von Kinditem
Nati strich sich nervös das Haar aus dem Gesicht und hielt Charlies Hand während sie darauf wartete, dass der Prozess endlich begann.
Immer wieder sah sie sich nach ihrer Tochter um.
Weder sie noch Tom waren da.
Bis die groĂźe FlĂĽgeltĂĽr des Gerichtssaales aufging, versuchte Charlie, seine Freundin halbwegs zu beruhigen, was nicht ganz so gut klappen wollte.
Tom kam nach seinem Anwalt und dem von Nati in den Saal, setzte sich dem Paar gegenüber, während der Richter seinen Platz einnahm.
Als erstes wurde Natis Ex-Freund in den Zeugenstand gerufen.
“Mr. Macintosh möchten Sie ihre letzte Aussage revidieren?” Der Richter sah von seinen Unterlagen auf und blickte Tom fragend an.
“Nein, wieso sollte ich denn? Ich versteh den Zirkus hier eh nicht. Nur weil ihr Lover jetzt auftaucht, fechten sie den Prozess an?! Bitte, das ist nun wirklich albern!”
“Mr. Macintosh ich muss doch sehr bitten. Sollten sie sich nicht richtig Ausdrücken können muss ich sie verwarnen.
Sie möchten ihre Aussage also nicht widerrufen?”
“Nein, das möchte ich nicht.” Tom schüttelte den Kopf.
“Es ist alles wahr, was ich gesagt habe und daran ändert sich nichts.”
Natalias Anwalt erhob sich und trat nach vorne.
“Mr. Macintosh stimmt es, dass sie Miss Bones verlassen haben, als diese ihnen eröffnet hat, dass sie schwanger ist?”
“Was tut das zur Sache? Das ist über ein Jahr her und ich hatte Panik bekommen.”
“Also ja. Haben sie auf einen der Versuche von Miss Bones reagiert sie zu erreichen?”
“Das haben wir doch schon letztes Mal besprochen, oder nicht? Ja, habe ich, aber erst etwas später.”
“Wie viel später?”
“Etwa eine Monat nach der Geburt von Leah.”
“Haben sie Zeugen dafür?”
“Ja natürlich. Natalia selbst kann es bezeugen und Fleur bestimmt auch.”
“Mr. Macintosh beide Frauen als auch Mr. Weasley haben ausgesagt, dass sie sich erst ein Jahr nach der Geburt gemeldet haben.”
“Dann lügen sie. Weil sie mich fertig machen wollen und mir Leah weg nehmen wollen.”
“Laut der Nachbarin von Miss Bones soll diese sie aber zum ersten mal ein mal nach der Geburt gesehen haben und es soll eine Lautstarke Auseinandersetzung gegeben haben bei der sie Miss Bones aus ihrer Wohnung geworfen hat.
Mr. Macintosh ich glaube nicht, dass sie sich wirklich einen Monat nach der Geburt gemeldet haben und wirklich niemand kann das bezeugen.
Nein, ihre Aussage steht sogar gegen vier andere.
Sie haben sich also nach einigen Aussagen erst nach einem Jahr gemeldet. Sie wollten Miss Bones und Leah zurück haben, nicht wahr?”
“Ja, natürlich wollte ich das und das will ich noch immer.”
“Wie weit waren sie bereit zu gehen um die beiden zurück zu gewinnen?”
“Sehr weit, weil sie beide liebe.”
“So weit Miss Bones zu schlagen, weil sie nicht zu ihr zurück wollte und auch nicht bereit war sich mit ihnen und ihrer gemeinsamen Tochter ein gemeinsames Leben zu beginnen?”
“Nein. Ich würde sie nie schlagen, so viel steht fest. Leah ist mein Ein und Alles und ich würde nie riskieren, sie zu verlieren.”
“Mr. Macintosh sie haben einen sehr schönen Ring an ihrer Hand.”
“Wie?” Tom sah den Anwalt verwirrt an. “Der ist von meinem Großvater..”
“Ja, er ist wirklich schön und von der Größe passt es auch…” Der Anwalt nickte und wandte sich dem Richter zu.
“Ich möchte hier mit Anklage gegen Mr. Macintosh wegen Körperverletzung gegen Miss Bones erheben. Er hat sie bei einer Auseinandersetzung, die nicht den von ihm erwünschten Erfolg hatte, Miss Bones ins Gesicht geschlagen. Der Ring hat dabei einen blauen Fleck auf Miss Bones Wange hinterlassen.
Ich denke nicht, dass Leah bei einem gewalttätigen Vater gut aufgehoben ist.”
“Ich bin nicht gewalttätig!”, schrie Tom den Anwalt an, “Verdammt noch mal, nein!”
“Mr. Macintosh sie haben ihre Ex-Freundin geschlagen und wer versichert uns, dass sie das nicht wieder tun? Sie scheinen ein ziemlich eifersüchtiger Mensch zu sein und Sie scheinen sich auch nicht immer unter Kotrolle zu haben.
Sie haben Miss Bones geschlagen und haben sie mehrfach belästigt, obwohl diese ihnen deutlich gesagt hat, dass Sie sie in Ruhe lassen sollen.
Sie sind nicht damit klar gekommen, dass Miss Bones ein neues Leben angefangen hat. Das ist ihr Problem nicht wahr?
Sie begreifen nicht wieso ihre Ex-Freundin nicht zu ihnen zurück möchte.
Wo sie doch anscheinend meinen der Typ von Mann zu sein der jede Frau haben kann und gerade diese möchte sie nicht zurück haben!
Das kränkt ihren Stolz nicht wahr? Und gerade wegen dem sitzen wir doch hier!”
“Ich kann nur immer und immer wiederholen, dass ich meine Tochter liebe und für sie da sein will und dass ich nicht glaube, dass Leah bei Nati und ihrem Freund gut aufgehoben ist, weil einfach schon viel zu viel passiert ist. Als gute Mutter sollte man doch seine Tochter überall suchen und nicht einfach davon ausgehen, dass sie in einem Feuer verbrannt ist. 2 ganze Tage hat sie uns im Glauben gelassen, Leah sei tot! Jede sich sorgende Mutter würde doch alles nach ihrem Kind absuchen, oder liege ich da falsch?”
“Mr Macintosh ich möchte Sie darauf hinweisen, dass meine Mandantin sehr wohl etwas unternommen hat. Und es ist außerdem vollkommen nachvollziehbar, dass Miss Bones einen Nervenzusammenbruch erlitten hat, als sie in keinem der Krankenhäuser eingeliefert worden war und die Feuerwehrleute deutlich mehrfach wiederholt haben, dass kein Kind das Haus verlassen hat.
Wir haben sogar Zeugen dafĂĽr, dass Miss Bones versucht hat in das brennende Haus zu laufen um ihre Tochter da raus zu holen.
Ich habe mich erkundigt was Sie getan haben, als sie erfahren haben, dass ihre Tochter angeblich tot sei. Und ich kann es gerne noch ein mal fĂĽr alle sagen. Sie haben nichts weiter getan, als Miss Bones vorwĂĽrfe zu machen und ihr ein schlechtes, sowieso schon vorhandenes, Gewissen einzureden!
Nennen sie das die Arbeit eines guten Vaters? Ich bin selbst Vater und sollte meinem Kind etwas zustoßen wüsste ich, dass meine Frau nichts dafür kann und kein normal denkender Mensch macht jemanden anderen in so einem Moment vorwürfe! Und vor allem niemanden der kurz davor ist emotional zusammenzubrechen! Ich finde so etwas unmenschlich und ich bezweifle, dass sie ein guter Vater werden können, wenn sie nicht mal in der Lage sind einen anderen Menschen zu trösten und aufzubauen.”
“Wissen Sie, ich hab einfach keinen Bock mehr, mich ständig zu rechtfertigen. Ich verweigere ab jetzt die Aussage, weil ich nichts weiter zu sagen habe, als dass ich sowohl das recht, als auch den Wunsch habe, mich um Natis und meine Tochter zu kümmern. Ich werde ab jetzt nichts mehr sagen, weil mir so oder so nur die Worte im Mund umgedreht werden und das muss ich mir echt nicht geben.”
Der Anwalt drehte sich wieder dem Richter zu.
“Ich denke die Verweigerung der Aussage spricht einiges für sich. Die Anklage gegen die Körperverletzung möchte ich trotzdem einleiten.
Dann habe ich auch keine weiteren Fragen.”
Der Anwalt setzte sich wieder zu Natalia und Charlie, während Tom sich wieder auf seinen Platz neben seinem Anwalt setze.
Daraufhin wurde Nati in den Zeugenstand gerufen und Toms Anwalt erhob sich um auf sie zuzutreten.
“Miss Bones, gehe ich recht in der Annahme, dass sie allein erziehende Mutter sind?”
Nati nickte.
“Ja, bin ich.”
“Und stimmt es auch, dass sie berufstätig sind?”
“Ja, ich arbeite zuhause.”
“Geht ihre Tochter in den Kindergarten oder in eine Kinderkrippe?”
Sie schĂĽttelte den Kopf.
“Nein. Für den Kindergarten ist sie noch viel zu jung. Außerdem habe ich genug Zeit mich um sie zu kümmern da ich ja zuhause arbeite. Es gibt also keinen Grund sie in den Kindergarten oder in die Kindergrippe zu schicken.”
“Also fehlt es ihr an Kontakt zu anderen Kindern in ihrem Alter.
Sie arbeiten als Buchautorin. Ist es in diesem Job nicht schwer, ein regelmäßiges, gesichertes Einkommen zu haben?”
“Nein, der Kontakt fehlt nicht. Immerhin gehe ich regelmäßig mit Leah auf den Spielplatz und sie hat auch Freunde mit denen sie sich regelmäßig trifft.
Und was das Einkommen angeht kommt es auf den Vertrag an. Ich bin Kinderbuch Autorin und der Verlag in dem ich angestellt bin zahlt mit für jedes Buch das abliefere. Da ich das jeden Monat mindestens ein mal tue habe ich ein gutes und regelmäßiges Einkommen.”
“Sie haben in der Zeit vor dem Brand bei ihren Eltern gewohnt, stimmt das?
Nun, wenn ihr Einkommen so gut ist, wieso sind sie dann gezwungen, bei ihren Eltern zu wohnen, wo Sie doch eigentlich genug Geld hätten.?”
“Ich bin nicht aus finanziellen Gründen aus meiner Wohnung gezogen sondern weil ich mich durch Tom belästigt und bedroht gefühlt habe. Er wusste nicht wo meine Eltern wohnen, also habe ich meine Sachen gepackt und bin mit Leah zu meinen Eltern gezogen um von dort aus mir eine andere Wohnung zu suchen.”
Das war nur die halbe Wahrheit.
“Dann gehe ich davon aus, dass Mr Weasley sie dort natürlich auch besucht hat? Immerhin sind Sie und Mr Weasley.. Wie sagt man im Volksmund? Ein Liebespaar?”
“Charlie ist an Leahs Geburtstag zu besuch gekommen, ja und auch einige male danach.
Wir haben uns eine Woche lang nicht gesehen. Die Woche nach dem ich zu meinen Eltern gezogen bin.
Und ja, wir sind ein Paar.”
“Und wieso haben Sie sich dort nicht gesehen?”
“Wir hatten eine leichte Auseinandersetzung und außerdem war Charlie beruflich verhindert.”
“Ich habe Informationen eingeholt. Ihr Freund arbeitet in Rumänien mit wilden Tieren. Man verdient dort nicht allzu viel. Wie wollen sie denn gemeinsam Leah ernähren? Mein Mandant ist dazu wenigstens in der Lage.
Mr Weasley kommt zudem aus einer sozial schwachen Familie und hat noch 6 Geschwister, die er ebenfalls von seinem Gehalt unterstützt. Wo bleibt denn da das Geld für Leah? Oder die Zeit, um Sie zu besuchen? Man kann nicht so leicht von Rumänien hier her kommen.”
“Ja, er hat 6 Geschwister, aber was hat das damit zu tun? Wir haben getrennte Kassen und obwohl Tom anfangs nie Unerhalt gezahlt hat und mir noch eine Menge schuldet habe ich es immer finanziell geschafft. Leah fehlt nichts.
Sie können mir mein Kind nicht wegnehmen, weil ich allein erziehend bin und alles in den Griff bekomme! Welche Frau kann denn von sich behaupten, dass sie ein Kleinkind und einen Job unter einen Hut kriegt und noch ein eigenes Leben führt ohne das etwas zu kurz kommt?”
“Können Sie das denn von sich behaupten? Sie scheinen mir ein durchaus nicht kleines Selbstbewusstsein zu haben und auch Ihr Mundwerk ist ziemlich groß. Wie sind Sie denn in der Lage, ihre Tochter zu erziehen, wenn ihr Lebenspartner am anderen Ende von Europa wohnt und vielleicht mal jedes halbe Jahr zu besuch kommt. Zudem sehe ich es nicht gewährleistet, ein Kleinkind bei einer psychisch und physisch labilen Mutter zu lassen.”
“Natürlich geht es mir nicht gut! Mir wurde mein Kind weggenommen, würde es ihnen da etwa gut gehen?
WĂĽrden sie strahlend herum laufen wenn ihnen so etwas passiert?
Und ich nehme an Tom hat ihnen auch nicht von unserer letzen Begegnung berichtet wo er mich geschlagen hat, beleidigt und mich gegen meinen Willen geküsst hat womit er gesorgt hat, dass Charlie mich zeitweise verlassen hat und kurz darauf hat Tom mir Leah weggenommen.”
“Jaja, die Welt tut Ihnen immer Unrecht, oder? Obwohl Sie gar nichts machen, widerfährt Ihnen immer nur Schreckliches. Mein Mandant hat Ihnen keineswegs das Kind entzogen, er hat es auf Anraten des Jugendamtes zu sich genommen, weil das Kinderwohl gefährdet war.”
“Er hat sich eine Zeit lang nicht um sie gekümmert. Es hat ihm einen Dreck interessiert was mit ihr ist und ganz plötzlich nach über einem Jahr ist er der sorgenvolle Vater und ich die schlechte Mutter, ja?
Sie haben mich gefragt wie ich das schaffe. Ist es etwa besser wenn Leah zu einem Vater kommt der sich nicht immer unter Kontrolle hat? Der zu Wutausbrüchen neigt und den ganzen Tag über arbeiten ist? Ist es etwa besser, wenn sie den ganzen tag in einer Kindergrippe hockt um dann Abend von ihrem Vater abgeholt zu werden der sie dann ins Bett bringt um sie morgens wieder in so eine Krippe abzuschieben? Ist das etwa besser? Ich weiß nicht wie sie das sehen, aber ich sehe keinen Grund mir das Sorgerecht zu entziehen und mir mein Kind wegzunehmen, wenn er sich anscheinend nicht besser um sie kümmern kann! Er hat doch gar keine Ahnung von ihr! Er weiß so gut wie gar nichts über sie und sie nennt ihn noch nicht ein mal Daddy. Nein, im Gegenteil sie hat Angst vor ihm, weil er mich immer wenn er bei uns aufkreuzt anschreit.”
“Nun, ich denke nicht, dass ihre Tochter Angst vor ihrem Vater hat, immerhin war sie jetzt etwa zwei Wochen bei ihm und der Kleinen geht es blendend. Anfängliche Fehler meines Mandanten will ich gar nicht dementieren, aber jeder Mensch kann sich besser und hat eine zweite Chance verdient, das sollte sowohl der Richter als auch Sie, Miss Bones, einsehen. Ich bedanke mich und habe keine weiteren Fragen an die Zeugin.”
Der Richter nickte schwach.
“Miss Bones sie können sich setzen. Mr. Weasley, wenn Sie dann bitte nach vorne kommen würden”
Charlie nickte leicht und trat nach vorne um sich in den Zeugenstand zu begeben.
“Mr. Weasley.” Natalias Anwalt trat nach vorne. “Wie verstehen sie sich mit Leah?”
“Die Kleine ist wirklich wundervoll! Ich liebe sie wie meine eigene Tochter. Leah und Natalia sind praktisch zu meiner Familie geworden. Unsere kleine Prinzessin ist einfach unglaublich lieb.”
“Stimmt es, dass Leah sie als ihren Vater ansieht und auch so nennt?”
“Ja, sie hat eines Tages einfach damit angefangen, mich Daddy zu nennen und wir haben kein Problem damit.”
“Was können sie über Miss Bones sagen?”
“Was soll ich schon über sie sagen? Ich liebe sie. Sie ist ein herzensguter Mensch und unternimmt alles, was ihr nur möglich ist, um es jedem Recht zu machen.”
“Und wie sieht es mit der Erziehung des Kindes aus?”
“Da gibt es keine Probleme, Leah ist wie jedes andere Kind in ihrem Alter und Nati kümmert sich vorbildlich um sie.”
“Sind sie auch der Ansicht, dass Miss Bones psychisch nicht stabil ist?”
“Nati? Sie hat wie jeder Mensch Probleme, ja. Aber wenn sie psychisch labil ist, dann bin ich es auch und eigentlich hab ich keine Probleme mit meiner Psyche.”
“Und wie sieht es finanziell aus?”
“Bei Nati? Da gibt es nichts zu bemängeln.”
Der Anwalt nickte.
“Keine weiteren Fragen.”
Charlie nickte.
“Danke. Darf ich dann aufstehen?”
“Ja, natürlich.”
Der Richter erhob sich und sie verschwanden um sich zu beraten im anliegenden Raum.
Nati lehnte sich gegen Charlie und spielte nervös mit ihrem Armband.
“Es wird alles gut, keine Sorge.”
Sachte hielt der Rotschopf ihre Hand fest.
“Aber lass das bitte, das macht mich total verrückt.”
“Tut mir Leid…” Nati verschränkte ihre Finger in seine und wagte einen Blick herüber zu Tom.
“Ich verspreche dir, dass alles gut wird, Nati. Hoch und heilig und wenn nicht, dann darfst du mich ruhig schlagen oder sonst was mit mir machen.”
“Ich werde dich nicht schlagen. Den einzigen Menschen den ich bisher geschlagen habe war Tom und das wird auch so bleiben.”
“Dann darfst du … irgendwas tun, was nicht fair wäre, aber naja, das macht nichts. Wir bekommen sie zurück.”
“Ich hoffe es.”
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel