von Kinditem
Charlie ließ sich von Natalia küssen, widmete sich danach wieder kommentarlos dem Buch, ehe er es wenige Minuten später zu klappte.
“Ich liebe dich auch, aber ich habe keine Lust, dein Hampelmann zu sein. Du kannst nicht einfach mal mit mir Schluss machen, nicht so oft. Irgendwann hab ich es satt, immer angekrochen zu kommen und mich zu entschuldigen. Ja, ich habe Fehler gemacht und das bereue ich auch. Ich lege dir jeden einzelnen meiner Gedanken offen, vielleicht ist das ja gerade das das Falsche. Ich möchte deine Panikattacken nicht ausbaden müssen, weil ich nicht Tom bin, weil ich seine Fehler nicht mache, weil ich dich und Leah nicht verlieren will, weil ihr meine Familie seid. Nur habe ich langsam keine Kraft mehr, deine Ängste zu überstehen und mich immer wieder zu entschuldigen, Natalia.”
“Das verlange ich nicht und es tut mir Leid, dass du dich mit meinen Ängsten und den Problemen die Tom geschaffen hat herum schlagen musst.
Und ich setzte dich auch nicht mit Tom gleich und wenn du das denkst, dann tut es mir wirklich Leid.”
“Ich würde dir deine Ängste viel lieber nehmen, als der Auslöser dafür zu sein. Es geht nicht, dass ich dir immer weh tue, so was kann auf Dauer nicht gesund sein. Sag mir, was ich machen soll, ich mach es. Aber hör auf damit, mit mir Schluss zu machen, nur weil du denkst, ich könnte es ja tun.”
“Ich will ja auch eigentlich gar nicht mit dir Schluss machen…”
“Dann lass es einfach sein. Das tut weh, weil ich will, dass du mir vertraust, aber anscheinend hab ich durch meine Aktionen dein Vertrauen missbraucht und verloren.”
“Es hat wehgetan zu wissen, dass es reicht, dass deine Ex-Freundin vor der Tür steht, damit du überlegen musst, ob ich wirklich die bin die du liebst. Vor allem, weil du mir kurz davor gesagt hast, dass du es tust. Ich hab mir wirklich Mühe gegeben… Ich hab versucht für dich da zu sein und hab gelächelt und dich getröstet, obwohl mir zum heulen zu Mute war und ich bin auch wieder zurück gekommen, als du Simone geküsst hast und ich hab mir gedacht, dass es ja halb so wild ist, weil du ja noch da bist und du schon weißt was du tust oder nicht und das du dir da auch schon etwas bei denkst.
Aber weh getan hat es trotzdem und dann wollte ich nicht hören was du zu sagen hast, weil es wehtut. Ich wollte es einfach, schlicht und ergreifend, erst gar nicht wissen und die Idee mit dem Doppeldate war einfach vollkommen daneben! Das ist als würde ich meinen ich möchte ein Date mit Tom und dir um zu entscheiden wer von euch beiden dann sein restliches Leben mit mir verbringen darf. Würdest du dich da wohl fühlen? Vielleicht war es ja eine recht gute Idee um dich zu entscheiden, aber ich habe dir vertraut und ich war der Ansicht du würdest mich Lieben…
Ich versuche dich jeden Tag glücklich zu machen. Ich gebe mir täglich Mühe und wenn du das nicht siehst, dann solltest du nicht mit mir zusammen sein und besser mit einer Frau die dich mehr liebt und die du mehr liebst. Und ich finde es albern sich extra an diesem einem Tag übermäßig anzustrengen, weil es ist dann extra für diesen einen Tag und das hat dann nichts mit dem Verhalten am Alltag zu tun.
Willst du wirklich an einem Tag sehen wie sehr ich dich liebe und dann die restlichen Tage nicht?
Du weißt doch wie wir uns jeweils benehmen und was du an uns hast.”
“Ich wollte nur sehen, ob du kämpfen kannst und willst. Ob du es schaffst, aus dir heraus zu kommen, ob du mal spontan sein kannst. Ich weiß, dass es wegen Leah nicht geht und dass du nicht der Typ dafür bist, spontan zu handeln, aber das fehlt mir. Es fehlt mir, dass du ein wenig verrückt bist. Glaub mir, ich achte, was du für mich machst, aber das musst du alles nicht tun. Es geht mir gut und wenn ich dir eine Last bin, dann musst du es einfach sagen. Es ist unfair, dich zu testen, das ist mir klar, aber ich wollte mich nur absichern. Ich wollte nur sicher gehen, dass meine Entscheidung richtig war, mit dir zusammen zu sein. Du verstehst nichts, was es für mich bedeutet, wenn Simone einfach auftaucht. Ich war zwei Jahre lang mit ihr zusammen, ich hatte Pläne und Träume, ich war wirklich verdammt glücklich mit ihr und habe sie geliebt. Aber sie wollte keine Familie. Und jetzt kommt sie an und will doch eine. Das ist ein Schock, in gewisser Art. Das ist, als wäre Tom ein paar Wochen nach Leahs Geburt wieder gekommen und hätte dir eröffnet, dass er doch eine Familie sein will, dass er dich noch liebt und dass er die Prinzessin liebt. Als wäre Tom mit einem Plüschtier angekommen, für Leah, als Geschenk zur Geburt. Das ist, als wäre Tom damals wieder gekommen, hätte sich entschuldigt und sich wirklich rein gehangen, dir zu zeigen ,dass er dich liebt. Wir wissen beide, dass du ihn zurück genommen hättest, damals schon. Simone war die Frau, die ich von allen Freundinnen vor dir am Meisten geliebt habe und es ist in die Brüche gegangen wegen gerade dem, was ich bei dir habe, was ich an dir so schätze. Wegen der Familie, der Geborgenheit, der Güte. Es war schwer für mich, sie los zu lassen, es war schwer zu verstehen, dass meine Träume bei ihr nicht in Erfüllung gehen können. Ich habe alles, was ich mir wünsche, bei dir. Aber ich war verwirrt, ich war geschockt und völlig durcheinander. Ich weiß, dass du das alles nicht hören willst, aber es steht dir frei, jederzeit zu gehen, ohne mich angehört zu haben.”
“Es war nur ein Test?”, fragte sie geschockt und es stand ihr deutlich ins Gesichts geschrieben, dass sie unglaublich verletzt war, “ein Test…”
Nati holte tief Luft und sah ihn an, es gelang ihr sogar schwach zu lächeln.
“Ich war noch nie gut in Tests.”
“Nati… nein. Es ist… es war dumm von mir, ich weiß, verzeih mir. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit dir zusammen sein zu dürfen, das hab ich gemerkt, das hab ich wirklich gemerkt. Es geht doch nichts ums Gewinnen oder Verlieren oder darum, gut zu sein. Es ging für mich darum, mir sicher zu sein ,was ich will. Will ich Simone und die damit verbundenen Abenteuer oder will ich dich, die Familie, die Geborgenheit, bin ich da schon reif genug zu. Und ich habe für mich selbst entschieden, dass ich mich reif genug fühle, mein Leben mit dir zu verbringen, eine eigene Familie zu gründen, Abenteuer hin oder her. Es gibt wichtigeres im Leben als mal zum Wildwasserrafting zu gehen oder Fallschirm zu springen. Die Familie ist das Wichtigste im Leben und du bist meine Familie.”
“Nein, das bin ich nicht.” Sie schüttelte den Kopf.
“Ich hab alles falsch gemacht was ich hatte falsch machen können und… Gott, wenn du nur ein Wort gesagt hättest… Ich hätte es besser gemacht und… Es tut mir Leid. Den nächsten Test vermassle ich sicher nicht… Ich her auf auch alberne, sinnlose Bücher zu schreiben und…”
Sie fing an zu weinen und lies sich in einen Sessel sinken um das Gesicht in den Händen zu verbergen.
Während sie leise schluchzte, bebten ihre Schultern.
“Nein Nati, das Buch ist klasse, ich finde es toll und es wird keine bescheuerten Tests mehr geben…”
Charlie verzog leicht das Gesicht, als er aufstand und zu ihr herĂĽber humpelte, um Nati in den Arm zu nehmen, so gut es mit dem Bein und vor dem Sessel ging.
“Du musst nicht weinen, es ist doch alles gut…. Shht, Nati, alles gut…” Sachte strich er ihr durch die Locken und über den Rücken, drückte sie sanft an sich.
“Ich bin hier, ich bin bei dir und ich lass dich auch nicht mehr alleine.”
“Nein rein gar nichts ist gut!”, protestierte sie schluchzend, “ich bin eine schreckliche Langweilerin und du vertraust mir nicht und ich werde verletzenden Tests unterzogen und bestehe sie noch nicht ein mal und… und… und das nennst du gut?!”
“Du bist keine Langweilerin und ich vertraue dir mehr als sonst jemandem. Gut ist, dass du da bist, dass du bei mir bist, trotz allem, was ich dir angetan habe. Gut ist, dass du mich nicht weg schubst und ich dich fest halten darf. Gut ist auch, dass wir uns lieben.”
“Das war so die ganze Zeit und es war auch nicht gut. Ich war die ganze Zeit da und ich hab dich die ganze Zeit geliebt und… tut mir Leid ich kann nicht kämpfen. Nicht schon wieder so leid es mir auch tut.”
“Du musst auch nicht mehr kämpfen, es ist zu Ende, ich bin und bleibe, solange du mich haben willst.”
“Bin ich eigentlich so unglaubwürdig, dass du solche Tests machen musst?”
“Nein, nein das bist nicht. Es liegt nur an mir, nicht an dir, du kannst nichts dazu, wirklich, das musst du mir glauben. Ich weiß, dass es dir schwer fällt, mir zu vertrauen, weil ich dich verdammt verletzt habe, aber diesmal ist es die Wahrheit. Ich liebe dich, ich will mit dir zusammen sein, ich will eine kleine, rothaarige Tochter mit Locken und deinen Augen.”
“Ich war ja nicht besser und ich mach es auch wieder gut und ich werde mir Mühe geben spontan zu sein, wirklich.”
“Es ist schon okay. Ich weiß, dass du nicht spontan sein kannst, wegen Leah. Aber was hältst du davon, wenn wir uns darauf einigen, einen Tag in Monat nur für uns beide frei zu halten, einen Tag, an dem wir irgendwas verrücktes machen, vielleicht einfach mal Kanu fahren oder ich nehm dich zu den Drachen mit und zeig dir ein paar.”
Sie nickte “Ja, das können wir gerne machen.”
“Das klingt gut. Ich freu mich, wirklich, ehrlich, versprochen.” Charlie küsste sie sachte auf die Stirn.
“Und nicht mehr weinen. Prinzessinnen weinen nicht.”
“Ich bin keine Prinzessin. Ich bin die hässliche, bescheuerte Hexe.”
“Ich bin ein Frosch, mach dir nichts draus. Du darfst mich gegen die Wand werfen, vielleicht werde ich dann irgendwann doch noch mal ein Prinz.”
“Du bist doch bereits einer…”, murmelte sie und sah auf ihre Hände.
“Dann bist du meine Königin und Leah unsere Prinzessin.”
Sie schob ihn ein wenig von sich weg.
“Tut mir Leid ich kann das noch nicht…”
Charlie nickte schwach und schleppte sich zu seinem Bett, um sich darauf fallen zu lassen und das Bein hoch zu legen.
“Im Kühlschrank liegt ein Kühlakku, bringst du mir den wohl, bitte?”
“Ja, klar.”
Sie erhob sich, strich sich das Haar aus dem Gesicht und ging zum KĂĽhlrank um den gewĂĽnschten KĂĽhlakku heraus zu nehmen und ihn ihm zu bringen.
“Tut es noch sehr weh?”, wollte sie besorgt wissen.
“Nein, kein Problem, es ist schon nicht mehr so schlimm. Man sollte sich bei der Arbeit eben nicht ablenken lassen.” Charlie wickelte den Akku in ein Küchenhandtuch, das nahe bei ihm lag und legte es auf die Brandwunde.
“Tut mir Leid ich wollte dich nicht ablenken und dafür sorgen, dass du so verletzt wirst….
Warst du damit mal beim Arzt? Es sieht nicht besonders gut aus.”
“Wir haben hier keinen Arzt, der nächste ist ein paar Stunden weit weg, weil unser Arzt hier im Moment selbst krank ist. Wir versorgen uns dann selbst, es ist ja das Gleiche wie all die anderen Narben, nur eben etwas größer. Außerdem ist die Schwellung schon enorm weg gegangen und die Haut pellt sich auch nicht, das ist ein gutes Zeichen.”
“Es sieht trotzdem nicht besonders gut aus… Ich finde du solltest es noch ein mal einsalben. Zur Sicherheit und dann verbinden… Warte, ich helfe dir.”
Nati machte ging zurĂĽck zum KĂĽhlschrank und nahm die Salbe heraus.
“Du hast doch sicher hier irgendwo Verbandszeug, oder?”
Sie kniete sich vor ihn und öffnete die Tube.
“Danke, aber das ist nicht zwingend nötig. Ich muss es die nächsten Tage über ja auch alleine machen, ich gehe schließlich nicht davon aus, dass du unbedingt Lust hast, mich morgen noch mal besuchen zu kommen, so wie ich mich verhalten habe und verhalte.”
“Wieso nicht? Ich hab doch sowieso nichts sinnvolles anderes zu tun, wenn Leah im Kindergarten ist.”
“Hmm… wenn du meinst, dass du dazu in der Lage bist, dann würde ich mich auf jeden Fall freuen, wenn du vorbei kommen würdest.”
Sie seufzte leise.
“Du bist jetzt sauer und verletzt und das kann ich auch gut verstehen und… ich wollte ja nur helfen.”
Natalia legte die Salbe auf den Couchtisch und erhob sich.
“Ich geh dann wohl besser wieder.”
“Ich mein ja nur. Ich will dich zu nichts zwingen, was dir nicht passt.”
Charlie setzte sich auf und griff nach der Salbe, nur leider lag diese zu weit weg, er überschätzte sich und kippte aus dem Bett.
“Charlie!” Sie hielt ihm sanft am Arm fest und half ihm sich wieder auf das Sofa zu setzen.
“Hast du dir wehgetan?”, wollte sie besorgt wissen und setzte sich neben ihn.
“Nein nein, alles okay. Geht schon, danke. Mir geht’s gut, hab mir nur den Kopf gestoßen. Blute ich irgendwo?”
Sie erhob sich wieder, stellte sich vor ihm und betrachtete seinen Kopf.
“Ja, da vorn… Warte ich mach das.” Natalia beeilte sich ein Tuch und Desinfektionsmittel zu besorgen und kam dann wieder.
“Still halten, ja?” Sie kniete sich auf das Sofa. “Das könnte nur jetzt ein wenig wehtun…”
Sie sprĂĽhte das Desinfektionsmittel auf das Tuch und begann vorsichtig die Wunde abzutupfen.
Charlie verzog das Gesicht und biss sich leicht auf die Unterlippe.
“Geht schon, ich bin ja groß genug, um das aus zu halten, nicht?”
Er lachte leise und seufzte dann lautlos.
“Das aber auch immer mir so was passieren muss.”
“Ja du bist wirklich immer der Arme…” Nati tupfte weiter ab. “Ich habs ja auch gleich.”
Seufzend lehnte er sich an die Lehne des Sofas und lieĂź sie machen.
“Meinst du, es muss genäht werden?”
“Ich glaube schon. Es sieht nicht besonders gut aus und es will auch nicht aufhören zu bluten…
Es wäre auf jeden Fall besser, wenn du doch zum Arzt gehst oder apparrierst.”
“Ich kann nicht, nicht mit dem Bein, ich kann kaum auftreten, Nati… würdest du wohl… würdest du mit kommen und mir helfen?”
“Natürlich mache ich das.”, nickte sie, “nur… ich muss vorher bei der Mutter von Leahs Freundin anrufen. Du weißt ja, dass das mit dem spontan nicht klappt…”
“Du kannst auch nach Hause apparieren und Leah mit bringen, dann muss sie nicht bei ihrer Freundin bleiben. Wenn dir das nicht zu viel Stress ist.”
“Oder ich hol sie, wenn du genäht wirst, dann klappt das auch zeitlich alles.”
“Ja, das klappt natürlich noch besser.”, nickte er und hielt sich den Kopf.
“Autsch, das ist ein ekeliges Gefühl.”
“Nicht Schatz.” Sie nahm seine Hand weg und legte wieder das Tuch auf die Wunde.
“Kannst du laufen oder ist dir dann schwindelig?”
“Es geht. Ich seh ein paar Sternchen, ab und zu auch gar nichts mehr, ist aber nicht so schlimm, wirklich nicht. Ich hasse Krankenhäuser doch!”
“Die sind auch doof, aber es ist wirklich nötig. Halt das Tuch fest, dann stütze ich dich.”
Charlie tat, wie sie sagte und hielt es fest, ehe sie zusammen ins Krankenhaus apparierten.
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