von Federflügel
10. November 1979
Geliebte Lily,
die Zustände hier hast du sehr gut erfasst. Aber keine Angst, du hast keinen solchen Miefepeter (Vorsicht, Wortspiel!) geheiratet. Sirius, Remus und ich schlafen in der sogenannten „sauberen Ecke“. Wir sind diejenigen, die sich morgens und abends die Zähne putzen, Teller zum Essen benutzen und jeden zweiten Tag das Bettzeug lüften. Wie ich es von dir gelernt habe, meine süße Frischluftfanatikerin! Ohne dich wäre ich wirklich aufgeschmissen. Und würde es wahrscheinlich nicht mal merken, wie sehr ich mich gehen lasse. So wie die anderen hier eben. Das sind bestimmt Typen, die in ihrem Leben noch keine Freundin hatten. Die Muggel auf der Straße machen schon einen Bogen, wenn ihnen einer von denen entgegenkommt. Stell dir vor, ich kämme mich sogar! Um evtl. angesprungene Läuse aufzustöbern und zu vernichten, aber bisher hab ich zum Glück noch keine gefunden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir uns weitestgehend von Mundungus fernhalten. Ach ja, er hat den Ausschlag übrigens nicht mehr, aber ich könnte ihn ja wieder auffrischen, falls sich eine Gelegenheit ergibt. Ich hab ihn gestern danach gefragt. Er hat nur gelacht und gemeint, dass ihm das nicht so viel ausgemacht hat, wie es vielleicht den Anschein hatte. Im St. Mungos arbeiten hübsche Heilerinnen, hat er gemeint. Aber ich werde ihn wohl besser verschonen. Das St. Mungos werden wir hoffentlich nicht so bald wiedersehen.
Ich vermisse dich, mein kleiner Engel! Besonders unsere Gespräche abends im Bett. Das ist einfach wundervoll, dich im Arm zu halten, während wir uns einander von unserem Tag erzählen. Das ist mir in diesen Monaten schon so zur Gewohnheit geworden, dass ich gestern sogar schon reflexartig meinen Arm um Sirius legen wollte, als ich mich hingelegt hatte. Ich konnte mich gerade noch zurückhalten und die Bewegung in ein Kratzen am Kopf umwandeln. Ich will gar nicht wissen, was er dann für einen Aufstand gemacht hätte, bei einem vermeintlich unsittlichen Angebot. Das kann ich mir direkt bildlich vorstellen. Remus hätte mich beschützen müssen. Ach wenn du doch da wärst!
Könntest du mir nicht ein paar Vitaminpillen schicken? Ich befürchte akute Mangelerscheinungen wegen des eintönigen Essens. Ich hoffe, wenigstens die Rinder haben ein paar Vitamine in ihrem Fleisch eingelagert. Das mit dem Alkohol kann ich übrigens nur bestätigen. Manche von den Leuten hier heben abends gerne ein Gläschen von ihren mitgebrachten Vorräten. Und weil sie eh schon mies drauf sind, überkommt sie dann der berüchtigte Katzenjammer. Ein Typ namens Ian hat es vorgestern total übertrieben. Er war am Morgen nur dadurch wach zu bekommen, dass man ihn in die Regentonne vor dem Haus getaucht hat. Ein sehr abschreckendes Bild, ich werde Alkohol möglichst meiden. Aber zu einem guten Glas Wein mit dir würde ich natürlich nie nein sagen. Jetzt bin ich neidisch auf Alice. Sie hat den ganzen Tag deine Gesellschaft und ich muss Sirius mit seiner Launenhaftigkeit ertragen. Remus ist zum Glück die Ruhe in Person, wie immer. Da fällt mir ein: wenn du Peter siehst, bestell ihm liebe Grüße von uns. Er soll sich nicht in Schwierigkeiten bringen, da wir ja nicht da sind, um ihn rauszuhauen.
Schick mir doch auch ein Bild von dir, damit ich wenigstens dein Gesicht betrachten kann. Ich möchte so gern deine herrlichen Augen sehen und dein leuchtendes Haar. In meiner Vorstellung wirst du schon zu einer himmlischen Gestalt. Und ich will ja jetzt nicht einen Monat lang überzogene Vorstellungen vor dir schüren und enttäuscht sein, wenn ich dich wieder sehe. Nur Spaß! Hey, versuch jetzt ja nicht, das Kissen nach mir zu werfen! Nein!
Wie könnte ich je von dir enttäuscht sein? Du bist die Erfüllung meiner Träume. Ich möchte nie wieder so lange von dir getrennt sein.
Tausend Küsse,
dein James.
*************************************************
Danke an alle!
Ihr seid echt toll. Ich gebe mir die größte Mühe, beiden Charakteren gerecht zu werden. Ich denke, Lily ist eher ruhiger und kann ihre gedrückte Stimmung besser wiedergeben. James ist zwar auch ziemlich mies drauf, aber er kann das besser überspielen. Außerdem hat er eine Aufgabe, auf die er sich konzentrieren muss, während Lily nichts konkretes zu tun hat.
Ich hoffe, ich kann das so rüberbringen, wie ich mir das vorstelle.
Bis zum nächsten Brief von Lily!
Euer Federflügel
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel