von KengaChico
Vielen Dank an alle, die mir bisher ein Kommi hinterliessen. Ich bin froh, wenn euch die FF gefällt. Nun sind also die Dursleys (Jun.) im Urlaub. Das wird über zwei drei Kapitel geschehen und ich hoffe, euch damit nicht zu langweilen.
Ich war sehr erleichtert, das ihr mich nicht mit Protesten überhäuft habt, das Petunia und nicht Harry ein Porträt von Lily geerbt hat, was ich ein wenig befürchtet hatte. Aber vielleicht kommt ja diesbezüglich noch eine Überraschung…..
Und, bitte, hört nicht auf, Kommis zu schreiben. Es tut unheimlich gut, zu wissen, das die Geschichte gar nicht so schlecht ankommt, wie ich am Anfang dachte….
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19. Familienurlaub - Ankunft in Valletta
Es klingelte schon zum zweiten Mal an der Tür.
„Kann bitte jemand die Tür aufmachen?“, fragte Melinda leicht entnervt. „Das werden Mum und Dad sein!“
Melinda stand kopfüber gebeugt im Bad und föhnte ihre Haare.
Dudley steckte den Kopf durch die Tür, „Schatz?“
Melinda unterbrach ihre Tätigkeit und schaute hoch, für einen Moment sah ihr Kopf aus wie ein geplatztes Sofakissen, was Dudley zu einem Grinsen verleitete.
„So kannst Du bleiben, Liebling!“, witzelte er. Melinda lachte, schaute in den Spiegel,
„Echt? Meinst du wirklich?“
Dudley, nur noch mühsam das Lachen zurückhaltend machte nur, „Mmmmmhh!“ und nickte übereifrig dazu. Dann prusteten beide los. Als sie sich wieder beruhigt hatten, sagte Dudley zu seiner Frau, „Eigentlich wollte ich ja wissen, ob die Koffer schon ins Auto können.“
Melinda nickte.
„Ok“, sagte Dudley nun, „Ich verziehe mich, damit du dich weiter hübsch machen kannst. Dauert es noch lange?“
Melinda schüttelte den Kopf und antwortete, „Zehn Minuten. Haben die Kinder ihr Handgepäck zusammen. Nicht das wir nachher in Heathrow noch mal umpacken müssen.“
„Ich frage mal nach.“, versicherte Dudley ihr. Er verließ das Bad. Dann hörte Melinda, wie er nach den Zwillingen rief. „Emma, Ben?“ Dann war es ruhig.
Melinda machte den Fön wieder an, trocknete ihre Haare, um sich danach noch ein wenig zu schminken. Sie ging ins Schlafzimmer, wo sie schon die Sachen bereit gelegt hatte, die sie anziehen wollte.
Heute war der Tag, an dem der lang ersehnte Familienurlaub beginnen sollte.
Malta! Drei Wochen Malta!
Beginnend am 2. Juli, wollten sie mit einem Mietwagen eine Rundreise durch Malta machen, die am 14. Juli enden würde. Vor Beginn der Rundreise wollten sie noch einen Tag in Valletta verbringen, der Hauptstadt von Malta. Der Flug nach Malta wurde um einen Tag vorverlegt, weil sie durch einen Zwischenstopp in Brüssel erst kurz vor Mitternacht in Valletta ankommen würden. Es war etwas schwierig, eine gute Flugzeit zu finden, ein Flug war den Dursleys zu früh, ein anderer zu spät. So meinten sie mit dieser Lösung, einen Tag früher zu fliegen, einen guten Kompromiss gefunden zu haben.
Am 15. Juli war eigentlich die Abreise geplant, doch Dursley hatten um eine Woche Badeurlaub auf Gozo verlängert, so dass sie erst am 22. Juli zurückkommen würden.
Alle freuten sich schon sehr auf die Reise, doch Melinda und Dudley ein wenig mehr, würde es doch für eine längere Zeit das letzte Mal sein, das sie mit den Zwillingen etwas Größeres unternehmen konnten, bevor sie im September nach Hogwarts gingen.
Melinda schaute in den mannshohen Spiegel im Schlafzimmer, lächelte zufrieden ihr Spiegelbild an und ging die Treppe hinunter in die Küche.
Dort saßen schon ihre Eltern, Dudley und die Kinder. Charlotte hatte in der Zwischenzeit Kaffee gemacht, für die Zwillinge stand Orangensaft auf dem Tisch.
„Guten Morgen, Mum und Dad.“, begrüßte Melinda nun ihre Eltern.
„Mmmh, eine Tasse Kaffee kann ich jetzt gut gebrauchen.“, sagte Melinda, als sie sich setzte,
„Ich hoffe, ich habe alles eingepackt. Dudley? Die Tickets hast Du?“
Dudley nickte, „Yep! Die Hotelreservierung und den Vertrag für den Mietwagen habe ich auch.“
„Gut“, meinte Melinda, „Emma? Ben? Ihr habt alles in euren Rucksäcken, was ihr braucht während des Fluges?“
„Jaaah, Mum!“, antworteten die Kinder leicht genervt, denn Melinda hatte bestimmt schon fünfmal nachgefragt.
„Ok, Ok“, sagte Melinda und hob abwehrend die Hände, „es wäre ja nicht das erste Mal, dass ihr wir kurz vor dem Einchecken noch mal einen Koffer aufmachen müssen.“
Charlotte und James beobachteten das Ganze amüsiert, bis sich Charlotte einmischte.
„Mel, jetzt trink erst einmal deinen Kaffee, atme tief durch und komm zur Ruhe! Du machst uns alle ganz nervös.“
Melinda nickte, um im nächsten Moment ihre Eltern zu fragen, „Mum, Dad? Ihr denkt daran, dass wir erst am 22. Juli zurückkommen?“
„Ja, Liebes.“, antwortete James geduldig. „Wir gießen auch regelmäßig die Blumen und nehmen die Post aus dem Briefkasten. Aber jetzt bitte, entspann dich!“
Melinda schaute ein wenig verlegen zu ihrem Vater und antworte, wie ein kleines Mädchen
„Jaah Daddy!“.
James schmunzelte, „Das wollte ich hören.“
Charlotte erkundigte sich bei Melinda nach Petunia, die kurzfristig, während des Paris-Kurztrips, von ihrer langjährigen Freundin Yvonne eingeladen worden war, sie in Falmouth zu besuchen.
„Wie geht es Petunia? Ist sie gut in Falmouth angekommen?“
Dudley antwortete, „Ja und es gefällt ihr sehr gut dort. Es war eine gute Idee von Tante Yvonne, Mum einzuladen. Erst war Mum unschlüssig, aber wir haben ihr geraten, zu fahren, damit sie auch einmal ein wenig den Kopf frei bekommt.“
„Aber Grandma hätte ruhig warten können, bis wir wieder da sind.“, schmollte Emma.
„Aber Emma, Grandma hat ein eigenes Leben. Ihre Freundin Yvonne war nun einmal gerade zu der Zeit hier in der Gegend, als du in Paris warst. Sollte sie extra wegen dir später wieder kommen? Gönn deiner Grandma doch mal ein paar schöne Tage.“, sagte Dudley.
„Aber das mache ich doch, Dad!“, antwortete Emma.
„Dann ist ja gut.“, sagte Dudley und zwinkerte seiner Tochter zu. Die grinste und schaute ein wenig verlegen auf ihren Orangensaft.
„Wann wollen wir losfahren?“, fragte James nun, „Es ist jetzt gleich elf, gute neunzig Minuten brauchen wir ohne Staus und Pausen und wenn Euer Flug halb fünf geht, sollten wir langsam aufbrechen.“
„Ja, das denke ich auch, “ meinte Dudley, „besser wir haben etwas Luft, als das wir zu knapp sind. Zwei Stunden vorher einchecken…wer weiß, wie voll es ist. Schließlich sind Schulferien.“
Eine halbe Stunde später war alles weggeräumt, zusammengepackt und im Auto verstaut. Im Mini-Van von James fuhren die sechs Personen los via London.
Sie hatten gerade die vier Kreisverkehre von der A 40- Richtung Oxford Road passiert. Nun bogen sie auf die London Road ab. Bis hierhin waren sie gut durchgekommen, ohne nennenswerte Staus und lagen mit 40 Minuten gar nicht so schlecht in der Zeit.
„Möchte jemand auf die Toilette? Oder wollen wir eine Pause machen?“
Emma meldete sich als erste, „Ja, Grandpa. Ich würde gern mal auf die Toilette.“
„Ach, ihr Mädchen immer mit eurer Pionierblase!“, lästerte Ben.
Emma steckte ihm die Zunge raus. „Wenn ich doch mal muss!“, meinte sie ein wenig grantig.
Charlotte sprang ihrer Enkelin bei und schlug vor, „Ein kleine Pause kann uns nicht schaden. Wir können alle einmal auf die Toilette gehen, auch du Ben und dann fahren wir weiter.“
James lenkte zehn Minuten später das Auto von der M40 runter und fuhr zu einem kleinen Gasthaus, in dem er schon öfter mit Charlotte war. Es war ein kleines Familienunternehmen, das für seine gute Küche bekannt war.
James schlug vor, hier eine Kleinigkeit zu essen, bevor sie weiterfuhren.
Die Kinder wählten Spaghetti Bolognese, die Erwachsenen nahmen alle einen großen Salatteller. Hinterher waren sie satt und zufrieden, so dass sie den Rest der Strecke bis nach London Heathrow aufnahmen.
Halb zwei kamen sie am Airport an. James schickte die Dursleys und Charlotte schon vor, während er einen Parkplatz suchen wollte.
Kurze Zeit später trafen waren alle sechs wieder zusammen. Die Dursleys hatten inzwischen schon eingecheckt.
„Lasst uns noch ein wenig auf die Besucherterrasse gehen. Ein wenig Zeit bleibt ja noch.“, schlug James vor.
Die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung und beobachtete fasziniert die ankommenden und landenden Flugzeuge.
„Die Passagiere des Fluges 5398 nach Valletta, mit Zwischenstopp in Brüssel werden gebeten, sich zum Boarding einzufinden. Bitte halten Sie Bordkarte und Tickets bereit. Planmäßige Abflugszeit 16:25.“
„Das sind wir!" rief Ben aufgeregt. „Los, Mum und Dad, wir müssen los.“
„Immer mit der Ruhe, junger Mann! Es ist noch Zeit genug, um uns ordentlich von Grandma und Grandpa zu verabschieden.“
Die sechs setzten sich in Bewegung, um zur Abflughalle für ihren Flug nach Valletta zu gelangen.
„Wie lange habt ihr Aufenthalt in Brüssel?“, fragte James.
„Eineinhalb Stunden.“, antwortete Dudley, „Deswegen haben wir auf den 30.Juni umgebucht, weil wir mitten in der Nacht in Valletta ankommen. Wir werden wohl alle todmüde ins Bett fallen.“
Charlotte meldete sich nun zu Wort,
„Aber bitte meldet Euch, wenn ihr angekommen seid. Egal wie spät. Ich bekomme sonst kein Auge zu.“
Melinda nahm ihre Mutter in den Arm, „Natürlich Mum, vielen Dank, das ihr euch um das Haus kümmert.“
„Keine Ursache, Mel. Gute Reise und einen schönen Urlaub.“
„Grüß meine Mum von uns.“, sagte Dudley noch.
„Wird gemacht“, antwortete James. “Erholt euch gut.“
James und Charlotte verabschiedeten sich von allen, nahmen jeden in den Arm und winkten den vier Dursley hinterher, bis sie in der Abflughalle verschwunden waren.
Dudley war als erster im Flugzeug, einem Airbus 320, gefolgt von Emma und Ben, die sich darum stritten, einen Fensterplatz zu bekommen, bis Melinda den Streit beendete und zu ihnen sagte,
„Ihr könnt aufhören, zu streiten, weil wir extra zwei Fensterplätze gebucht haben. Und jetzt möchte ich, dass ihr euch benehmt, wie zwei wohlerzogene Kinder.“
„Ja, Mum!“, sagte Ben, „Und danke!“
Auch Emma rief begeistert aus, „Danke, Mum und Dad. Das war ziemlich clever von euch.“
„Nun, “ meinte Melinda trocken, „So ist wenigstens gewährleistet, das Dad und ich ein wenig entspannen können.“
Bald waren alle Passagiere an ihrem Platz, die Tür wurde geschlossen und das Flugzeug begann auf seine Abflugposition zu rollen.
„So“, sagte Dudley, ohne eine Miene zu verziehen, zu seinen Zwillingen, „Schön aufpassen. Jetzt kommt gleich das Stewardessen-Ballett“
Die beiden kicherten natürlich drauf los, wohl bemüht, trotz allem aufzupassen. Auch Melinda hatte ihre Mühe, ernst zu bleiben, gab ihrem Mann aber einen Knuff in die Seite.
„Musste das sein?“
„Wieso, sieht doch fast so aus“, grinste Dudley sie an.
„Ja, schon, „ antwortete Melinda glucksend, um einen ernsten Ton bemüht, was ihr aber nicht gelang bei den Anblick ihrer kichernden Kinder und dem Grinsen in Dudleys Gesicht.
„Ja, es ist aber wichtig zu wissen, wie man sich verhalten soll, in bestimmten Situationen.“
Dudley nickte und meinte, „Da gebe ich dir auch recht, deshalb kannst du das auch nachlesen in den Sicherheitshinweisen, dort vor Dir.“ Er zeigte auf ein Netz im Sitz der Vorderreihe.
Nach etwa einer Stunde gab es Essen. Es gab Hühnerfrikassee, Kartoffeln und Erbsen, dazu als Dessert eine Erdbeercreme.
„“Hmm, lecker“, sagte Ben, „Gesprengtes Huhn.“
„Ben, bitte!“, zischte Melinda ihm zu, während Dudley sich krampfhaft bemühte ernst zu bleiben.
Emma half ihrem Bruder, indem sie sagte, „Grandpa sagt auch immer gesprengtes Huhn.“
„Schon gut, schon gut.“, sagte Melinda, „Lasst es euch schmecken. Guten Appetit.“
Pünktlich kamen die Dursleys in Brüssel an, wo nach neunzig Minuten in einen anderen Airbus 320 stiegen, der sie dann endlich fünf Minuten vor elf Uhr abends nach Valletta brachte.
Die Kinder waren müde und ein wenig quengelig, aber hielten tapfer durch, bis alle vier kurz vor Mitternacht in ihrem Hotel „Castille“ in Valletta ankamen.
Emma und Ben gingen sofort ins Bett, wo sie auch kurz darauf einschliefen. Melinda wählte vom Zimmertelefon aus die Nummer ihrer Eltern und musste eine Weile warten, bis ihr Dad am Telefon war.
„James Harris.“
„Hi, Dad. Ich bin´s Melinda. Wir sind gerade gut in unserem Hotel angekommen. Die Kinder schlafen schon.“
„Deine Mum auch, Melinda. Vielen Dank für Deinen Anruf und noch mal einen schönen Urlaub.“
„Ok, Dad. Danke und schlaf schön. Gib Mum einen Kuss von mir.“
„Ok, Melinda. Gute Nacht.!“
***
Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen bummelten die Dursleys über die Merchants Street, in der man viele maltesische Souvenirs und Spezialitäten erwerben konnte.
Melinda bewunderte sehr die Kunstwerke aus Mdina-Glas, beschloss aber erst einmal nichts zu kaufen, das sie sich im Laufe der Rundreise die Herstellung des Mdina-Glases anschauen wollten.
In der Markthalle Is-Suq Tal-Belt probierten sie maltesische Spezialitäten, wie den Ziegenkäse Gbejiet, der in Gozo hergestellt wird, oder das maltesische Brot, das in Holzöfen gebacken eine leckere knusprige Kruste hat aber ein lockeres Inneres hat.
Emma und Ben konnten sich sehr für die süßen Teigkringel, die mit Zucker, Kakao und Grieß gefüllt waren und dann mit Honig übergossen wurden begeistern. Sie konnten den Namen Qaqhag Ta´l-Ghasel zwar kaum aussprechen, aber sie liebten diese Kringel. Ebenso wie die Kannoli, knusprig gebackene Teigrollen, die mit Schokolade und Obst gefüllt waren.
„Mum, davon müssen wir unbedingt welche mit nach Hause nehmen.“, sagte Ben begeistert.
„Ja, das können wir machen, aber nicht heute.“, sagte Melinda.
„Ja, aber nicht vergessen!“, meinte Ben.
Emma sagte, „Mum, vielleicht kannst du ja ein Rezeptbuch kaufen, oder die Verkäufer fragen, wie die Teigrollen und Kringel gemacht werden. Das wäre doch auch etwas Leckeres für Deinen Laden. So etwas hat bestimmt niemand außer dir in England.“
Melinda schürzte anerkennend die Lippen und lobte Emma, „Ja, das ist vielleicht keine so schlechte Idee. Aber, ich denke, wir werden auf unser Glück bauen müssen, das wir in einer Buchhandlung ein Rezeptbuch für die maltesische Küche finden.“
„Wieso?“, fragte Emma.
„Weil ich mir nicht vorstellen kann, das die Leute hier ihre Rezepte verraten. Das sind ganz sicher streng geheime Familienrezepte, die nicht verraten werden. Ich würde das auch nicht tun.“, antwortete Melinda.
„Ja, das leuchtet irgendwie ein“, gab Emma zurück, „aber, du kannst es ja mal versuchen.“
Emma zwinkerte ihrer Mutter zu und setzte noch nach, „Lass doch einfach mal deinen Charme spielen. Bei Dad klappt das doch auch immer.“
Melinda schaute Dudley an und der Melinda und beide begannen herzhaft zu lachen,
„Nun hör dir die kleine Hexe an.“, sagte Melinda zu ihrem Mann.
„Ja, das haben wir ja nun auch schriftlich, das sie eine Hexe ist.“, sagte Dudley, „Aber sie hat auch Recht, probieren kannst du es ja einmal.“
Melinda überlegte, dann sagte sie, „Ich denke einmal darüber nach.“
Sie liefen weiter durch die Hallen und probierten Imqaret, mit Datteln gefüllte Teigtaschen und ein Dessert aus Mandeln, das Melinda sehr zusagte, Helwa tat Tork. Hier fragte sie gleich die Verkäuferin, ob sie ihr das Rezept überlassen würde. Diese schüttelte aber den Kopf,
„Tut mir leid meine Dame, aber dieses Rezept ist seit Generationen in unserer Familie. Schauen Sie doch mal in die Sapienzas-Buchhandlung, in der Republic Street. Dort ist ein sehr gutes Angebot.“
Melinda lächelte die Frau an und bedankte sich.
Dudley entdeckte noch Bigilla, eine Pastete aus Bohnen und Knoblauch.
„Sehr lecker“, sagte Dudley, „aber man sollte danach keinen wichtigen Termin haben!“
Melinda gab ihm, nachdem sie selbst probiert hatte, Recht.
Nach dem Besuch der Markthalle entschlossen sie sich zum Republic Square zu laufen, um sich dort von den so genannten Karrozzini in einer Pferdedroschke durch Valletta führen zu lassen.
Die Zwillinge waren natürlich begeistert und nachdem sie eine Kutsche gefunden hatten, wurden erst einmal die Pferde ausgiebig gestreichelt. Der Kutscher gab den beiden schmunzelnd ein paar Möhren, die sie sofort an die Pferde weitergaben. Dann ging es los, die Republic Street entlang. Vorbei an der Casa Rocca Picola, die geschäftige Flaniermeile Vallettas entlang bis zum National War Museum und dem Fort St. Elmo. Dort hielt die Kutsche eine Weile, damit die Dursleys sich ein wenig umschauen konnten. Der Rückweg führte durch die Merchants Street vorbei am Mediterranean Conference Centre, der Ta Giezu-Kirche weiter zur Banca Giuratale bis zur St. John´s Cathedral. Dort bogen sie in der Melita Street ein, fuhren vorbei an der Auberge d´Italie und kamen zurück auf die Republic Street. Bevor sie wieder am Republic Square anhielten, führte die Kutsche sie noch vorbei am Great Siege Square.
Dudley bezahlte den Kutscher, nicht ohne ein ordentliches Trinkgeld und die Zwillinge durften die Pferde noch einmal mit Möhren verwöhnen.
Melinda schlug vor, eine kurze Rast in einem der vielen kleinen Cafe´s zu machen und danach den Palace of the Grand Masters zu besuchen.
„Von der Merchants Street aus kommt man zur Armorija, der Waffenkammer und auch zu den State Rooms.“, erzählte sie.
„In dem Reiseführer steht, dass der Palast zwischen 1573 und 1578 unter Aufsicht des gefeierten maltesischen Architekten Geralamo Cassar entstanden ist. Von ihm stammt auch die St. John´s Cathedral, an der wir vorhin vorbei gefahren sind.“, wusste Melinda zu erzählen. „Heute ist der Palast Amtssitz des Präsidenten und des maltesischen Parlaments. Wenn wir Glück haben und heute das Parlament nicht tagt, können wir die Räume besichtigen, in denen der Präsident seine Gäste empfängt oder wo das Parlament tagt.“, erzählte Melinda weiter.
„Vor zweihundert Jahren regierten in dem Palast noch die Grand Masters des Ordens des heiligen Johannes. Sie empfingen dort, wie heute der Präsident, wichtige Gäste und ausländische Delegationen.
Die Räume sollen von entsprechendem Prunk und unfassbarem Reichtum zeugen. In der Armorija gibt es eine faszinierende Sammlung von Waffen und Rüstungen aus mehreren Jahrhunderten besichtigen.“
„Ich schlage vor, zuerst die Armorija zu besichtigen.“, meinte Ben. Damit waren alle einverstanden, also begannen sie sich umzuschauen. Ben und Dudley waren sehr beeindruckt von den Panzerungen aus französischen, mailändischen und venezianischen Schmieden. Eine komplette Schlachtordnung von Fußsoldaten in voller Kampfmontur konnte betrachtet werden.
„Oh wow!“, rief Ben begeistert aus, „Dad schau doch mal, hier diese Rüstung. So etwas müsste man mal anziehen dürfen.“ Ben zeigte auf die Paraderüstung des Alof de Wignacourt.
Dudley wiegte den Kopf bedenklich hin und her und meinte, „Davon würde ich dir abraten. Die Rüstung ist aus Gold und über 55 Kilogramm schwer. Mehr als du wiegst. Man kann sich damit nur äußerst ungelenk bewegen. Dann grinste er, schaute seinen Sohn an und sagte, „Außerdem stell dir mal vor, du steckst jemanden die Zunge raus und Visier klappt runter…?“
Ben schlug sich schnell die Hand vor den Mund, „Aua!“ und kicherte los.
Emma war mit ihrer Mutter in einer anderen Ecke der Waffenkammer. Sie entdeckte einige an der Wand hängende seltsame Gerätschaften.
„Was ist denn das?“, fragte sie. Melinda betrachtete es und antwortete,
„Sieht ganz nach Folterwerkzeugen aus. Damit konnte man Menschen aufspießen oder zerteilen.“
Emma schüttelte sich, „Schrecklich!“
Der Eingang zu den State Rooms war gleich neben dem der Armorija, so dass sie nicht weit laufen mussten. Sie begannen ihren Rundgang mit dem Armoury Corridor.
„Schaut euch nur mal den schönen Marmorboden an!“, rief Melinda begeistert aus.
„Lauter kostbare Einlegearbeiten, die die Wappen des Ordens und auch das Malta zeigen, wurden hier eingearbeitet.“
Ben und Emma bewunderten die Deckenmalereien. Emma sagte dann bewundernd,
„Da wird einem ja schon vom Hingucken schwindlig. Wie haben die denn gearbeitet?“
„Mit Leitern und Gerüsten, denke ich“, antwortete ihr Dudley, „so wie man es heute sicher auch machen würde.“
Ben betrachtete die Rüstungen links und rechts des Ganges, der am Ende in den Raum führte, wo das maltesische Parlament tagte, wenn eine Sitzung anberaumt war.
„Wen stellen denn die Porträts dar?“, wollte er wissen.
„Das ist eine Galerie der Grand Masters des Ordens von Malta.“, bekam er als Antwort.
Dudley schaute zu seiner Frau, die Kinder waren außer Hörweite, und sagte, „Wie gut, das das hier keine magischen Porträts sind. Stell dir mal vor, die könnten alle reden.“
Melinda schmunzelte und meinte, „Oh ja, das wäre ein lustiges Gequassel.“
Die nächste Station war die Tapestry Chamber, wo sie kostbare Wandteppiche bewunderten. In den State Dining Rooms trafen sie auf Porträts des englischen Königshauses.
„Hier hängen ja sogar Porträts von unserer Königsfamilie!“, bemerkte Ben.
„Das ist doch klar, warum.“, bemerkte Emma, „Bis 1964 war Malta schließlich eine britische Kolonie.“
Von den State Dining Rooms gelangten sie zur Hall of the Supreme Court, dem Empfangssaal de Staatspräsidenten. Zum Schluss schauten sie sich noch den Roten Saal, der mit rotem Damast ausgekleidet war und den Blauen Saal an, der entsprechend mit blauem Damast ausgekleidet war an.
Wieder auf der Strasse, meinte Dudley, „Nach soviel Kultur und Geschichte, könnte ich etwas zu essen vertragen.“
„Ja, lass uns doch noch einmal durch die Markthalle gehen.“, schlug Emma vor. „Die haben da so leckere Sachen.“
„Ja, Dad, bitte!“, bettelte Ben nun auch. „Die Teigkringel waren so lecker!“
„Aber ich möchte gerne etwas Handfestes essen, nicht nur so einen Süßkram.“, protestierte Dudley ein wenig kläglich, denn Melinda schlug schon den Weg zur Markthalle ein.
Also betraten die Dursleys noch einmal die Markthalle und probierten da einmal und dort einmal, bis sie in die Nähe der Stände kamen, wo es die süßen Leckereien gab. Dort nahm Emma die Hand ihrer Mutter und sagte zur ihr, recht entschlossen,
„Komm, Mum, wir probieren es jetzt. Vielleicht lässt die Frau sich ja überreden und gibt uns die Rezepte für die Teigrollen und Kringel.“
Melinda versuchte einzuwenden, „Emma, ich habe es doch vorhin schon bei dieser anderen Frau probiert, wegen dem Rezept für das Mandeldessert und es hat nicht geklappt.“
Emma winkte ab, „Du hast ja auch viel zu schnell aufgegeben! Aber jetzt klappt das! Mit Frauenpower!!“
Melinda zuckte nur hilflos mit den Schultern. Dudley war ihr auch keine Hilfe, der grinste sich nur eins.
„Du kennst doch unsere Kleine, Mel. Wenn die sich mal was in den Kopf gesetzt hat…..“
Melinda seufzte ergeben, „Na los Emma, lass es uns probieren.“
Emma und Melinda liefen zu dem Stand, welcher die Teigkringel und Teigrollen verkaufte.
„Guten Tag und entschuldigen Sie bitte. Wir haben hier bei Ihnen die leckeren Teigkringel, leider kann ich den Namen nicht richtig aussprechen und die Teigrollen, die Kannolis gekauft.
Wären Sie so nett, mir das Rezept zu verraten oder zumindest, was für Zutaten enthalten sind?“
Emma griente die Frau wie ein Honigkuchenpferd an, faltete bittend die Hände und sagte mit zuckersüßer Stimme,
„Ach bitte, bitte! Die sind sooo lecker.“
Die Frau schmunzelte und meinte, „Die Rezepte kann ich Ihnen gerne geben. Vor kurzem wurde hier ein Buch herausgegeben mit Rezepten von maltesischen Hausfrauen. Von mir waren auch einige dabei, also kann ich es Ihnen auch hier sagen. Haben sie denn etwas zum Schreiben dabei?“
Melinda war sehr überrascht, das sie erst gar nicht reagierte. Erst als Emma sie anstieß und leise flüsterte, „Mum, was zum Schreiben!!“
„Ja, ja, natürlich. Wollen Sie es mir diktieren, oder selbst aufschreiben?“
Die Frau antwortete, „Ich kann es Ihnen auch sagen und Sie schreiben es auf. Also sie brauchen…“
Melinda schrieb alles auf, bedankte sich mehrmals und ging dann mit Emma zurück zu Dudley und Ben. Melinda schaute Emma an und sagte dann,
„Nun Emma? Zufrieden?“
Emma strahlte und antwortete, „Ja!“
Melinda schaute mit einem Lächeln ihre Tochter an und meinte,
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast ein wenig gehext!“
Die schaute ihre Mutter mit unschuldigem Blick an,
„Aber Mum, wie soll ich das denn gemacht haben?“
Melinda und Emma waren glücklich und meinten,
„Jetzt können wir Mittagessen.“
Sie hatten einen Tipp bekommen, das „Da Pippo“ in der Melita Street leckere frische, hausgemachte und günstige Speisen anbieten soll.
Das wollten sie natürlich einmal testen und machten sich auf den Weg. Sie hatten Glück und bekamen vom Servicepersonal einen Vierer-Tisch zugewiesen.
Sie ließen sich einen Vorspeisenteller zusammenstellen, der aus Pastizzi und Qassatat, herzhaften Backwaren, die mit Ricotta, Thunfisch, Spinat oder Erbsenpaste gefüllt waren, Hobz Biz-zejt, mit Olivenöl bestrichene und mit einer Mischung aus gehackten Tomaten, Zwiebeln und Kräutern belegten Brotscheiben. Dazu gehörte auch der Gbejniet, der Ziegenkäse, den sie schon in der Markthalle probiert hatten und maltesisches Brot.
Melinda probierte auch noch Soppa Tal-Armia, der „Witwen-Suppe“, einem leckeren Eintopf aus Kartoffeln, Zucchini und anderem Gemüse, sowie Ricotta.
Als Hauptgericht probierten die Kinder Bragioli, mit einer Mischung aus Käse, Schinken und Kräutern gefüllte Rouladen aus Rind- oder Kalbfleisch, die im Ofen geschmort werden.
Melinda und Dudley ließen sich Torta Tal-Lampuki schmecken, ein Fischauflauf, der neben Fisch auch Gemüse, Oliven, Walnüsse und Rosinen enthielt.
Als Dessert gab es Mqaret, leckere, frittierte, mit Datteln gefüllte Teigwaren.
„Mmmh, sind die lecker!“ schwärmte Ben begeistert. Auch Emma lobte sie, „Richtig lecker und so süß.“
„Das ist aber nichts für jemanden, der auf seine Figur achten muss.“, meinte Melinda.
„Zum Glück musst du das ja nicht, “ sagte Dudley, „und ich darf doch im Urlaub mal ein wenig sündigen.“
Als Getränk gab es Kinnie, die maltesische Limonade, die nach Orangen und Kräutern schmeckte. Den Kindern war sie ein wenig zu bitter, so dass Melinda ihnen Orangensaft nachbestellte.
Satt und zufrieden beschlossen die vier zum Hotel zurückzugehen, um dort wie die Malteser ein wenig Siesta zu machen. Vorher wollten Melinda und Emma aber unbedingt noch in die Republic Street, um dort den Buchladen Sapienzas zu finden, wo sie hoffentlich einige Rezeptbücher der maltesischen Küche bekommen würden.
Der Laden war schnell gefunden und die Besitzerin des Geschäfts hatte ihnen zwei gute Bücher empfohlen, einmal ein Buch über die allgemeine Küche Maltas, und eben das besagte Buch, von dem die Frau in der Markthalle gesprochen hatte.
Melinda kaufte jedes Buch viermal, eines für sich, je eines für Petunia und Charlotte und eines für Emma, die ihre Mum gebeten hatte, ihr diese Bücher als Souvenir zu kaufen.
Im Hotel legten sich tatsächlich alle Dursleys für ungefähr eine Stunde aufs Ohr. Dann begaben sie sich zu einer Bushaltestelle, von wo aus die berühmten Oldtimer-Busse abfuhren, um nach Sliema zu gelangen, wo sie eine Hafenrundfahrt machen wollten.
Einem Tipp eines Hotelangestellten folgend, wählten sie für ihre Hafenrundfahrt die Luzzu Cruises und nicht die bekannteren Captain Morgan Cruises.
Die Boote der Luzzu Cruises waren kleiner und kamen somit auch in die Seitenarme der Häfen. Die Tour begann am Marsamxett Hafen, ging anschließend durch den Grand Harbour, den größten Naturhafen Europas. Es war sehr interessant, Valletta vom Wasser auszusehen. Der Bootsführer hatte viele interessante Geschichten und Fakten über die Stadt zu erzählen. Inbegriffen im Preis waren die Getränke an Bord. Nach knapp zwei Stunden legte das Boot wieder an.
Für den Weg zurück nach Valletta wählten sie die Fähre. Von dort aus schlenderten sie zu den Upper Barrakka Gardens, wo sie noch einmal den Ausblick auf den Grand Harbour und die „Three Cities“ - Vittoriosa, Senglea, Cospicua - genossen.
Zurück im Hotel, aßen sie zu Abend.
Dann beschlossen sie noch nach St. Julians zu fahren, um die Salsa-Bar Fuego zu besuchen.
Die Kinder durften ausnahmsweise mitkommen, da Urlaub war. Melinda und Dudley tanzten sehr gern. Dudley hatte Melinda zuliebe am Anfang ihrer Ehe mehrere Tanz-Kurse besucht und inzwischen hatte sie ihn mit ihrer Begeisterung für das Tanzen angesteckt, so dass sie sich diese Gelegenheit hier nicht entgehen lassen wollten.
Emma und Ben hatte wohl Melinda Rhytmusgefühl geerbt und tanzten natürlich mit, so gut sie konnten.
Gegen zehn Uhr abends brach man aber auf, denn mit elf Jahren waren die Zwillinge Melinda und Dudley einfach noch zu jung, um noch länger zu bleiben.
Am nächsten Tag sollte ja dann auch die Rundreise durch Malta beginnen. Der gebuchte Mietwagen war ihnen schon zur Verfügung gestellt worden, so dass es losgehen konnte.
Gegen elf Uhr am Abend lagen alle Dursleys im Bett und fieberten dem nächsten Tag entgegen.
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