von soulmade
Leider nur ein sehr kurzes Kapitel, aber ich hoffe, das nächste folgt bald und es wird dann auch etwas spannende, romantischer, dramatischer, wie auch immer ihr wollt ;)
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Schnee macht eine Landschaft so friedlich. Friert sie ein, lässt sie schlafen. Die sanften Flocken, die vom Himmel fallen, scheinen die Erde zu streicheln, ihr zu sagen Schlaf, ich decke dich zu...“
Sie liebte die Ländereien Hogwarts. Besonders im Winter. Wenn sie, wie jetzt, hinter einem der kleinen Turmfenster des Mädchenschlafsaals stehen konnte und sah, wie sich einzelne, zarte Flocken ans Fenster setzten und zu wunderschönen Eiskristallen erstarrten und andere keck hinter der Scheibe vor ihrer Nase tanzten. Man konnte so weit sehen... in ein Meer aus weißem, stillen Wasser. Langsam ging die Sonne unter. Ihre letzten Strahlen schienen das Weiß des Schnees zum Glühen zu bringen. Es funkelte und glitzerte, als hätte man Feenstaub verstreut.
Und es war das komplette Gegenteil zur Hektik, die momentan herum um Hermine im Schlafsaal herrschte. Es war der 16 November. Der Tag des Balls.
Des Abschlussjahrgangs zu Ehren, wurde jedes Jahr, nachdem die letzten Vorprüfungen geschrieben waren, ein kleiner Ball veranstaltet.
Sie musste lächeln. Ein bisschen wie im Hühnerstall, dachte sie.
Vorsichtig klopfte sie gegen die Badezimmertür. „Lavender? Darf ich mal für zehn Minuten rein? Ich bin dann auch fertig“, bat sie.
Obwohl sie nicht mit einem Erfolg ihrer Bitte gerechnet hatte, wurde einige Sekunden später zu ihrer großen Verwunderung die schwere Tür geöffnet und eine, leider völlig überschminkte Lavender sah sie mit flackerndem Blick an. „Was meinst du? Sehe ich gut aus?“
Sie trat aus der Tür, drehte sich einige Male vor Hermines Auge um ihr Kleid in seiner vollen Pracht erscheinen zu lassen. „Du hast eine tolle Figur Lavender!“, lobte Hermine schnell und huschte ins Bad. So hatte sie wenigstens nicht lügen müssen. Das hellblaue, kurze Kleid war zwar nicht hässlich, aber ob es sich für einen Ball eignete, war sich Hermine nur bedingt sicher, aber es war ihr auch egal. Sie hoffte, das der Abend schön werden würde. Sie dachte an die Jungs. Wie hatten sie sie ausgelacht, als sie ihnen notgedrungen die Geschichte mit Snape erzählt hatte. Wie hatte sie auch denken können, dass sie nicht fragen würden?
Noch immer stieg ein leichtes Gefühl der Scham in ihr auf, wenn sie an das Ereignis, das etwa ein halbes Jahr zurücklag, zurückdachte. Wie sie die nächsten Zaubertrankstunden überlebt hatte, wusste sie eigentlich gar nicht so Recht. Aber wenn sie genau nachdachte, war es eigentlich gar nicht so schwer gefallen. Es hatte sich nichts verändert. Snape war das gleiche Ekel, wie er es schon immer gewesen war. Was hatte sie also anderes erwartet? Trotzdem ging ihr ein Kommentar Harrys nicht mehr aus dem Kopf, als sie von ihrem Treffen am See erzählte.
„Ganz ehrlich Mine, was hast du erwartet? Das ein Brocken aus Eis so plötzlich auftauen würde?“
Sie hatte mit einem ärgerlichen Kopfschütteln verneint.
Eigentlich gefiel sie sich in den letzten Jahren immer besser, stellte Hermine mit einem erstaunten Blick in den Spiegel fest. Unwillkürlich musste sie grinsen.
Wenn sie sich hier so geschminkt und zurecht gemacht sah, konnte man die alte, streberhafte, kleine Hexe kaum mehr erahnen. Höchstens ihr geschmackvolles Auftreten unterschied sie von einigen ihrer Mitschülerinnen.
Ja, so war sie zufrieden mit sich selbst! Doch was würden die anderen darüber denken?
Fast noch stolzer als die völlig erstaunten Blicke sämtlicher Jungen in der Halle, machte sie das anerkennende Zuzwinkern Dumbledores, der bei ihrem Anblick schelmisch eine Augenbraue hinter seiner Halbmondbrille emporreckte und einen Teil seines schweren, hellblauen Umhangs enthüllte, um ihr dezent und anerkennend zuzuprosten.
Was mochte er in dem Moment in ihr wohl sehen? Ihr Spiegelbild brach sich in den abertausenden Eiskristallen, die überall in der Halls schwebten. War das wirklich sie?
Das lange, bordeauxrote Satinkleid schmiegte sich eng um ihren Körper, bis es sich schließendlich in weiten Bahnen um ihre Knöchel wand.
Ihre Schultern wurden von einer zarten Stola bedeckt, die ihr geschmeidig um den Hals fiel und ihre grazile Gestalt stilvoll in Szene setzte. Sie hatte ihre Haare nicht glatt gezaubert, es passte nicht zu ihr, sie waren locker hochgesteckt und schmiegten sich in engen Bahnen um ihr dezentgeschminktes Gesicht. Ja, sie hatte sich wahrlich verändert!
Mit gestrafften Schultern und stolz gehobenen Kinns nahm sie wenige Minuten später die Einladung Toms zum Tanz wahr, der seine Blicke nicht von ihr wenden konnte.
„Du siehst umwerfend aus Hermine!“ Harrys grüne Augen strahlten ihr entgegen als sie zart an ihrem Glas mit Kürbissaft nippte.
„Danke, du aber auch!“, erwiederte sie mit einem charmanten Lächeln und einem anerkennenden Blick über Harrys durchaus männlicher Figur in seinem neuen Anzug.
„Es ist wunderschön nicht?“ Harry folgte ihrem Blick hinauf in das sternenklare Firmament der großen Halle, welches wie ein Schutzwall über den fröhlichen Menschen trohnte. Wohin das Auge fiel, fing es ein Glitzern der vielen, beleuchteten Eiskristalle ein, die zwischen den Schülern hin und hertanzten und die Reflexionen der Hausfarben durch die Halle sandten.
„Willst du nicht zu Tom?“ Harry setzte sich neben sie und strich eine Falte seiner Hose glatt.
„Doch... gleich. Ich denke ich werde noch eine Weile hier sitzen bleiben. Du weißt doch, solch ein Menschenauflauf bekommt mir eigentlich nicht und Tom ist da wohl ganz in seinem Element...“
„Ja, das stimmt!“, lachte Harry und beobachtete einen Moment das fröhliche Treiben am anderen Ende des Saals.
Für einen kurzen Moment drückte er Hermines Hand, sah ihr lächelnd in die Augen und verschwand in der Menge.
„Und denk dran, tun sie so wie sie heute aussehen nichts unanständiges junge Dame!“
Sie musste Lachen.
Warum war sie überhaupt hier? Sie sah ihren Freund am Ende der Halle, der sie mehrmals zu sich gerufen hatte, nun glücklich mit einigen anderen Freunden feiern. Warum genoss sie die Feier denn bloß nicht? Schweren Herzens wanderte sie gedankenverloren durch die große Halle, bis sie schließlich am Getränkestand stehen blieb.
Eigentlich hatte sie keinen Durst, doch das hoffnungsvolle Lächeln der kleinen, beinahe gewaschen und herausgeputzt wirkenden Hauselfen bekehrte sie schnell. Dieses kleine, glückliche Lächeln auf ihren leicht verzerrten Gesichtszügen brachten ihr Herz jedes Mal wieder zum Schmelzen.
„Danke!“, sie nickte der kleinen Gestalt, die sie mit großen, wässrigen Augen überrascht musterte aufmunternd zu und kühlte ihre Hände an dem kalten Getränk.
„Tssstssstsss... die kleine, heilige Jungfrau bei ihren geliebten Hauselfen... na, zumindest scheint ihr Charme bei ihnen anzukommen“
Die schneidende, dunkle Stimme ließ sie zusammen zucken und herumfahren.
Wie konnte er sich bloß immer so anschleichen?
„Was geht sie das an?“ Ihre Stimme galt dem leisen Fauchen einer Katze, die auf der Lauer lag. Ihre grünen Augen funkelten angriffslustig und eine leichte Röte hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen. Was hatte sie inzwischen schon zu verlieren?
„Oh, siehe an, die kleine Miss Granger wird angriffslustig...“
Und wieder traf sich das bedrohliche Zischen der Schlange mit der Angriffslust der kleinen Raubkatze. Ein Paar Haselnussbraune Augen trafen auf unendliches, kaltes Schwarz.
„Nicht mehr als Sie Sir... warum ausgerechnet das Wort „Jungfrau“?“
Das überlegene Lächeln auf Snapes Zügen, machte ihr augenblicklich klar, das sie in die Falle getappt war.
„Ach... nicht?“ Es war der unverhohlene Hohn, der aus seiner Stimme sprach.
Einen kurzen Moment schloss Hermine die Augen, wollte sich besinnen, doch alles was sie sah war die rasende Wut, die vor ihren Augen vibrierte.
„Nein“, war die einzige, gepresste Antwort, die sie herausbrachte, auch wenn sie genau wusste, das er mit dieser Antwort gerechnet, vielleicht sogar auf sie gehofft hatte.
Auf was für ein Spiel ließ sie sich nur ein?
„Beweisen Sie es mir...“
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