von KengaChico
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22. Mission Ernest Paletti
Melinda war ein wenig nervös. Sie saß in der Küche und wartete, dass es klingelte. Hermione hatte gestern Abend noch angerufen, das sie den Maler Ernest Paletti ausfindig gemacht hätte.
Hermione hatte mit Melinda ausgemacht, das sie sie abholen wĂĽrde und sie dann gemeinsam zum Haus von Ernest Paletti disapparieren wĂĽrden.
Nun war Melinda etwas flau im Magen, denn sie war noch nie disappariert. Sie wusste nur von Dudley, das es nicht die angenehmste Art war zu reisen.
Der war wiederum mit den Zwillingen zu seiner Mutter gefahren. Dort wollten sie auf Melinda warten, weil es noch am gleichen Tag nach London gehen sollte, zu Harry und seiner Familie, weil ja am nächsten Tag die Info-Veranstaltung bezüglich Hogwarts anberaumt war.
Es klingelte zweimal. Melinda atmete tief durch, bevor sie die Tür öffnete und Hemione einließ.
„Guten Morgen, Hermione.“, sagte Melinda, „Komm doch bitte herein.“
„Danke, guten Morgen, Melinda.“, antwortete Hermione.
Die beiden gingen in die Küche, setzten sich und Melinda ließ sich erzählen, was Hermione herausgefunden hatte.
„Also, Ernest Paletti wohnt noch immer in London, in der Nähe der Winkelgasse. Wir haben einen Termin um zehn Uhr dreißig.“
„Das ist gut. Dann haben wir ja noch knapp vierzig Minuten Zeit.“, sagte Melinda, „Wie wollen wir die Sache angehen?“
„Zuerst wäre es gut zu wissen, ob Harrys Eltern schon eine Anzahlung gemacht haben für das Porträt. Ich habe mich diesbezüglich umgehört und man sagte mir, das sei so üblich. Aber wir sollten das vorher wissen, damit uns dieser Maler nicht übers Ohr hauen kann.“, sagte Hermione.
Melinda verstand und meinte, „Dann sollten wir noch einmal zu Petunia gehen und Lily fragen.“
„Ok. Von wo können wir gut disapparieren? Von eurem Garten aus?“, fragte Hermione.
„Ja…gut. Aber ich mache dies zum ersten Mal.“, sagte Melinda ein wenig zögerlich.
Hermione redete ihr gut zu, „Hab keine Angst. Es ist sicher nicht die angenehmste Art zu reisen, aber eine sehr schnelle. Halt dich einfach an meiner Hand fest, schließ die Augen und hol tief Luft und ehe du dich versiehst, sind wir da.“
Sie gingen hinaus in den Garten, nachdem Melinda alles sorgfältig abgeschlossen hatte und zwei Plops später standen sie im Garten von Petunia, die erst einen gehörigen Schrecken bekam, als ihre Schwiegertochter und Hermione durch die Hintertür kamen.
„Meine Güte, habt ihr mich erschreckt!“, sagte Petunia schwer atmend. „Aber guten Morgen erst einmal, Melinda und Mrs. Weasley.“
„Guten Morgen Mrs. Dursley.“, sagte Hermione, „Dürfte ich noch einmal mit Lily reden?“
„Sicher, nur zu.“, antwortete Petunia, „Wenn die Zwillinge sie lassen.“
Hermione schaute erstaunt zu Petunia und Melinda, „Wieso?“
Melinda antwortete, „Die Zwillinge waren unterwegs, als Petunia das Porträt bekommen hat. Sie sind heute das erste Mal im Haus von meiner Schwiegermama, seit wir aus dem Urlaub zurück sind.“
Hermione lächelte verstehend. Dann ging sie ins Wohnzimmer.
„Hallo, ihr beiden.“, sagte sie zu Emma und Ben, die wie gebannt vor dem Porträt saßen und sich unterhielten.
„Hallo, Tante Hermione.“, sagten die beiden. „Ist das nicht megageil? Ein Bild, das spricht.“
„Ja, das gibt es auch in Hogwarts.“, sagte Hermione, „Lest doch einmal die Geschichte von Hogwarts. Habt ihr nicht so ein Buch bekommen?“
„Nein“, sagte Emma, „nur Grandma Charlotte.“
„Na, vielleicht bekommt ihr ja bald ein Buch. Aber ich möchte gerne einmal mit Lily sprechen, wenn ihr erlaubt.“, sprach Hermione.
„Klar, darfst du.“, sagte Ben großzügig.
„Wir besuchen dich bestimmt bald wieder, Lily.“, fügte Emma hinzu. „Bis bald!“
„Ja, bis bald.“, antwortete lächelnd die Lily aus dem Porträt.
Hermione sah den beiden lächelnd hinterher. Nun wandte sie sich an das Porträt.
„Guten Morgen, Lily. Ich möchte Sie gerne etwas fragen.“, begann Hermione.
„Ja, bitte?“, sagte Lily.
Hermione atmete tief durch, „Also ich habe den Maler gefunden. Er lebt immer noch in London, ist auch bei bester Gesundheit und was das Wichtigste ist, das Bild ist noch da. Es ist auch fast fertig. Es ist nicht mehr viel daran zu machen.“
„Das freut mich. Aber, mich wundert es, das es immer noch dort ist. Wir hatten eine Vereinbarung mit Ernest Paletti, das er es nach Fertigstellung entweder Sirius Black geben sollte oder Albus Dumbledore. Aber beides ist nicht geschehen.“
„Nein“, sagte Hermione, „sieht nicht so aus.“
„Darüber bin ich sehr verärgert.“, meinte Lily, mit entrüsteter Miene. „Wir haben damals sehr viel Geld dafür bezahlt, das Mr. Paletti das Porträt fertig stellt und im Falle unseres Todes weitergibt.“
„Nun, an Sirius Black hat er es nicht ausliefern können, da er, wie uns bekannt ist, unschuldig in Askaban war für zwölf lange Jahre.“
„Das ist richtig, “ meinte Lily, „aber Albus Dumbledore nicht und spätestens als Harry volljährig geworden ist, hätte er es ihm geben können oder dem Zaubereiministerium ausliefern können.“
„Ja, das ist alles richtig, aber aus welchen Gründen auch immer, hat er es nicht getan.“, meinte Hermione, „Aber, wenn ich richtig verstanden habe, war das Porträt im voraus schon bezahlt?“
„Ja, natürlich!“, antwortete Lily, „Wir wussten doch nicht, ob wir überleben. Peter Pettigrew war für mich kein sicherer Geheimniswahrer. Nur nach langem Zureden von James und Sirius habe ich mich darauf eingelassen. Wir wollten aber, das Harry etwas von uns hat, das ihn an uns erinnert, wenn wir ihn schon nicht aufwachsen sehen können.“
Tränen liefen Lily über die Wangen, nachdem sie fertig war und auch Hermione bekam feuchte Augen.
„Gut, danke, für die Auskunft. Damit werden Melinda und ich dann zu Mr. Paletti gehen und das Bild herausfordern. Vielleicht geben wir ihm noch ein paar Galleonen für die Aufbewahrung, auch wenn es mir widerstrebt, nachdem ich Sie angehört habe.“
Lily schaute Hermione erstaunt an, „Aber wieso? Das Porträt hätte längst ausgeliefert sein müssen. Ich würde es eher als Betrug ansehen. Vielleicht können Sie sich Hilfe aus dem Ministerium holen?“
Hermione schlug sich vor den Kopf, was Lily schmerzvoll das Gesicht verziehen und leise „Aua!“ hauchen ließ.
„Ich Dummerchen!“, sagte Hermione, „Natürlich! Das Porträt ist ja bezahlt, aber der Auftrag nicht ordnungsgemäß ausgeführt. Also hat Mr. Paletti keine Forderungen zu stellen. Falls doch, werde ich mir einen Auror zu Hilfe holen.“
„Nehmen Sie mich einfach mit!“, schlug Lily vor. „Ich würde diesem Mann gerne mal meine Meinung sagen!“
Hermione schaute skeptisch, überlegte eine Weile. Dann sagte sie, „Ok, ich frage aber erst einmal Petunia.“
Nach zwei Minuten kam sie zurück und sagte, „Petunia hat nichts dagegen, wenn ich sie zurückbringe.“
„Das werden Sie doch hoffentlich tun?“, fragte Lily grinsend.
„Natürlich!“, antwortete Hermione und grinste zurück.
„Melinda wird schon aufpassen, das Sie an Ihren Platz hier zurückkommen. Sie kommt nämlich auch mit.“, fügte Hermione noch hinzu.
„Melinda!“, rief Hermione. Sie hatte inzwischen das Portät ein wenig mit einer Decke, die auf der Couch lag, abgedeckt und hielt es unter ihrem Arm.
„Ja, da bin ich:“, antwortete sie, als sie zu Hermione ins Wohnzimmer kam.
„So, wir nehmen das Porträt mit und apparieren jetzt von hier aus zu Ernest Paletti.“
„In Ordnung.“, sagte Melinda. „Ich sage nur noch Petunia Bescheid.“
****
Kurze Zeit später tauchten sie vor einem kleinen Häuschen auf.
„Das hier ist das Haus, in dem Mr. Paletti wohnt.“, erklärte Hemione.
„Gut, packen wir es an.“, sagte Melinda.
Sie klingelten und kurze Zeit später öffnete ihnen ein kleiner weißhaariger Mann die Tür.
„Guten Morgen, Mrs. Weasley.“, begrüßte er Hermione. „Oh, wie ich sehe, sind Sie nicht allein?“
„Guten Morgen, Mr. Paletti.“, antwortete Hermione, „Das ist Melinda Dursley, eine sehr gute Bekannte von mir und sie wäre die Nichte von Mr. und Mrs. Potter, wenn diese noch leben würden. Dürfen wir vielleicht erst einmal reinkommen, oder soll jeder auf der Strasse mitbekommen, dass sie Harry Potter betrogen haben?“
„Aber…aber, wieso?“, sagte der Maler, ziemlich blaß geworden, „Kommen Sie bitte herein!“
„Danke! Zu liebenswürdig von Ihnen.“, meinte Hermione. Melinda folgte nur stillschweigend.
„Womit kann ich Ihnen denn nun dienen?“, fragte Ernest Paletti ein wenig verunsichert.
„Nun, ich, das heißt wir.“, sagte Hermione und zeigte auf sich und Melinda, „möchten, das Sie uns das Porträt von Lily und James Potter aushändigen. Natürlich erst, wenn es vollständig fertig gemalt wurde, aber gestern waren das ja, wie Sie sagten, nur noch ein paar Pinselstriche.“
„Ja, ja,“ wand sich der Maler, „aber können Sie das überhaupt bezahlen? Begonnen wurde das Bild vor gut 36 Jahren. Da sind einige Zinsen zum vereinbarten Kaufpreis angelaufen.“
„Das ist doch wohl eine bodenlose Frechheit!“, hörten die drei es unter der Decke schimpfen.
„Hermione, nehmen Sie sofort die Decke vom Porträt!“
Ernest Paletti wurde ganz blass.
Hermione zog vorsichtig die Decke vom Porträt, so das Ernest Paletti Lily nun direkt in die Augen sehen konnte.
„Was erdreisten Sie sich eigentlich? Das Porträt ist schon schon längst bezahlt!“
„Ja?“, höhnte Ernest Paletti, „Und wie wollen Sie das beweisen?“
„Die Rechnung liegt in unserem Haus, in Godric´s Hollow.“, antwortet Lily empört.
„Ja, aber Sie sind tot, seit 36 Jahren.“, antwortete Ernest Paletti und grinste frech.
„Lily, wo ist die Rechnung?“, fragte Hermione.
„Im Arbeitszimmer. In der linken Schublade des Schreibtisches.“, antwortete Lily.
„Ja, ich glaube, ich weiß, wo das ist.“, sagte Hermione.
„Sie waren schon einmal in Godric´s Hollow?“, fragte Lily erstaunt.
„Ja, mit Harry, als wir auf der Suche nach Horkuxen waren.“, antwortete Hermione.
„Das ist sehr gut!“, strahlte Lily. „Dann kommen Sie ins Haus, denn nur Harry selbst oder jemand, der mit ihm im Haus war, kann dort hinein. Es ist magisch versiegelt für Fremde, aber nicht für Freunde und Familienangehörige.“
„Gut, ich bin gleich wieder da.“, sagte sie, während sie unter ihren Umhang griff und ihren Zauberstab hervorholte. „Petrificus totalus!“, rief sie in Richtung des Malers. Nach zwei Plops, war Hermione zehn Minuten später wieder zurück, mit einer kleine Mappe in der Hand.
Triumphierend holte sie ein Pergament aus der Mappe, löste den Zauber und hielt es vor das Gesicht von Ernest Paletti.
„Was glauben Sie, ist das hier?“, fragte sie ihn. Der Maler, wiederum ganz blaß geworden, zuckte mit den Achseln und meinte, „Ist schon gut. Ja, Mrs. Potter hatte damals schon bezahlt.“
„Na, also!“, sagte Hermione, „Warum nicht gleich so!“
Melinda, die bis dahin nur schweigend zugesehen hatte, atmete erleichtert auf.
„Mr. Paletti!“, sagte Hermione in scharfen Ton zu ihm, „Ich erwarte, das Sie das Porträt bis Sonntagabend, achtzehn Uhr, fertiggestellt haben. Ansonsten werde ich das Zaubereiministerium verständigen, dass Sie sich auf Kosten anderer bereichern wollten.“
„Genau!“, sprach Lily dazwischen. Melinda machte nur grosse Augen, sagte aber nichts.
„Ja, Mrs. Weasley, ich werde das Porträt zum gewünschten Zeitpunkt fertig haben.“, versprach Ernest Paletti.
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