von Roya
Lord Voldemort
Nachdem sich Voldi wie jeden Morgen die Zeitung von der Fußmatte des Malfoy´schen Manor geklaubt hatte, wo er sich, bequem wie er war, einquartieren hatte lassen, ging er schlurfend Richtung Küche, nahm sich die dritte Tasse starken Kaffee und ließ sich stöhnend auf den Stuhl am Tisch fallen, auf die er die Zeitung schmiss.
Während er darüber nach dachte, wie schwer Welt erobern doch war und was für unfähige Untertanen er doch hatte, schlug er die Zeitung auf und genoss die verschiedensten Todesanzeigen, an denen er nicht unschuldig dran war. Am liebsten mochte er den Feuilleton, da dort immer lustige Witze abgedruckt waren: So schützen Sie ihr Haus vor Du-Weißt-schon-Wem, die 10 goldenen Regeln, um vor Todessern davon zu kommen.
Und dann noch die vielen Bilderchen von zerstörten Brücken, eingestürzten Häusern, toten Menschen. Auch heute waren wieder viele solcher Bilder drin und kichernd nahm sie Voldi eine Schere und fing an, diese sauber und ordentlich auszuschneiden und mit Zauberklebeband an die Wand zu heften. Das ganze Haus war schon voll davon und Voldi machte sich einen Spaß daraus, sie auch noch mit einem Dauerklebefluch zu behexen, damit sie ja niemand abmachen konnte. Nachdem er dies auch mit den neusten Bildern gemacht hatte, schlug Voldi die nächste Seite auf und schon verschlechterte sich seine Laune wieder: ein großes Bild von Harry Potter. Wie er diesen Jungen hasste. Auch hierbei nahm er sich die Schere, schnitt das Portrait aus und stand auf. Im Zimmer nebenan hing die Dartscheibe, an der er seinen Frust hinaus ließ. Das auf der Dartscheibe befestigte Bild - ebenfalls von diesem vermaledeiten Harry - war schon aufs Unkenntliche durchlöchert und Voldi tauschte die beiden Bilder aus.
Bevor er wieder in die Küche schlurfte, nahm er sich zwei Dartpfeile und warf. Treffer! In jedes Auge ein Pfeil. Voldi lachte böse auf. Er war es! Der beste Dartspieler ever! Niemand konnte es mit ihm aufnehmen.
Wieder in der Küche merkte Voldi wieder sein Kreuz und seinen Rücken, sie schmerzten schon seit Tagen. Während er sich am Tisch abstützte und stöhnend seinen armen Rücken rieb und die alten Knochen seines toten Vaters, die nun in seinem Körper waren, verdammte, hörte er, wie die Tür ins Schloss fiel. Dann Gerumpel und Gejohle.
„Was ist denn jetzt schon wieder los?“ Murmelte er vor sich hin und humpelte in den Flur. Dort stand - vollkommen betrunken - Lucius, der ihm lachend entgegenkam. So weit musste es ja kommen. Wurmschwanz wird von einem Laster überfahren und jetzt kotzt Lucius ihm wahrscheinlich gleich die Bude voll. Super Tag…
„Jo, Lord… Lord Schwarz… Schwarzer Lord… hab was für dich.“
Und er zeigte hinter sich. Dort stand, was Voldis Laune, die sich bei dem Anblick seines bisherig besten Todesser schlagartig verschlimmert hatte, genauso schlagartig wieder aufbesserte, sein größter Feind, dessen Abbild gerade zwei Dartpfeile in den Augen stecken hatte.
„Harry Potter!“
Voldi starrte den Jungen mit Wahn in den Augen an, den normale Menschen sofort dazu veranlasst hätte, die Männer in den weißen Kitteln zu benachrichtigen, doch Harry rief nur, mindestens genauso besoffen wie Lucius:
„Nette Bude, hier. Hastu gut eingerichtet, Voldi!“
Der Blick auf Voldis Gesicht war mörderisch. Doch er schnaubte, versuchend, seine Schmerzen im Rücken zu verdrängen und schnappte sich Harry am Kragen.
„Mitkommen!“
Er schleppte ihn ins Wohnzimmer, wo er ihn auf das Sofa schmiss. Harry sah sich gut gelaunt mit scheelem Blick um und sah die Dartscheibe. Sofort sprang er auf.
„Cool. Lass ma spielen.“
„Nix da, spielen. Hinsetzen!“
Voldi verlor langsam die Geduld. Er holte seinen Zauberstab heraus und deutete damit auf Harry.
„Na los, sag schon, wo habt ihr euch so lange versteckt gehalten?“
„Ach Voldi, dass is doch jetzt das total falsche Thema, lass ma lieber wat trinken, auf unsre Feindschaft.“
Was er auch tat, es half nichts. Voldi konnte Harry anschreien, anflehen, Limbo tanzen, bezirzen, alles. Harry lachte nur und wollte mehr zu trinken haben.
„Ich werde dafür langsam zu alt“, murmelte Voldi und hob den Zauberstab.
„Crucio!“
Harry wurde von dem Fluch erfasst, doch scheinbar hatte der Fluch nur Wirkung, wenn das Opfer nicht betrunken war. Statt sich vor Schmerz zu winden, lachte Harry nur noch lauter und kicherte besinnungslos. Voldi legte seine Hand an die Schläfe und versuchte, die aufsteigenden Kopfschmerzen zu unterdrücken. Nein, Migräne wollte er nicht auch noch bekommen.
Er gab es auf, nahm den Fluch von Harry, der immer noch kichernd auf dem Sofa hing und nach mehr zu trinken verlangte, ging in die Küche und schmiss sich eine Tablette ein. Lucius und Harry schienen die Party wieder auf zu nehmen, aus dem Wohnzimmer kam laute Musik und kicherndes Gekreische.
„Solange sie nicht vergessen, dass sie beide Männer sind“, murmelte Voldi wieder einmal vor sich hin.
Nach einer Stunde Gekreische und Gejohle und Tische umschmeißen hatte Voldi endgültig schlechte Laune: Sowohl der Kopf als auch der Rücken schmerzten, ja sein Kopf dröhnte sogar, und das im Takt der Hiphop Musik, die von nebenan herüberdröhnte. Er stand wutentbrannt auf, man konnte sich bei diesem Lärm noch nicht einmal Welteroberungspläne ausdenken, ging nach nebenan und stellte mit einem Schlenker seines Zauberstabes die Musik aus.
„Och, Menno, Voldi, was soll dat denn? Wir sind so am abdancen grade. Mach die Musik wieder an.“
Doch Voldi kochte vor Wut und schrie hysterisch:
„Schluss jetzt, alle beide! Lucius, steck deinen Kopf ins Klo, damit du wieder klar denken kannst und du, Potter,“ er redete nun schleimerisch und verführerisch, „geh die Treppe runter und dann den Gang entlang, da hab ich eine Überraschung für dich.“
„Gibt’s da mehr zu trinken?“
„Genau… da gibt’s mehr zu trinken. Und du bekommst ne Frau, mit der kannst du machen, was du willst.“
„Cool.“
Und schon machte sich Harry auf den Weg und verschwand im dunklen Kellerverlies. Malfoy folgte ihm, da er dachte, das Klo befände sich unten im Keller. Voldi hielt sich wieder den Kopf und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Das war kein Job für ihn, nein, wahrlich nicht. Babysitter für einen überpubertierenden Bengel, der auch noch sein größter Feind war und für einen alten, babyblondem Familienvater, der gerade betrunken gegen die Kellertür lief, die Harry hinter sich zugemacht hatte, da er das Mädel für sich allein haben wollte.
Kopfschmerzen. Voldi setzte sich auf das Sofa und wie es sich für einen schon gealterten Mann gehörte, sackte ihm nach einigen Minuten der Kopf auf die Brust, Sabber lief ihm aus dem Mund und nickte ein. Schnarchend lag er da, sein gräuliches Schlangengesicht sah im Schlaf aus wie ein abgemagertes, hässliches Babygesicht, was seit drei Tagen tot im Keller lag.
Er erwachte, als er dringend auf Klo musste. Verwirrt blickte er sich um und langsam stand er auf, allerdings noch halb im Schlaf. Die Augen immer wieder schließend, ging er gen Kellertür, da er im Moment auch das Gefühl hatte, dass das Klo im Keller war.
Schlurfend und während des Gehens immer wieder einnickend, öffnete er die Tür und wollte den nächsten Schritt tun.
Polter. Rumpel. Knacks!
Als Lucius, der ebenfalls auf der Toilette, die sich tatsächlich seltsamerweise im Keller befand, eingeschlafen war, langsam durch den Kellergang torkelte um sich noch etwas zu trinken zu holen, sah er am Treppenabsatz eine Gestalt liegen. Es war Voldi, doch sein Hals war merkwürdig verdreht und seine Glieder ebenfalls. Und er rührte sich nicht mehr.
„Jo, Lord… Dingsa. Was´ los?“
Doch Voldi regte sich nicht. Lucius berührte mit seinem Fuß Voldis Brust, doch nichts geschah. Voldemort hatte sich beim Sturz die Treppe hinunter tatsächlich das Genick gebrochen. Der größte und mächtigste Zauberer - erledigt durch Treppenstufen. Wie peinlich!
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.