
von Federflügel
Hallo ihr Lieben!
Jetzt kommt ein Brief, der euch hoffentlich die Wartezeit versüßen wird. Und alle die rechnen können, haben sich das schon gedacht.
Viel Spaß damit,
Federflügel
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15. November 1979
Lieber James,
ich hoffe, du sitzt gerade. Am besten auf deinem Bett oder in einem gemütlichen Sessel. Lehn dich zurück und stelle die Füße fest auf den Boden. Und du bittest besser noch Sirius und Remus, Riechsalz und kaltes Wasser bereit zu halten. Lies nicht weiter, bevor du nicht alle Vorkehrungen getroffen hast. Und nochmal: Lies diesen Brief keinesfalls im Stehen!
Also, ich beginne. (Sitzt du auch wirklich?) Heute habe ich eine Heilerin aufgesucht, die sich auf Frauen spezialisiert hat. Denn ich habe seit einigen Tagen einen Verdacht. Zuerst dachte ich, es liegt am Stress, daran, dass du nicht da bist. Aber es hat eine ganz andere Ursache: ich bin schwanger. Wir werden Eltern! Ist das nicht unglaublich? Und frag jetzt bloß nicht, wie das denn passiert ist, das weißt du nämlich ganz genau! Da war doch dieser wunderbare Tag, Ende Oktober. Wir waren am Waldrand spazieren und haben dann eine einsame Bank gefunden. Und du hast diese Gelegenheit natürlich sofort ergriffen. Oder war da nicht erst neulich diese tolle Nacht, in der keiner von uns besonders viel geschlafen hat? Oder dieser Abend, als du zum ersten Mal den Kamin angefeuert hast? Fast kann ich noch das Lammfell an meinem Rücken spüren. Um auf den Punkt zu kommen: Gelegenheiten gab es sehr viele. Und bei einer davon ist wohl der Funke übergesprungen. Nächstes Jahr um diese Zeit werden wir auf jeden Fall einen kleinen Sohn oder eine süße Tochter in den Armen halten. Oh, James, ich liebe dich so! Dieses Kind setzt dem erst noch die Krone auf.
Als ich heute Nachmittag diese Gewissheit hatte, war ich erst mal wie betäubt. Ich schien auf Watte zu laufen und alle Geräusche kamen wie durch eine dicke Nebelwand. Es ist doch einfach unfassbar, dass in mir ein kleiner Mensch heranwächst. Ich liebe ihn oder sie schon jetzt, obwohl es noch nicht größer als ein Stecknadelkopf sein kann. Ich könnte schreien vor Glück und würde am liebsten tanzen und dich umarmen! Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie ich mich gerade fühle? Es ist ein Gefühl von unglaublicher Glückseligkeit. Als würde ich mit einem Fahrrad einen Berg hinunter fahren, mit im Wind flatternden Haaren, aber ohne Angst haben zu müssen, dass unten eine Querstraße ist. Oder als würde ich im Sommer barfuß über eine Blumenwiese rennen, ohne Sorge darüber, dass ich auf etwas Hartes treten könnte. Oder wie den Duft von frischem Heu zu atmen ohne Heuschnupfen. Wie das Gefühl, wenn man an einem heißen Sommertag die Beine ins kühle Wasser hängt. Es geht mir einfach wunderbar. Ich wünschte du wärest hier und ich könnte dir all das persönlich sagen und meine Freude mit dir teilen. Ich möchte so gern mit dir kleine Tagträumereien spinnen, wie es sein wird, wenn ich mit einem kugelrunden Bauch aufwache oder wenn wir unser Baby ins Bett bringen oder wir eine Farbe für die Kinderzimmerwand aussuchen. Ich fühle schon jetzt, wie du liebevoll über meinen Bauch streichst oder wie du mich betrachtest, wenn ich am sonnenüberfluteten Fenster sitze und das Kind stille. Ich freue mich schon so sehr auf dieses Kind. Und auch auf die Zeit meiner Schwangerschaft. Und du bist der Verursacher dieses Glücks. Heute bin ich noch froher darüber, dich geheiratet zu haben als ohnehin schon. Ich wollte immer Kinder haben, schon als ich ein kleines Mädchen war. Und ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass unser Kind keinen besseren Vater als dich haben könnte. Du bist ein unglaublicher Kindskopf, aber du bist bestimmt das beste Vorbild, das ein Kind nur haben kann. Du übernimmst Verantwortung und du bist so liebevoll. Und du drückst dich nie vor irgendeiner Pflicht (auch du wirst deinen Anteil an schmutzigen Windeln übernehmen). Mit niemandem sonst, als wie mit dir würde ich eine Familie gründen wollen.
Morgen gehe ich nicht ins Hauptquartier. Ich werde Kataloge über Kinderkleidung und Kindermöbel anfordern und durchblättern. Oder besser erst mal Umstandsmode. Nur nicht in planlosen Aktionismus verfallen, Lily Potter!
Und du feierst diese Nachricht heute gebührend! Ich renne jedenfalls freudestrahlend durchs Haus und begieße diese Neuigkeit mit einem Saftcocktail.
Deine dich liebende, vor Glück überschäumende Lily!
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