ihm vorbei und ließ ihn alleine im Gemeinschaftsraum stehen.
Und Harry blickte ihr nach und fragte sich, warum die Welt so ungerecht war.
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