von KengaChico
16. Der Überraschungsgast
Ein neuer Morgen dämmerte herauf. Im Haus war es ruhig, denn alle, bis auf Petunia, schliefen noch. Nachdem sie sich wieder einmal unruhig von einer Seite auf die andere gedreht hatte, ohne wieder einschlafen zu können, war sie aufgestanden und hatte sich eine Tasse Tee gemacht.
Vor sich hatte sie die Papiere liegen, die sie von ihrem Anwalt bekommen hatte. Sie hatte sie mehrmals durchgelesen und brauchte nun nur noch unterschreiben……und das Ende ihrer fast vierzigjährigen Ehe mit Vernon Dursley war besiegelt.
Gedankenverloren schaute sie aus dem Fenster in den beginnenden neuen Tag…
Zurückblickend gestand sich Petunia ein, das ihre Ehe schon seit längerer Zeit nur noch so eine Art Wohngemeinschaft war, denn Vernon und sie lebten mehr wie Bruder und Schwester zusammen, als wie Mann und Frau.
Ihr Alltag als Hausfrau war recht eintönig gewesen, besonders, nachdem Dudley ausgezogen war…..Aufstehen, putzen, kochen, auf Vernon warten, schlafen gehen. Einzig die gelegentlichen Besuche von und bei ihrer Freundin Yvonne boten da Abwechslung und na ja….das Ausspionieren und Belauschen der Nachbarn…
Petunia schmunzelte bei diesen Gedanken in sich hinein…..ja, das war ihre große Schwäche und es war oft auch sehr aufschlussreich gewesen, was die Nachbarn so taten und sagten. Dadurch hatte sie sich natürlich keine Freunde gemacht…
Ein wenig wunderte sie sich über sich selbst, dass es sie hier kaum interessierte, was die Nachbarn taten, aber das konnte auch daran liegen, dass sie im Moment zu viele Dinge auf sie einstürmten, über die sie nachdenken musste.
Das Unangenehmste war die bevorstehende Scheidung, von der sie hoffte, dass es schnell über die Bühne gehen würde. Finanziell gesehen würde sie recht gut dastehen, wenn alles so kommen sollte, wie Mr. Powers es beantragt hat.
Sie wollte sich auch so schnell wie möglich nach einer eigenen Bleibe umschauen. Dudley oder Melinda könnten ihr bestimmt einen guten Makler empfehlen. So gern sie hier auch war, sehnte sie sich inzwischen doch wieder nach einem eigenen kleinen Reich, am besten nicht allzu weit von Dudleys Haus entfernt.
Dann war da die Tatsache, dass Ben und Emma Zauberer waren, wie ihre Schwester Lily und ihr Neffe Harry. Inzwischen hielt sie die Idee, Harry die Zauberei austreiben zu wollen, durch schlechte Behandlung oder Missachtung, genauso hirnrissig, wie die Idee, dass Kühe fliegen könnten.
Allein bei dem Gedanken daran, dass jemand ihre Enkelkinder so behandeln würden, wie sie früher Harry, schüttelte es sie vor Entsetzen. Sie war Harry undenklich dankbar, dass er einen Neuanfang vorgeschlagen hatte und sie würde einiges darum geben, sich mit ihrer kleinen Schwester auszusprechen, sie um Verzeihung zu bitten, doch dafür war es zu spät, aber Gott sei Dank nicht für sie und Harry.
Sie lächelte bei dem Gedanken an ihre beiden Lieblinge Emma und Ben, die vor einigen Tagen, nach dem Brief aus Hogwarts ganz aufgeregt waren und es nicht abwarten konnten, nach London zu den Potters zu fahren, wo sie die benötigten Schulsachen kaufen wollten. Außerdem stand auch die Info-Veranstaltung der Schule an.
Sie freute sich auf Hogwarts mit einer Mischung aus Neugier, Vorfreude und, ja auch ein wenig Unbehagen. Was würde sie dort wohl erwarten?
Petunia wusste nicht, wie lange sie so gesessen hatte, bis ein wegfahrendes Auto sie aus ihren Gedanken schreckte. Sie stellte die Tasse ab, atmete tief durch, setzte ihre Unterschrift unter den Antrag, steckte alles in einen Umschlag.
„Das war´s Vernon Dursley!“, murmelte sie. Bevor sie die Küche wieder verließ, schrieb sie noch einen Zettel an ihren Sohn, mit der Bitte, den Brief bei der Post einzustecken.
***
Seit diesem Morgen waren einige Tage vergangen.
Petunia war in ihrem Zimmer und packte einige Sachen zusammen. Vor drei Tagen hatte sie einen Mietvertrag unterschrieben, für ein kleines Haus, nur zwei Strassen entfernt.
Es war nicht groß, drei Zimmer, Küche, Bad und ein kleiner Garten hinter dem Haus.
Petunia hatte das Häuschen sofort gefallen. Es war möbliert zu vermieten. Auch wenn es nicht ganz Petunias Vorstellungen entsprach, für den Anfang genügte es ihr.
Doch nun lies sie Packen packen sein, denn Dudley hatte heute Geburtstag und sie hatte das Backen des Geburtstagskuchens übernommen. Eine Torte hatte sie gestern schon fertig gemacht. Jetzt wollte sie Erdbeersahnecreme auf den Bisquitboden streichen, der wohl inzwischen ausgekühlt sein musste.
Sie wurde freudig von Emma und Ben begrüßt, als sie in die Küche kam.
Die beiden hatten es sich nicht nehmen lassen, auch bei der Vorbereitung zu helfen. Natürlich auch nicht ganz uneigennützig, denn es fiel doch immer was zum Naschen ab.
Heute Abend sollte noch gegrillt werden und dafür bereitete Melinda mit den Kindern einige Salate vor.
„Mum, wo soll ich die Kartoffelwürfel reintuen?“ fragte Emma.
Melinda stellte ihr eine Schüssel auf den Tisch und sagte, „Hier rein bitte.“
Ben hatte vor sich eine Schüssel, in der schon einige Zutaten waren – Nudeln, Paprika, Erbsen und Möhren. Er gab nun noch in Scheiben geschnittene Champignons dazu.
„Fertig, Mum!“
„Gut Ben“, sagte Melinda. „Im Kühlschrank habe ich schon das Dressing für den Nudelsalat stehen. Die Tupperdose mit dem blauen Deckel. Wenn du möchtest, kannst du das schon mit deinem Salat vermischen.“
Petunia hatte inzwischen begonnen, den Bisquitboden mit der Erdbeercreme zu bestreichen, um ihn dann zusammen zu rollen. Dabei waren ihr die begehrlichen Blicke ihre Enkelkinder nicht entgangen. Lächelnd reichte sie ihnen die Schüssel, als sie fertig war. Die stürzten sich mit Wonne darauf. „Mmmh, lecker.“, sagte beide.
„Kann ich dir noch etwas helfen, Melinda“, fragte Petunia, nachdem sie die Bisquitrolle in den Kühlschrank gestellt hatte.
„Ja“, antwortete diese. „Fleisch muss noch vorbereitet werden. Die Marinade steht schon im Kühlschrank. Danke.“
Die vier waren noch eine Weile beschäftigt, bis Dudley gegen Mittag von der Arbeit kam. Er hatte heute eher Feierabend gemacht, um mit seiner Familie schön feiern zu können.
Nun mussten die Kinder natürlich noch gratulieren, denn Melinda und Petunia hatten es sich nicht nehmen lassen, das schon heute Morgen zu tun, bevor Dudley zur Arbeit gefahren war.
„Oh, wie ich sehe, seid ihr alle sehr fleißig gewesen.“, sagte Dudley anerkennend.
„Ja, waren wir auch!“, versicherten die Zwillinge.
Melinda rief die beiden zu sich und bat sie den Tisch zu decken. Sie hatte nur einen Eintopf aus dem Gefrierschrank aufgewärmt. Sie waren ja sehr mit den Vorbereitungen für den Geburtstag beschäftigt, da ging das am schnellsten.
Dann klingelte das Telefon. Melinda gab das Mobilteil ihrem Mann und meinte,
„Das ist bestimmt für dich. Wahrscheinlich Dein Freund Piers. Der hatte es heute schon einmal versucht.“
Dudley nahm ab und sprach eine Weile am Telefon, dann legte er auf und sagte,
„Ja, das war Piers. Schöne Grüsse soll ich ausrichten.“
Kaum hatte er das Telefon weggelegt, klingelte es schon wieder.
Diesmal war es Harry. Dudley stellte auf Mithören und begrüßte seinen Cousin,
„Hallo Harry. Wie geht´s ?“
„Mir geht es gut. Aber wie fühlt man sich denn so mit 37, Big D.?“
„Na, das kannst du ja bald selbst herausfinden. Schließlich wirst du Ende des Monats auch 37.“
„Richtig. Doch jetzt wollen wir dir erst einmal gratulieren….Einen Moment bitte!“
Dudley runzelte ein wenig die Stirn, da er nicht wusste, was nun kommen würde.
Doch dann ging es weiter und aus dem Hörer klang ihm ein Lied entgegen, Harrys tiefe Stimme, dann Ginnys und zwei Kinderstimmen
„Happy birthday to you, happy birthday to you. Happy birthday dear Dudley, Happy birthday to you!
“Danke!” rief Dudley gerührt in den Hörer, hinter ihm klatschten Melinda, die Kinder und Petunia Beifall.
„Nun, es war vielleicht nicht schön, “ ließ sich Harry vernehmen, „aber es kam von Herzen.“
„Ja, ich weiß und für mich war es das schönste Geburtstagsständchen, das ich jemals bekommen habe.“, beeilte sich Dudley zu versichern.
„Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen“, sagte Harry nun, „Was macht ihr heute noch? Grosse Party?“
„Nein, kleine Party. Kaffeetrinken und heute Abend grillen. Mum und Melinda haben bestimmt wieder was Leckeres gezaubert.“
„Also dann seid ihr heute zu Hause?“, fragte Harry.
„Ja, wir hätten zwar auch ausgehen können, aber morgen muss ich wieder arbeiten und relativ früh raus.“
„Gut Big D. dann wünsche ich euch noch einen schönen Nachmittag und Abend. Wir sehen uns ja spätestens am 28. Juli bei uns. Bis dahin, Ciao.“
„Ok Harry und danke für den Anruf und vor allem für das Ständchen. Ciao.“
***
Fröhliches Lachen klang aus dem Garten der Dursleys. Nach dem Kaffeetrinken hatten die Kinder vorgeschlagen, drei Mannschaften zu bilden und Tischtennis zu spielen. Da es aber insgesamt sieben Personen waren, konnte immer einer eine Auszeit nehmen.
Im Grossen und Ganzen waren alle recht sportlich, nur Petunia und Charlotte stellten sich etwas ungeschickt an und sorgten so für den einen oder anderen Lacher. Doch die beiden nahmen das sportlich und stimmten in das Gelächter ein.
Dann klingelte es an der Haustür und Dudley, der gerade Pause hatte, ging zur Tür.
Zurück kam er mit Harry und Ginny.
„Hallo Leute! Schaut mal, ich habe Verstärkung mitgebracht!“, sagte Dudley.
Die Spielrunde wurde unterbrochen, um die beiden zu begrüßen.
„Wieso hast du nicht gesagt, dass du kommst, Onkel Harry?“, fragte Ben halb erfreut, halb entrüstet. Emma wurde von Ginny in den Arm genommen.
„Es sollte eine Überraschung sein, weil ich noch nicht genau wusste, ob ich Zeit haben würde. Aber, wie du siehst, bin ich jetzt hier. Vielleicht hat eure Mama ja noch etwas von ihrem leckeren Geburtstagskuchen, den sie für euren Dad gebacken hat übrig!“
„Den Kuchen habe ich dieses Mal gebacken“, sagte Petunia, „aber es ist sicher noch etwas für euch übrig. Wollt ihr Kaffee dazu oder lieber Tee?“
Beide entschieden sich für Tee, ließen sich den Kuchen schmecken und lobten ihn auch sehr, was Petunia mit einem verlegenen Lächeln entgegennahm.
Dann wurden die beiden auch mit zu den Tischtennisspielen eingespannt. Die Mannschaften wurden neu gemischt, so dass jetzt immer Zwei gegen zwei spielen konnten und nicht wie vorher, drei gegen drei.
Momentan waren Ginny und Petunia, sowie Harry und James am spielen. Die anderen schauten zu und klatschten Beifall bei einem gelungenen Spielzug oder amüsierten sich auch, wenn etwas schief ging.
Unbemerkt von den anderen, die voll auf das Spiel konzentriert war, hatte Melinda aus der Küche ihre leckere selbst gemachte Limonade und einige Gläser geholt.
Sie klatschte in die Hände und rief, „Kurze Unterbrechung. Möchte jemand Limonade?“
Dann wandte sie sich an Dudley und meinte,
„Ich denke, wir können langsam den Grill anmachen, damit es nicht zu spät wird.“
Dudley stimmte seiner Frau zu und machte sich an die Arbeit.
Nach einer Weile gab Dudley Melinda das Zeichen, das der Grill bereit wäre. Sie ging in die Küche und holte das Fleisch und begann danach den Tisch zu decken.
Als das erste Fleisch fertig gegrillt war, riefen Melinda und Dudley ihre Gäste zu Tisch
***
Währenddessen hielt vor Dudleys Haus ein Taxi, aus dem ein kräftiger, zur Dicklichkeit neigender Mann stieg. Er trug eine etwas verknitterte helle Sommerhose, darüber ein T-Shirt und auf dem mächtigen Kopf eine Baseballmütze, in der Hand eine Flasche mit Whiskey.
Er schwankte ein wenig, als er ausgestiegen war und bewegte sich auf die Haustür zu.
„Hey Mann!“, rief der Taxifahrer etwas verärgert, „Wie wäre es mit bezahlen?“
Der Mann stoppte, tippte sich mit der Hand an den Mützenschirm und sagte zu sich,
„Ah, ja…“
Er drehte sich um, lief ein paar Schritte zurück und fragte,
„Tschulldigung, wass bin isch schuldich?“ Dabei schwankte er leicht.
Der Taxifahrer nannte den Betrag, der Mann bezahlte.
Der Mann stand noch ein Weilchen und schaute in die Richtung, in der das Taxi verschwunden war, bis er sich wohl besann, was er eigentlich wollte.
Er drehte wieder um, ging auf das Haus zu und klingelte. Als nicht sofort geöffnet wurde klingelte er wieder und wieder.
Dabei legte er seinen Kopf an die Tür, um zu hören, ob jemand käme.
Ben öffnete die Tür und strahlte, als er den Mann erkannte.
„Hallo Grandpa.“ Dann wich er ein wenig zurück, als ihm die Alkoholfahne entgegenschlug, die ihm von seinem Großvater entgegenwehte.
„Nenn mich nischt so…“, sagte Vernon, der sich am Türrahmen festhielt, um nicht zu sehr zu schwanken. Er nahm einen Zug aus der Flasche und stellte sie an die Seite.
„Aber Grandpa…“, sagte Ben nun um einiges ängstlicher, da der seinen Großvater so noch nie gesehen hatte.
„Willscht du misch nischt ….nischt reinlassen…Bengel?“ fragte Vernon und kam Bens Gesicht bedrohlich näher. Wiederum wehte ihm eine Alkoholfahne ins Gesicht.
„Ich…ich …ich weiß nicht. Ich gehe mal fragen.“, antwortete Ben und versuchte die Tür zu schließen, doch Vernon griff nach Bens Schulter und schob ihn so grob beiseite, das Ben gegen die Tür fiel und auf seinem Hinterteil sass.
Das was Ben nun sah, konnte er nicht glauben. Seine Augen weiteten sich vor Schrecken und Angst, als er sah, wie sein Großvater, steif wie ein Brett nach hinten fiel.
Nur seine Augen bewegten sich noch.
Ben ging langsam, ganz langsam und voller Angst auf Vernon zu und berührte ihn, versuchte ihn zu schütteln, doch er war ganz steif.
Ben rannte in Panik zurück in den Garten und rief dabei
„DAD! DAD! MUM! KOMMT SCHNELL, GRANDPA….VOR DER TÜR“
Aus dem Garten kamen seine Eltern, gefolgt von Charlotte, James, Petunia und Harry. Sie liefen an ihm vorbei zur Tür und sahen Vernon dort liegen.
„Oh, mein Gott!“, sagte Charlotte und fasste sich vor Schreck ans Herz.
„Was ist Ihnen denn passiert?“
„Ganzkörperklammer!“, antwortete Harry.
Dudley machte große Augen, „Und wer soll das gemacht haben, du warst doch bei uns. Außerdem hast du nie, nicht mal in den schlimmsten Zeiten bei uns Zauber gegen uns eingesetzt.“
Harry sah Dudley ernst an, “Nein, das war dein Sohn. Aber er hat es nicht bewusst getan. Er muss unheimliche Panik oder Angst bekommen haben vor deinem Vater, warum auch immer. Erinnere dich doch zum Beispiel an den Zoobesuch oder daran, wie mir über Nacht die Haar nachgewachsen sind.“
„Stimmt“, sagte Dudley, „Das hast du mir ja mal erklärt, wenn du dich allzu sehr geärgert hattest oder Angst hattest, dass du dann unbewusst gezaubert hast.“
Er schaute auf seinen Vater und meinte dann,
„Und du meinst, das hat MEIN SOHN geschafft?“
„Ja, ich denke schon.“, antwortete Harry. „Aber lass ihn uns erst einmal ins Haus bringen. Wir müssen ja nicht unbedingt eine Show für eure Nachbarn veranstalten.“
Harry holte seinen Zauberstab aus der Hosentasche, tippte seinen Onkel an und sagte „Mobilcorpus“ und schon hing Vernon, von unsichtbaren Seilen getragen, in der Luft.
„Wohin mit ihm?“, fragte Harry.
„Am besten in das Wohnzimmer.“, antwortete Dudley.
Harry dirigierte Vernon in das Wohnzimmer und mit ungläubigem Staunen über das Gesehene folgten ihm Melindas Eltern und Petunia. Petunias war ganz bleich vor Entsetzen und kalte Wut glomm aus ihren Augen, aber auf ihren Mann, der da hilflos an den Seilen in Wohnzimmer schwebte. Sie ging auf ihren Ehemann zu und schrie ihn an,
„Wenn das war ist. Wenn das war ist und du den Jungen etwas getan hast….dann gnade dir Gott, Vernon Dursley….dann gnade dir Gott, das wirst du büssen, das verspreche ich dir!“
„Mum! Bitte beruhige dich!“, bat Dudley Petunia. Dann fragte er in die Runde,
„Wo sind die Kinder?“
„Ben ist bei Melinda. Sie versucht ihn zu beruhigen.“, antwortete Ginny, die nun unbemerkt von den anderen in das Wohnzimmer gekommen war. Im Arm hatte sie die weinende Emma, die verstört in die Runde zu den Erwachsenen schaute. Sie lief nun auf ihren Vater zu und fragte, „Was ist denn mit Ben und mit Grandpa los?“. Dudley nahm Emma in den Arm, sprach beruhigend auf sie ein,
„Das kann ich dir leider noch nicht sagen. Ich gehe mal zu Mum und frage nach. Du bleibst am besten hier bei Grandma Charlotte und Grandma Petunia und Ginny.“,
Dudley schaute bittend zu Charlotte, die den Wink verstand und ihm Emma abnahm.
„Emma-Maus, komm wir gehen in die Küche. Dort setzen wir uns beide an den Tisch und wir trinken einen Schluck auf den Schrecken. Ben geht es bestimmt bald wieder besser, wenn er sich ein wenig beruhigt hat und deinem Grandpa Vernon auch. In Ordnung?“
Emma lies sich überreden und ging an der Hand von Charlotte in die Küche.
Dudley ging auf die Suche nach Melinda, die im Garten saß, Ben auf den Schoss genommen hatte, wo er noch immer herzzerreißend weinte.
„Hast du schon etwas rausbekommen aus ihm?“, fragte Dudley seine Frau.
Die schüttelte den Kopf und sagte leise zu ihm,
„Kümmere dich um deinen Vater. Ich mache das hier schon.“
Dudley drückte ihr einen Kuss auf die Wange, strich seinem Sohn liebevoll über den Kopf und verschwand wieder in das Wohnzimmer.
Harry kam auf ihn zu und sagte zu ihm,
„Ich werde jetzt die Ganzkörperklammer lösen. Ich würde euch empfehlen, einen Arzt zu rufen, falls er sich bei dem Sturz etwas getan haben sollte. Falls er Schwierigkeiten machen sollte, kannst du ihm mit dem St. Mungos drohen, das ist das Zaubererkrankenhaus.“
Dudley nickte verstehend und rief Dr. Johnson an, erklärte ihm kurz den Sachverhalt und ging dann zurück zu den anderen.
„Ok“, sagte er, „Dr. Johnson kommt gleich. Du kannst ihn erlösen!“ Dudley machte eine Kopfbewegung in Richtung seines Vaters.
Harry sprach den Gegenzauber und als Vernon merkte, dass er sich wieder bewegen konnte stand schwankend auf, fasst sich an den schmerzenden Hinterkopf und als er Harry entdeckte, ging er gleich auf ihn los und sprach mit erstaunlich klarer Stimme.
„DU! Das hast du ganz bestimmt deine Hände im Spiel! BURSCHE!“
Sofort warf sich James dazwischen und auch Dudley stellte sich schützend vor Harry.
„Sei nicht albern, Vernon!“, lies sich nun Petunia vernehmen, „Harry war die ganze Zeit bei uns. Ben hat dir geöffnet und du scheinst ihn ja so verängstigt zu haben, dass du danach steif wie ein Brett am Boden gelegen hast.
Vernon riss die Augen vor Entsetzen auf,
„Petunia…Liebling,…seit wann schlägst du dich denn auf die Seite von Harry?“
„Seit ich erkannt habe, dass Neid und Eifersucht die Urteilskraft eines Menschen beeinflussen können.“
Vernon ging nun wieder auf Harry los und fragte ihn wütend,
„Was für einen Zauber hast du angewandt??“
„Lass Harry in Ruhe. Ohne ihn, wärst du immer noch steif wie ein Brett!“
Dudley holte tief Luft „Und jetzt will ich wissen, was du mit meinem Sohn angestellt hast, das er so verängstigt ist und sich die Seele aus dem Leib weint?!“
Vernon lief rot an und schrie, „Ach ja, ich hatte ja ganz vergessen, das du auch zu dem Pack übergelaufen bist!“ und zeigte dabei auf Harry.
Der blieb erstaunlich ruhig und es war wohl Ginny zu verdanken, die auf ihn einredete. Das Klingeln an der Haustür erlöste alle irgendwie.
Petunia war zur Tür gegangen, um dann mit Dr. Johnson zurück zu kommen.
„Guten Abend, meine Damen und Herren. Wo ist denn jetzt der Patient?“
Dudley antwortete, „Hier Dr. Johnson, mein Vater. Er ist auf den Hinterkopf gefallen und redet ziemlich wirres Zeug. Vielleicht hat er ja eine Gehirnerschütterung.“
Dr. Johnson hörte sich alles in Ruhe an, untersuchte den widerstrebenden Vernon.
„Nun, Mr. Dursley, da haben sie wohl ein wenig über die Stränge geschlagen, was?“
Er schaute auf die Menschen, die um ihn herum standen.
„Was gab es denn zu feiern?“
Dudley antwortete, „Meinen Geburtstag, aber mein Vater ist erst seit ca 20 Minuten hier.“
Dr. Johnson nickte und bat Dudley um ein Gespräch unter vier Augen.
„Ich denke, Sie haben Recht. Ich werde ihren Vater zur Beobachtung für 48 Stunden mit in meine Praxis nehmen! Ich habe dort ein Notfall-Krankenzimmer. Dort ist er sicher gut aufgehoben und sie können sich hier alle erst einmal wieder beruhigen.“
„Ich gehe in kein Krankenhaus!“ protestierte Vernon, als die beiden wieder erschienen und ihm sagten, dass Dr. Johnson ihn mitnehmen würde.
„Entweder Du gehst mit Dr. Johnson, “ sagte Petunia mit eisiger Stimme, „oder morgen wissen alle bei Grunnings, dass du total besoffen die Familie deines Sohnes tyrannisierst. Und ich habe genug Zeugen hier, “ sie zeigte auf die Umstehenden, „die das sicher bestätigen würden.“
„Wir hätten da auch noch die Alternative St. Mungos, “ wandte Ginny nun ein, „dort kommen dann solche wie Harry und ich hin. Falls dir das lieber ist?“
Vernons Augen weiteten sich vor Schreck, schüttelte den Kopf und er gab klein bei.
Dr. Johnson nahm Vernon an den Arm und sagte, „Kommen Sie, ich nehme Sie gleich mit. Ihre Familie wird sie sicher morgen besuchen kommen.“
Nachdem Dr. Johnson mit Vernon gegangen war, gingen alle in den Garten, wo Melinda inzwischen mit Ben sprechen konnte, der sich auch ein wenig beruhigt hatte.
Melinda erzählte den anderen, was passiert war, die nur entsetzt den Kopf schüttelten.
Ben sah zu Harry und fragte ihn, „Ist das wahr, das ich das getan habe, was Grandpa Vernon passiert ist?“
Harry setzte sich neben Melinda hin und sagte„Ben, hör gut zu! Ja, das warst du, aber nicht, weil du deinem Großvater weh tun wolltest. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist er ziemlich bedrohlich auf dich zu gekommen?“
„Jaaah! Er ist er immer mit seinem Gesicht ganz nah an meins gekommen …und er hat so gestunken nach Alkohol. Dann hat er mich…gegen die Tür geschubst und dann lag er einfach da und hat sich nicht mehr gerührt…nur so komisch mit den Augen gerollt!“
„Ben, du hast ganz unbewusst deinen Großvater mit einer Ganzkörperklammer ausser Gefecht gesetzt, weil du dich von ihm bedroht gefühlt hast. Zaubererkindern passiert das manchmal, wenn sie wütend sind oder große Angst haben. Mir ging das früher auch oft so, dass ich unbewusst gezaubert hatte, wenn ich Angst hatte oder wütend war. Es ist sehr beängstigend, wenn plötzlich Dinge passieren, die man getan haben soll, man sich aber nicht erklären kann, wie man das angestellt hat.
Es ist nicht schön, was dein Großvater getan hat, aber ich meine, er war ziemlich betrunken und ich denke er hat das sicher auch nicht gewollt, dass er dich so grob angefasst hat. Bitte mache dir weiter keine Vorwürfe.“
Er lächelte Ben ermutigend zu, „OK?“
Ben nickte und ein zaghaftes Lächeln kam über seine Lippen
„Ok. Meinst du, ich werde ein guter Zauberer?“
Harry lächelte und antwortete, „Ganz sicher wirst du das. Ganz sicher.“
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