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Fanfiction

FurnitureBlues - Sofa I/III

von S_ACD

Ich bin soooo glĂĽcklich... so 'ne Geschichte wollte ich ehrlich schon immer mal schreiben.
Und jetzt gab's endlich mal Gelegenheit dazu!

Als allgemeine Warnung sei gesagt, dass der/die verehrte LeserIn stellenweise vielleicht Gefahr läuft, am Zuckerschock zu sterben.
DermaĂźen klebrig-sĂĽĂź, echt jetzt mal.
Aber was soll's, ich hatte SpaĂź. ^_^

Aufgrund der Länge zweigeteilt.



~-~-~-~

„Ganz ehrlich?“, George legt den Kopf schief, „Ich halte das für eine absolut bescheuerte Idee.“

Fred starrt bloĂź pikiert zurĂĽck.
Nicht, weil George nicht seiner Meinung ist und auch nicht, weil er mit dieser Aussage im Prinzip mehr als Recht hat, sondern einfach deswegen, weil in diesem Satz der unvermeidliche, ĂĽberdeutlich vernĂĽnftige Unterton mitschwingt.
Was an und für sich unverzeihlich ist, weil das Kapitel „Vernunft“ schon seit Geburt an ein fest verankertes Tabuthema ist und sein Zwillingsbruder gerade gegen eines ihrer ältesten ungeschriebenen Gesetze verstößt.

George kann seine Gedanken offenbar an seinem Gesicht ablesen (oder möglicherweise liest er auch gleich direkt seine Gedanken, Fred war sich da noch nie so sicher und ehrlich gesagt ist es ihm auch egal), denn er verdreht die Augen.

„Was? Es ist eine bescheuerte Idee.“

Fred verzieht das Gesicht. „Du klingst vernünftig.“
Die drei Worte kommen mit der größtmöglichen Abneigung, die er George gegenüber aufbringen kann – was zugegebenermaßen nicht besonders viel ist.

George zuckt nur mit den Schultern. „Hm.“
Grinst.
„Tut mir ja schrecklich leid, aber ihm einen Heuler zu schicken ist ganz einfach eine beschissene Idee.“

„Schön!“, Fred wirft die Arme in die Luft, „Bitte! Dann sei eben vernünftig!“

„Du bist nur angepisst, weil du weißt, dass es stimmt.“

„Tse! Hättest du wohl gerne. Ich bin angepisst, weil du dich in Hermine Granger verwandelst!“

George lacht nicht, zumindest nicht laut, aber Fred weiß, dass er in sich hineingrinst und zu jedem anderen Zeitpunkt wäre er wahrscheinlich stolz darauf, aber jetzt ist er genervt und hat andere Sorgen.

„Hermine Granger?“, sein furchtbar vernünftiger Zwillingsbruder zieht eine Augenbraue hoch und fährt sich betont lässig durch die Haare, „Ich glaube, dafür fehlt mir einiges an Volumen, meinst du nicht auch?“

Jetzt ist Fred derjenige, der breit in sich hineingrinst, aber wie gesagt – offiziell ist er viel zu genervt, um das zu tun.

„Ich wüsste noch ein paar Körperteile, bei denen es dir an Volumen fehlt“, gibt er zurück und weil es nicht so bissig klingt, wie es eigentlich sollte, ist es eben ein Friedensangebot.

Georges Augenbraue rutscht noch ein Stück weiter noch oben. „Oho“, sagt er und Fred ist ehrlich gespannt, mit welcher Erwiderung er rechnen darf, weil das Gespräch mit einem Mal großartige Tendenzen aufweist, einer ihrer weit-unter-die-Gürtellinie-Dialoge zu werden, aber plötzlich steht Verity im Türrahmen des Hinterzimmers und George klappt den Mund wieder zu.

„Mr. und Mr. Weasley? Sind wir fertig?“

„Ja“, sagt George und grinst dabei nicht, sondern lächelt, „Schluss für heute.“

Verity lächelt zurück und Fred erinnert sich gerade noch rechtzeitig daran, dass er genervt und unhöflich zu sein hat.

„Na dann“, sagt sie und klingt dabei gleichzeitig freundlich und erschöpft (was, wie Fred findet, eine wirklich seltsame Mischung ist, weil die meisten Menschen, die er kennt, mürrisch und griesgrämig werden, wenn sie erschöpft sind), „Bis morgen. Schönen Abend wünsche ich Ihnen.“

„Ebenfalls“, gibt George augenzwinkernd zurück – was ziemlich übertrieben ist, weil es mittlerweile stockdunkle Nacht und von diesem Tag im Allgemeinen nicht mehr besonders viel übrig ist – und Verity verschwindet.

Ein paar Sekunden herrscht Schweigen, dann hört man draußen auf der Straße den unvermeidlichen Knall und George schiebt sich an ihm vorbei in den Verkaufsraum, um abzuschließen.

„Geh pennen“, sagt er im Vorbeigehen zu Fred und klopft ihm auf die Schulter, „Du bist hinüber und das macht dich unausstehlich.“

Fred setzt an, um ihm zu sagen, dass er nicht hinüber und schon gar nicht unausstehlich ist, aber bevor er dazu kommt, schleicht sich ein gewaltiges Gähnen auf sein Gesicht und er räumt innerlich ein, okay, gut, vielleicht ist er ein winziges bisschen hinüber.

Und schlafen wĂĽrde er eigentlich auch ganz gern.


~-~-~-~


Das Sofa ist leer, als George am nächsten Morgen ins Wohnzimmer getrottet kommt und das ist seltsam. Immerhin hat gestern Nacht noch sein Zwillingsbruder darauf gelegen und geschlafen wie ein Stein.

Vielleicht ist Fred – was George stark bezweifelt – irgendwann wachgeworden und hat beschlossen, doch noch in sein Zimmer umzuziehen?

Eine Inspektion desselben zeigt jedoch ganz deutlich, dass der Raum so leer ist wie Trelawneys Turmzimmer, sobald es zur nächsten Stunde geläutet hat.
George ist sich nicht ganz sicher, ob er beginnen soll, sich Sorgen zu machen.

Er klopft abwesend mit einer Hand gegen den Türrahmen und redet sich gerade ein, dass es überhaupt keinen Grund dafür gibt, sich mit einem Mal so bescheuert verlassen und einsam vorzukommen, als aus der Küche plötzlich ein gewaltiges Klirren zu hören ist.

Einen Moment lang ist er verdutzt, weil er immerhin gerade in der Küche gewesen ist, um Tee aufzusetzen und da war absolut keine Menschenseele zu sehen… aber wer außer Fred sollte das denn sonst gewesen sein?

„Hey!“, er durchquert Wohnzimmer und Flur, reißt die Küchentür auf, „Wenn du hier schon um diese unchristliche Uhrzeit so’n Krach machen musst, dann-“

Weiter kommt er nicht, weil sein ganzer Körper mit einem Mal beschließt, wie angewurzelt stehenzubleiben und sich nicht mehr vom Fleck zu rühren. Aus irgendeinem Grund ist er sich beinahe sicher, das knackende Geräusch der Zahnräder hören zu können, die in seinem Gehirn gerade zu Bruch gegangen sind, während seine Augen ungerührt ein Bild weiterleiten, das einfach unmöglich stimmen kann.

„A-aber…“, Georges Stimme klingt sogar in seinen eigenen Ohren unangenehm schwach, „Das… das…“

Seine Knie sind so weich wie damals, als Fred und er sich heimlich nachts weggeschlichen haben, um ein Muggel-Pub zu besuchen, sich im Morgengrauen still und leise durchs Fenster zurück in ihr Zimmer stehlen wollten und beim Umdrehen feststellen mussten, dass ihre Mutter bereits mit verschränkten Armen auf sie gewartete hatte.

Er hat ganz deutlich das GefĂĽhl, sich hinsetzen zu mĂĽssen.

Vor ihm steht – inmitten der Scherben einer dunkelgrünen Kaffeetasse, die den Aufprall ganz offensichtlich nicht überlebt hat – ein Zwerg.

Ein Zwerg mit unordentlich rotem Haarschopf und unzähligen Sommersprossen, der ihm mit viel gutem Willen gerade mal bis zur Hüfte reicht und ihm so bekannt vorkommt, dass es beinahe schon unheimlich ist.

Der Zwerg starrt ihn mit riesengroßen blauen Augen und einem Gesichtsausdruck an, der George ziemlich klar macht, dass der Dreikäsehoch vor ihm genauso wenig Ahnung hat, was hier eigentlich los ist – dann macht er einen zögernden Schritt nach vorn.

Das knirschende Geräusch der Scherben reißt George aus seiner Starre und katapultiert sein Gehirn, das die ganze Lage bis jetzt von irgendeiner weit entfernten Warte aus betrachtet hat, ziemlich unsanft zurück in seinen Körper.

„Woah.“

Er starrt sein Gegenüber an (besser gesagt, er starrt auf ihn hinunter), sein Gegenüber starrt mit einer Mischung aus Furcht und Neugier zurück und alles was ihm daraufhin noch einfällt ist:
„Woah!“

Die Stille dauert an.

„Heilige Scheiße!!“

Auf dem Gesicht der Miniaturausgabe, die eins zu eins genauso aussieht wie er selbst mit fĂĽnf oder sechs Jahren, breitet sich ein schĂĽchternes Grinsen aus.
Irgendwo in Georges Hinterkopf regt sich der gesunde Menschenverstand.

War ja klar, dass Fred in diesem Alter jemanden sympathisch findet, der Wörter benutzt, die ihnen von ihrer Mutter bei Todesstrafe verboten worden sind.
Daran hat sich bei ihm schließlich auch im Erwachsenenalter nicht viel geändert.

Okay, irgendetwas sollte George wohl sagen.
„Das… also, das ist… also… wow.“

„Was’n los mit Ihnen, Mister? Können Sie nich’ richtig sprechen?“
Fred Junior hat sein Selbstbewusstsein anscheinend wiedergefunden – und außerdem ganz offensichtlich auch keinen blassen Schimmer davon, wen er hier vor sich hat.

Zumindest lässt die kindliche Miene nicht unbedingt auf Wiedererkennen schließen.

„W-was- oh“, sagt George, „Doch, klar.“

„Hm“, die Miniaturausgabe zuckt die Schultern und wirkt mit einem Mal ziemlich desinteressiert, „Schön für Sie.“
Suchender Rundumblick, dann wandern die Kinderaugen zurĂĽck zu ihrem haushoch ĂĽberragenden GegenĂĽber.
„Sagen Sie mal…“

„Ja?“
Solange er nicht so richtig weiß, was er sagen soll, hält George es für das beste, einfach mit dem Strom zu schwimmen, weil das schließlich immer noch besser ist, als vollkommen von den Socken zu sein und gar nichts zu sagen.

„Wo is’ mein Bruder?“

Hm.
Eine ziemlich gute Frage, allerdings eine, bei der er sich noch nicht sicher ist, wie er sie beantworten soll – großteils deswegen, weil er im Prinzip keine Ahnung hat, was hier eigentlich los ist.
„Bruder?“

„Yup.“

„Du meinst, äh… dein Bruder?“

Fred setzt eine Miene auf, als wäre er sich jetzt endgültig sicher, dass George nicht unbedingt zu den hellsten Mensche auf diesem Planeten gehört.

„Klar, wer denn sonst?“, er verdreht die Augen, „Mein Bruder. Wo steckt der?“

„Öh“, macht George ein bisschen hilflos, „Keine Ahnung?“

DafĂĽr erntet er erneutes Augenrollen.
„Er heißt George. Sieht genauso aus wie ich. Kann eigentlich nich’ besonders weit sein…“

„Ah“, sagt George und denkt, dass das gar nicht mal so falsch ist,
„Und das weißt du, weil…?“

Fred seufzt leise und kurz ist George sich nicht sicher, was er unheimlicher findet – die Tatsache, dass es ein gut sechsjähriges Kind problemlos schafft, dermaßen selbstzufrieden und oberschlau auszusehen oder den Umstand, dass er trotz der ungewohnten Größe genau weiß, dass seinem Zwillingsbruder gerade So ein Vollidiot. durch den Kopf geht.

„Weil er nie weit weg ist“, kommt die Antwort auch schon im Brustton der Überzeugung, „Is’ immer so.“

„Aha“, murmelt George und dann erheblich leiser, „…stimmt.“

Fred scheint das nicht unbedingt verdächtig vorzukommen, obwohl er George einen seltsamen Blick zuwirft, der beweist, dass er sehr wohl die Ohren gespitzt hat.
Überhaupt scheint ihm die Unterhaltung langsam zu dumm geworden zu sein, denn plötzlich straffen sich seine Schultern und er huscht – bevor George noch „Pass auf!“ oder irgendeine andere verantwortungsbewusste Warnung von sich geben kann – durch den Minenteppich aus Scherben aus der Küche und hinaus auf den Flur.

„George?!“

Es kostet einiges an Überwindung, nicht automatisch zu antworten – stattdessen kramt der seinen Zauberstab hervor und beschließt, sich zuerst einmal an das der beiden existierenden Probleme zu wagen, für das er eine einigermaßen passable Lösung weiß… und rettet die dunkelgrüne Kaffeetasse.

„George, du Blödmann!“, kommt es irgendwo aus den Tiefen der Wohnung und der erwachsene George zuckt erschrocken zusammen, weil er sich trotz der ungewohnten Stimmlage angesprochen fühlt, „Komm raus!“

Leichter gesagt als getan.
Aber George hat sowieso nicht viel Zeit, sich eine passende Antwort einfallen zu lassen – von einer passenden Erklärung ganz zu schweigen – denn gerade als ihm dämmert, dass er dem Zwerg, der gerade durch ihre Wohnung schlittert, besser hinterherlaufen sollte, weil der ja immerhin gar nicht weiß, wo er sich eigentlich befindet, stellt sich heraus, dass besagter Zwerg ihm schon um einen Schritt voraus ist.

„Übrigens, Mister…?“

„Äh…“, George stellt die Kaffeetasse hastig auf den Küchentisch und geht der Stimme nach „Ja?“

Die rothaarige Silhouette taucht im TĂĽrrahmen des Wohnzimmers auf.
„Wo bin ich hier überhaupt?“

„Uhm…“, sagt George und kratzt sich am Hinterkopf, während er darüber nachdenkt, dass er Freds Prioritäten schon etwas bedenklich findet, wenn die Frage nach seinem Zwillingsbruder noch über dem generellen Wo und warum? steht, aber sei’s drum.
Irgendwie ist es ganz schmeichelhaft und auĂźerdem hat er jetzt sowieso andere Probleme-

„…und wer war’n Sie noch mal?“

-Probleme wie ein plötzlich geschrumpftes Familienmitglied, zum Beispiel.

„Also, äh“, sagt er und hat dann eine Erleuchtung, „Ähm, hast du schon gefrühstückt?“

Fred scheint ernsthaft ĂĽber diese Frage nachzudenken.
„Nö“, sagt er dann, „Glaub nich’. Ich hab Hunger.“

„Kann ich mir vorstellen“, George versucht, möglichst vertrauenserweckend auszusehen und überlegt gleichzeitig fieberhaft, was ihre (in letzter Zeit ziemlich vernachlässigte) Küche zu bieten haben könnte, um einen ungefähr Sechsjährigen zu begeistern, „Ähm… stehst du auf Schokofrösche?“

Das breite Grinsen heißt selbstverständlich ja, was George ehrlich gesagt kein bisschen überrascht.
„Klasse! Kann ich auch Kakao kriegen?“

„Was- ich meine, sicher.“
Wo um alles in der Welt soll er den denn bitteschön Kakao herbekommen? Der zuständige Zauber ist aus der vierten Klasse und die Erinnerungen daran mehr als nur verschwommen. „Kakao, kein Problem. Oder- hey, weißt du was? Wie wär’s mit Butterbie- äh. Uh, mit Kürbissaft?“

Alkohol ist schlieĂźlich Alkohol, so gut getarnt er auch schmecken mag und man kann ĂĽber George sagen, was man will, aber komplett verantwortungslos ist er dann auch wieder nicht.

Das Strahlen in Freds Gesicht erreicht seine Augen.
„Meine Mum sagt, das is’ ungesund und wir dürfen nicht.“

„Tja“, sagt George und findet zum ersten Mal an diesem Morgen Gelegenheit, verschwörerisch zurückzugrinsen, „Wir müssen ihr ja nichts davon sagen, oder?“

„Heh“, Fred wächst augenblicklich um fünf Zentimeter, „Stimmt. Müssen wir gar nich’.“

„Na, dann komm.“
„Aber, Mister-“

George, der sich bereits darauf eingestellt hat, Fred zurĂĽck in die KĂĽche zu komplimentieren, dreht sich noch einmal um.
„Was denn?“

„Wo is’ denn jetzt mein Bruder?“

„Der, äh…“
George will schon sagen, „Nicht da.“ oder „Woanders.“, aber dann bemerkt er das besorgt-ernsthafte Gesicht, das Fred plötzlich macht.
„Dem geht’s bestens“, sagt er stattdessen, „Ehrlich. Ich erklär’s dir gleich, ja? Wir essen nur vorher noch was.“

Fred wirft ihm einen argwöhnischen Blick zu und mit einem Mal ist sich George sicher, dass es – aktuelle Größe hin oder her – sicher nicht unbemerkt geblieben wäre, wenn er jetzt irgendein Lügenmärchen erzählt hätte… aber zum Glück hat er ja die Wahrheit gesagt.
Mehr oder weniger zumindest.

Auch wenn er noch absolut keine Ahnung hat, wie er die zugegebenermaĂźen ziemlich unglaubliche Geschichte an den Mann bringen soll.


~-~-~-~


„Sie lügen.“
„Absolut nicht.“
„Nur weil Sie auch George heißen, bedeutet das noch lange nich’-“
„Fred, komm schon-“

George seufzt tief und vergräbt das Gesicht in den Händen. Er will nicht sagen, dass er am Verzweifeln ist, aber mittlerweile ist er auf jeden Fall verdammt nahe dran.
„Bitte“, sagt er, „Ganz im ernst, denk mal drüber nach. Ich meine… ich meine, okay, es klingt ziemlich durchgeknallt, aber… nur kurz- bitte, Fred.“

Ein Paar Kinderaugen sehen ihn über die Tischplatte hinweg prüfend an, misstrauisch, aber dafür wenigstens nicht ängstlich (den Zustand akuter Panik haben sie schon hinter sich gebracht) und wenn George sich nicht vollkommen täuscht, dann dämmert da gerade so etwas wie Akzeptanz herauf.

„Okay“, Fred legt den Kopf schief, „Du willst also George sein?“

„Yep“, sagt George resigniert und unterdrückt den Drang, erneut zu seufzen.

„Und du bist… wie alt?“
„Dreiundzwanzig.“
„Und ich bin nicht so alt, weil…?“
„Tja. Du kannst mir glauben, wenn ich das wüsste…“

„Hm“, ist alles, was Fred sagt, „Hmm.“

„Du glaubst mir immer noch nicht“, stellt George in einem Anflug von Verzweiflung fest, „Oder?“

Fred Junior starrt auf die Tischplatte und fährt mit den Fingern der rechten Hand die Maserung im Holz nach. „Na ja“, sagt er dann und klingt dabei um keinen Tag älter, als er aussieht, „I-ich meine… hey!“

Mit einem Mal sitzt er aufrecht auf seinem Stuhl und funkelt George herausfordernd an.
„Hey! Ich weiß was – beweis es!“
„Uhm-“, sagt der, „Na schön, klar, ganz wie du willst. Was soll ich-?“

„Warum war Mum neulich stocksauer auf Dad?“

„Wie bitte?“

„Warum. War. Mum. Neulich. Stocksauer. Auf. Dad?“, wiederholt Fred langsam und überdeutlich, „Wenn du wirklich George sein willst, dann musst du das wissen.“

„Okay, okay, hast ja recht.“

George ĂĽberlegt fieberhaft.
Ungefähr sechs Jahre alt – was könnte ihr Dad um diese Zeit großartiges angestellt haben? Das Dumme an der ganzen Sache ist, dass ihr Vater im Laufe der Jahre so einiges an Mist gebaut hat, auf den ihre Mutter ziemlich ungehalten reagiert hat.
Woher soll er denn mit dreiundzwanzig denn noch wissen, was-

„Moment mal“, sagt George und muss plötzlich grinsen, „Der Wagen! Er hat den Wagen mit heimgebracht, stimmt’s? Das Muggel-Auto? Doch, ganz sicher. Das passt, das war genau zu dieser Zeit…“

An Freds Gesichtsausdruck kann er ablesen, dass er goldrichtig liegt.
„Stimmt“, gibt ihm sein Gartenzwerg von Zwillingsbruder recht, „Gut und, ähm… wer hat Mum gepetzt, dass wir beim ersten Versuch im Kofferraum von dem Ding mitgeflogen sind?“

An die unangenehmen Konsequenzen dieses Abenteuers kann George sich zwar nur mehr verschwommen erinnern, aber die Frage ist trotzdem einfach.
„Percy“, sagt er, „Es muss Percy gewesen sein, es war einfach immer Percy…“

Fred nickt zufrieden und sieht drein, als wäre er schon eher geneigt, die ganze Geschichte zu glauben – was auch in der Formulierung seiner nächsten Frage deutlich wird. „Und was können wir überhaupt nich’ ausstehen?“

„Ähm“, macht George, „Also… sei so nett und spezifizier das bitte.“
„Häh?“
„Na ja, eben ein bisschen genauer. Gibt so einiges, das wir nicht ausstehen können.“

„Zu essen.“

George muss lachen. Das ist wirklich leicht.
„Mohn“, sagt er und dann, obwohl das offensichtlich schon die richtige Antwort gewesen ist, „Sumpfwurzeltee und alle Arten von Bertie Botts Bohnen, die nach Körperflüssigkeiten schmecken.“

„Uärgh“, Fred zieht eine Grimasse, „Die sin’ ja auch echt eklig.“


~-~-~-~


Nach dem dritten Glas Kürbissaft, der zweiten Packung Schokofrösche und einer halben Scheibe Toast, für die George seinem Zwillingsbruder gut zehn Minuten lang gut zureden muss, weil sich seine innere Stimme plötzlich mit dem Argument zu Wort meldet, Süßigkeiten seien kein passendes Frühstück für ein Kind im Wachstum, suchen sie Klamotten zusammen, die George auf einigermaßen passende Größe einlaufen lässt.
Dann kramen sie ein paar alte Fotos hervor.

Fred ist begeistert.

„Und aus Hogwarts sin’ wir schon raus?“
George nickt schmunzelnd. „Yep.“

„Und wir haben Quidditch gespielt?“
„Yep.“
„In der Hausmannschaft?“
„Worauf du dich verlassen kannst.“

Kurzer, argwöhnischer Blick. „Schon Gryffindor, oder?“
„Tse. Aber klar doch.“

„…cool.“

Eine paar Sekunden herrscht Schweigen, dann dreht sich Fred zu George um, der hinter ihm im Schneidersitz auf dem Boden sitzt.
„Und jetzt? Wir sin’ aus Hogwarts raus, was machen wir jetzt? Wir wohnen doch nich’ mehr zuhause, oder?“

„Definitiv nicht“, sagt George, „Und was das Geldverdienen angeht, wir-“
Und da fällt ihm siedendheiß wieder ein, wie spät es ist und dass sie den Laden eigentlich längst hätten aufschließen müssen.

„Verdammt!“, er rappelt sich so hastig auf, dass Fred erschrocken zurückzuckt, „Scheiße!“

„W-was… hey! Was is’n los?!“

„Gar nichts!“, George hastet um die Ecke, verkalkuliert sich dabei und rutscht beinahe aus, „Nichts, ich meine, nichts schlimmes, okay? Ich muss nur-“
Erst jetzt fällt ihm ein, dass er noch nicht wirklich angezogen ist und als er laut fluchend innehält, meldet sich die innere Stimme vom Frühstück wieder zu Wort, mit der Begründung, dass er seinen Wortschatz vielleicht auch einmal überdenken sollte.

Aus dem Nebenzimmer kann er Fred lachen hören und denkt, na schön, so schlimm kann’s ja wohl nicht gewesen sein, wenn er es noch lustig findet.

Verity macht sich bereits ernsthaft Sorgen, als er endlich unten ankommt.
„Sorry“, keucht er, „War heute Morgen etwas chaotisch, wir haben- na egal. Los geht’s, wir sind sowieso spät dran.“

Das bringt ihm einen seltsamen Blick ein, aber Verity weiĂź, von wem sie bezahlt wird und auĂźerdem haben sie schon genug Zeit verschwendet.
Gute zehn Minuten regiert die Hektik, bevor George Zeit dazu findet, seinen magentafarbenen Umhang zu holen und stolpert, als er endlich ins Hinterzimmer kommt, beinahe ĂĽber eine ungewohnt kleine Gestalt.

„Woah! Was machst du denn hier?“

Aber Fred hört ihm gar nicht zu, weil er viel zu beschäftigt damit ist, mit riesengroßen Augen in den Verkaufsraum des Ladens zu starren.

„Was’n das?“, fragt er mit vor Ehrfurcht beinahe unhörbarer Stimme.

„Uh, das.“, sagt George, „Das ist unser Laden.“

„Unser…“, flüstert Fred andächtig und wirft dann einen ungläubigen Blick nach oben, „Echt jetzt?“

George nickt und wuschelt seinem Zwillingsbruder in einem plötzlichen Anfall von Sentimentalität durch die Haare, weil er sein sechsjähriges Selbst mit einem Mal zum Niederknien niedlich findet. Außerdem regt sich sein Beschützerinstinkt einfach immer, wenn Fred Anzeichen von Unsicherheit erkennen lässt und die momentan um einen guten Meter dezimierte Körpergröße verstärkt diesen Effekt offenbar noch.

„Klar. Willst du’s dir mal ansehen?“

Fred Junior legt den Kopf in den Nacken (was George erst wieder so richtig bewusst macht, wie groß der Höhenunterschied im Augenblick ist) und zieht herausfordernd eine Augenbraue hoch.
„Das fragst du noch?“

„Na, dann komm.“

Freds Gesicht strahlt vor Begeisterung wie einer von Filibusters Feuerwerkskrachern und er rast durch die Gänge, springt auf den Tresen und klettert an den Regalen hoch, als hätte er nie etwas anderes getan.
George hat beinahe Schwierigkeiten mitzuhalten.

Eben sieht er den roten Haarschopf in einem Höllentempo um die nächste Ecke verschwinden, als von dort ein überraschter Aufschrei ertönt.
„Holla!“
Er beeilt sich, dem Geräusch nachzugehen.

„Ui“, sagt Fred gerade und starrt vollkommen unbeeindruckt zu Verity hoch, die ihrerseits verdattert auf ihn hinuntersieht, „’tschuldigung.“

„M-macht nichts“, entgegnet sie und wirft einen fragenden Blick zu George, der entschuldigend lächelt, „Wer bist du denn?“

„Das“, sagt George und nimmt (auch wenn er sich dabei etwas seltsam vorkommt) seinen Bruder auf den Arm, um zu verhindern, dass der sich gleich wieder davonmacht, „Das, ähm, ist mein…“

„Neffe“, meldet sich Freds Kinderstimme nahe an seinem Ohr ziemlich munter zu Wort, „Also, nich’ er sondern ich. Er is’ mein Onkel und ich bin sein Neffe.“
Er winkt Verity, die inzwischen dahingeschmolzen zu sein scheint, fröhlich zu.
„Hi.“

„Jaah“, sagt George und denkt, vielleicht hatte ihre Mutter doch nicht so Unrecht, als sie ihnen wegen ihrer kümmerlichen Ergebnisse bei den ZAGs die Hölle heiß gemacht hat, weil sie der Meinung war, sie hätten das besser hinkriegen können – immerhin hat er hier den eindeutigen Beweis, dass Fred und er schon mit sechs Jahren ziemlich schnell geschaltet haben, „Mein Neffe, uhm… wir passen ’ne Weile auf ihn auf, verstehen Sie?“

Verity lächelt Fred freundlich an.
„Na, so was. Und wie heißt du?“

„Fred.“
„Ach, tatsächlich?“

„Ahhm, ja“, meldet sich George wieder zu Wort, „Ziemlich witziger Zufall, nicht?“

„Aber hallo“, Verity zwinkert Fred verschwörerisch zu, „Also können wir uns heute auf deine Hilfe verlassen?“
Der nickt eifrig. „Lady, darauf können Sie Gift nehmen.“

George muss beinahe lachen.

„Und?“, murmelt es leise, sobald sich ihre Assistentin wieder ihrer eigentlichen Arbeit zugewandt hat, „War ziemlich gut, was?“

„Großartig“, flüstert George zurück, „Absolut großartig.“


~-~-~-~


Der Vormittag plätschert dahin und der Kundenansturm bleibt im erträglichen Rahmen. Fred ist mit Feuereifer bei der Sache, hat alle ihre Artikel samt Gebrauchsanweisung innerhalb einer Stunde absolut fehlerfrei im Kopf und erweist sich vor allem beim weiblichen Konsumentenkreis als unwahrscheinlich verkaufsfördernd.

Gegen Mittag hin wird es doch etwas voller.
Irgendein Besserwisser zündet aus, wie er sagt, „Testgründen“ eine Rakete und schafft es mit dieser Aktion beinahe, eine halbe Massenpanik auszulösen – als das ganze Chaos endlich behoben ist, zeigt die Uhr fünf nach halb eins und George hat gute Lust, das verantwortliche Genie mit bloßen Händen zu erwürgen.

Er begnĂĽgt sich damit, den Mann aus dem Laden zu werfen und tief durchzuatmen.
Eiskalt wird ihm erst, als Verity ihm mit besorgtem Gesichtsausdruck auf die Schulter tippt. „Wo steckt eigentlich der Kleine?“

Er fährt so hastig zu ihr herum, dass sie erschrocken zurückzuckt.
„WAS?“

„Ihr Neffe“, sie breitet die Arme aus, „Ich meine…“
Aber George hört ihr schon gar nicht mehr zu.

Die nächsten zehn Minuten verbringen sie damit, das ganze Gebäude auf den Kopf zu stellen und in jeder möglichen und unmöglichen Ecke nachzusehen.
Nichts. Keine Spur von Fred.

George hätte es zwar nie für möglich gehalten, aber ihm ist schlecht. Richtig schlecht.
Normalerweise ist es schon alles andere als beruhigend, wenn der richtige Fred einfach verschwindet, ohne Bescheid zu sagen, aber diesmal ist er zu allem Überfluss auch noch sechs Jahre alt und einfach… klein.

„Verdammt“, murmelt vor sich hin, „Verdammt, verdammt, verdammt noch mal.“

.
.
.

~-~-~-~


Arghh... gestern komme ich so rein und mein Bruder hockt da und guckt Pulp Ficiton. Ich bin bloĂź zehn Minuten geblieben, aber das war anscheinend mal wieder genug.
"Son of a preacher man" von Dusty Springfield gehört VERBOTEN.
Jetzt ist das Lied immer noch in meinem Kopf und was das traurigste daran ist:
Es passiert mir wirklich. Jedes. Verdammte. Mal.


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