von *~Sonnenwind~*
Kapitel 23: Alles zerbricht
Ein paar Wochen später war endlich wieder einigermaßen Normalität im Ministerium eingekehrt. Über den Verbleib von Aberforth wusste man jedoch noch nichts, doch die Ermittlungen liefen auf Hochtouren.
Schon als Harry aufstehen wollte, zerbrach das erste, nämlich seine Brille. „Mist“, murmelte er verschlafen. Er reparierte sie, setzte sie sich auf und schwang sich aus dem Bett.
Unten in der Küche, als er sich ein Glas nehmen wollte für den Orangensaft ließ er das fallen und es zerbrach ebenfalls. „Was ist denn heute nur los?“, fragte er sich. „Hoffentlich ist das kein böses Omen“, meinte Kreacher. „Ach was, Scherben bringen Glück. Und heute gehe ich mit Ann aus, das heißt das ist ein gutes Omen.“, sagte Harry munter.
Im Bad angekommen, öffnete er den Spiegelschrank um sich sein Zahnputzzeug raus zu nehmen, als er ihn wieder schloss, war er wohl ein wenig übereifrig, denn durch den Schwung, den er der Tür versetzte krachte diese in ihren Rahmen, erzitterte einen Moment und zerbrach dann. „Scheiße“, brummte Harry. Wie war das doch gleich? Spiegelscherben bedeuten sieben Jahre Pech? Ein Glück dass er nicht abergläubisch war.
Gut gelaunt ging er zum vereinbarten Treffpunkt. Es war ein kleiner idyllischer Park in einer kaum bewohnten Randgegend Londons. Sie würden vollkommen unter sich sein. Im Herzen des Parks angekommen sah er schon Ann auf ihn warten. Er winkte ihr fröhlich zu.
Sie hatte ein Picknick auf einer flauschigen Decke vorbereitet. Er trat zu ihr und küsste sie sanft, dann sah er sich die Köstlichkeiten an. „Mhmm… sieht lecker aus“.
Sie setzten sich, doch gerade als sie anfingen es sich richtig bequem zu machen erschien mitten auf der Wiese ein silberner Patronus. „Harry Potter. Ich hoffe ich störe nicht, aber könntest du mir heute Nachhilfe im Duellieren geben? Wir haben doch Montag einen Test in diesem Fach. Gordon Mitchell.“
Harry sah Ann entschuldigend an. „Er kann wirklich Nachhilfe gebrauchen, er ist grottenschlecht. Ich will nicht dass er durchfällt. Wir können unser Treffen ja heute Abend wiederholen?“
Ann sah ihn traurig an. „Nun, wenn du gehen musst, dann musst du wohl gehen.“
„Um 22 Uhr wieder hier?“ fragte Harry. Ann nickte nur stumm.
Sie blickte ihm nach, als er sich auf der Stelle drehte und disapparierte. Geistesabwesend starrte sich noch eine ganze Weile auf die Stelle an der Harry verschwunden war. In den letzten zwei Wochen hatten sie kaum ein Treffen ungestört verbringen können. Es war immer was. Ihre Lehrer schrieben in letzter Zeit viele Tests und alle wollten Nachhilfe von dem berühmten und talentierten Harry Potter.
Und er konnte es ihnen natürlich auch nicht abschlagen, dafür war er viel zu nett und zu gutmütig. Sie seufzte. So konnte das nicht weiter gehen. Sie würde immer hinter ihm zurück stehen. Ob Ginny das auch durch machen musste? Sie wusste ja nicht viel von den beiden, aber irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass Ginny das mitgemacht hätte.
Harry gab Gordon unterdessen völlig arglos Nachhilfe im Duellieren.
Am Abend machte sich Harry wieder auf den Weg in den kleinen Park. Diesmal würde ihn niemand stören. Wer könnte auch schon um diese Zeit etwas von ihm wollen? Für Nachhilfe war es zu spät. Er freute sich schon das Picknick mit Ann im sanften Mondschein nachzuholen. Als er zur Lichtung kam, war Ann noch nicht da. Also ließ er ein paar Kerzen erscheinen und zündete sie an. Sie schwebten jetzt etwa 2 Meter über dem Boden und tauchten die Lichtung in dämmriges Licht.
Er hörte in der Nähe ein leises PLOPP und wusste, dass Ann gekommen war. Er erwartete sie in der Mitte des Kerzenrings. Als sie in diesen Kreis eingetreten war, bemerkte er, dass sie gar keinen Picknickkorb dabei hatte. Sie machte auch sonst einen traurigen Eindruck. „Ist etwas passiert“, fragte er mit rauer Stimme. „Ich habe nachgedacht.“, sagte sie, den Kopf fest auf den Boden gerichtet. Ihre Worte schwebten unheilvoll in der Luft. Harry wusste nicht was er sagen sollte. Nach einer Ewigkeit wie es ihm vorkam fragte er „Und was ist bei deinen Überlegungen herausgekommen?“. Seine Stimme klang irgendwie belegt.
„Ich glaube du suchst in mir etwas, was ich dir nicht geben kann.“
„Was? Nein ich suche doch gar nichts in dir …“
„Doch du erwartest in mir eine zweite Ginny und die kann ich unmöglich sein.“
Harry wollte gerade Einspruch erheben, doch Ann schüttelte den Kopf und sagte „Lass mich ausreden. Dann ist es einfacher für mich. Ich spüre dass du verzweifelt versuchst für mich genauso stark zu empfinden wie für Ginny, doch du kannst nie dasselbe für mich empfinden wie für sie. Und willst du wissen warum? Weil du eigentlich noch immer sie liebst. Ich soll sie für dich ersetzen, doch das kann ich nicht! Ich mag dich, sehr sogar und doch reicht es eben nicht aus. Wir sollten einsehen, dass wir nur Freunde sind und wir beide dieses Gefühl überbewertet haben, aus verschiedenen Gründen.“
„Das ist nicht wahr …“
„Ach nein?“ sie lächelte traurig, sah endlich hoch, ihm direkt in die Augen und trat ganz nah an ihn heran, dann küsste sie ihn. Nachdem sie sich wieder gelöst hatten fragte Ann „Was empfindest du dabei?“
„Nichts …“ gab Harry ehrlich zu. "Wie unterscheidlich Küsse schmecken könne, der erste ... und der letzte." Seine Stimme klang heiser.
„Wir sollten es beenden, bevor es anfängt weh zu tun.“. als sie das sagte, rannen ihr die Tränen, die sie verzweifelt versucht hatte zurück zu halten, die Wangen hinunter. Zärtlich wischte Harry ihre Tränen fort. „Wenn du weinst hat es schon viel zu lange wehgetan. Verzeih mir.“
„Wir können doch trotzdem Freunde bleiben oder? Es wäre zu schade, dass durch unsere Dummheit das perfekte Duo zerbrechen würde oder? Wir sind doch ein starkes Team.“, sagte sie mit erstickter Stimme.
„Natürlich. Es tut mir Leid. Du hast Recht gehabt, ich liebe Ginny noch immer. Verzeih, dass ich etwas von dir verlangt habe, was du mir niemals geben konntest.“
„Sag jetzt nichts mehr. Ich habe ja auch gedacht, die Liebe würde sich entwickeln, doch dem war nicht so. Wir können halt beide nicht aus unserer Haut.“
Mit diesen Worten drehte sie sich um sich selbst und verschwand.
Harry blieb allein zurück. Dort stand er im sanften Kerzenschein und hing seinen Gedanken nach. Die Sterne, die noch vor einer halben Stunde freundlich zu ihm herunter geblinkt haben, wie es ihm schien, leuchteten jetzt höhnisch, als würden sie darüber Lachen, was für ein Narr er doch gewesen war. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs ließ er die Kerzen verschwinden und setzte sich auf den feuchten Wiesenboden. Es war eine kalte Nacht und trotzdem fing er an zu frieren. Es waren seine eigenen düsteren Gedanken, die ihm Schauer über den Rücken jagten.
Er dachte wieder an die Scherben vom morgen. Sie waren wohl doch ein Omen gewesen.
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