von Rose Malfoy
Es war schon der sechste November und Al war noch immer nichts eingefallen, was er Scorp zum Geburtstag schenken könnte. Schließlich machte er sich auf die Suche nach einer seiner Cousinen, damit sie in Schönschrift, die er absolut nicht beherrschte, eine Karte schrieb.
Die große Halle, in die er nur kurz blickte, war ausgestorben, wie er es erwartet hatte. So machte er sich auf den Weg in die Bibliothek; dort war die Chance schon größer, eine Weasley zu treffen.
Suchend streifte er durch die langen Reihen, umgeben von nichts als Büchern. In dem Augenblick, in dem er daran dachte, wo anders zu suchen, rief eine Stimme: „Hallo, Albus! Wie geht es dir?“ Er drehte sich um und entdeckte Carol, die Tochter seines Onkels Charlie (6. Kl., Gryff.). Sie war mit einem schweren Stoß Bücher beladen und schwankte bei jedem Schritt, den sie auf ihn zu machte. Schnell lief er zu ihr, nahm einige der Bücher und legte sie auf einen Tisch. Dann lächelte er sie scheinheilig an und fragte: „Kannst du mir einen Gefallen tun?“
Sie strich sich eine Strähne ihres kurzen, roten Haares aus der Stirn und meinte: „Kommt darauf an, was du von mir verlangst…“ Sie grinste zu ihm hinunter.
Auf seine Verwandtschaft konnte man sich wirklich verlassen, das wusste er.
„Naja, mein Freund Scorpius hat morgen Geburtstag und ich bräuchte eine Karte… Aber meine Schrift ist nicht so schön und da wollte ich irgendein Mädchen fragen, ob sie mir eine Karte schreiben könnte…“ Er brach ab und sah sie an. Da begann sie zu lachen. „Und wegen so was machst du so ein ernstes Gesicht. Ich habe mir schon wer weiß was gedacht. Sag mir, was drauf stehen soll, und ich bring dir die Karte nach dem Abendessen. Ich habe auch farbiges Papier. Welche Farbe soll ich verwenden?“ Fragend sah sie ihn an, dann, als er antworten wollte, rief sie: „Du meinst doch Scorpius Malfoy, oder? Dann brauch ich gar nicht zu fragen. Ich nehme grünes Papier und mach die Schrift silbern. Onkel Ron würde das überhaupt nicht gefallen, dass du mit einem Malfoy befreundet bist. Und Grandpa auch nicht…“
Al nickte und schlug vor: „Überleg dir doch selbst etwas Passendes, was auf der Karte stehen soll. Aber keine Gedichte oder sonstigen Kitsch. Für die Karte hast du dann was gut bei mir.“
Carol schüttelte den Kopf. „Das ist ein Gefallen. Ich möchte nicht dafür 'bezahlt' werden.“ Plötzlich wurde sie rot. „Oh! Da ist Joshua. Ich muss gehen. Ich gebe dir die Karte dann nach dem Abendessen in der Eingangshalle. Bis dann!“
Sie packte die Bücher und stürzte durch die Regalreihe einem dunkelblonden Teenager nach, der sich suchend umsah. Dann verschwand sie um die Ecke.
Erleichtert begann Al seine Aufgaben für Zaubertränke. Zum Glück hatte er das Talent seiner Großmutter väterlicherseits geerbt; sie war eine fabelhafte Zaubertrankbrauerin gewesen, so war er sehr schnell fertig und konnte sich dem Aufsatz für den Flugunterricht widmen.
Er musste schreiben, wie er es sich vorstelle, auf einem Besen zu fliegen und was er erwarte. Auch diese Aufgabe war für ihn kein Problem, da er schon mehr als einmal auf einem Besen gesessen war.
Kein Wunder, wenn beide Eltern wunderbare Quidditchspieler waren und seine Mutter einige Zeit professionell bei den Holyhead Harpies gespielt hatte. Doch dann war sie mit James schwanger geworden und sein Vater hatte ihr das Spielen verboten, da sie bei einem Unfall das Kind verlieren könnte.
Das war der einzige richtige Streit zwischen seinen Eltern, von dem Albus wusste.
Nun kam der Verwandlungsaufsatz an die Reihe und nach ein paar Minuten stieß Scorp zu ihm und sie schrieben den Aufsatz gemeinsam.
Sie schafften es nicht, ihn zu beenden und beschlossen, später im Gemeinschaftsraum einen älteren Schüler um Hilfe zu bitten. Dann gingen sie mit ihren Taschen - sie waren zu faul, sie in den Gemeinschaftsraum zu bringen - in die Große Halle zum Abendessen.
Rachel und Rose saßen schon längst am Gryffindortisch, als ein Mädchen mit den gleichen schwarzen Haaren wie Rachel auf sie zukam. Sie lächelte und umarmte dann Rachel.
„Hey, Schwesterherz! Wir hatten ja noch keine Gelegenheit, uns zu unterhalten. Wie läuft es? Ist dein ZAG-Jahr wirklich so anstrengend, wie alle sagen?“ Rachel überschüttete ihre Schwester mit einem Schwall Worte. „Ach ja. Ich muss dir noch meine beste Freundin vorstellen. Tessa, das ist Rose, die Tochter von Ron und Hermine Weasley. Und das ist meine große Schwester Tessa.“
Tessa gab Rose die Hand und lächelte: „Schön, dich kennen zu lernen. Ich bin froh, dass Rachel eine Freundin gefunden hat, da sie ja eher nach Mum kommt, weil sie in Gryffindor ist… Aber es stört niemanden. Vor allem Mum ist froh. Du hattest recht, das ZAG-Jahr ist hart, aber so schlimm ist es auch nicht, zumindest nicht bis jetzt. Aber ich glaube, das ändert sich nach den Weihnachtsferien. Ich wollte dir nur sagen, dass Mum geschrieben hat, dass sie uns in King's Cross abholt und nicht von der Schule. Ich denke, wir werden uns mal wieder sehen. Tschüss!“
Sie ging zurück zum Hufflepufftisch und setzte sich neben einen Jungen, von dem Rose vermutete, dass er ihr Bruder war.
„Ich hätte so gerne eine so nette, große Schwester. Aber ich habe nur einen kleinen Bruder. Dafür aber jede menge Cousinen.“ Rose seufzte.
„Eine große Schwester ist nicht immer so toll.“ Rachel lachte. „Sie kann einem ziemlich auf die Nerven gehen, wenn sie alles besser weiß, oder wissen will.“ Sie grinste zu Rose. „Ich denke, ein kleiner Bruder ist nicht so schlecht. Ich denke es nicht nur, ich weiß es. Eric ist ja schließlich jünger als ich. Und Jimmy ist älter. Ich glaube, so alt, wie dein Cousin James. Er ist dreizehn, James ja auch, oder?“ Sie sah Rose an, die aber sah verträumt zur Decke.
„Hey! Rose! Hast du mir überhaupt zugehört?“ Sie kicherte wieder einmal.
„Natürlich habe ich dir zugehört, aber ich war dann etwas weggetreten… Ich freu mich nämlich schon so auf meinen Geburtstag. Mum hat versprochen, weil es mein zwölfter ist, bekomme ich etwas ganz besonderes. Aber es sind noch zwei Wochen bis dahin.“ Sie sah wieder verträumt zur Decke, die sich immer mehr verdunkelte. In den letzten Tagen war es wirklich tierisch kalt gewesen und das würde wohl so bleiben.
Rachel lächelte sie an. „Ich habe erst am siebten Februar Geburtstag. Leider. Ich hätte so gerne im Herbst oder Frühling Geburtstag…“ Nun sah auch sie verträumt zur Decke. „An meinem Geburtstag ist es immer so kalt. Ich kann das nicht leiden, aber ich kann es nicht ändern“ Sie begann den Eintopf, den sie sich auf den Teller geladen hatte, in sich hinein zu schaufeln. Rose begann auch langsam zu essen, während Rachel sich schon nachnahm.
Al hatte seinen Eintopf in aller Eile hinunter geschlungen und stand schon seit ein paar Minuten in der Eingangshalle, als Carol auf ihn zukam. In der Hand trug sie eine Karte aus smaragdgrünem Karton mit dem Slytherinwappen auf der Vorderseite.
Sie lächelte und drückte Al die Karte in die Hand. Dann verschwand sie mit ihren Freundinnen die Marmortreppe hinauf.
Freudig betrachtete Al die Karte; dann schlug er sie auf, um zu lesen, was Carol geschrieben hatte.
„Alles Gute zu deinem 12. Geburtstag.
Ich hoffe, du wirst mindestens siebenmal so alt.
Noch viel Spaß in Hogwarts und in deinem weiteren Leben.
Das alles wünscht dir dein Freund“
Das alles stand auf der Karte. Al zog eine Feder aus der Tasche und schrieb schnell noch Albus Potter darunter. Carol hatte ja Platz für seine Unterschrift gelassen.
Dann steckte er die Karte vorsichtig zwischen seine Schulbücher und lief in den Gemeinschaftsraum, wo Scorpius schon auf ihn wartete. Zusammen mit Marc schrieben sie dann ihre Aufsätze fertig und gingen nach einer Partie Zauberschach - Al hatte dieses Mal gewonnen - ins Bett.
Am nächsten Morgen war Al der erste, der im Schlafsaal wach wurde. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr: es war sechs Uhr.
Lange lag er wach in seinem Bett, bis Scorpius sich endlich regte. Wie der Blitz zog er sich an und war gerade fertig, als sein Freund sich aufsetzte.
Er sprang auf und reichte Scorp seine Karte. „Happy Birthday, Scorpius Malfoy!“ Er grinst, als Scorp erstaunt auf die Karte in seinen Händen starrte.
„Hey! Danke, Mann. Die ist echt super. Woher hast du die?“
Al sah auf den Boden. „Ich hab meine Cousine Carol gebeten, sie zu schreiben. Ich hab einfach eine meiner Cousinen gesucht und sie getroffen. Du weißt ja, dass ich keine so tolle Schrift habe. Sie hat alles gemacht.“
„Welche ist Carol? Du hast so viele Cousinen, da verliert man leicht den Überblick…“ Scorp sah ihn belustigt an. „Die Tochter von Onkel Charlie. Die aus der Sechsten mit den kurzen roten Haaren.“, antwortete Al, fast wie aus der Pistole geschossen.
„Na toll. Das hilft. Rote Haare. Welche deiner Cousinen hat keine roten Haare?“ Al überlegte kurz, dann erklärte er: „Victoire, die hat silberblonde Haare mit einem roten Stich, aber eher blond. Und ihre Schwester Dominique. Sie ist zwar nicht so hübsch, hat aber die gleiche Haarfarbe. Und Penny. Die Tochter von Onkel Percy.“, fügte er dann noch hinzu, als Scorp fragend schaute. „Sie ist erst acht, daher kennst du sie nicht. Aber sie ist total süß.“
Er lächelte. „Na, jetzt hör mal auf zu schwärmen. Zeig mir einfach Carol beim Frühstück. Ich möchte mich bei ihr bedanken. Die Karte ist so toll.“
Da erst erblickte er den beachtlichen Stapel Geschenke am Fußende seines Bettes. Schnell beugte er sich vor und begann sie zu öffnen. Viele Süßigkeiten, ein Buch, ein neue Zauberschachspiel und ein Politurset für seinen Zauberstab kamen zum Vorschein.
Von den Süßigkeiten warf er gleich einiges zu Al und stöhnte kurz darauf, als er den Titel des Buches gelesen hatte: „'Wie man ein Mädchen erobert'! Typisch Grandpa. Er kann es nicht lassen. Letztes Jahr habe ich massenhaft Haargel bekommen. Damit ich als Macho rüberkomme, war seine Begründung. Warum kann er mich nicht in Ruhe lassen? Aber Dad sagt, das Gleiche hat er auch schon bekommen…“ Er seufzte nochmals. Dann erklärte er: „Sei froh, dass deine Großeltern normal sind. Die Eltern von Dad sind zwar okay, aber teilweise gehen sie mir so auf die Nerven.“ Er schüttelte den Kopf.
Al lachte, sagte aber mit ernster Miene: „Meine Grandma ist auch oft nervig. Aber sonst kann ich sie echt gut leiden. Onkel Ron und Grandpa würde es nicht gefallen, dass ich mit einem Malfoy befreundet bin. Und Rose hat es von ihnen geerbt, dass man mit einem Malfoy nichts am Hut haben sollte.“ Er lachte. „Als ob es ein Verbrechen wäre. Ich meine unsere Dads waren zwar nicht gerade beste Freunde, aber er und Mum kommen damit klar und sind froh, dass ich in Slytherin überhaupt einen Freund gefunden habe. Und Grandpa wird es auch verkraften. Er wird zwar Mum vollquatschen, aber es wird sich nichts ändern. Das steht fest!“ Er lachte fröhlich.
Zehn Tage später saßen Rachel, Helena, Ethan und sein Freund Jacob im Gemeinschaftsraum und überlegten, was sie Rose schenken könnten.
„Wie wäre es mit einem Buch?“, schlug Ethan vor.
„Aber sie hat schon so viele“, redete Helena ihm die Idee wieder aus.
Dann saßen sie eine Weile schweigend da. Plötzlich rief Ethan: „Ich hab's. In Hogsmeade gibt es ja eine Filiale von 'Weasleys Zauberhafte Zauberscherze'. Und die gehört meinem Onkel George. Er ist zwar nicht hier, aber vielleicht könnte er uns was von dort besorgen…“
„Rose und Scherzartikel? Das passt ja wie die Faust aufs Auge“, unterbrach ihn Rachel. „Oder eher wie der Zauberstab ins Auge…“ Sie kicherte.
„Hey! Ich dachte, wir wollen uns ernsthaft ein Geschenk ausdenken?“ Jacob sah von einem zum anderen.
„Jake! Reg dich ab. Wir denken ja nach. Vielleicht kann uns ja…eine meiner Cousinen helfen“, schlug Ethan wieder etwas vor. „Oder meine Schwester. Hey Luc!“, rief er durch den Gemeinschaftsraum.
Luc stand auf und kam. (Luc = Sohn von Dean und Gabrielle (Dealcour) Thomas; 1. Kl.)
„Was gibt es, Ethan?“ Er setzte sich neben Helena.
„Weißt du, wo meine Schwester ist? Oder eine meiner Cousinen? Wir brauchen nämlich ein Geburtstagsgeschenk für Rose.“
Luc sah sich um. „Weiß nicht, wo deine Schwester ist. Aber ich habe vorhin Molly gesehen. Sie müsste jetzt in ihrem Schlafsaal sein. Wo ist Rose eigentlich?“
Rachel lächelte ihn an. „Danke Luc. Rose geht es nicht so gut. Also, sie hat Kopfschmerzen und ich habe ihr gesagt, sie soll sich ins Bett legen. Ist nur gut. Jetzt haben wir Zeit, zu diskutieren, was wir ihr schenken. Ich gehe Molly suchen, ihr überlegt weiter.“ Sie stand auf und verschwand auf der Treppe zu den Mädchenschlafsälen.
Die anderen saßen schweigend da und starrten Löcher in die Luft. Nach ein paar Minuten kam sie mit Molly zurück.
„Schreibt ihr doch eine Karte, wo ihr alle unterschreibt und klebt Zeichnungen dazu. Das ist zwar etwas kindisch, kommt aber immer nett an.“ Sie ging zu einem Tisch in der Nähe und setzte sich.
Diese neue Idee wurde erstmal ausgiebig diskutiert, bevor alle dafür waren.
Dann begannen alle, etwas zu zeichnen und baten Molly und Carol, die in der Zwischenzeit gekommen war, und Hilfe bei der Gestaltung der Karte.
Irgendwann sagte Luc: „Entfernt bin ich ja auch mit ihr verwandt; meine Tante ist auch gleichzeitig ihre Tante. Also mach ich mit.“
Der, für sein Alter, recht kleine, der auch die Schönheit und den Charme seiner Mutter geerbt hatte, begann übermütig auf einem Stück Pergament zu zeichnen.
Zuerst lachten die Anderen, doch als sie sahen, was er zeichnete, hörten sie auf und sahen nur noch erstaunt zu: Er zeichnete Rose, ohne jedes Vorbild, einfach aus dem Gedächtnis.
Als er die erstaunten Blicke bemerkte meinte er schlicht: „Ich habe das Zeichentalent meines Vaters geerbt…“ Er hatte Recht.
Carol zauberte noch einen Rahmen und das Geschenk war perfekt. Die Anderen machten sich nun wieder daran, die Karte zu gestalten…
Als Rose an ihrem Geburtstag aufwachte, waren Helena, Rachel und Carla schon wach. Sie setzte sich auf und die drei kamen zu ihrem Bett und gratulierten ihr.
Der Stapel Geschenke, der am Fußende ihres Bettes lag, war beachtlich; offenbar hatten alle ihre Cousins und Cousinen ihr etwas geschenkt.
Sie öffnete alle und fand hauptsächlich Süßigkeiten, die von ihren Cousins und Cousinen stammte. Von ihrem Onkel Harry und ihrer Tante Ginny hatte sie ein dickes Buch über die Geschichte der Zauberei in Australien bekommen, von ihren Eltern aber nur einen Zettel, auf dem stand:
Das Geschenk war leider zu groß, um es zu verschicken, also bekommst du es, wenn du aus Hogwarts zurück bist. Alles Liebe, Mum & Dad
Ein wenig enttäuscht übersah sie die Karte, die von ihren Freunden gestaltet worden war. Aus diesem Grund tippte Rachel ihr auf die Schulter und deutete Wortlos auf das Geschenk.
Schnell nahm Rose die Karte und las sie. Dann fiel sie, mit einem Freudenschrei, ihren Freundinnen abwechselnd um den Hals.
Gemeinsam gingen sie in den Gemeinschaftsraum, wo sie schon von Ethan, Luc und Jacob erwartet wurden.
Luc reichte ihr sein Geschenk und verschwand kurze Zeit später in einer Welle roter Locken; Rose war ihm um den Hals gefallen. Auch andere Gryffindors, vor allem ihre Verwandten, kamen nun ebenfalls näher, um ihr zu gratulieren.
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Sorry, dass dieses Kapitel sehr lang und etwas fad ist, aber ich wollte die Geburtstage unbedingt beschreiben…
Das nächste Chap wird dann wieder etwas kürzer (oder auch nicht *gg*).
LG Rose Malfoy
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