von Rose Malfoy
Schließlich wurde es Dezember und Rachel und Rose fieberten dem Fünfzehnten entgegen. Es war ein Dienstag und sie erwarteten, dass sie trotzdem in den Unterricht mussten, doch mit dem ersten Schnee kam auch eine erfreuliche Nachricht:
Sie, ebenso natürlich Carla und Helena, waren vom gesamten Unterricht befreit und durften nach Hogsmeade um Mr. Summerby zu treffen.
Professor Longbottom hatte es ihnen nach einer Stunde Kräuterkunde erzählt. Sie mussten ihm jedoch versprechen, Carla, Helena und auch sonst niemandem etwas davon zu erzählen.
Am Abend des Vierzehnten hatten sie fast Bauchschmerzen vor Aufregung und konnten kaum einschlafen.
Während sie am nächsten Tag beim Frühstück saßen, kam Professor McGonagall und erklärte: „Miss Finch-Fletchley, Miss Summerby, Miss Summerby und Miss Weasley bitte sofort nach dem Frühstück in mein Büro!“ Sie ging eilig davon, bevor eine der vier irgendeine Frage stellen konnte.
Carla und Helena sahen sich völlig perplex an und Rachel und Rose grinsten, als sie es sahen, aber sie hielten dicht.
Carol, die mit Joshua ganz in der Nähe saß und alles gehört hatte, sah nicht minder perplex drein und fragte: „Was habt ihr den ausgefressen, wenn McGonagall euch persönlich in ihr Büro bestellt? Rose! Was ist los? Habt ihr etwas angestellt?“ Sie sah jetzt auch mütterlich-besorgt aus.
Rose aber antwortete nicht und schüttelte nur den Kopf. Carol warf ihr einen verwirrten Blick zu, wurde dann aber von Joshua abgelenkt, wofür Rose ihm mehr als dankbar war.
Mit der Zeit wurden Helena und Carla immer ängstlicher und schließlich sagte Helena: „Ich sterbe fast vor Aufregung. Lasst uns gehen!“
Rachel trennte sich nur widerwillig von ihrer Eierspeise, stand aber auf, und die vier stiegen eine Treppe nach der anderen hinauf.
Mit jeder Stufe hatte auch Rose und Rachel der Mut verlassen und so klopften sie schließlich zaghaft an die Eichentür.
„Herein! Ich habe Sie schon erwartet“, erklang es fröhlich von drinnen. Also öffneten sie die Tür und traten ein.
Auf einem der Stühle vor dem Schreibtisch saß ein Mann, etwa so alt wie Rose' Eltern, und sah sie an. Er musterte sie und sah immer wieder zu Helena und Carla.
Die Stille währte ungefähr eine halbe Minute, bis Professor McGonagall sagte: „Misses Summerby, ich denke, irgendjemand muss Ihnen das hier erklären. Ich glaube, ich mache das. Ihre beiden Freundinnen haben mehrere Wochen in der Bibliothek verbracht, nur um ihnen eine Freude zu machen. Sie haben recherchiert und das ist dabei herausgekommen!“ Sie holte tief Luft, dann sagte sie:
„Darf ich Ihnen Mr. Aaron Summerby vorstellen? Er ist Ihr Vater…“ Sie schwieg.
Die Mädchen, die schweigend zugehört hatten gaben auch jetzt keinen Laut von sich, bis Helena flüsterte: „Das ist wirklich unser Vater?“
Mr. Summerby lächelte sie an. Plötzlich rannte Helena auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Er machte einen etwas überraschten Eindruck, umarmte sie aber seinerseits.
Carla stand immer noch an der gleichen Stelle und rührte sich nicht. In ihr tobte ein erbitterter Kampf. Dieser Mann hatte ihre Mutter verlassen, aber er war doch ihr Vater…
Schließlich entschied sie sich doch für den zweiten Aspekt und rannte zu ihrer Schwester, die sich immer noch an den Hals des Mannes klammerte.
Rose und Rachel tauschten Blicke. Wir sind hier überflüssig, sollten diese Blicke bedeuten.
Sie wollten schon gehen, als die Schulleiterin, die unbemerkt aufgestanden war, sie an den Armen nahm. „Sie müssen hier bleiben. Sie kommen mit nach Hogsmeade. Sondergenehmigung.“ Ihre Augen blitzten bei ihren letzten Worten.
Die Zwillinge hatten ihren Vater nun losgelassen und hatten sich an beiden Seiten von ihm auf Stühle gesetzt.
Rose setzte sich auch und Rachel nahm neben ihr Platz. Professor McGonagall räusperte sich, sagte aber nichts.
Mr. Summerby sah immer wieder seine Töchter an. Schließlich redete er zum ersten Mal.
„Die Augen habt ihr von meinem Vater, aber die Haare sind eindeutig von Heather. Ihr seht eurer Mutter so ähnlich…“
Helena sah ihn an. „Aber unsere Halbschwester ähnelt ihr noch mehr. Die hat nichts von unserem Stiefvater geerbt. Zum Glück. Er ist keine Schönheit…“ Sie kicherte.
Nun begann die Schulleiterin zu sprechen. „Ich hoffe, dass ihre Mutter nichts dagegen einzuwenden hat. Und wenn doch, dann sage ich ihr, dass es meine Schuld war, weil ich es zugelassen habe. Aber nun machen Sie schon, Aaron. Gehen sie mit Ihren Töchtern und deren Freundinnen ins Dorf. Sie haben den ganzen Tag. Eine Sondergenehmigung.“
Mr. Summerby führte sie, nachdem er sich überschwänglich bei seiner ehemaligen Lehrerin bedankt hatte, hinaus, doch als er hinunter wollte wurde er von Helena zurückgehalten. „Wir müssen uns unsere Mäntel anziehen. Draußen schneit es!“
Ihr Vater sah sie verdutzt an. „Aber seid ihr nicht in Hufflepuff?“ Rose fiel erst da auf, dass seine Stimme rau klang.
Als alle den Kopf schüttelten wirkte er etwas enttäuscht. „Wo seid ihr dann? Euer Stiefvater dürfte auch nicht viel ausgerichtet haben. Er war ja auch ein Hufflepuff…ein Jahr unter mir, aber auch im Quidditchteam.“ Er lächelte.
„Wir sind in Gryffindor. Wie sollen wir jetzt eigentlich sagen? Dad oder Aaron oder Mr. Summerby?“ Er fing an, zu lachen. „Mr. Summerby…auf was für Ideen kommt ihr eigentlich? Dad wäre mir am liebsten. Das bin ich von daheim gewohnt. Aber Aaron geht auch klar.“
Wie der Blitz waren sie im Gemeinschaftsraum und holten ihre Mäntel. Carol, die eine ihrer Freistunden hatte, sah sie im Schlafsaal und kurz darauf durch das Porträtloch verschwinden.
Erstaunt wollte sie sie fragen, was sie machten, doch die vier waren schon wieder weg.
In Hogsmeade gingen sie sofort in die „Drei Besen“, wo alle ein Butterbier tranken.
Aaron, der nichts trank, erzählte inzwischen über sein Leben; über seine drei Kinder, seine Frau, sein Quidditchteam, das rosafarbene Umhänge trägt, sein Haus in der Bretagne und seine Zeit bei den Tutshill Tornados. Dann verstummte er plötzlich.
„Ist eigentlich Madam Hooch noch da? Oder der alte Flitwick?“ Sein Gesicht strahlte. „Zauberkunst war nämlich das einzige Fach, in dem ich zurechtgekommen bin. Sonst war ich eine echte Niete…“ Er grinste. „Meine Töchter aber hoffentlich nicht.“
Rose sagte schnell: „Sie sind die Besten im Jahrgang!“ Die Zwillinge protestierten.
„Das bist du. Und dein Cousin. Und Luc. Und natürlich Rachel.“
Rose wurde rot. „Das liegt an meiner Mutter. Dad meint, ich bin genau so wie sie…“ Sie lächelte verlegen. „Aber ihr seid nicht schlecht in der Schule. Ihr seid besser als der Durchschnitt.“
Den restlichen Tag verbrachten sie in den Geschäften von Hogsmeade, wo sie einiges einkauften. Die Tüten minimierten sie dann und steckten sie in ihre Manteltaschen, damit es den anderen im Gemeinschaftsraum nicht auffallen würde.
Als sie wieder das Schloss betraten sagte Aaron zum Abschied: „Wenn ihr wollt, könnt ihr einmal in den Ferien zu mir kommen. Wenn Heather (Mutter v. Helena & Carla) nichts dagegen hat. Lizzy, Simon und Jasper würden sich bestimmt freuen, wenn sie jemanden haben, mit dem sie etwas unternehmen können. Tschüss!“
Er hob die Hand und ging.
Im Gemeinschaftsraum wurden sie von den anderen mit Fragen bestürmt. Besonders Ethan und Carol waren hartnäckig, doch sie zogen sich gleich in den Schlafsaal zurück, um den Tag zu besprechen.
Drei Tage später begannen alle, die über Weihnachten zu ihren Familien fuhren, ihre Koffer zu packen, da der Hogwartsexpress sie am nächsten Morgen in aller Frühe zurück nach London bringen würde.
Scorp und Al suchten verzweifelt im ganzen Slytheringemeinschaftsraum nach ihren Taschen, bis sich herausstellte, dass Logan sie versteckt hatte. Marc zog ihm dafür zwanzig Punkte ab und ließ ihn Sätze schreiben: „Ich muss das Eigentum anderer respektieren.“
Fünfzig Mal. Scorp und Al verschwanden prustend im Schlafsaal.
Bei Rose war alles ganz ordentlich, nur die Stimmung war an diesem Tag am Nullpunkt gelandet; Helena und Carla würden in Hogwarts bleiben.
Sie hatte während dem Frühstück einen Brief von ihrem Stiefvater bekommen. Er würde Weihnachten mit ihrer Mutter und ihrer Halbschwester in Norwegen verbringen und sie würden in Hogwarts bleiben müssen, da nicht genug Zeit sei, zu warten, bis sie wieder da wären.
Nun saßen sie im Schlafsaal und beobachteten Rose und Rachel beim Packen. Helena warf immer wieder einen Blick auf die Uhr, wusste aber selber nicht, warum.
Keiner sagte etwas, außer, wenn eine der beiden etwas nicht fand.
Carla lag mit unergründlicher Miene auf ihrem Bett und starrte den Baldachin an. Nach und nach schlossen sich ihre Augen und eine halbe Stunde später war sie eingeschlafen.
Am nächsten Morgen waren sie sehr früh wach und zogen sich leise an, um Helena und Carla nicht zu wecken.
Scorp und Al waren nicht die einzigen aus ihrem Schlafsaal, die abreisen würden, also mussten sie nicht leise sein. Sie waren sogar extra laut, um Logan zu wecken, da er sie immer nervte.
Rose und Rachel umarmten die Zwillinge zum abschied und erklärten: „Jacob bleibt auch da. Mit ihm könnt ihr ja was unternehmen. Und sonst findet sich sicher jemand. Ich habe gehört, Abigail Corner bleibt auch da. Wenn wir sie sehen, sagen wir ihr, dass ihr euch vielleicht mit ihr treffen wollt.“
Sie hoben noch einmal die Hände und trugen dann ihre Koffer ganz hinunter, wo sie in eine Kutsche stiegen.
Als sie beim Bahnhof in Hogsmeade waren, hörten sie einen Aufschrei; Victoire hatte ihr gesamtes Gepäck stehen gelassen und stürmte auf einen jungen Mann mit türkisblauem Haar und schlammfarbenen Augen zu, der trotz des Schnees und der Kälte nur eine braune Lederjacke trug: Teddy Lupin.
Sie fiel ihm um den Hals und er küsste sie. Als Rose vorbei ging, flüsterte sie kichernd: „Ich würde mich mal um das Gepäck kümmern. Snowy wird gerade wirklich 'snowy'!“ sie kicherte noch lauter und zog Rachel zu dem langen, roten Zug, der dampfend am Gleis stand.
„Suchen wir uns ein Abteil. Da drinnen ist es wenigstens warm. Aber nicht in der Nähe von Scorpius Malfoy und Al. Ich kann ihn nämlich überhaupt nicht leiden.“
Rachel sah sie mit gespielt erstaunter Miene an. „Ach, und ich dachte, er wäre dein bester Freund!“ Sie lachte und handelte sich dadurch einen Knuff von Rose ein.
Sie fanden schnell ein leeres Abteil, doch kurze Zeit später steckten Fred & Roxanne (Kinder von Fred & Angelina; 4. Kl., Gryff & Rav.) und Dominique (Tochter v. Bill & Fleur; 4. Kl. Gryff.) die Köpfe durch die Schiebetür und fragten, ob die Plätze noch frei wären.
Dann setzten sie sich und Fred und Dominique versuchten wieder aus ihnen heraus zu quetschen, wo sie am Siebzehnten waren, doch sie hielten dicht, wie McGonagall es ihnen befohlen hatte.
Als endlich der Servierwagen kam, hörten sie auf, kauften sich etwas zu essen und erklärten Roxanne, die bis dahin hinter einem Buch verschwunden war, warum sie uns mit Fragen löcherten. Sie schien nicht besonders interessiert und lenkte das Gespräch bald auf Weihnachten und Geschenke.
„Ich bekommen nicht nur etwas zu Weihnachten“, erklärte Rose. „weil ich noch etwas zum Geburtstag bekomme. Ich bin schon so neugierig, was Mum und Dad mir schenken. Hugo wird sicher vor Lachen platzen, wenn ich ganz ungeduldig werde. Und du musst unbedingt Hugo und meine Eltern kennen lernen. Und Onkel Harry und Tante Ginny. Sie stehen eh meistens bei meinen Eltern, also wird das kein Problem.“ Sie strahlte. „Und du musst mir deine Eltern und deinen kleinen Bruder zeigen.“
Das Gespräch wanderte allerdings bald wieder zurück zu ihrem Verschwinden, da Fred gesagt hatte, dass er sich von Rose zu Weihnachten wünsche, dass sie ihm sage, was sie gemacht haben.
Er versuchte immer wieder, sie irgendwie auszutricksen, doch es gelang ihm nicht, da Rose auf alles vorbereitet war.
Schließlich wurde es draußen dunkel und das Licht im Abteil ging an. Dominique meinte: „Ich denke, wir sind bald da, weil es schon dunkel wird. Seht mal die Sterne! So viele habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Es bedeutet aber auch, dass er kalt ist“, fügte sie weise hinzu, machte ein ganz ernstes Gesicht und nickte langsam mit dem Kopf. Alle lachten.
Da kam schon London in Sicht und sie suchten ihre Sachen zusammen, um nichts zu vergessen.
Am Bahnsteig herrschte das übliche Getümmel: Eltern, Geschwister, Hogwartsschüler.
Rose hatte mühe, ihre Eltern zu finden, doch dann sah sie sie am Ende des Bahnsteiges und ging auf sie zu.
Al stand auch schon dort und Hugo und Lily winkten ihr wie verrückt. Scorpius war gegangen, um seine Eltern zu holen und James war noch nicht aufgetaucht.
Dann fiel Rose ihren Eltern um den Hals und umarmte auch kurz Hugo.
Ginny, die seit Mai schwanger war, hatte schon einen ziemlichen Babybauch und Al strich immer wieder darüber.
Lily sah sich nach James um, doch er tauchte nicht auf. Dafür aber Scorpius mit seinen Eltern.
Rose war froh, dass Rachel in diesem Moment mit ihren Eltern und Geschwistern kam um ihre Eltern zu begrüßen.
Ron und Hermine, die Parvati und Justin schon lange nicht mehr gesehen hatten, verwickelten sich gleich in eine Unterhaltung und Hugo hatte in Eric einen kleinen Bewunderer gefunden, obwohl Hugo sich nicht von anderen zehnjährigen unterschied.
Draco und Harry taxierten sich ein paar Sekunden und dann, ihren Söhnen zu Liebe, reichten sie sich die Hände.
„Dein Sohn hat wohl meinen Sohn für die Ferien eingeladen. Ich hoffe, das ist in Ordnung…“ Draco fing etwas zögernd an; er war sich nicht sicher, wie er Harry anreden sollte. „Scorpius hat mir nämlich einen Brief geschickt und gefragt, ob er Albus besuchen darf. Also ich finde es gut. Astoria und ich wollten schon lange mal im Winter verreisen, wenn ich nicht arbeiten muss.“
Harry nickte. „Natürlich sind wir einverstanden. Wenn wir nicht schon drei Kinder mit dem Wagen mitnehmen müssten, würden wir ihn sofort mitnehmen, aber es geht sich leider nicht aus…“ Er sah zu Ginny und Lily. „Aber er kann sofort nach Weihnachten kommen, wenn er will!“
Draco sah seinen Sohn an. Der nickte. „Okay, aber zuerst sind wir noch bei Astorias Eltern, also werde ich ihn erst am siebenundzwanzigsten bringen. Dann wäre das erledigt. Wir sehen uns dann, wenn ich ihn vorbeibringe.“ Er gab Harry, Ginny, Lily und Albus die Hand und drehte sich um. Al und Scorp machten ihren persönlichen Handschlag und dann folgte Scorp seinen Eltern.
Als James endlich auftauchte, verließen auch die Potters den Bahnhof.
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