von Federflügel
1. Dezember 1979
Mein geliebter Ehemann,
was bin ich froh, dass dir nichts passiert ist! Mir ist ein richtiger Felsklotz vom Herzen gefallen. Erst als alles vorbei war habe ich so richtig begriffen, was mich belastet hat. Ich kann es kaum erwarten, dich in die Arme zu schließen und dich von oben bis unten zu küssen. Ich frage mich gerade, ob du dich ein wenig verändert hast. Vielleicht hast du dich länger nicht rasiert. Auf jeden Fall ist dein Haar ein kleines Stück gewachsen. Und deine Kleidung wird wohl etwas mitgenommen aussehen. Vielleicht hast du dir ja mal in den Finger geschnitten und jetzt ist da eine Narbe. Ich werde jeden Zentimeter deines Körpers unter die Lupe nehmen um all das heraus zu finden.
Aber es ist schlimm zu hören, dass eure lang geplante und sorgfältig vorbereitete Aktion nicht den gewünschten Erfolg hatte. Naja, ich hatte mir sowieso keine Hoffnungen auf die dicken Fische wie die Lestranges gemacht, aber dass das andere Team einem Verrat zum Opfer gefallen ist, ist ein schwerer Schlag. Und nicht nur weil uns dadurch mehrere Todesser durch die Lappen gegangen sind, sonder auch, weil der Orden nur durch Vertrauen leben kann. Wie soll eine Organisation wie der Orden bestehen, wenn man sich nicht gegenseitig vertrauen kann?
Dieser Verrat wird schwerwiegende Folgen haben. Im Orden wird es Misstrauen und Streit geben. Daraus folgen Geheimnisse. Man kann nicht mehr offen über die Pläne sprechen und vielleicht werden unschuldige Menschen ausgegrenzt und wir verlieren wertvolle Mitglieder. Wir brauchen doch jeden einzelnen. Und wer kann wissen, was für weite Kreise dieser Vorfall noch ziehen kann. Vielleicht gehen manche vor lauter Angst vor den eigenen Nachbarn nicht mehr aus dem Haus. Ist doch denkbar. Wenn ich da so an unsere Nachbarn denke…
Mrs. Hamill wäre da so eine Kandidatin. Kann mich nicht leiden, will aber alles über mich wissen. Heute Morgen war sie schon da und wollte sich etwas Zucker ausborgen. Und während ich in der Küche hantiert habe hat sie die Zeitschriften im Wohnzimmer durchstöbert und natürlich sofort die Zeitschriften über Kinderzimmereinrichtung, Baby- und Umstandskleidung und Schwangerschaft gesehen. Da hat sie mich dann auch gleich zugetextet und wollte alles ganz genau wissen. Dass sie nicht auch noch den Ort der Zeugung sehen wollte war ja schon alles. Und dann hat sie mich mit guten Ratschlägen überhäuft. Ich soll ja keinen Kaffee mehr trinken und immer auf der Seite schlafen. Sport muss ich meiden und besonders viel Leber essen. Igitt! Am besten roh hat sie gesagt. Aber die Krönung war dieser Satz: „Dann dürfen sie nicht mehr so offenherzig herum laufen, sonst haben sie keine Milch wenn sich die Brust verkühlt.“ Halloo, selbst sie müsste doch sehen, dass ich im Winter auch Rollkragenpullis und Schals trage wie alle anderen und mir im Sommer wohl kaum die Brust verkühlen kann!
Ich habe eine kleine Überraschung für dich, wenn du wiederkommst. Ach, schon übermorgen, das ist so herrlich. Endlich wieder in deinen Armen liegen und mit Apfelstücken gefüttert werden! (Ich hoffe doch sehr, dass wir diese Angewohnheit beibehalten, wenn nicht, dann werde ich auch keine Blinis mehr für dich backen!) Und wieder gestreichelt werden, überall. Du bist einfach ein toller Ehemann. Je länger ich darüber nachdenke, umso lieber habe ich dich. Manchmal wundere ich mich, dass unsere Liebe überhaupt noch zu einer Steigerung fähig ist, so stark ist sie. Aber ich glaube, dass Liebe keine Grenze hat nach oben. Da geht noch unendlich viel. Ganze Weltmeere voll Liebe habe ich schon für dich.
Bis übermorgen,
deine Lily!
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