von Kinditem
Eigentlich enden Liebesgeschichten doch immer gut.
Mit einem netten Happy End, das so kitschig ist, dass der Leser ernsthaft daran zweifelt, dass es stimmen kann und der Ansicht ist, dass der Schreiber zu fest aufgetragen hat.
Doch manchmal, wenn man ganz viel Glück hatte, dann bekam man selbst so ein Happy End.
Und selbst wenn wir Happy Ends manchmal hassten, sowieso wussten, dass die Hauptfiguren am Ende zusammen kamen, so gehörte ein richtiges Happy End doch trotzdem für jeden von uns zum Buch dazu.
Einfach, weil sonst der wichtige Teil fehlte.
Der Teil nach dem wir das Buch zufrieden zuklappen können und behaupten können, dass das Buch gut sei, ohne uns weiter Gedanken zu machen was mit den Charakteren passiert.
Sie werden alle glücklich sein.
Ted zweifelte daran, dass seine Geschichte so etwas hatte, während er hinter Rico her über den Rasen ging.
Über ihnen leuchteten die Sterne am Himmel und das Gras war nass und kalt.
Er seufzte leise und fixierte den Rücken Ricos.
Da hatte er die Strafe die er wollte und doch war er sich nicht sicher, ob er sich vielleicht doch besser einfach hätte die Rede anhören sollen, anstatt einige Stunden jetzt mit Rico im Wald zu verbringen.
Vielleicht.
Doch jetzt war es sowieso zu spät und im Nachhinein bereute er sowieso, so viel getan zu haben.
Nur nicht, dass er mit ihr geschlafen hatte.
Er würde jeder Zeit wieder mit Victoire schlafen obwohl er wusste, dass es letztendlich doch wieso nichts bringen würde.
Was dachte er da eigentlich?
Schockiert über seine eigenen Gedanken schüttelte er den Kopf.
Nein. Er wollte nicht mehr mit Vic schlafen und würde es auch nicht mehr tun. Das brachte rein gar nichts, würde nichts bringen und war einfach nur schmerzhaft.
“Was machst du da?”, schnauzte Rico unfreundlich, weil dieser bemerkte, dass Ted den Kopf geschüttelt hatte.
“Gar nichts.”, murmelte Ted und fuhr sich durch das rabenschwarze Haar.
“Das alles ist nur deine Schuld.”, maulte Rico weiter.
“Das alles wäre nicht passiert, wenn du die Finger von meiner Freundin gelassen hättest!”
“Komm wieder runter. Das ist eben so, wenn du nicht verkraften kannst, dass es nun mal vorbei ist und nichts mehr zwischen euch läuft.”
“Sie hat aber nur wegen dir Schluss gemacht!”
“Dann kannst du dir ja jetzt deinen Teil denken und die Klappe halten, oder nicht?”
“Hmpf.” Rico warf ihm noch einen wütenden Blick zu und sah dann wieder nach vorne.
Vor dem dunklen Wald stand eine große dunkle Gestalt, die sie ansteuerten.
Der Wildhüter war ein recht unfreundlicher, riesiger Mann, der sich nicht sehr viel aus gutem Benehmen machte.
Eigentlich mochte ihn keiner, aber was sollte man schon machen?
Sie mussten eben ihren Strafdienst bei ihm ableisten und je schneller sie damit fertig waren, desto schneller konnten sie auch wieder gehen und sich schlafen legen.
Ted hatte in der letzen Nacht kaum ein Auge zu getan. Er hatte sich mit seiner jetzigen Freundin gestritten.
Er verstand ja, dass Sahra sauer war, aber sie hatte wirklich keinen Aufstand machen müssen.
Das war überflüssig gewesen.
Doch nun war alles wieder in Ordnung und sie hätten sicherlich etwas anderes als Zeitvertreib gefunden. Sicherlich etwas angenehmeres.
Der junge Lupin vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Es war schrecklich kalt und ein Blick zum Himmel sagte ihm, dass es gerade wieder anfing zu schneien.
Das würde eine lange Nacht werde. So viel stand auf jeden Fall fest.
Vor Mitternacht würde er ganz sicher nicht ins Bett kommen, das konnte er vollkommen vergessen und dabei brauchte er doch seinen Schlaf.
Das war das letzte Jahr.
Ted musste gute Noten haben um einen guten Abschluss einstecken zu können.
Schlafen im Unterricht konnte er sich wirklich nicht leisten. Das würde seine Noten total runterziehen.
Und Ted hatte sich fest vorgenommen einen wunderbaren Abschluss hinzulegen.
Für seine Eltern. Um sie stolz auf sich zu machen.
Er wollte, dass sie, wenn sie noch am Leben sein würden, stolz auf ihn gewesen wären.
Ted schluckte schwer beim Gedanken an seine Eltern.
Obwohl er sie nie kennen gelernt hatte, machte in dieser Gedanke doch traurig.
Er hatte nie ein Leben wie andere Kinder führen können mit einer Mutter und einem Vater, die da waren und einem zuhörten, mit einem spielten und einen liebten…
Nicht, dass er nie geliebt worden war, aber Eltern konnte man nicht ersetzen.
“Da seid ihr ja endlich.”, meinte der Mann mit rauer Stimme schroff und drückte jedem der Jungs eine Laterne in die Hand.
“Los, kommt.” Ohne eine weitere Erklärung ging er los, hinein in den dunklen Wald.
Als Ted ein paar Stunden später hundemüde den Jungs-Schlafsaal betrat und seine Jacke achtlos auf einen Stuhl warf, fiel sein Blick auf einen weißen Umschlag.
Mit einem Schmunzeln trat er heran und nahm ihn in die Hand, ehe er sich auf seinem Bett niederließ das bei seinem Gewicht leicht runtersackte.
Auf dem weißen Umschlag war mit geschwungener Schrift sein Name geschrieben.
Ted konnte sich um ehrlich zu sein nicht erklären von wem der Umschlag war.
Einige Augenblicke zögerte er, ehe er ihn aufriss und anfing zu lesen.
Schon bei dem ersten Satz wusste er, von wem der Brief war.
Hey Teddy.
Leg den Brief jetzt bitte nicht weg.
Ich weiß, dass du sauer bist und das auch aus gutem Grund und es tut mir schrecklich Leid.
Ich hab wirklich verdammt viel Mist gebaut das weiß ich.
Eigentlich hatte ich ja vorgehabt dich in Ruhe zu lassen… so war der Plan zu mindest am Anfang der Ferien gewesen, doch so wirklich kann ich das nicht.
Du bist doch mein allerbester Freund.
Ich hatte dir auch nie wehtun wollen. Das war doch keine Absicht gewesen!
Aber dadurch, dass du weg warst und dann dieses Mädchen geküsst hast ist mir etwas bewusst geworden.
Ich liebe dich, Teddy.
Mehr als alles andere auf der Welt und ich kann ohne dich nicht leben, auch wenn ich mir noch nicht mal mehr sicher bin, ob du auch noch Gefühle für mich hast.
Wahrscheinlich nicht und das würde ich auch verstehen.
Aber bitte, bitte sonder dich nicht von mir ab. Weißt du denn nicht wie weh das tut ?
Ich brauche dich doch so sehr.
Eigentlich habe ich ja keine zweite Chance verdient…
Aber ich möchte mit dir reden. Unter vier Augen.
Kannst du heute Nacht um 1 in der Eulerei sein?
Du musst nicht wenn du nicht willst. Dein nicht Kommen würde dann ja alles erklären.
Liebe Grüße, Vic.
Sie liebte ihn.
An etwas anderes konnte er nicht denken.
Sie liebte ihn wirklich.
Mit einem Schlag wurde er jedoch wieder in die Realität zurück geholt, als sein Blick auf seinen Wecker fiel.
Dieser zeigte ihm nämlich an, dass es 20 vor 2 war.
Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf und spurtete los.
Die Treppe herunter und dann durch das Loch in der Wand hinaus auf den Korridor.
Ted nahm keine große Rücksicht darauf ob ihn jemand hören könnte oder nicht und das Glück schien mal auf seiner Seite zu sein, denn er traf niemanden und ihm wurde auch keine zusätzliche Strafarbeit aufgebrummt.
An der Eulerei nahm er immer zwei Stufen Gleichzeit ehe er endlich oben in den Turm stand.
Der Mond verschwand hinter einer Wolke und Ted hatte Schwierigkeiten etwas auszumachen.
Rasch zog er seinen Zauberstab, hielt ihn vor sich und murmelte leise:
“Lumos.” Doch dort stand keine Schönheit und lächelte ihn an.
Es stand niemand da.
Nur einige Eulen blinzelten ihn verwirrt von ihren Sitzplätzen herunter an.
Sie war nicht mehr da…
Victoire hatte nicht auf ihn gewartet und dachte nun, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte.
Wütend trat er gegen einen Stein und im nächsten Moment durchfuhr ihn ein Schmerz.
Ted fing an so laut zu fluchen und seinem Ärger und all der Enttäuschung Platz zu machen.
Mit lauten empörten Schreien erhoben sich einige Eulen und glitten durch die Luft, hinaus aus dem Fenster in die ruhige dunkle Nacht.
Ted beachtete sie keines Blickes, doch der Ärger erlosch nach wenigen Minuten und er ließ sich auf der Fensterbank nieder um das Gesicht in den Händen zu vergraben.
Er konnte sich einreden was er wollte.
Er würde weiter hin um Victoire kämpfen. Komme was wolle.
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