von cavendish1605
Kapitel 17
In den Ferien hatte Rose nicht geglaubt, dass es noch schlimmer werden könnte. Doch damit hatte sie sich grundlegend getäuscht. Sie sah Scorpius erst in der großen Halle wieder. Er saß am Slytherintisch umrahmt von seinen Freunden, lachte und scherzte mit ihnen und drehte Rose den Rücken zu, so dass sie seine Augen nicht sehen konnte. Erst beim Verlassen der großen Halle trafen sich ihre Blicke. Rose Augen fingen sofort an zu strahlen und verloren gleich wieder ihren Glanz, denn sie blickte in dieselben ausdruckslosen, grauen Augen, in die sie die ersten vier Jahre ihrer Schulzeit geblickt hatte. Wo war das Blitzen geblieben, dass sie jedes Mal sah, wenn sie sich anschauten? Warum hatte er sich sofort umgedreht? Warum hatte er noch nicht einmal gegrüßt? Rose war fassungslos und auch Al wusste nicht mehr, was er sagen sollte.
„Er will einfach nichts mehr von mir wissen. Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass er bekommen hat, was er wollte und nun bin ich ihm einfach zu unwichtig, als dass er noch mit mir sprechen würde.“ Entschlossen ging Rose in den Schlafsaal. Scorpius Malfoy hatte sie genug Tränen gekostet. Er wollte sie nicht mehr? Er ignorierte sie? Er hatte ihr ein halbes Jahr lang nur Theater vorgespielt? Was bildete sich dieser Kerl denn bloß ein, wer er war? Nein, sie hatte genug Tränen seinetwegen vergossen. Es war an der Zeit Scorpius Malfoy endlich aus ihren Gedanken zu verbannen.
Doch als sie in ihrem Bett lag, kamen wieder die Zweifel in ihr hoch. Tief in ihr drin war immer noch eine leise Stimme, die ihr sagte, dass sie es sich nicht eingebildet hatte und dass das, was Scorpius ihr gesagt hatte, keine Lügen gewesen waren.
In den kommenden Wochen war es ein ständiges Hin und Her. Manchmal war Rose entschlossen und stark und dann wieder zweifelnd und niedergeschlagen. Es versetzte ihr jedes Mal einen Stich, wenn Scorpius ohne Gruß an ihr vorbei ging oder sie sein Lachen hörte.
Anfang Oktober machte Rose ihrer Wut und ihrer Enttäuschung Luft. Mitten auf dem Schulhof traf sie auf Scorpius. Erneut wollte er wort- und blicklos an ihr vorübergehen, doch Rose hielt in auf.
„Du elender Bastard! Wie kannst du es nur wagen, seit Monaten grußlos an mir vorbeizugehen. Du Heuchler! Hast du mir denn gar nichts zu sagen? Willst du mir nicht sagen, warum du mich ein halbes Jahr belogen hast und mir vorgegaukelt hast, dass ich etwas ganz besonders für dich bin? Der Hut hat schon recht gehabt, als er dich nach Slytherin gesteckt hat. Nur auf den eigenen Vorteil bedacht, aber kein Quäntchen Mumm in den Knochen. Wahrscheinlich bist du deinem Vater viel ähnlicher, als du zugeben willst. Ich hasse dich, Scorpius Malfoy!“
Wütend brüllte sie auf ihn ein. Sie war so außer sich vor Wut, dass sie das Medaillon von der Kette riss, die sie immer noch trug und es ihm mit den Worten „Hier, das Symbol deiner Lüge“ vor die Füße warf. Kurz bevor sie sich unter dem Gelächter von Scorpius’ Freunden und dem erstaunten Blick von Al umdrehte, meinte sie, eine Veränderung in Scorpius’ ausdruckslosen Blick gesehen zu haben. Doch sie verwarf diesen Gedanken sehr schnell wieder.
Rose beschloss, dass es an der Zeit war, Scorpius zu beweisen, dass sie ihn nicht brauchte und dass es auch noch andere Jungen gab, die in ihr mehr sahen als nur die Streberin. So kam es, dass sie die Einladung von Patrick, dem Hüter von Ravenclaw, annahm und mit ihm nach Hogsmeade ging.
Zu ihrer Überraschung wurde es ein sehr netter Abend. Sie führte mit ihm zwar nicht ganz so intensive Gespräche, wie sie es mit Scorpius getan hatte und sie spürte auch nicht die Vertrautheit, die sie am Ende mit ihm gefühlt hatte, doch wie sollte sie auch? Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie nun wieder von vorne anfangen musste. Nicht nur, dass sie über Scorpius hinweg kommen musste, nein, sie musste mit einem Anderen, einem Neuen, wieder ganz von vorne anfangen und Stein für Stein eine neue Basis schaffen.
Patrick war anders als Scorpius. Er war humorvoll, aber nicht so gekonnt witzig wie Scorpius. Er war tiefgründig, aber er hatte Schwierigkeiten Leichtigkeit in die Gespräche einfließen zu lassen. Es war sehr schwer, einfach mal mit ihm herumzualbern. Alles, was Patrick tat, musste einen Grund haben.
Allerdings hatte er auch einen großen Vorteil gegenüber Scorpius, denn es war einfacher für Rose, auf seine Gefühle für sie zu vertrauen. Patrick war sehr gradlinig und Rose konnte sich nicht vorstellen, dass er mit ihr spielte. Sie genoss die Zeit, die sie mit ihm verbrachte und erlangte so ihre innere Ruhe wieder, nach der sie sich so lange Zeit gesehnt hatte.
In diesem Schuljahr sollte zu Halloween eine Party stattfinden, an der alle Schüler ab der vierten Klasse, das bedeutete auch Lily und Hugo, teilnehmen konnten. Aufgeregt schrieben sie Briefe nach Hause und baten um Geld für ein passendes Outfit. Hugo war einer der ersten, der eine Antwort erhielt. Ansonsten war Hermine für die Korrespondenz mit den Kindern zuständig, doch dieses Mal erhielt Hugo einen Brief von seinem Vater.
„Mein lieber Sohn,
anbei sende ich dir genügend Geld für neue Kleidung. Kauf’ dir etwas Schönes, damit du dich wohl fühlst und nicht wie der letzte Depp herumrennen musst. Außerdem möchte ich dir noch einen guten Rat mit auf den Weg geben. Wenn es ein Mädchen gibt, mit dem du gerne zum Ball gehen möchtest, dann frage sie. Warte nicht lange, nimm’ deinen ganzen Gryffindormut zusammen, frag’ sie, ob du mal kurz mit ihr allein sprechen kannst und dann frag’ sie, ob sie mit dir gemeinsam auf den Ball gehen möchte. Überlege aber genau, wen du fragst und vielleicht schaust du dir auch mal die Mädchen in deiner näheren Umgebung an. Ich wünsche dir viel Glück, mein Sohn.
Dad.“
Hugo wunderte sich zwar, warum sein Vater „Ball“ geschrieben hatte, denn hier ging es nur um eine Party, doch die Idee war grundsätzlich nicht schlecht. Warum sollte er nicht jemanden einladen. Nur wen? Vielleicht würde er Lily fragen, wenn sie noch kein Date hatte. Immerhin würde er dann wissen, dass er ein Gesprächsthema finden würde, dessen war er sich bei einem anderen Mädchen nämlich nicht so sicher.
Auch Patrick war auf die Idee gekommen, Rose zu fragen und sie nahm an.
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