von Rose Malfoy
Am nächsten Tag nach dem Unterricht schrieb Al sofort an seine Eltern und Scorp tat das Gleiche. In der Eulerei riefen sie nach ihren Eulen. Mercurio kam sofort, doch Scipio, Scorps Waldkauz, schlief noch und sie brauchten lange, um ihn aufzuwecken.
Als die beiden Eulen am Horizont verschwanden kehrten sie in den Gemeinschaftsraum zurück.
„Ich kann nicht glauben, dass es schon eine Woche her ist, dass ich mit Rose bei Hagrid war…“ Al schien erstaunt, wie schnell die Zeit vergangen war. „Wann hast du eigentlich Geburtstag, Scorp?“
Scorpius sah ihr kurz an, er hatte anscheinend gerade an etwas Anderes gedacht und erst reagiert, als er seinen Namen hörte. „Am siebten November. Du?“, gab er zurück.
„Am vierten Januar. Dein Geburtstag ist ja schon bald. Aber ich glaube, ich kann dir erst in den Weihnachtsferien etwas besorgen. Außer ich schreibe Mum, dass sie etwas besorgen soll. Nein, ich suche dir dann selbst etwas aus. Du bist genau zwei Wochen älter als Rose. Lily hat im August Geburtstag und meine Eltern und mein Bruder haben auch alle im Juli und August.“
Scorp schüttelte den Kopf. „Was ist an den Geburtstagen so interessant? Ich finde das eher fad… Aber wenn es dich interessiert, bitte. Ich kann dir die Geburtstage sämtlicher Familienmitglieder aufzählen.“ Er grinste schelmisch und Al schlug ihm sofort einen der Sitzpolster um die Ohren. Scorpius revanchierte sich darauf und wenn Marc sie nicht aufgehalten hätte, wäre eine richtige Kissenschlacht entstanden.
Rose und Rachel waren während des Unterrichts ganz angespannt und konnten kaum aufpassen. Nach der letzten Stunde fragte Rachel: „Was war eigentlich in dem Päckchen von deiner Mutter?“
„Sei nicht so neugierig!“, kam als Antwort zurück. Rose war ihrer Mutter wirklich erstaunlich ähnlich; wenn sie von etwas nichts hören wollte, konnte sie es einfach verdrängen. „Du wirst es bald erfahren.“ Damit war das Thema für sie beendet, aber Rachel dachte die ganze Zeit darüber nach.
Sie aß kaum etwas und achtete nicht einmal darauf, als Rose vorschlug, in der Bibliothek Hausaufgaben zu machen. Nach den Wochen zwischen den Büchern, hatte sie mittlerweile genug davon, ließ sich aber widerstandslos mitnehmen, um ihre beste Freundin vielleicht doch zu überzeugen, ihr zu erzählen, was in dem Paket war.
In der Bibliothek versuchte es Rachel in regelmäßigen Abständen immer wieder, doch Rose gab keine Antwort. Schließlich verlor sie die Geduld. „Kannst du jetzt mal aufhören? Ich habe gesagt, du wirst es noch erfahren!“
Wütend lief sie in den Gemeinschaftsraum. Warum konnte Rachel es nicht einfach gut sein lassen? Musste sie drauf rumreiten?
Sie ließ sich in einen Stuhl fallen und merkte nicht, dass Artemis an die Scheibe klopfte, bis Ethan sie darauf hinwies: „Hey Rosie! Da ist Artemis mit einem Brief.“
Sie sah verwundert zum Fenster. War Mr Summerby doch nicht so weit weg oder war Artemis so schnell gewesen?
Sie entfernte die kleine Rolle vom Fuß der Eule und ließ sie dann fliegen. Dann rollte sie das Pergament auf. Dort stand nur ein einziger Satz in einer ziemlich schnörkeligen Schrift.
Ihr entfuhr ein Jubelschrei.
Ich werde kommen!
Diese drei Worte standen dort. Helena sah ihr über die Schulter, doch sie war schnell damit, das Pergament zu zerknüllen.
„Was steht dort?“ - „Nicht jetzt! Ich muss Rachel suchen!“
Sie sprintete aus dem Porträtloch und stieß fast mit Rachel zusammen.
„Was ist denn mit dir los? So glücklich habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen!“
Sie brauchte die Antwort nicht abzuwarten; Rose entfaltete das Pergament und drückte es ihr in die Hand. „Was ist das?“ Sie starrte darauf, dann drehte sie es um. „Von Aaron Summerby? Natürlich, sonst wärst du nicht so glücklich. Super.“
Rose strahlte immer noch. „Wir müssen zu Professor McGonagall und ihr davon erzählen!“
„Wo ist ihr Büro? Ich habe keine Ahnung.“ Rachel sah sie ratlos an.
„Ich weiß es zwar auch nicht, aber Neville, also Professor Longbottom!“ Die Antwort war kurz und schon war Rose auf und davon. Rachel lief hinter ihr her.
Atemlos kamen sie vor dem Büro des Kräuterkundelehrers an und klopften.
Auf ein „Herein“ öffneten sie die Tür und Rose rief: „Wir müssen sofort mit Professor McGonagall reden!“
Neville sah sie erstaunt an, sagte aber dann: „Na dann kommt mit.“
Er führte sie durch Korridore und treppauf, treppab, bis sie vor einem steinernen Wasserspeier standen.
„Säuredrops“, sagte der Lehrer. Offenbar hatte McGonagall Dumbledores Leidenschaft für ausgefallene Passwörter übernommen.
Der Wasserspeier war zur Seite gesprungen. „Geht einfach rauf und klopft an. Wenn Professor McGonagall fragt, wie ihr hier hineingekommen seid, dann sagt ihr einfach, dass ich euch hineingelassen habe. Ich muss nämlich wieder Aufsätze korrigieren.“
Schüchtern stiegen sie die sich drehende Wendeltreppe hinauf und klopften an die schwere Eichentür. Abermals hörten sie ein freundliches „Herein“ und die Tür öffnete sich von selbst.
Sie sahen sich nicht in dem runden Büro um, sondern stellten sich gleich vor den Schreibtisch ihrer Schulleiterin.
„Hallo, Kinder! Was kann ich für euch tun?“ Sie lächelte freundlich. „Setzt euch erstmal und dann erzählt! Ihr seid ja ganz außer Atem.“
Sie nahmen auf den harten Stühlen mit den steifen Lehnen Platz und Rose fing an:
„Also: In unserem Jahrgang sind Zwillinge, Helena und Carla Summerby. Ihr Vater hat ihre Mutter verlassen, als sie mit ihnen schwanger war. Helena würde ihren Vater gerne einmal kennen lernen und so haben wir recherchiert. Wir sind dabei auf einen Aaron Summerby gestoßen, der einmal hier Schüler war und jetzt mit seiner neuen Familie in Frankreich lebt, wo er bei den Quiberon Quafflepunchers spielt. Und wir haben ihm jetzt einen Brief geschickt und ihn aufgefordert, seine Töchter zu besuchen. Und jetzt hat er geantwortet.“ Sie schob den zerknüllten Zettel über die Tischplatte und holte tief Luft.
McGonagall betrachtete den Zettel, schob ihn dann zurück und erklärte: „Das war sehr unverantwortlich von Ihnen beiden, Miss Weasley und Miss Finch-Fletchley. Aber da ich Aaron Summerby selber einst unterrichtet habe, kann ich bestätigen, dass er es ist. Ihr Stiefvater ist auch einer meiner ehemaliger Schüler. Aber das ist jetzt unwichtig. Wann er kommen wird, hat er ja augenscheinlich nicht geschrieben. Ich werde ihm selbst einen Brief schicken und alles klären, somit ist das für Sie beide abgeschlossen. Ich werde Sie dann informieren, wann er kommen wird. Und nehmen Sie jeweils dreißig Punkte für Gryffindor, für besondere Kameradschaftlichkeit. Sie dürfen nun gehen, außer Sie brauchen noch etwas von mir?!“ Als beide den Kopf schüttelten, stand sie auf und reichte ihnen die Hand.
„Miss Summerby weiß davon nichts, nehme ich einmal an. Dann soll es auch so bleiben.“
Sie öffnete die Tür und die beiden Mädchen verließen das Büro mit dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.
Im Gemeinschaftsraum wurden sie von Helena und Ethan mit Fragen überschüttet, doch sie sagten kein Wort. Als sie schon in ihren Himmelbetten lagen, flüsterte Helena immer noch: „Nun sagt mir schon, was los ist. Wir sind doch befreundet…“
Rachel und Rose sahen sich in den Dunkelheit an und obwohl sie sich kaum erkennen konnten erkannten sie den Gesichtsausdruck der anderen. Was sollten sie bloß darauf sagen?
Schließlich fasste Rose ihren gesamten Gryffindormut zusammen und erklärte kurz angebunden: „Ja, natürlich sind wir Freunde, doch wir mussten McGonagall schwören, niemandem etwas zu sagen. Tut mir leid, aber es ist besser so.“
Schweigen legte sich über den Schlafsaal, als endlich alle einschliefen, nur Rose lag lange wach und hoffte, dass alles klappen und Rachel sich auch nicht verplappern würde.
Sie sah zu Rachels Bett, konnte aber nur ihre langen schwarzen Haare ausmachen, der Rest ihres Körpers war unter der dicken Decke verborgen.
Schließlich schlief auch sie ein, aber in ihren Traumen kamen immer wieder Männer mit nicht erkennbaren Gesichtern vor und versuchten an Helena heranzukommen, doch sie wurden immer von einer unsichtbaren Wand aufgehalten.
Am nächsten Morgen konnte sie sich nur noch an Bruchteile dieser Träume erinnern, doch sie wusste auch, dass alles schief gehen konnte, wie in den Träumen.
Sie nahm fast nicht wahr, dass James mit seinen Freunden nach Hogsmeade verschwand und reagierte auch nicht, als Rachel sie mindestens fünfmal fragte, was sie machen wollte.
„Hey! Was ist los mit dir? Ich frage dich immer wieder, was du heute machen willst und erhalte keine Antwort. Bist du plötzlich taub geworden?“ Nun verlor einmal Rachel die Geduld und ihre sturmgrauen Augen blitzten wütend.
Doch das beeindruckte Rose nicht. Sie schüttelte nur den Kopf und erklärte: „Mir geht es heute nicht so gut.“
Rachel wollte etwas erwiedern, als Martha Krum (Tochter v. Viktor & Katie Bell; 3. Kl. Gryff.) ihr auf die Schulter tippte.
„Ihr sollt sofort zu Professor McGonagall kommen. Sie ist im Büro von Professor Longbottom.“ Sie strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht und verschwand, um sich in die Schlange derer, die nach Hogsmeade wollten, einzureihen.
„Na los! Komm endlich“, rief Rose aufgeregt. „Jetzt auf einmal!“, maulte Rachel, doch lief sie Rose nach, die schon fast in der Eingangshalle war.
Im Büro von Neville waren nicht nur die Schulleiterin und der Kräuterkundeprofessor, sondern auch die Professorinnen Dobbs (VgddK) und Silvanus (Geschichte d. Zauberei).
Alle saßen um den Schreibtisch und sahen auf, als die beiden Mädchen den Raum betraten.
„Es hat geklappt! Er wird am siebzehnten Dezember hier sein und mit seinen Töchtern einen Ausflug nach Hogsmeade machen. Sie bekommen eine Sondergenehmigung, weil das so ein besonderer Fall ist. Aber kein Wort zu niemandem!“
McGonagall lächelte und sprach, ohne auch nur eine Pause zu machen. Dann erklärte Professor Silvanus: „Ihre Aufsätze waren wieder einmal wunderbar. Ich hoffe, sie bleiben so. Und ich denke, Sie könnt jetzt wieder gehen.“
Sie sah zu Professor McGonagall, die sofort nickte. „Natürlich könnt ihr gehen.“
Auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum diskutierten sie über die 'Lehrerversammlung'.
„Warum wohl so viele Lehrer da waren?“
„Ich weiß es nicht, und ich will es auch gar nicht wissen!“ Rose war wieder in ihre vorherige Stimmung verfallen.
Ihre beste Freundin schüttelte nur den Kopf über ihr Verhalten, sagte aber nichts.
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