von Probator
So, jetzt bin ich endlich zum Weiterschreiben gekommen. Ich hoffe es gefällt euch und bitte um Kommentare.
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Rafaela tat alles, um sich für Fabian Prewett interessant zu machen. Sie legte viel Wert auf ihr Make-Up und Parfüm und tauchte immer wieder „zufällig“ in seiner Nähe auf – und tatsächlich schien sie dem jungen Mann zu gefallen. Sie trafen sich fast jeden Tag in einem der leeren Klassenzimmer.
Fabian erzählte ihr bereitwillig über seine Familie. Wie sein Vater, einst Richter am Zauberergamot eines der ersten Opfer Voldemorts geworden war, nachdem er mehrere von dessen Spionen im Ministerium überführt und nach Askaban geschickt hatte; wie seine Mutter danach immer strenger und wortkarger geworden war, wie stolz sie aber gewesen war, als er und sein Bruder Gideon dem Orden beigetreten waren. Auch Molly, seine Schwester, hatte beitreten wollen, als sie jedoch zum ersten Mal schwanger war, aus Angst um das Baby davon abgelassen hatte.
Fabian erzählte ihr auch von den Streichen, die er als Schüler seinen Lehrern und Mitschülern gespielt hatte – und er schien ähnlich kreativ gewesen zu sein wie Sirius oder James. Er hatte etwa eine Zaubertinte entworfen, die bewirkte, dass jedes dritte Wort, das man damit schrieb ‚Idiot’ lautete – und damit einen Riesenerfolg gehabt, als der Streber seines Jahrgangs in Verwandlungen einen derart ‚idiotischen’ Aufsatz abgeliefert hatte.
Vom Orden erzählte er selbstverständlich nicht, doch Rafaela drang immer wieder in sein Gedächtnis ein – nie so lang, wie sie es bei Sirius getan hatte, damit er keinen Verdacht schöpfen konnte, doch beständig. So fand sie heraus, dass der Orden wusste, dass bereits hohe Ministeriumsmitarbeiter auf Voldemorts Seite waren. Der Orden wollte nun allmählich dazu übergehen, die Todesser direkt anzugreifen. Alle Ordensmitglieder waren sich bewusst, dass sie ihr Leben dabei riskierten.
Rafaela hatte Angst um sie alle, denn sie wusste, wie brutal und hinterlistig Voldemort sein konnte. Sie traute sich weder, Fabian direkt zu fragen, ob er etwas von den Gerüchten über ihre Mutter wusste, noch, tief genug in sein Gedächtnis einzudringen, um es trotzdem herauszubringen.
Fabian blieb geschwächt und musste fast jeden Tag in den Krankenflügel, doch Dumbledore wollte nicht, dass er nach St. Mungo ging. „Er hat gesagt, wichtig ist, dass ich vor Du-weißt-schon-Wem sicher bin – und das bin ich vor allem hier in Hogwarts“, erzählte er einmal Rafaela. „Ich muss irgendwie wieder hochkommen.“
Leider kam Fabian nicht hoch, sondern musste gegen Ende der Ferien ständig im Bett liegen bleiben. Rafaela hatte allmählich Angst um ihn und obwohl er ihr immer wieder versicherte, es werde alles wieder gut, täuschte sie sich nicht: Er selbst befürchtete, dass er seine Verletzungen nicht überleben würde. Als sie einmal Madam Pomphrey alleine erwischte, las Rafaela aus ihren Gedanken dasselbe. Die Krankenschwester war nicht sicher, ob es überhaupt einen Zaubertrank gab, der den von mehreren Flüchen getroffenen jungen Mann würde heilen können.
Rafaela hoffte, betete und versuchte, ihr bestes zu tun: Sie ließ sich von Fabian genau schildern, welche Flüche ihn getroffen hatten und suchte in der Bibliothek, einschließlich der verbotenen Abteilung, in die sie mittels Unsichtbarkeitszauber gelangen konnte, nach Gegenflüchen oder Gegenmitteln, fand aber nichts.
Eine weitere schlimme Nachricht erschreckte alle Ordensmitglieder und in Hogwarts verbliebenen Schüler: Ein Unbekannter hatte dreißig Muggel in einem Einkaufszentrum getötet. Der Tagesprophet berichtete, dass Muggelzeugen gesehen hatten, dass die Menschen plötzlich tot umfielen und mittendrin ein junges Pärchen gestanden sei, das über den Tod so vieler Menschen zu lachen schien und danach plötzlich verschwunden sei.
Rafaela hatte das ungute Gefühl, dass es sich um Uriella und ihren Freund handeln könnte, traute aber andererseits ihrer Schwester einen kaltblütigen Massenmord nicht zu und wunderte sich, dass sie nichts von einem solchen Plan geahnt hätte. Sie besprach die Sache mit dem Bild ihrer Mutter. Die mahnte sie, Uriella nicht falsch zu verdächtigen, musste aber zur Beunruhigung ihrer Tochter sagen, dass die magische Verbindung zwischen den beiden Schwestern nur bestand, wenn eine der beiden etwas plante, was der anderen Schaden zufügen könnte.
Uriella selbst wirkte genau so betroffen wie alle anderen und verschloss ihr Gedächtnis gut genug, dass weder Rafaela noch sonst jemand etwas herausbekam.
Am Tag vor Dreikönig geschah dann das Unerwartete: Etwa um fünf Uhr früh leuchteten plötzlich Blitze vor den Fenstern auf. Rafaela, die im Schlafraum der Viertklässlerinnen von Gryffindor allein war, schreckte auf. Natürlich konnte es auch im Winter Gewitter geben, doch hatte sie im Gefühl, dass da draußen kein gewöhnliches Gewitter war.
Sie schlich im Nachthemd durch den Gemeinschaftsraum und kletterte durch das Porträtloch. Draußen konnte sie gerade noch einem Fluch, der die Treppe heraufgeschossen kam, ausweichen. Am oberen Ende stand Professor Flitwick, während von unten zwei maskierte Personen ihn angriffen.
„Schade, das ist hier nichts für kleine Mädchen. Avada...“, sagte der eine der Männer kalt. Rafaela konnte sich im letzten Moment unsichtbar machen und mit einem Sprung hoch in die Luft ausweichen. Von oben schockte sie ihren Angreifer, während Professor Flitwick den zweiten kampfunfähig machte. Allerdings kam schon ein dritter die Treppe hoch. Rafaela nutzte ihre Unsichtbarkeit aus und schockte ihn. Anschließend schwebte sie hinunter zur Großen Halle.
Sie sah dort ihre Großeltern, Arthur Weasley und einen anderen Zauberer stehen und kämpfen, doch es waren viele Todesser, die angriffen. Rafaela hatte Angst, entdeckt zu werden, doch sah sie in ihrer Unsichtbarkeit und Flugfähigkeit die Chance, den anderen zu helfen und fühlte sich auch dazu verpflichtet.
Tatsächlich gelang es ihr, vier Todesser zu schocken, ohne dass sie selbst getroffen wurde. Insgesamt konnten elf der Angreifer überwältigt werden, während sieben oder acht flüchteten. Der Sieg jedoch war teuer erkauft: Ein Auror, der Mitglied des Ordens war, war schwer verletzt worden. Auch Direktor Dumbledore und Professor Flitwick waren getroffen worden, jedoch nicht ernsthaft. Professor Prewett versorgte die Verwundeten notdürftig. Für den Auroren musste sie eine Trage herbeibeschwören, um ihn in den Krankenflügel bringen zu lassen.
Rafaela machte sich erst sichtbar, als die Schlacht geschlagen war. Die Großmutter nahm sie in die Arme.
„Was haben die Todesser hier gesucht?“, brachte das Mädchen heraus. Minerva McGonagall zuckte mit den Achseln. „Niemand weiß das“, antwortete sie mit schwacher Stimme. „Opa und ich waren uns bis gestern noch sicher, dass niemand gegen unseren Willen nach Hogwarts kommen kann.“
Im selben Moment kam Madam Pomphrey weinend die Treppe herunter gelaufen. „Direktor, sie sind in den Krankenflügel eingedrungen“ schrie sie. „Sie haben – Mr. Prewett...“
Rafaelas Herz stockte. Fabian hatte ihr in letzter Zeit mehr bedeutet als sie selbst es zuletzt gewollt hatte.
„Ist er tot?“, fragte der Direktor.
„Ich konnte es nicht vermeiden“, antwortete die Krankenschwester und brach in Tränen aus. Professor Prewett fiel vor Schreck in Ohnmacht und war nicht ansprechbar, nachdem es Dumbledore gelungen war, sie zu wecken. Auch Rafaela weinte bitterlich.
Dumbledore dachte einige Zeit nach, ehe er sprach. „Es ist schlimm für Fabian, seine Mutter und seine Schwester“, sagte er dann, „aber auch für uns alle. Hogwarts ist kein sicherer Ort mehr.“
„Wir können – niemandem – mehr – trauen“, stellte der verletzte Auror fest. „Ich habe dir gesagt, Albus, dass man jeden überprüfen muss, der nach Hogwarts kommt. Und wir müssen – die – ächz!“
„Die Bannkreise erneuern, ich weiß“, vollendete der Direktor. „Horace, kannst du mir bitte helfen, Alastor in den Krankenflügel zu bringen?! Und du, Minerva, kümmere dich bitte um Ginevra!“
Beim Frühstück herrschte Trauer und es sprach niemand. Der Direktor verkündete nach dem Frühstück die traurige Nachricht und ermahnte anschließend zu erhöhter Vorsicht. „Niemand von uns hat eine Erklärung, warum gerade dieser junge Mann sterben musste. Vielleicht hat er den Mörder seines Bruders noch gesehen und dieser musste daher fürchten, verraten zu werden. Was für uns aber viel schlimmer ist: Wir können uns nicht mehr sicher fühlen. Es ist Todessern gelungen, nach Hogwarts einzudringen. Noch kann ich nicht sagen, ob sie verkleidet waren und so einen Mitarbeiter täuschten oder wie sie es sonst schaffen konnten. Nur so viel: Ich habe beim Ministerium bereits Wächter bestellt. Sie alle bitte ich, das Schloss in den nächsten Tagen nicht zu verlassen und alles Auffällige zu melden.“
Auch wenn er tat, als ob der Angriff und der Mord an Fabian ihn kalt ließe, merkte Rafaela, wie ihr Großvater innerlich bebte.
Die anderen anwesenden Schüler wirkten ebenfalls konsterniert. Als Rafaela versuchte, ihre Schwester darauf anzusprechen, reagierte die scharf: „Natürlich bin ich traurig – oder meinst du, ich hab mit der Sache was zu tun? Rafa, ich versteh ja, dass es für dich schwer ist, aber deshalb kannst du trotzdem nicht das Hirn abschalten!“
Uriella hatte also wieder einmal etwas mitbekommen, während Rafaela immer noch nicht wusste, wer der geheimnisvolle neue Freund ihrer Schwester, den sie nur im Traum gesehen hatte, war. Sie beschloss, noch vorsichtiger zu sein und ihr Gedächtnis auch zu verschließen, wenn sie unbeobachtet war.
Am Tag nach Dreikönig kamen die anderen Schüler wieder. Rafaela ließ sich ohne rechte Lust von Regin umarmen und küssen. Den Ferienerlebnissen ihrer Mitschülerinnen hörte sie nur mit halbem Ohr zu.
Der Direktor informierte auch die nun erst wieder nach Hogwarts zurückgekehrten Schüler über die Geschehnisse. Zahllose Schreie waren zu hören und die Stimmung blieb nicht mehr die gleiche, wie sie bei der Ankunft der Schüler gewesen war. Das neue Jahr schien für alle mit Trauer und Angst zu beginnen.
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