
von KengaChico
21. Lily und James
Der Urlaub der Dursleys neigte sich dem Ende zu. Heute war der letzte Tag auf Gozo. Nach dem Mittagessen wollte man mit der Fähre zurück nach Malta und von dort nach Valletta.
Sie mussten das Mietauto abgeben und wollten sich noch einen ruhigen Tag in Valletta gönnen, bevor es am 22. Juli am späten Nachmittag zurück nach Hause gehen sollte.
Doch soweit war es noch nicht. Ein halber Tag Gozo lag noch vor ihnen, den sie mit einem ausgiebigen Frühstück beginnen wollten. Seit drei Tagen war immer ein Zehner-Tisch reserviert, genau seit dem Tag, als auch Hermione, Ron, Rose und Hugo Weasley, sowie das Ehepaar Granger hier eingecheckt hatten. Melinda hatte Hermione und Ron von ihrem Hotel vorgeschwärmt, was diese dazu veranlasst hatte, hier gleich einzuziehen.
Zuvor waren sie in einem Hotel in Xlendi, das zwar preiswerter, aber auch ziemlich gut besucht war. Das war natürlich kein Wunder, denn schließlich waren in vielen europäischen Ländern Ferien, aber das etwas abgelegene Hotel in Sannat, war etwas ruhiger und durch die familiären Bungalows, war man auch ein wenig privater.
Meistens war man zu den Mahlzeiten zusammen, aber den Tag verbrachte dann jeder fĂĽr sich.
Die Dursleys saĂźen schon am Tisch und hatten ihre erste Runde am Buffet schon hinter sich, als Hermione und ihre Lieben, sowie die Grangers, eintrafen.
„Guten Morgen!“, sagten sie zu den Dursleys, die den Gruß erwiderten.
„Ihr wollt also heute abreisen?“, fragte Ron.
„Wollen?“, antwortete Dudley betrübt, „Von wollen kann keine Rede sein. Wir müssen. Nachher setzen wir über nach Malta. Dann sind wir noch bis morgen in Valletta, den Mietwagen müssen wir noch abgeben und morgen kurz vor fünf nachmittags geht es ab, Richtung Heimat.“
„Wir sind noch bis zum 25. hier.“, sagte Ron.
„Heute wollen wir nach Malta rüber, uns die Dingli Cliffs anschauen und Clapham Junction.“, sagte Hugo.
„Das ist sehr interessant. Dort sind Schleifspuren in den Felsen geritzt. Niemand weiß wirklich, wofür sie waren. Ein Deutscher hat sogar behauptet, das dies von Außerirdischen ist.“, sagte Ben.
„Nein, das war kein Deutscher, wenn du Erich Däniken meinen solltest.“, belehrte ihn Rose. „Ich nehme aber an, dass du ihn meinst, weil das sonst keiner behauptet hat. Erich Däniken war ein Schweizer.“
„Da hat Rose Recht.“, pflichtete ihr Hermione bei.
„Dann habe ich mich wohl geirrt. Aber jedenfalls spricht er deutsch.“, verteidigte sich Ben.
„Ja, wahrscheinlich. Es könnte aber auch italienisch, französisch oder rätoromanisch sprechen.“, setzte Rose nach.
„Jawohl, Frau Professor!“, murmelte Ben.
„Mach dir nichts draus“, versuchte Ron ihn zu trösten, „Rose hat den Grips ihrer Mutter geerbt. Wenn sie etwas nicht weiß, muss es in einem Buch stehen. Damit musste ich sieben lange Jahre mit leben.“
Hugo fügte noch hinzu, „Dad sagt immer, Rose ist schon, wie Mum, mit einem Buch in der Hand auf die Welt gekommen.“
„Nun, es hat deinem Dad nicht geschadet, wenn ich ab und zu ein Buch zu Rate gezogen habe.“, bemerkte Hermione spitz.
„Ja, Hermione.“, sagte Ron.
Melinda und Dudley, wie auch die Grangers hatten die Unterhaltung amüsiert verfolgt und grinsten in sich hinein. „Na Gott sei Dank, sie lieben sich noch!“, stellte Eric Granger trocken fest.
„Dad!“, rief Hermione.
„Was, etwa nicht?“, fragte er und grinste breit.
„Was? Natürlich, Dad.“, sagte Hermione und grinste zurück.
Eine gute halbe Stunde später, die Grangers waren mit den Kindern noch einmal zum Pool gegangen, saßen Melinda, Dudley, Ron und Hermione bei einer letzten Tasse Kaffee zusammen. Sie unterhielten sich noch einmal über die Sache mit dem Porträt.
„Also, wegen einem möglichen Porträt für Harry, werde ich einmal im Ministerium fragen.“, sagte Hermione. „Aber, wenn Harry bis jetzt keine Nachricht darüber bekommen hat, existiert sicher keines. Zumindest keines, von dem man im Ministerium weiß.“
„Kann man denn ein Porträt nachträglich anfertigen lassen?“, fragte Dudley. „Harry erzählte mir einmal von den Porträts im Schulleiterbüro in Hogwarts. Dort hängt ein Porträt von jedem verstorbenen Schulleiter.“
„Ja, das stimmt“, sagte Hermione, „aber, ich weiß nicht, ob man noch Porträts nach so langer Zeit anfertigen lassen kann und wie der Porträtzauber funktioniert, weiß ich auch nicht. Da müsste ich mich erst erkundigen.“
„Vielleicht solltest du einen Termin bei Professor McGonagal machen und sie fragen, ob du mit Dumbledores Porträt sprechen kannst.“, schlug Ron vor.
„Das ist eine gute Idee, Schatz.“, sagte Hermione und gab Ron einen Kuss, „Das hätte eigentlich von mir kommen müssen.“
Dann wandte sie sich wieder an Dudley und Melinda.
„Also, ich komme dann am 27. zu euch.“, sagte Hermione, „Könnt ihr mit Petunia einen Termin vereinbaren oder erst einmal fragen, ob ich mit dem Porträt reden kann. Vielleicht möchte sie das ja gar nicht.“
„Ok, das mache ich.“, sagte Melinda.
„Kann ich zu euch disapparieren?“, fragte Hermione. Dann schüttelte sie den Kopf und meinte,
„Das geht ja gar nicht. Ich weiß ja gar nicht, wo ihr wohnt.“
„In Burford“, sagte Dudley überrascht, „aber, das weißt du doch.“
Hermione schmunzelte und sagte, „Ja, ich kenne den Ort, aber ich habe keine Vorstellung, wie es in eurer Strasse aussieht, oder wie euer Haus aussieht.“
„Ach, so, “ meinte Dudley dann, „aber, du kannst dir doch etwas vorstellen, was es in fast jedem Ort gibt, wie den Hauptbahnhof oder das Postamt. Jedenfalls hat Harry mir mal so etwas Ähnliches erklärt. Einer von uns kann dich dann dort abholen.“
„Stimmt!“, sagte Hermione verärgert, „Da hätte ich auch selbst drauf kommen können.“
Ron schaute schnell nach unten auf seine Hände, weil er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Hermione war das aber nicht entgangen. „Ist was, Ron?“, fragte sie spitz.
„Neeeinnn!“, beeilte sich Ron mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt zu sagen.
Melinda schmunzelte und schlug vor. „Wie wäre es mit dem Postamt? Ich hole dich von dort ab und nach Hause, kannst du von unserem Garten aus apparieren.“
„Gut, genauso machen wir es.“, sagte Hermione. Dann sah sie auf ihre Armbanduhr und sagte zu Melinda und Dudley,
„Oh, schon so spät. Es tut mir leid, aber wir müssen langsam los, wenn wir noch die Fähre nach Cirkewwa bekommen wollen. Ich wünsche euch eine gute Heimreise und wir sehen uns dann am 27. Juli in Burford.“
Hermione erhob sich, Ron und die anderen taten es ihr gleich. Sie verabschiedeten sich mit KĂĽsschen links, KĂĽsschen rechts.
„Tschüß, ihr beiden. Noch einen schönen Urlaub.“
„Danke, tschüß. Ich rufe an, wann ich am Postamt sein werde.“, sagte Hermione noch, dann verließ sie mit Ron zum Ausgang. Sie winkten noch einmal, dann waren sie verschwunden.
***
„Da sind sie, da sind sie!“, rief Ben ganz aufgeregt, als er seine Großeltern sah, die in der Ankunftshalle in London Heathrow, Terminal 5, auf sie warteten.
„Ja Ben. Wir sehen sie auch. Noch einen Moment Geduld. Dann kannst du zu ihnen.“
Kaum waren die Zwillinge durch die Absperrung, flogen sie auch schon auf ihre GroĂźeltern zu.
„Grandma! Grandpa!“, riefen beide aufgeregt.
James und Charlotte breiteten ihre Arme aus, um ihre Enkel aufzufangen.
„Na, haben wir euch endlich wieder?“, sagte James.
„Es war ja richtig langweilig, ohne euch.“, fügte Charlotte hinzu.
Inzwischen waren auch Dudley und Melinda mit dem Gepäck bei ihnen angekommen.
„Guten Abend, Mum, guten Abend Dad.“, sagte Melinda, „Schön, dass ihr uns abholt.“
„Keine Ursache.“, sagte James, „Wie war der Flug?“
Nachdem auch Dudley seine Schwiegereltern begrüßt hatte, antwortete er, „Ganz ruhig und ohne Probleme.“
Gut neunzig Minuten später waren sie vor dem Haus der Dursleys angekommen.
Die Tür öffnete sich und Petunia begrüßte die Heimkehrer.
„Schön, das ihr wieder da seid. Ich habe einen kleinen Imbiss gemacht.“, sagte sie, nachdem sie alle begrüßt und vor allem die Zwillinge ausgiebig geknuddelt hatte.
Nach dem Essen schickte Melinda die Kinder mit dem Hinweis, dass es schon recht spät sei, ins Bett.
Sie gingen ohne Murren, was sehr dafĂĽr sprach, dass sie recht mĂĽde waren.
Die Erwachsenen saĂźen dann noch eine Weile zusammen und unterhielten sich ĂĽber den Urlaub. Als sie darauf zu sprechen kamen, dass sie dort Hermione und ihre Familie getroffen hatten, richtete Melinda das Wort an Petunia.
„Petunia, hättest du etwas dagegen, wenn Mrs. Weasley, also Hermione, ein paar Minuten mit Lily spricht? Vielleicht kann Lily uns sagen, ob noch ein anderes Bild mit ihr existiert. Oder vielleicht sogar ein Bild mit James.“
Petunia schaute sie erstaunt an und sagte nach kurzem Überlegen, „Nein, dagegen habe ich nichts, es sei denn Lily hat es. Aber warum möchte Mrs. Weasley denn mit Lily sprechen?“
Melinda lächelte erleichtert und antwortete, „Es ist so, das wir uns gefragt haben, ob Lily und James vielleicht auch ein Porträt für Harry gemacht haben. Hermione, also Mrs. Weasley, ist eine sehr gute Hexe. Sie wollte sich in Hogwarts danach erkundigen, ob man auch nachträglich so ein Porträt anfertigen lassen kann.“
„Wieso in Hogwarts?“, fragte Petunia verblüfft.
„Weil dort solche Porträts, wie du eines von Lily hast, von sämtlichen Schulleitern von Hogwarts hängen, die vor der jetzigen Schulleiterin Professor McGonagal, das Amt inne hatten. Hermione weiß nicht, ob man so ein Porträt auch nach so langer Zeit noch angefertigt werden kann. Sie sagte was von - ?In dem Porträt hinterlassen sie zu ihrer Zeit einen schwachen Abdruck ihrer Selbst, ihrer Aura. So ist es den Porträtierten heute noch, lange nach dem sie gestorben sind, möglich dem Betrachter mit Rat und Tat zur Hilfe zu stehen.'“
Petunia sagte, „Dann will ich für Harry hoffen, dass irgendwo ein Bild von Lily und besser noch von Lily und James existiert, denn er hätte es mehr als verdient.“
Melinda nickte, sah ihre Schwiegermutter dann ernst an und sagte,
„Aber das Porträt, das jetzt bei dir zu Hause ist, hat sie ausdrücklich dir vererbt. Ich denke nicht, dass es ihr recht wäre, wenn du es Harry gibst. Und so, wie ich Harry kenne, ihm auch nicht.“ Petunia nickte, „Ok.“
Am 27.Juli holte Melinda Hermione vom Postamt in Burford ab. Hermione hatte sich dort zu drei Uhr nachmittags verabredet.
Nach der BegrĂĽĂźung fuhren sie gleich zu Petunia, die sie freundlich empfing.
Nach einer Tasse Kaffee und einem kurzen Plausch, führte Petunia Hermione zu Lilys Porträt.
„Lily?“, sagte Petunia leise.
„Ja, Tuni?“
„Ich habe hier Besuch für dich.“, antwortete Petunia, „Das ist Mrs. Hermione Weasley. Sie ist eine enge Freundin deines Sohnes. Sie möchte dich gerne etwas fragen, wenn du es erlaubst.“
„Natürlich, Tuni.“, sagte Lily. Dann zu Hermione gewandt, „Guten Tag, Mrs. Weasley, oder darf ich Hermione sagen?“
Hermione nickte, „Gern. Guten Tag…äähmmm…“
„Lily, mein Name ist Lily.“, sagte Lily verschmitzt grinsend.
Hermione lächelte, „Ja, ich weiß… Also, Lily…Melinda hat mir erzählt, das Petunia ein Porträt mit Ihnen geerbt hat.“
„Ja?“, sagte Lily.
„Nun, wir fanden das natürlich sehr schön, gerade weil es da gewisse Schwierigkeiten gab, das Mrs. Petunia Dursley Magie akzeptieren konnte.“
„Ja, aber Petunia hat mein Porträt nur bekommen, weil sie inzwischen anders denkt. Das Erbe war mit einem Zauber belegt, der dann brechen würde, wenn sie mir nicht mehr grollen würde und akzeptiert, das es eine Welt gibt, in der es Hexen und Zauberer gibt.“
Hermione nickte und sagte, „Ja, ich weiß, aber wir fanden es schade, dass es so ein Porträt nicht für Harry gibt. Schon aus dem Grunde, weil er seine Eltern ja nie kennen gelernt hat.“
„Aber es gibt ein solches Porträt“, sagte Lily, „sogar mit mir und meinem Mann James. Aber leider hat Voldemort uns umgebracht, bevor der Maler es vollenden konnte.“
Lily liefen Tränen über die Wangen. Petunia schluchzte und meinte, „Vielleicht sollte ich dich besser zu Harry geben, was meinst du?“
„Nein, das möchte ich nicht.“, antwortete Lily. „Ich verstehe gar nicht, warum Harry das Porträt nicht hat. Es muss nur vollendet werden, damit der Porträtzauber in Kraft treten kann.“
„Dann ist der Porträtzauber schon vollzogen?“, fragte Hermione schwer atmend.
„Ja, aber das Porträt muss fertig gemalt werden“, antwortete Lily, „und das am besten von dem Maler, der es begonnen hat.“
Hermione hatte ein kleines NotizbĂĽchlein aus ihrer Handtasche geholt und fragte,
„Wie heißt der Maler und wo ist das Bild?“
„Ernest Paletti, er sollte jetzt so um die 70 sein und er lebte seinerzeit in der Nähe der Winkelgasse. Das Porträt ist bei ihm.“, war Lilys Antwort.
Hermione notierte sich alles und sagte dann, „Ich hoffe, dass alles gut geht und wir das Porträt bekommen können.“
Melinda und Hermione fielen sich in die Arme, was Petunia und Lily lächelnd beobachteten. „Denn“, wandte sich Hermione nun an beide, „denn, wenn das alles klappt, dann haben wir ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk für Harry.“
Hermione hatte es nun eilig, „Entschuldigt bitte, aber ich mache mich sofort an die Arbeit. Harry hat bald Geburtstag und ich hoffe, ich finde bis dahin den Maler und kann das Porträt vollenden lassen.“
Sie reichte Petunia die Hand und meinte, „Es war sehr schön, sie kennen gelernt zu haben. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie uns mit Dudley, Melinda und den Kindern einmal besuchen würden. Auf Wiedersehen, Mrs. Dursley.“
Melinda sagte, „Warte, ich bringe dich raus. Dann kannst du apparieren.“
Zu Petunia gewandt sagte sie, „Ich bin gleich zurück.“
Draußen vor der Tür sagte Hermione ganz aufgeregt, „Melinda, drück uns die Daumen, das der Ernest Paletti noch lebt und das er bereit ist, das Porträt zu vollenden.“
Melinda antwortee, „Warum sollte er nicht bereit sein. Schließlich kann er ja etwas dabei verdienen“
Besorgt schaute sie auf Hermione, „Aber jetzt beruhige dich erst einmal. Ich weiß gar nicht, ob ich dich so apparieren lassen kann. Ich kenne dich gar nicht so aufgelöst.“
Hermione winkte nur ab und fragte, „Aber Melinda, verstehst du denn nicht, was das für Harry bedeutet?“
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