von Kinditem
Sekunden später waren sie auch schon im Krankenhaus wieder zu finden.
Leah brüllte auf Natis Arm noch immer wie am Spieß, während Charlie sie an der Rezeption anmeldeten.
"Nati, du sollst Leah dem Arzt da vorne geben."
Sie nickte und eilte zu dem Arzt, während sie immer wieder beruhigend auf ihre weinende Tochter einredete und versuchte sie zu beruhigen.
Sofort konnten sie in das Behandlungszimmer durchgehen und Natalia musste sich auf einen Stuhl setzten, Leah auf den Schoss während der Arzt begann Leah zu untersuchen.
Charlie durfte als Vater des Kindes mit in den Behandlungsraum und setzte sich neben Nati.
"Das wird schon."
Sie nickte nur, ziemlich blass um die Nase und die sonst so vor Lebensfreude strotzenden Augen besorgt auf den Hinterkopf ihrer Tochter geheftet.
Er nahm ihre Hand und drückte sie lächelnd.
"Wirklich."
Abermals nickte Nati und hielt Charlies Hand ganz fest, als würde das dazu beiragen, dass der Arzt etwas positives sagte, was leider nicht der Fall war.
"Tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, dass Ihre Tochter eine Hirnhautentzündung hat. Wir müssen sie erstmal über Nacht hier behalten."
Natalia schien einen Moment lang das atmen vergessen zu haben, dann fiel es ihr wieder ein und sie holte rasch Luft.
"Ist...Ist es sehr schlimm?"
"Nein nein, keine Sorge. Die Kleine wird sich rasch erholen."
"Okay... Dürfen wir mitkommen?"
"Nein, das geht auf keinen Fall. Sie muss auf die Intensivstation und vielleicht auch ins Koma, das müssen wir abwarten."
"Ins Koma?" fragte sie fassungslos nach und ihre Hände zitterten leicht.
"Je nachdem, wie sie die Nacht übersteht. Sie und Ihr Mann können in der Nähe bleiben."
Natalia nickte und sah zu wie eine Schwester ihr die weinende Leah abnahm und sie hinaus trug.
"Sobald es Neuigkeiten gibt, werden wir sie natürlich sofort informieren." versicherte der Arzt, ehe er ebenfalls hinaus trat.
Charlie seufzte leise und nahm Nati in den Arm.
"Das wird schon. Wirklich, sie ist stark."
"Und was wenn nicht?" ,schluchzte sie und drückte sich an ihn, "Sie ist noch so klein..."
"Sie kann doch ihre Mummy nicht alleine lassen."
Beruhigend strich er ihr über den Rücken.
"Leah ist stark, sie hat Willen und Kraft."
Nati nickte zwar, weinte aber immer noch und klammerte sich an ihn.
Sachte nahm Charlie sie auf den Arm und trug sie aus dem Behandlungsraum um Platz für weitere Patienten zu machen.
Er setzte sich nach draußen, Nati auf seinem Schoß.
Immer wieder strich er ihr beruhigend über den Rücken, bis sie endlich aufhörte zu weinen und einfach nur noch still an ihn gelehnt da saß.
"Meinst du, wir sollten Tom anrufen..? Sie ist auch seine Tochter."
"Ja...", sie seufzte leise, "du hast recht..."
"Ich mach das schon."
Er küsste sie auf die Stirn und nahm dann sein Handy.
"Nummer?"
Ungeschickt kramte sie in ihrer Hosentasche herum und holte ihr Handy heraus, es wäre ihr beinahe herunter gefallen, dann reichte sie es ihm.
"Du kannst von meinem aus anrufen..."
Charlie nickte und wählte dann Toms Nummer.
"Ach, kommst du doch zurück?"
"Tom, hier ist Charlie."
"Wer?"
"Der Rothaarige, der dich heute aus der Wohnung geschmissen hat."
"Und was zur Hölle willst du? Ich will Nati sprechen!"
"Das geht nicht."
"Wie... ihr ist doch nichts... gehts ihr gut?"
"Den Umständen entsprechend, aber eigentlich geht es um Leah."
"Was ist mit meiner Kleinen?"
"Sie hat eine Hirnhautentzündung, es sieht nicht allzu gut aus. Wir sind im Krankenhaus."
"Ich bin gleich da."
Die Leitung knackte, Tom hatte aufgelegt und war wenige Minuten später schon da.
"Wo ist sie? Kann ich zu Leah?"
"Im Moment nicht, sie wird untersucht..."
Natalia nahm das Gespräch zwischen den beiden Männern gar nicht wahr, immer noch saß sie an Charlie gelehnt auf seinem Schoss und starrte teilnahmslos vor sich hin.
Tom setzte sich neben Charlie und seufzte.
"Hoffentlich geht es ihr gut."
"Naja, sie hat Fieber, schreit die ganze Zeit... es geht ihr wirklich nicht gut."
Sachte drückte Charlie Nati an sich und gab ihr einen Kuss auf den Kopf.
"Aber das wird wieder."
Tom nickte und sah zu Natalia die sich in Charlies T-shirt gekrallte hatte und nun die Augen schloss, um den weißen Gang, die Apparaturen und die Ärzte nicht sehen zu müssen.
Sie war ungewöhnlich blass und sie zitterte leicht.
"ich.. hol Kaffee.", bot Tom sich an und verschwand auf ein Nicken von Charlie hin.
Kurz nachdem er weg war, murmelte Natalia leise. "Mir ist schlecht..."
"Du magst auch keine Krankenhäuser, ja. Hattest du gesagt. Sollen wir ein bisschen raus gehen?"
"Ja...bitte." sie nickte schwach.
Er setzte sie sanft auf ihre Beine und legte ihr den Arm um die Taille, ehe Charlie sie raus führte.
Draußen ließ sie sich auf eine Bank sinken und schloss die Augen.
Charlie ging vor ihr in die Hocke, nahm ihre Hände und redete beruhigend auf sie ein.
"Du wirst sehen, das wird alles schon."
"Ja...Ja, ich weiß.", Nati öffnete die Augen wieder und nickte, "Charlie... du musst nicht hier bleiben. Du hast schon so viel getan..."
"Ich würde aber gerne bleiben, wenn du mich lässt."
"Natürlich... Ich bin froh, wenn du bleibst."
"Siehst du. Deswegen bleib ich auch bei dir und Leah."
"Danke." Sie umarmte ihn
"Nichts zu danken."
Er drückte sie leicht.
"Ihr seid mir doch ans Herz gewachsen."
Nati lächelte schwach. "Ich glaube wir sollte wieder rein. Vielleicht kommt der Arzt ja wieder..."
"Soll ich dich tragen oder schaffst du es alleine?"
"Ich schaff das alleine." Sie erhob sich um ihm das zu beweisen.
"Sicher?"
"Ja... ich glaube schon und wenn nicht du bist ja da..."
"Genau."
Beim Laufen schwankte sie etwas, aber sie schafften es ohne weitere Zwischenfälle wieder ins Krankenhaus zu Tom.
Doch hinsetzten wollte sie sich nicht.
Die Kraft die ihr eben gefehlt hatte schien nun zurück zu sein und ließ sie nicht ruhig sitzen.
Nervös lief sie den Gang auf und ab, während sie immer wieder stehen blieb, wenn ein Arzt in ihre Richtung kam und jedesmal war ihr die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, wenn er an ihnen vorbei ging ohne etwas neues über Leah zu wissen.
"Nati ich bitte dich, setzt dich hin. Du machst mich ganz nervös...", murmelte Tom leise.
"Davon geht es auch nicht schneller..."
Einen Moment lang sah es so aus als würde sie ihn einfach ignorieren, dann setzte sie sich aber wieder neben Charlie hin und starrte auf den Fußboden.
Die Zeiger der Uhr die ihnen gegenüber an der Wand hing, schienen nur sehr langsam vorwärts zu kommen und jede Minute zog sich quälend langsam dahin.
Nach einigen stunden des da Sitzens und Wartens, sank Natalias Kopf gegen die Schulter von Charlie und sie schlief ein.
Sachte strich Charlie ihr durch die Locken, unter dem kritischen Blick Toms, den er allerdings ignorierte.
"Eine super Beziehung die ihr da führt, wenn sie behauptet ihr seid nicht zusammen und ich würde dir raten deine dreckigen Finger von ihr zu lassen.
Sie ist immer noch meine Freundin."
"Wir sind nicht zusammen. Und ich darf machen, was ich will, weil ihr nicht zusammen seid. Ich hab das Recht, sie zu streicheln. Wenn sie das nicht wollen würde, dann würde sie das schon zeigen."
"Du änderst ja auch ziemlich schnell deine Meinung, was? Vorhin hieß es noch, dass ihr zusammen seid. Hat sie Schluss gemacht? Würde mich nicht wundern, wenn sie mit dir Schluss macht, wenn sie mich wieder haben kann."
"Dann hab ich gerade eben gelogen. Wir sind nicht zusammen und waren es nie. Aber Nati will dich nicht mehr, sieh es ein. Sie will ihrer Tochter nur nicht den Vater vorenthalten. Außerdem, wer bist du schon, dass du Ansprüche stellen darfst?"
"ich bin Leahs Vater und der Mann, den sie liebt und das wird sie auch bald einsehen."
"Leahs Erzeuger und der Mann, den sie liebte.", verbesserte Charlie ihn.
"Lass Nati die Luft zum Atmen. DU kannst nicht einfach auftauchen und meinen, alles ist gut."
"Ist es nicht. Wird es aber, wenn sie endlich einsieht, dass sie zu mir zurück kommen sollte."
Natalia regte sich leicht, fuhr sich über die Augen und drohte aufzuwachen, dann kuschelte sie sich jedoch nur etwas mehr an Charlie und schlief weiter.
Charlie senkte seine Stimme etwas.
"Lass ihr Zeit. Wenn du der Richtige bist, dann wird sie das merken. Wenn du es nicht bist...", wovon er ausging, "... dann findest du deine Richtige wo anders."
"Ich hab meine richtige gefunden und sie wird auch bald merken, dass sie zu mir gehört."
"Wie du meinst."
Charlie schüttelte nur den Kopf.
Nati würde nie, nie zu Tom zurückkehren, da war er sich sicher.
Eine Stunden und ein schweigsames Frühstück in der Cafeteria vergingen, ehe endlich ein Arzt zu ihnen kam.
"Miss Natalia Bones?", er blickte zu Nati, die sogleich nickte, "Wenn sie mir bitte folgen würden..."
Der Arzt drehte sich um, und nachdem Natalia etwas besorgt geschaut hatte lief sie ihm rasch hinterher.
Doch es vergingen gerade mal zehn Minuten, ehe sie auch schon wieder zurück zu Charlie und Tom gelaufen kam.
"Und?"
Charlie sah sie erwartungsvoll an.
"Wie gehts der Kleinen? Alles klar bei ihr?"
Nati blieb erst gar nicht stehen sondern sprang dem verdutzen Charlie in die Arme und umarmte ihn, dann gab sie ihm auch noch einen Kuss und meinte strahlend:
"Es geht ihr gut. Die Ärzte haben gesagt, dass sie nicht ins Koma muss und in ein paar Tagen darf sie wieder nach Hause und es wird alles super und..." ihre Augen glänzten bei diesen Worten wie kleine Sterne.
"Wirklich? Nati, das ist klasse!"
Er drückte sie an sich und drehte sich mit ihr um die eigenen Achse.
"Das ist super!"
Sie nickte und strahlte weiter, ehe sie ihn umarmte.
"Wir dürfen auch gleich zu ihr..."
"Da geht ihr zwei aber alleine rein, okay? Ich bin ja weder Vater noch Freund."
"Du willst nicht mitkommen?"
"Doch natürlich. Aber ich finde, ihr habt das Vorrecht"
"Macht nichts. Leah kennt dich besser als Tom, was auch nicht schwer ist, und deswegen darfst du mitkommen."
Er lächelte leicht.
"Na gut, überredet."
"Wunderbar!" Sie lies sich von ihm auf den Boden setzten, ergriff seine Hand und zog ihn mit sich.
Tom trottete den beiden mit den Händen in den Hosentaschen hinterher.
Leah schlief zufrieden in ihrem Bettchen, neben ihr piepste ein Herzgerät.
"Sie sieht so hilflos aus..."
"Sie sieht immer hilflos aus wenn sie schläft, aber das kannst du ja nicht wissen." meinte Nati leicht gereizt mit einem Seitenblick auf Tom und setzte sich an den Bettrand um ihrer Tochter über den Kopf zu streicheln.
Charlie seufzte leise.
"Bitte keinen Streit, nicht hier."
Natalia nickte schwach und betrachtete ihre Tochter weiter, während Tom sich hinter sie stellte und ihr die Hände auf die Schultern legte, doch sie streifte sie wortlos wieder ab.
Charlie setzte sich auf Leahs andere Seite und strich ihr leicht über die Wange.
Es dauerte etwas bis die keine endlich wach wurde.
"Mummy..." meinte sie im quengelnden Ton und Nati die die ganze Zeit über auf dem Bett gesessen hatte sah auf
"ich bin da..." ihre Stimme klang beruhigend und sie strich ihrer Tochter über den Kopf.
"Und Charlie und Tom sind auch da."
jedoch konnte die kleine mit dem Namen Tom wenig anfangen, jedoch umso mehr mit Charlie.
"Tali?"
"Ja Maus, ich bin auch da.", lächelte er und strich ihr über die kleine Hand.
"Aber Piep ist zu Hause, du musst ganz dolle schnell wieder gesund werden, sonst ist sie doch alleine."
"Mit Ebele."
"Sie ist mit Erdbeeren alleine? Nee, sie hat nur ihren Wikingerfreund. Und das Erdbeershampoo hat doch das Pfirsichshampoo."
sie überlegte einige Augenblicke und schüttelte dann den Kopf.
"Nein? Warum denn nicht?"
"Weil Ebele."
"Ich kann dir gerade nicht folgen, Leah. Was ist mit Erdbeer?"
"Piep hat Ebele lieb. Wie Tali un Mummy."
"Achso."
Er sah Nati grinsend an und wandte sich wieder Leah zu.
"Dann sind sie Freunde?"
"Ganz dolle."
"Ganz dolle Freunde? Aber deine Mummy und ich sind nicht... also fast, ja.", nickte er leicht.
"Ganz dolle." nickte sie um ihre Worte zu unterstreichen.
"Na gut."
Charlie und Nati wussten beide, was Leah meinte.
Aber dem war nicht so.
Sie waren keine Familie.
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