von Rose Malfoy
Die Große Halle und der Sprechende Hut
Die Boote legten an einem unterirdischen Hafen an und alle kletterten heraus.
Als schon fast alle an Land waren, meldete sich eine zarte, leise Stimme, die aus einem der Boote drang.
„Könnte mir jemand helfen? Ich kann mit dem Gips nicht aus dem Boot heraus.“
Ich sah mich um und erblickte in einem der Boote ein Mädchen, vermutlich kleiner als ich, mit braunen Haaren und großen blauen Augen, die an ihrem rechten Bein einen Gips trug. Neben ihr lagen zwei Krücken und sie mühte sich verzweifelt ab, sich hochzustemmen, aber jedes Mal, wenn sie stand und nach den Krücken greifen wollte, schaukelte das Boot und sie kippte wieder um. Einige lachten laut, doch Hagrid stapfte auf sie zu und hob sie an Land. Dann herrschte er ein paar Jungen an, die immer noch laut lachten.
„Haltet die Klappe, ihr dort. Das is' nich' lustig. Aber ihr könn' gern wieder heim fahren.“
Dann stieg er eine breite, steinerne Treppe hinauf und führte uns über eine Wiese, die in der Dunkelheit lag. Hailey und Luke waren mit Lily dicht hinter Hagrid und ich fühlte mich ein wenig allein.
Deswegen wartete ich, bis alle an mir vorbeigegangen waren und wandte mich dann an das Mädchen mit den Krücken.
„Soll ich dir helfen? Ich hatte auch mal Krücken, ist nicht gerade angenehm.“ Sie nickte und lächelte leicht.
Dann nahm ich sie am Arm und half ihr durch das nasse Gras, das im Schatten des riesigen Schlosses lag. Ein paar Fenster waren hell erleuchtet, aber sonst lag alles im Dunkeln.
„Wie heißt du?“ Das Mädchen neben mir sah kurz zu mir hoch und ihre Augen blitzten im Licht des Mondes.
„Claire“, antwortete ich ihr, „und du?“
Wir hatten fast das große Portal erreicht, vor dem die anderen schon warteten.
„Georgia, aber niemand nennt mich so. Alle sagen Georgie oder Laurie, nach meinem zweiten Vornamen, aber das mag ich nicht besonders. Am liebsten ist mir immer noch Georgie, obwohl das eine Verkleinerungsform ist. Meine älteren Schwestern haben eine Zeit lang immer Georgia gesagt, weil ich böse auf sie war, da sie mich als klein bezeichnet haben. Danach war ich noch böser und Mum hat ihnen verboten, mich weiter zu ärgern.“
Wir standen jetzt bei den anderen.
Hagrid, der trotz seiner Größe kaum zu sehen war, klopfte dreimal gegen das Portal und die beiden Flügel schwangen auf. Wir folgten ihm alle in eine große Eingangshalle, deren Decke so hoch war, dass ich sie nicht erkennen konnte.
Genau gegenüber vom Eingang war eine große Marmortreppe, die in die oberen Stockwerke führte und links davon führte eine Treppe nach unten, vermutlich in die Kerker.
Auf der rechten Seite war ein ebenfalls großes Portal durch das das Lachen und Schwatzen der, wie ich vermutete, anderen Schüler drang.
Eine alte Hexe mit Brille und fest sitzendem Haarknoten, die vor dem Portal stand, warf einen strengen Blick über uns Erstklässler und jedem wurde klar, dass er den Mund halten musste.
„Ich bin Professor McGonagall, eure Schulleiterin. In wenigen Augenblicken werdet ihr durch diese Tür in die Große Halle gehen und dort werdet ihr dann den Häusern zugeteilt. Doch davor bitte ich euch, in diesem Raum hier zu warten und euch, “ Sie warf einigen anderen strenge Blicke zu, „so gut wie möglich herzurichten.“
Ich sah mich um und sofort war mir klar, was sie meinte. Hugo und ein paar Jungen, die um ihn herumstanden, hatten sich die Krawatten um die Köpfe gebunden und ihre Hemden hingen schlampig aus ihren Hosen heraus.
Neben mir kicherte ein Mädchen; Lily war wieder in meiner Nähe und sagte zu mir und Georgie: „Hugo hat schon einen Club gegründet. Den ,Club der belämmerten Vollidioten', kurz CBV.“
Hugo, der diese Bemerkung gehört hatte, rief ihr zu: „Wie lustig, Lily. Ich kann vor Lachen kaum noch leben!“ Lily begann immer heftiger zu kichern, doch schnell hörte sie wieder auf, denn Professor McGonagall rief: „Bitte geht jetzt in diesen Raum und wartet, bis ich euch hole.“
Alle drängten durch die Tür, die, im Verhältnis zu den anderen, sehr klein war. Der Raum dahinter war nicht wesentlich größer.
Es war ziemlich dunkel, denn außer dem Kamin, in dem ein Feuer brannte, und einigen Fackeln an den Wänden gab es keine Beleuchtung.
Alle standen dicht gedrängt zusammen und viele waren an die Wand gepresst. Vereinzelt gab es auch Schmerzensschreie auf die ein schüchternes „Entschuldige!“ folgte.
Madison Vane, um die sich bereits eine kleine Gruppe gebildet hatte, die alle an ihren Lippen hingen, lehnte lässig am Kamin und machte riesengroße giftgrüne Kaugummiblasen.
Hailey, Lily und auch einige andere verzogen angewidert das Gesicht, als die Blasen jeweils mit einem lauten Knall platzten.
Wir standen ein paar Minuten dort herum und nur wenige redeten; die meisten hatten Angst, dass Professor McGonagall zurückkommen würde. Schließlich kam sie auch zurück und sagte mit lauter Stimme: „Folgt mir jetzt bitte in die Eingangshalle. Dort stellt euch in Zweierreihe auf und folgt mir in die Große Halle, wo ihr den Häusern zugeteilt werdet.“
Langsam drängten sich alle in die Eingangshalle und stellten sich auf. Georgie landete neben mir. McGonagall ging die Reihe ab und erteilte Anweisungen wie „Hemd hinein!“ oder „Krawatte richten!“ und „Haare glätten!“.
Zu Georgie sagte sie: „Gehen Sie nach dem Festessen zum Krankenflügel, Miss…“
„Henley, Professor, Georgie Henley.“
„Gut, Miss Henley. Ich würde vorschlagen, dass Sie mit einer Ihrer Mitschülerinnen und einem Vertrauensschüler gehen. Die Krankenschwester wird dann Ihr Bein heilen.“
„Jetzt folgt mir in die Halle!“, rief sie, nachdem sie alle kontrolliert hatte.
Wir gingen brav durch das große Portal und die meisten sahen sich erstaunt um. Die Halle war unendlich hoch und es sah aus, als ob sie kein Dach hätte, denn man sah direkt den Himmel. Überall waren Sterne und leichte Wolkenschleier zogen sich quer über die Halle.
Ich hörte einen Jungen flüstern: „Ich glaube, die Decke ist verzaubert.“ Jemand anderer in seiner Umgebung zischte: „Natürlich, oder glaubst du etwa, dass es immer reinregnet?“
Der Junge erwiederte etwas, aber ich konnte nicht verstehen, was es war.
Wir gingen mitten zwischen langen Tischen hindurch, an denen die anderen Schüler saßen. Ich sah Roxanne und auch Louis und ein paar andere Weasleys, die sich durch ihre leuchtend roten Haare von den meisten anderen unterschieden.
Es war irgendwie einschüchternd, durch diese große Halle zu gehen, umgeben von älteren Schülern, die einen anstarrten. Georgie, die neben mir her humpelte, sah ziemlich nervös aus.
Nach einer halben Ewigkeit - so kam es mir zumindest vor - erreichten wir das Podium, auf dem der Lehrertisch stand.
Vor dem Tisch stand ein kleiner Hocker und darauf lag ein ziemlich verschlissener Zaubererhut, der an mehreren Stellen geflickt war. Wir stellten uns vor diesem Stuhl auf und ich spürte, dass auch die anderen Schüler den Hut anstarrten.
Plötzlich öffnete sich ein breiter Riss über der Krempe und der Hut stimmte ein Lied an.
Er erzählte etwas über die Eigenschaften der vier Häuser, ihre Gründer und die Schule. Auch erwähnte er etwas von erfolgreichen Schülern und ihren Leistungen.
Als er sein Lied beendete, war es für einige Sekunden still; alle wachten aus einer Art faszinierter Trance auf und dann brauste lauter Beifall auf.
Dann hob Professor McGonagall die Hand und sagte laut: „Ich rufe eure Namen auf, ihr kommt vor und setzt den Hut auf. Er wird euch sagen, in welches Haus ihr gehört. Dann geht ihr zu eurem jeweiligen Haustisch.“
Ein Junge sah sich verunsichert um und suchte offenbar Blickkontakt mit älteren Geschwistern oder Freunden. Ich folgte seinem Blick und sah Scorpius und Al, die nebeneinander am Slytherintisch saßen.
„Abbey, Sara“
McGonagall hatte eine lange Liste entrollt und las nun den ersten Namen vor.
Ein schwarzhaariges Mädchen drängte sich an mir vorbei und ging zitternd auf den Hut zu. McGonagall hob ihn an der Spitze an, das Mädchen setzte sich auf den Stuhl und die Schulleiterin ließ den Hut auf ihren Kopf sinken.
Da er für Erwachsene war, sank ihr der Hut sofort über die Augen und ich konnte nur noch sehen, wie sie ihre Lippen leicht bewegte, als ob sie beten würde.
Ungefähr zehn Sekunden später öffnete sich die Krempe erneut und der Hut rief laut: „Gryffindor“
Ich drehte mich um und sah Rose und Lucy laut applaudieren. Schüchtern nahm Sara den Hut ab und setzte sich an den Tisch.
Ich blickte wieder zu Professor McGonagall hinauf, die den nächsten Namen ablas.
Nachdem noch ein paar andere Mädchen und Jungen ihren Häusern zugeteilt worden waren, sagte sie: „Dursley, Claire“
Ich stolperte fast über meine eigenen Füße, als ich zu dem kleinen Hocker ging und mich setzte.
Dann sah ich nur noch das schwarze Innere des Hutes und hörte eine leise Stimme.
„Hm. Ich sehe viel Talent bei dir. Und mutig bist du auch noch! Du kannst es weit bringen, egal in welches Haus ich dich stecke, aber ich muss mich entscheiden. Du hast viel Köpfchen und außerdem bist du begabt. Aber wo stecke ich dich bloß hin. Ravenclaw wäre sicher eine Möglichkeit, aber auch Gryffindor würde dir nicht schaden. Was meinst du?“
Ich war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, doch der Hut sprach schon weiter, als ob ich ihm eine Antwort gegeben hätte.
„Nun, das erleichtert die Entscheidung natürlich wesentlich.“
Meine Hände klammerten sich an das Holz des Hockers. Wo würde ich hinkommen? Gryffindor oder Ravenclaw? Oder doch in eines der anderen Häuser?
_____________________________________________________________________
Tja, wo kommt sie hin?
Ich weiß es schon, aber ich möchte mal die Wirkung eines Cliffhangers ausprobieren… =)
Und euch noch ein bisschen auf die Folter spannen. *grins*
Wundert euch übrigens nicht, wenn ich mal die Namen von Schauspielern oder aus anderen Filmen/Serien/Büchern verwende, das mache ich oft, weil mir diese Namen oft sehr gut gefallen.
Mit dem nächsten Chap wird es leider wieder länger dauern, weil ich für Mathe lernen muss, aber dafür werde ich mich bemühen, dass es schneller geht als jetzt.
Vermutlich werde ich ab jetzt kürzere Chaps schreiben, dmit ihr nicht so lange warten müsst.
LG Rose Malfoy =)
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel