von Kinditem
Charlie hatte gerade die Spülmaschine mit dem Geschirr vom Mittagessen eingeräumt, als es an Natis Haustür klingelte.
„Nati? Gehst du eben? Ich kann gerade nicht.“, rief er ihr aus der Küche zu.
„Ja, mache ich.“ Sie lief zur Tür um zu öffnen. „Hallo Bill... Was für eine Überraschung. Lass mich raten. Du warst gerade in der Nähe?“
„Nein nein. Ich bin extra gekommen, weil ich Leah zum Zoo abholen wollte. Hatte sie dir das nicht gesagt? Das hatte ich mit ihr abgesprochen. Fleur und ich und Leah und Teddy und Harry.“
„Wie?“ Sie sah ihn verdattert an. „Nein hat sie nicht und ich hatte eigentlich schon etwas anderes eingeplant. Tut mir Leid, Bill. Ihr werdet dieses mal ohne sie auskommen müssen.“
„Wir haben ihr das aber versprochen und du kannst dem Kind ja nichts versprechen und es dann wieder brechen.“
„Nein, tut mir Leid, Bill. Heute nicht.“
Er schnaubte leise.
„Na gut. Charlie wird es dir danken.“
„Was tu ich? Hey Bill, kommst du Leah abholen?“
„Nein, deine Freundin hat es mir verboten.“
Nati sah zwischen den beiden hin und her. „Für wie blöd haltet ihr mich eigentlich? Glaubt ihr ernsthaft, dass es mir nicht auffällt, dass du Bill seit 3 Wochen dafür sorgt, dass Leah aus dem Haus ist, wenn Charlie da ist? Und das sie in diesen drei Wochen nur 6 mal zuhause schlafen dürfte und zwar immer nur dann, wenn Charlie in Rumänien bleiben musste über Nacht? Wenigstens von dir, Charlie, hatte ich mehr Reife erwartet.“
Sie schüttelte wütend den Kopf und ging in die Küche.
Charlie schüttelte ebenfalls den Kopf und seufzte leise.
„War ja ein super Plan, Bill. Ich hab dir doch gleich gesagt, dass sie das irgendwann merkt.“
„Na und? Selbst wenn, was soll dir schon passieren? Du hattest die letzten Wochen über endlich mal Sex und Nati wird dich deswegen sicherlich nicht verlassen. Also Kopf hoch Brüderchen. Du hast dir eine Frau mit Kind ausgesucht. Ich mir eine ohne, aber dafür ist mein Kind in Produktion, was sehr nett ist, weil man oft üben muss.“ er zwinkerte Charlie zu,“Wie dem auch sei, ich geh dann mal, viel Erfolg noch.“
„Ja, danke.“, seufzte Charlie und schloss die Tür hinter Bill, ehe er zu Nati in die Küche kam.
„Tja, das wars dann wohl erstmal, denke ich.“
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu und räumte dann weiter die Spülmaschine ein.
„Gut, ich geh dann arbeiten.“ Eigentlich hatte er heute frei, aber bei der Stimmung beschäftigte Charlie sich lieber mit seinen Drachen.
„Mach das. Nicht das Leah dich zu Tode nervt oder dein kleiner Freund dich um den Verstand bringt.“
„Tut mir ja leid, dass ich in irgendeiner Weise mal eine normale Beziehung führen wollte.“
„Du hast meine Tochter abgeschoben!“, schrie sie ihn an, „Du schiebst meine Tochter ab und erzählst mir, dass du Kinder willst! Schiebst du dann das Kind auch ab, damit du vögeln kannst oder hätte das Kind Sonderrechte, weil du es gezeugt hast?! Außerdem hast du nicht erst nach einem Jahr Beziehung durch einen Zufall erfahren, dass ich eine Tochter habe sondern du wusstest es von Anfang an! Das ist wirklich das allerletzte! Ich habe dir vertraut!“
„Ich habe sie nicht abgeschoben.“, antwortete er ihr ruhig, „Bill hat sie lediglich ab und zu mal abgeholt um was mit ihr zu unternehmen, mehr nicht. Wenn es dich nicht stört, dass Leah einfach mitten rein platz, wenn wir auch nur ansatzweise versuchen miteinander zu schlafen, dann ist das schön für dich, aber mich nervt es einfach. Und es ist nicht nur ein oder zwei Mal passiert, es ist fünf oder sechs oder sieben oder acht Mal passiert, wenn nicht sogar noch öfter. Wenn du keine Probleme damit hast, wegen deinem Kind zurück zu stecken, dann ist das wirklich schön für dich, aber ich kann das nicht. Ich hab die Kleine lieb, ja. Und ich will Kinder, ja. Aber wir können keine haben, wenn wir nicht mal miteinander schlafen, weil immer jemand reinplatzt und meint, er muss jetzt unbedingt Aufmerksamkeit bekommen. Ich will deine Erziehungsweise ja nicht kritisieren, aber wenn wir mal Kinder haben sollten, dann glaub mir, die werden anders erzogen und zwar so, dass sie auch mal ein bisschen zurück stecken können und nicht immer um Aufmerksamkeit buhlen, nur weil man sie mal 5 Minuten lang nicht anguckt. Leah geht es doch gut. Sie bekommt ihre Aufmerksamkeit und zwar mehr als genug, wir richten unser verdammtes Leben nach ihr aus, statt sie in unseres einzubinden.“
„Ach ja? Was erwartest du? Das ich Leah zurück stufe, weil du zu wenig Aufmerksamkeit bekommst? Ich lasse mein Kind, aber nicht größtenteils bei deinem Bruder nur damit du dir die Seele aus dem Leib vögeln kannst. Ist dir überhaupt ansatzweise bewusst was du getan hast? Und wenn du deine Kinder anders erziehen möchtest, dann erzieh sie doch anders, aber dann halt dich von meiner Tochter fern. Halt dich doch am besten auch von mir fern, wenn dich das alles so nervt. Bill findet sicherlich eine bereit willige Freundin ohne Kinder für dich und wenn nicht, dann ist der Puff ja nicht weit.“
„Das ging eindeutig zu weit, Natalia.“ Charlie machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Küche um sich im Flur seine Schuhe anzuziehen, während sie sich in den Türrahmen lehnte.
„Ja, ja ich weiß. Jetzt mache ich wieder dein schönes Leben kaputt. Hau doch ab, Charlie. Das ist ja auch nichts neues. Entweder alle tanzen nach deiner Pfeife oder du bist sauer und haust ab.“
„Oh Nati, wenn du wüsstest.“, murmelte er nur und zog sich seine Jacke an, ließ dann die Tür knallend hinter sich zu fallen. Sie sah ihm wütend hinterher und sank dann weinend an der Wand zusammen. Allerdings nicht sonderlich lange, denn Leah, die das Geschrei natürlich mitbekommen hatte kam in den Flur gelaufen und erschrak heftig, als sie ihre Mutter weinen sah. „Nit wain...“, meinte sie besorgt und legte die Arme um ihre Mummy. Kuschelte sich an sie und wischte ihr tapfer die Tränen weg.
Kurz darauf klingelte es dann abermals an der Tür. Als jedoch keiner reagierte, klopfte es auch noch ununterbrochen.
„Nati? Hallo? Nati?!“, erklang Bills Stimme zunehmend nervöser als nach fast zehn Minuten Klingeln und Klopfen immer noch keiner auf machte, hörte man ein leises Klicken und Bill trat in die Wohnung, steckte seinen Zauberstab wieder weg.
„Nati? Leah?“
Eine Antwort bekam er nicht, denn Nati weinte immer noch heftig, während Leah sich ein wenig verstört an sie drückte in der Hoffnung ihre Mummy würde endlich zu weinen aufhören. Doch das Häufchen Elend war schwer zu übersehen und so fand Bill die beiden sehr schnell.
Er hob Leah hoch und drückte sie leicht an sich, wiegte sie sanft hin und her, während er sich zu Nati kniete.
„Alles okay? Wo ist Charlie? Wirklich, vertrau mir, es ist wichtig, dass Leah heute mit uns in den Zoo kommt, wirklich wichtig. Auch nur noch dieses letzte Mal und dann nicht mehr, aber es ist echt wichtig.“
„Charlie ist weg.“, meinte sie leise und wischte sich dann über die Augen und lächelte ihrer Tochter zu die vollkommen am Ende zu sein schien. „Möchtest du mit Onkel Bill und Tante Fleur mit in den Zoo?“
„Nain...“ Sie schüttelte den Kopf. „Bei Mummy..“, meinte sie leise und streckte die Hände nach Nati aus die sie entgegen nahm und sachte an sich drückte. Ihr einen Kuss auf den Kopf gab.
„Natürlich will sie nicht, wenn du hier rumheulst ohne Ende!“, zickte er Nati an, „Und wie, Charlie ist weg? Na klasse, super, herrlich. Ich glaube, ihr seid echt Wahnsinnig. Hat er dir das wenigstens vorher noch gesagt?“
„Er hat gesagt, dass er eine normale Beziehung haben will, das Leah verwöhnt ist und um Aufmerksamkeit buhlt, das meine Erziehungsweise scheiße ist und das er seine Kinder so nicht erziehen würde.“
Sie erhob sich und strich Leah über den Rücken. „Ich gehe sie anziehen, dann kannst du sie mitnehmen...“
Nati trug die Kleine ins Kinderzimmer und begann sie vernünftig anzuziehen.
„Na, jetzt bringt das auch nichts mehr.“, seufzte Bill, „Armer Charlie, er tut mir echt leid. Und das mit der Aufmerksamkeit stimmt übrigens, du merkst es als ihre Mutter nur nicht. Schließlich gibst du ihr genug Aufmerksamkeit. Aber wenn sie was mit uns macht, besonders mit Teddy, na dann Prost Mahlzeit. Wie auch immer. Ich sollte Charlie suchen gehen, der arme Mann. Also hat er nichts gesagt darüber was er vorhat?“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf und setzte Leah auf den Boden ab.
„Bei Merlin.“ Bill strich sich seufzend durch die Haare und nahm Leah auf den Arm.
„Bei Mummy bleiben oder mit uns in den Zoo?“
„Mummy...“, meinte sie leise und kuschelte sich an Bill. .
„Okay, dann bleibst du hier, ist jetzt eh egal.“ er strich der Kleinen durch die Löckchen.
„Dein Daddy hat jetzt nämlich schrecklich Geld für nichts und wieder nichts ausgegeben, aber das macht nichts.“ Bill gab ihr einen Kuss auf die Wange und knuddelte sie sanft.
„Soll ich euch beiden Kakao machen? Deine Mummy braucht nämlich dringend Schokolade.“
Leah nickte schwach und legte die Arme um seinen Hals und sah zu ihrer Mutter die wieder mit den Tränen rang, während sie die Lippen aufeinander presste und aus dem Fenster sah.
Bill trug sie aus dem Zimmer und machte ihr eine heiße Schokolade, brachte Nati dann eine ganze Tafel.
„Hier, bitte. Das wird dir gut tun. Mir nicht, meine Frau wird mich umbringen. Soll ich Fleur anrufen, dass sie vorbei kommt? Dann geh ich mit Ted zusammen Charlie suchen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Schon gut. Geh nur...“
„Gut, ich ruf Fleur an.“ Er reichte ihr ihre Tochter und ging dann in den Flur um seine Frau anzurufen, die wenig später auch schon da war. Bill nahm ihr Ted ab und ging dann zusammen mit Harry seinen Bruder suchen.
Nati war ziemlich sauer. Sie wollte Ruhe haben, doch Fleur ließ sich nicht abwimmeln. Als Bill dann wieder an der Tür klingelte öffnete ihm Fleur und legte einen Finger auf die Lippen. „Pscht.... Isch glaube Nati schläft. Isch bin mir da nischt sischer.“
„okay, gut.“ Bill nickte leicht und zog den sich sträubenden Charlie in die Wohnung.
„jetzt stell dich nicht so an, du bist abgehauen.“
„Ja, weil sie mir gesagt hat, dass ich gehen soll!“
„Ja und ihr zwei Idioten wart der Ansischt, dass sie nischt raus kriegen wird, dass ihr versucht Leah loszuwerden, damit du mit ihr schlafen kannst. Oh, glaub mir Bill, wenn du so etwas mit unserem Kind gemacht 'ättest, 'ättest du die nächsten Näschte im Keller verbracht.“
„Tja, aber da unser Kind nicht mal geborgen ist, muss ich mir da keine großen Gedanken drum machen und kann mit dir schlafen.“
„Leute, hier geht es nicht um euch..“, murmelte Charlie, „Sondern um meine Beziehung und darum, was ich mit diesem bescheuerten Ring machen soll.“
„Ihn ihr anstecken und fragen ob sie disch 'eiraten will, natürlisch. Was auch sonst?“
„Also Fleur. Bitte, wenn du dich mit Bill streitest, dann willst du doch auch nicht so aus heiterem Himmel einen Heiratsantrag bekommen, oder doch?“
„Charlie... Wenn isch misch mit Bill streite, dann rennt keiner von uns weg und macht so ein Theater wie ihr beiden. Aber gut. Dann überlegen wir uns etwas anderes. In die Küsche? Nati schläft ja auf dem Sofa und Leah ist da auch und malt.“
„Okay.“ Charlie nickte und ging mit den anderen beiden in die Küche, setzte sich seufzend an den Küchentisch.
„Ach ,das ist alles etwas zu kompliziert.“
„Und wenn du sie einfach morgen fragst?“, schlug Fleur vor.
„Morgen ist immer noch scheiß Stimmung, weil es nicht mal was bringt, wenn ich mich entschuldige.“
Sie seufzte. „Gut. Dann müssen wir uns etwas besonderes ausdenken damit sie das wieder vergisst.“
„Und was bitte? Ich denke kaum, dass ich das wieder gut machen kann, nicht so bald.“
„Bill wird dir sischerlisch gerne 'elfen.“ Fleur warf ihrem Mann einen bösen Blick zu. „Was 'attest du vor 'eute zu machen?“
„Ich wollte mit ihr an den Strand. Da ist eine kleine Surferhütte. Die hatte ich dekoriert, mit Fotos und Lampions und Kerzen und ihren Lieblingsblumen.“
„Das ist süß , aber wir brauchen etwas ausgefalleneres.“
„Ja danke.“ Er zog eine Schnute, „Super Idee, Fleur. Ich hätte da so ein paar Drachen im Angebot, ausgefallen genug?“
„Die sind zu auffallend. Oh, wie wäre es mit Ballons und Blumenblättern? Das würde ihr gefallen.“
Die drei hatten, als Leah die Küche betrat, bereits einen Plan aufgestellt und die Zeitabläufe geplant. Der kleine Lockenkopf zog einen Stuhl an die Arbeitsfläche um darauf zu klettern und sich ihre Schnabeltasse zu nehmen. Damit kletterte sie wieder herunter um sich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer zu machen.
„Prinzesschen?“ Charlie stand auf und hielt sie sanft an der Hand fest, kniete sich vor ihr nieder, „Bist du böse auf mich?“
Sie schüttelte den Kopf.
Charlie seufzte leise und nahm sie auf den arm.
„Dann ist gut. Ich mag doch nicht, dass du böse auf mich bist, ich hab dich doch lieb und deine Mummy auch. Und ich wollte nicht so laut sein, das tut mir Leid.“
Leah lehnte ihren Kopf an seine Schulter und trank ihren kalten Tee.
„Soll ich dir deinen Tee warm machen? Oder möchtest du Kakao haben?“
Sie schüttelte den Kopf und Fleur seufzte leise.
„Sie ist schon die ganze Zeit so komisch und möschte nischt reden und auch nischts spielen. Nischts.“
„Naja, das ist ja logisch, sie ist völlig verstört. Ich denke mal, dass Nati auch geweint hat und es ist für kein Kind leicht, seine Mummy weinen zu sehen.“ Er drückte Leah sanft an sich.
„Am Besten, ich bringe sie ins Bett.“
„Und jemand sollte Nati auch ins Bett tragen. Wir können sie doch nischt auf dem Sofa liegen lassen.“
„Das mach ich.“, meldete Bill sich und ging dann ins Wohnzimmer, während Charlie die Kleine ins Bett brachte und sie sanft zudeckte.
„Schlaf gut, meine kleine Prinzessin.“
Leah antwortete ihm nicht sondern starrte nur vor sich hin und hielt krampfhaft an ihrer Bettdecke fest, steckte sich dann ihren Daumen in den Mund.
Er strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht und küsste ihre Stirn.
„Glaub mir, morgen ist alles wieder gut und dann sind wir eine Familie. Mummy, Daddy und du.“
Doch Leah reagierte nicht auf seine Worte.
„ich weiß, ich bin doof.“, lächelte er schwach und strich der Kleinen sanft weiter durch die Haare.
„Möchtest du Perle haben?“
Sie nickte schwach und setzte sich auf um darauf zu warten, dass er ihr das Kuscheltier reichte und drückte den rosa Drachen dann an sich, ehe sie sich wieder hinlegte und weiter an ihrem Daumen nuckelte.
Charlie hielt ihr einen Schnuller hin.
„Möchtest du lieber den hier haben statt dem Daumen?“
Sie schüttelte den Kopf und drückte Perle noch ein wenig fester an sich.
„Okay. Dann schlaf gut, Prinzesschen.“ Er küsste noch mal ihre Stirn, machte das Nachtlicht an und knipste das große Licht aus, ließ die Tür einen Spaltbreit offen und kam dann wieder zurück zu seiner Schwägerin und seinem Bruder.
„Ich kann mit euch mitkommen?“
„Klar.“, nickte Fleur, „Wollen wir dann auch los?“
„Ja.“ Charlie nickte schwach und folgte den beiden aus der Wohnung, verschloss sie dann magisch wieder.
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