von Federflügel
7. November 1979
Mein geliebter Ehemann (ich liebe dieses Wort und den der dahinter steckt),
ich weiß schon, was ich getan habe, als ich vor diesem Altar mein „Ja“ in die Luft gehaucht habe. Nur um deine Erinnerung etwas aufzufrischen: Ich hatte angeboten, mitzukommen, aber du meintest, das wäre zu gefährlich und du könntest den Gedanken nicht ertragen, mich in Gefahr gebracht zu haben. Wir haben wohl beide vergessen, dass die Gefahr auch hier in London ist, eigentlich überall in England. Also wäre ich lieber mit dir zusammen in Gefahr als allein. Aber es lässt sich ja nun nicht mehr ändern. Wir müssen noch drei Wochen und vier Tage ohne einander aushalten.
Alice und ich absolvieren gerade ein „Wie ich meinen Mann vermisse und trotzdem fröhlich bin“-Programm. Dazu haben wir uns heute Mittag entschlossen. Wir werden uns hier im Hauptquartier so nützlich wie nur möglich machen, damit wir beschäftigt sind. Ihr werdet es wohl völlig verändert vorfinden, wenn ihr alle wiederkommt. Und dann haben wir auch noch überlegt, dass wir die vier Wochen nutzen und alles Essen, was wir in eurer Gegenwart nie essen dürfen und schon gar nicht kochen. Wir haben so richtig heftig mit Zwiebelkuchen angefangen. Morgen gibt es dann Steaks mit Knoblauchsoße. Ich freu mich schon drauf.
Aber das Blöde ist: der Plan geht nicht auf. Als ich heute in den Zwiebelkuchen gebissen habe, hab ich deine Ekel- und Unmutsgeräusche vermisst und auch deinen angewiderten Gesichtsausdruck. Ich wollte dich wie immer damit ärgern, aber du bist ja nicht da. Ich könnte ja eine Knoblauchzehe in deinem Bett verstecken und wenn du wieder kommst, haut es dich bei dem Geruch fast um! Aber es gibt wesentlich bessere (und friedlichere) Dinge, die wir tun können, wenn du wieder da bist. Ich könnte das Bad schrubben und dann Duftkerzen aufstellen, oder ich beziehe das Bett mit der roten Satin-Bettwäsche oder ich kaufe sämtliches Obst, das die Sinne anregt, wie z.B. Erdbeeren oder Granatäpfel! Bei diesen Gedanken wird mir ganz wehmütig, denn ich denke an die viele Zeit, die bis dahin noch verstreichen muss. Warum vergeht die Zeit immer so seltsam? Wenn ich bei dir bin, dann verfliegen die Stunden nur so, aber wenn ich auf dich warte, dann zieht sich schon eine Minute hin wie eine Ewigkeit.
Nun will ich aber noch die besorgte Ehefrau spielen: Pass, um Gottes willen, auf dich auf. Eure Mission ist nicht ungefährlich und ich möchte dich heil wieder hier haben. Mach ja keine Dummheiten. Ich weiß nicht, ob ich so richtig glücklich darüber bin, dass Sirius dein Partner ist. Ihr macht einfach zu viele unüberlegte Sachen zusammen (manchmal auch Bockmist genannt). Aber andererseits ist er dein bester Freund und wird dich aus jedem Schlamassel wieder heraus hauen, wenn es sein muss. Wahrscheinlich bin ich erst wieder ein bisschen ruhiger, wenn Remus bei euch ist. In letzter Zeit hört ihr sogar manchmal auf ihn. Ich wünschte, du könntest genauer über den Verlauf der Aktion berichten. Ich sitze hier wie auf Kohlen und kann es kaum erwarten, dass die Eule gegen das Küchenfenster tippt. Apropos Eule: Wir sollten sie abwechseln, denn sonst fällt unsere Korrespondenz noch jemandem auf.
Ich werde jetzt nachsehen, ob die Haare noch immer vollzählig auf dem Laken liegen. Warte kurz… Ja, da sind sie. Immer noch alle da. Und ich muss gestehen, dass ich auch ein bisschen von deinem After-Shave im Badezimmer versprüht habe heute Morgen und dann zehn Minuten lang schnüffelnd dort herum stand. Ich werde auch ein bisschen davon auf deine Bettdecke sprühen, denn langsam verliert sie deinen Geruch. Und dann macht vielleicht sogar das Kuscheln mit der Bettdecke etwas mehr Spaß.
Grüße deinen wilden Bettnachbarn auch von mir zurück. Wenn er dich zu sehr um deinen Schlaf bringt, dann bekommt er es bei eurer Rückkehr mit mir zu tun.
In Liebe,
deine Lily
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