von FeuerflĂŒgel
Hermine runzelte die Stirn. So eine Reaktion hatte sie nicht erwartet. Eigentlich hatte sie gedacht, dass er etwas rot werden wĂŒrde, mit leiser Stimme irgendwelche Sachen wie âStimmt doch gar nichtâ und âErzĂ€hl keinen Mistâ sagen wĂŒrde, aber nicht so etwas. Wenn es wahr war, was er gerade gesagt hatte... Ach, Quatsch! So ein Unsinn! Er konnte einfach nur gut schauspielern, das war alles! Sonst nichts! Hermine packte ihre Sachen zusammen und wollte gerade hinaus gehen, als sie plötzlich stehen blieb. Ihr Blick wanderte zurĂŒck zu Harrys Tasche. Ihr blieb die Wahl: entweder lieĂ sie sie liegen oder sie nahm die Tasche mit. Sie ging zurĂŒck zu dem Platz, an dem Harry vor kurzer Zeit noch gesessen hatte. Sie wollte seine Sachen gerade aufheben, als sie plötzlich innehielt. Wieso sollte sie diesem arroganten Widerling das Zeug nachtragen? Er brach doch auch sonst so gerne die Regeln, da konnte er doch genauso gut heute Nacht noch mal zurĂŒck kommen und sie sich selber holen. Mit einem hinterlistigem LĂ€cheln verlieĂ sie die Bibliothek.
âGott sei Dank hat dich Filch nicht erwischt! Diese miese Kröte!â schimpfte Ron, als Harry ihm erzĂ€hlte, dass er in der Nacht noch mal ohne seinen Tarnumhang in die Bibliothek gegangen war, denn der Tarnumhang war in seiner Tasche gewesen und er hatte es nicht riskieren können, ihn zu verlieren.
âWelche miese Kröte?â fragte Harry verstĂ€ndnislos, âFilch ist mĂ€nnlich, falls du das vergessen hast!â
âIch mein doch nicht Filch, Harry, sondern sie.â Ron deutete ĂŒber die Haustische hinweg auf Hermine, die sich neben Cho köstlich amĂŒsierte.
âOh.â Harrys Miene verdĂŒsterte sich augenblicklich, âDu hast Recht. Sie ist eine miese Kröte.â
âDie glaubt doch tatsĂ€chlich, dass du es genieĂt, berĂŒhmt zu sein. Hat die Tomaten auf den Augen?â sagte Ron und lachte. Plötzlich hielt er inne und krallte sich an Harrys Arm.
âWas?â fragte Harry völlig perplex.
âDa ist sie!â
âWer?â
âDie schönste Frau der Welt!â
âHĂ€?!â
âDa, schau doch! UnĂŒbersehbar!â Harrys Blick wanderte ĂŒber die Menge hinweg, bis er an Lunas Gesicht hĂ€ngen blieb.
âDu meinst doch jetzt nicht Luna, oder?â
âIst sie nicht... Wunderbar?â
âHat sie dir einen Liebestrank verabreicht?â Ron starrte ihn nur böse an und sah dann wieder zu Luna.
âIch sollte sie ansprechen, oder?â
âHast du mich das nicht schon mal gefragt?â Harry grinste. Sein bester Freund war zum ersten mal in seinem Leben richtig verliebt... Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als sich Ginny neben ihn setzte.
âHi Harry.â
âGinny! Und, wie war dein Austausch in Bulgarien?â fragte Harry. Er freute sich sehr, seine beste Freundin endlich wieder zu sehen.
âOh, ganz okay. Viktor-â
âDu hast doch nicht was mit Vicky oder?â fragte Ron scharf. Er schien aus seiner Trance wiedererwacht zu sein.
âSelbst wenn, Ron, wĂŒrde ich dir das ganz bestimmt nicht erzĂ€hlen.â
âDas waren noch Zeiten, als du mit Harry zusammen warst... Ihr habt euch wenigstens noch normal verhalten und ich konnte euch kontrollieren...â Harry spuckte seinen Saft auf den Tisch und fing laut zu lachen an. Ginny stimmte mit ein.
âWas?â fragte nun Ron und sah sie völlig verstĂ€ndnislos an.
Nach dem Mittagessen hatten sie wieder Verteidigung gegen die dunklen KĂŒnste. Dort musste sich Hermine neben Harry setzen, da sie auch in dieser Stunde noch Zeit hatten, weiter an ihrem Aufsatz zu arbeiten. FĂŒr Beide gab es nichts schlimmeres, als sich nach ihrem gestrigen âGesprĂ€châ wieder halbwegs normal zu unterhalten. Demzufolge ging die Stunde fĂŒr sei total in die Hose.
âNein, Potter, so geht das nicht!â
âAch, und wieso nicht, Miss Allwissend?!â
âIch kann mich wenigstens WIRKLICH verteidigen! Nicht nur so tun, als ob ich Du- weiĂt- schon- wem durch reinstes Können entkommen wĂ€re! Ich hab mehr Ahnung als du und ich sage, dass das totaler Mist ist, was du da geschrieben hast! Animagie MUSS man lernen, es ist nicht angeboren!â
âHab ich auch nie gesagt! Man kann die FĂ€higkeit erben und es so leichter lernen!â sagte Harry energisch.
âDavon hab ich noch nie etwas gelesen!â
âEs steht nicht alles in BĂŒchern!â
âDu-â
âMiss Granger, Mr. Potter! Ich wĂ€re Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich jetzt mit dem Stoff befassen und nicht die ganze Zeit streiten wĂŒrden!â Hermine errötete leicht und steckte ihren Kopf sofort wieder in das Buch. Es war offensichtlich, dass sie nicht las.
âEs ist totaler Schwachsinn!â knurrte Hermine leise.
âKrallst du dich immer an das, was du liest?â fragte Harry grimmig. Hermine war sprachlos. Sie öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder und das öfter hintereinander.
âEndlich sprachlos, was?â Harry schien der kleine Streit nun sehr zu belustigen.
âAlso, ich-â
âDie Stunde ist nun zu Ende fĂŒr heute. Vielen Dank.â Hermine packte ihre Sachen hastig zusammen und lief schnell zu Cho. Das war ihr ja noch nie passiert! Noch nie war sie so sprachlos gewesen! Und ausgerechnet bei ihrem Erzfeind Harry Potter! Das war fĂŒr Hermine die gröĂte DemĂŒtigung und fĂŒr Harry der gröĂte SpaĂ. Lachend sagte er im hinausgehen zu Hermine:
âWir treffen uns dann heute Abend in der Bibliothek!â und dann war er auch schon aus der TĂŒr verschwunden. WĂŒtend sah sie ihm nach.
âEr ist so verdammt bescheuert!â schimpfte sie. Cho grinste.
âIch hab es mitgekriegt... Es war wirklich lustig!... Ach ja: kannst du mir noch in Geschichte der Zauberei helfen? Ich hab das mit Wladimir den Wilden ĂŒberhaupt nicht verstanden!â
âCho!â sagte Hermine vorwurfsvoll, âDu mĂŒsstest jetzt eigentlich schon fertig sein mit der Schule!â
âWas kann ich denn dafĂŒr, dass Hogwarts letztes Jahr geschlossen hatte?!â sagte Cho nun etwas gekrĂ€nkt.
âEntschuldige. Ich bin noch etwas wĂŒtend wegen Potter.â Ihre Freundin antwortete nicht mehr, sondern sah sie nur wissend an.
Hermine stapfte am Abend in die Bibliothek. Harry saĂ schon am Tisch und schrieb gerade eifrig einen Text ab. Hermine sah ihn von hinten an. Eigentlich sah er gar nicht so schlecht aus... FrĂŒher war er eher klein gewesen, aber jetzt... Er war groĂ, dunklere Haut und er hatte eine gute Figur... Halt! Ăber wen dachte sie denn jetzt?! Er war ihr FEIND! Und von Feinden durfte man nicht gut denken. Auf keinen Fall. Wo wĂŒrde sie denn da hinkommen? Vielleicht wĂŒrde sie ihn noch mögen! Unmöglich!
âHallo.â sagte Hermine und setzte ihr missmutigstes Gesicht auf.
âHi.â Harry sah nur kurz auf und wendete sich dann wieder seinem Text zu. Sie arbeiteten eine ganze Zeit lang, als ein plötzlicher Schrei die Stille erschĂŒtterte. Es war zu spĂ€t, es war bestimmt keiner mehr wach (die SchĂŒler hatten die Sondererlaubnis, in der Nacht in der Bibliothek zu arbeiten) und es hatte auch ganz gewiss niemand gehört. Harry sprang alarmiert auf. Er kannte diese Stimme nur zu gut. Ron. Er lieĂ seinen Stift fallen und stĂŒrzte aus der Bibliothek, seinen Stuhl hatte er umgeworfen. Hermine rannte ihm hinterher. Erstens wollte sie diesem jemand dort drauĂen helfen und zweitens interessierte es sie sehr, was Harry machen wĂŒrde.
Harry sprintete nach drauĂen und kam plötzlich schlitternd zum stehen. Hermine prallte gegen ihn.
âWas machst du hier?!â flĂŒsterte Harry.
âIch... Geht dich gar nichts an!â schnaufte Hermine und starrte ihn böse an. Doch er beachtete sie nicht weiter und beugte sich nach unten.
âRon?! Hey, alles okay?!â sagte er und rĂŒttelte jemanden. Hermine erkannte, dass es Potters bester Freund war. Langsam regte er sich.
âRon! Kannst du mich hören?!â Ron setzte sich langsam auf und hielt sich den Kopf.
âWas ist passiert?!â fragte Harry eindringlich.
âI... Ich hab eine Nachricht erhalten... Irgendein MĂ€dchen wollte mich hier treffen und... Plötzlich ist was vom Himmel gestĂŒrzt und... Dann weiĂ ich nichts mehr.â Harry sprang auf und zog seinen Zauberstab. Er spĂ€hte in den Himmel. Doch nichts rĂŒhrte sich.
âNa los, bringen wir ihn rein, Potter.â sagte Hermine doch Harry hob die Hand und gebot ihr still zu sein. Plötzlich ertönte ein lauter, spitzer Schrei. Der vorher wolkenlose Himmel verdunkelte sich im Norden. Doch es waren keine Wolken.
âOh Gott.â sagte Hermine. Harrys Miene verdĂŒsterte sich.
âHarpyien.â Er packte Ron unter den Achseln und zog in grob in Richtung schloss. Die Harpyien kamen immer nĂ€her.
âLos, lauf!â brĂŒllte Harry Hermine an, âIn die Quidditchumkleidekabine! Los!â So schnell sie konnte rannte sie hinein. Wenige Sekunden spĂ€ter kam auch Harry herein. Er trug Ron auf den Schultern, lieĂ ihn aber fast augenblicklich danach auf den Boden gleiten. Hektisch rannte er hin- und her.
âWir können ihnen nicht zu FuĂ entkommen. Sie sind viel zu schnell. Zaubern hilft auch nichts, es sind zu viele... â
âSie werden mir nichts tun.â sagte Hermine, âIch bin eine Frau. Sie greifen grundsĂ€tzlich nur MĂ€nner an.... Vielleicht kann ich ja mit ihnen sprechen.â
âEs ist sinnlos. Sie werden dir nicht zuhören, aber...â schnell riss er einen Spint auf und holte einen Feuerblitz hervor.
âOh nein. Ganz bestimmt nicht. Ohne mich.â sagte Hermine, denn ihr schwante bereits, was zu tun war.
âDoch. Du nimmst Ron und fliegst zum Schloss. Landet Auf dem Nordturm. Sobald ihr im Schloss seid, seid ihr in Sicherheit.â sagte Harry und drĂŒckte ihr den Besen in die Hand.
âDu redest nur von uns... Was machst du, Potter?â
âIch halte sie auf. Keine Zeit zum erklĂ€ren.â
âAber ich kann nicht fliegen!â rief Hermine Harry hinterher, der gerade am rausgehen war.
âDu kannst und wirst.â
Hermine packte Ron unter den Armen und zog ihn nach drauĂen. Harry stand da und bewegte sich nicht. Was sollte das denn werden?! Sie schloss kurz die Augen. Sie waren verloren. Jedenfalls die Beiden. Oder auch sie, denn sie war sich sicher, dass sie sich das Genick beim fliegen brechen wĂŒrde. Als sie ihre Augen wieder öffnete, war Harry verschwunden. An seiner Stelle hockte nun ein schwarzer Falke mit silbernen FlĂŒgelspitzen. Hermine rieb sich unglĂ€ubig die Augen, doch kein Zweifel: Er musste ein Animagus sein! Deshalb war er sich so sicher gewesen, dass man die FĂ€higkeit, sich in ein Tier zu verwandeln, erben und es so leichter lernen konnte und das hatte er also mit nicht registriert gemeint... Er war also ein illegaler Animagus! Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als der Falke einen spitzen Schrei ausstieĂ. Es hörte sich irgendwie warnend an. Schnell zog sie Ron auf den Besen und schwang sich ebenfalls darauf. Sie atmete noch einmal tief durch und stieĂ sich dann vom Boden ab.
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