Snape nahm ein kleines Fläschchen aus seinem Umhang, öffnete es und schüttete den Inhalt in das steinerne Becken. Es bildeten sich die typischen weiß-silbrigen Wirbel und Harry tauchte ohne zu zögern hinein – quasi um vor seiner Trauer zu fliehen –, gefolgt von Snape.
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(AN: Harry und Snape sehen die Denkariumsszene, wie sie im Buch von J. K. Rowling beschrieben wird; von mir zusammengefasst)
Sie landeten auf einem Spielplatz, auf dem sich drei Kinder befanden: zwei Mädchen auf Schaukeln und etwas abseits ein blasser Junge mit ungewöhnlicher und abgetragener Kleidung, der die beiden beobachtete. Gebannt sah er, der junge Snape, dem jüngeren Mädchen zu, das extrem hoch schwang und dann absprang. Statt auf dem Boden aufzuschlagen, landete sie aber ungewöhnlich sanft. Ihre Schwester Petunia erinnerte sie empört daran, dass ihre Mutter ihr solche waghalsigen Aktionen verboten hatte. Aber Lily ließ sich nicht beirren, sondern verzauberte eine Blüte, was Petunia noch mehr erschreckte, aber auch in ihren Bann zog.
Snape nutzte die Gelegenheit und kam aus seinem Versteck und erklärte Lily, dass sie eine Hexe sei, was sie sehr beleidigte. Das war dem jungen Severus aber äußerst peinlich und er versuchte sich in Erklärungen. Dadurch konnte er die Situation aber auch nicht mehr retten und Petunia und Lily verließen wütend den Spielplatz.
Harry konnte seine bittere Enttäuschung erkennen. Als er einen Blick zur Seite warf, sah er dieselbe Enttäuschung auf dem Gesicht des erwachsenen Snape…
Die Szene veränderte sich und sie landeten in einem Wald. Dort saßen sich Lily und Severus im dämmrigen Licht auf dem Boden gegenüber. Er erzählte ihr, dass man als Minderjähriger – solange man schon auf Hogwarts oder einer anderen Schule war – nicht außerhalb der Schule zaubern dürfe und versicherte ihr, dass sie beide auf jeden Fall den berüchtigten Brief bekommen würden, im Gegensatz zu Petunia. Sie schienen sehr vertraut, denn sie unterhielten sich auch über Snapes Eltern, die oft stritten.
Dann hörten sie ein Geräusch und Petunia, die sich versteckt hatte, kam zum Vorschein. Da Angriff die beste Verteidigung ist, beleidigte die Ertappte Snape aufgrund seiner Kleidung. Es ertönte ein Knall, ein Ast brach ab und traf Petunia an der Schulter. Diese rannte weinend davon. Lily beschuldigte Snape, der sie nicht von seiner Lüge überzeugen konnte und sie lief ihrer Schwester hinterher.
Wieder wirkte Snape traurig.
Eine neue Szene erschien. Sie standen auf Gleis neundreiviertel, dicht neben Snape und seiner ihm ähnlich sehenden Mutter. Er beobachtete Lily und ihre Familie.
Der reale Snape schaute kurz seine Mutter eindringlich an – sie war inzwischen wohl schon einige Jahre tot, überlegte Harry – ging dann aber zu der Familie und hörte dem Gespräch der Kinder zu. Harry folgte ihm. Was er bis jetzt gesehen hatte, bereitete ihm ein mulmiges Gefühl und er wusste nicht, wie er es einordnen sollte. In gewisser Weise tat ihm Snape als Kind fast schon leid…
Auch Lily beteuerte ihrer Schwester gegenüber, wie sehr es ihr leid tat, dass sie nicht mit nach Hogwarts durfte. Petunia brachte Lily zum Weinen, weil sie sagte, dass nur Spinner auf Hogwarts, eine Sonderschule für Verrückte, gehen. Ihre Eltern bekamen von dem Streit nichts mit, sie genossen die Atmosphäre und schauten sich interessiert um. Lily holte zum nächsten Schlag aus und erinnerte Petunia daran, dass sie vor kurzem noch ziemlich heiß auf die Schule gewesen war. Das wusste sie aus einem Brief, den Petunia Dumbledore geschrieben hatte. Unerlaubterweise hatte sie auch die (sehr nette) Antwort gelesen, was Petunia noch mehr aufregte.
Harry sah, wie der echte Snape schmunzelte, als er den Mädchen zuhörte.
Als Petunia merkte, dass Lily und Snape in ihrem Zimmer herumgeschnüffelt hatten, wurde sie noch zorniger und rannte zu ihren Eltern, weg von ihrer Schwester.
Die nächste Szene entstand. Snape, schon in seiner Schulkleidung, rannte durch den Hogwarts-Express. Als er das Abteil, in dem Lily saß, entdeckte, schlüpfte er hinein und setzte sich ihr gegenüber. Harry und Professor Snape folgten ihm.
Snapes jüngere Version sah, dass sie geweint hatte. Sie sagte ihm, dass sie nicht mit ihm reden wolle, weil Petunia sauer auf sie sei, da sie und Severus den Brief gelesen hatten.
Er schaffte es aber, sie ein wenig aufzumuntern, indem er sie daran erinnerte, dass immerhin sie beide nach Hogwarts fahren konnten. Als er ihr dann sagte, dass sie am besten nach Slytherin kommen sollte, mischte sich einer der zwei anderen Jungen ins Gespräch ein.
Harry drehte sich um und erkannte seinen Vater, der den anderen Jungen im Abteil, Harrys Patenonkel Sirius, fragte, ob er auch abhauen würde, wenn er nach Slytherin käme. Er gestand, dass seine ganze Familie in Slytherin war… Aber vielleicht wäre es bei ihm ja nicht so. James erzählte, dass er am liebsten nach Gryffindor wolle, wenn er die Wahl hätte. Als Snape das hörte, höhnte er, dass nur jemand nach Gryffindor möchte, der lieber Kraft als Köpfchen haben wolle.
Bevor die Situation eskalierte, wollte Lily sich mit Severus ein anderes Abteil suchen.
Aber die Rivalität zwischen Severus und James + Sirius war bereits entstanden und er erhielt früh seinen unschönen Spitznamen: Schniefelus.
Die Szene löste sich auf. Es waren nur wenige Stunden seit der letzten vergangen. Sie befanden sich nun in der Großen Halle, um die Neuen auf ihre Häuser zu verteilen. Snape junior war sehr angespannt, als Lily aufgerufen wurde. Aber er wurde schwer enttäuscht: Lily kam nach Gryffindor. Harry sah, dass sie ihm einen traurigen Blick zuwarf.
Dann wurde er aufgerufen und Harry folgte ihm. Der ältere Snape beobachtete lieber Lily, er kannte die Szene schließlich zu gut…
Severus wurde wie erwartet Slytherin zugeteilt – und so von Lily getrennt.
Eine neue Szene entstand. Lily und Snape stritten, sie waren einige Jahre älter geworden. Lily versuchte ihm klar zu machen, dass seine Kumpel Mulciber und Avery kein guter Umgang für ihn seien, da sie schwarze Magie praktizierten. Er versuchte sich mit den Rumtreibern zu verteidigen, die auch nicht ganz ohne seien, weil sie nachts draußen herumschlichen. Aber das hätte er gar nicht tun müssen, denn Lily hielt James auch für einen arroganten Widerling, genau wie Snape es tat. Das machte ihn wohl so glücklich wie lange nicht mehr.
Harry sah auch auf Snape seniors Gesicht ein bitteres Lächeln.
Und die Szene veränderte sich wieder. Diese kannte Harry schon zu gut und er wollte sie nicht noch mal mit ansehen. Es war die nach der ZAG-Prüfung in Verteidigung gegen die dunklen Künste, als James Snape verspottete und ihn mit Levicorpus kopfüber in der Luft baumeln ließ. Lily wollte ihm dann helfen, aber er beschimpfte sie nur: „Ich brauch keine Hilfe von dreckigen kleinen Schlammblüterinnen wie der!“ (aus HP 5, S.761)
Die Szene verblasste. Lily und Snape standen vor dem Porträt der fetten Dame. Es war Nacht. Er versuchte, sich bei ihr für das, was er gesagt hatte, zu entschuldigen, aber sie war zu gekränkt. Sie erklärte ihm, dass sie sich immer für ihn entschuldigen müsse und niemand verstehen könne, warum sie etwas mit ihm zu tun hatte. Er dementierte nicht, dass er auf dem besten Weg zum Todesser sei und konnte ihr auch nicht klar machen, warum er gerade sie nicht Schlammblut nennen sollte, wenn er es bei allen anderen Muggelgeborenen auch tat.
So ging sie wütend zurück in ihren Gemeinschaftsraum und ließ den verzweifelten Snape zurück.
Es dauerte eine Weile bis sich die nächste Szene bildete. Harry und Snape standen nun auf einem Hügel in der Dunkelheit. Sie sahen den verängstigten, inzwischen erwachsenen Snape, wie er auf etwas wartete. Plötzlich tauchte Dumbledore auf, entwaffnete Snape. Dieser flehte, nicht getötet zu werden. Harry hatte ihn noch nie so verzweifelt gesehen, so wie er dort auf dem Boden kauerte.
Er hatte Angst um Lily, Angst, dass Lord Voldemort sie wegen der Prophezeiung töten würde. Dumbledore verachtete ihn dafür, dass ihm der Tod von James und Harry egal wäre, solange er bekäme, was er wolle. Denn er hatte den Dunklen Lord gebeten, Lily zu verschonen, wenn dieser Harry töten könnte. So schlug Snape vor, dass Dumbledore doch alle verstecken könne. Dafür würde er ihm ALLES geben.
Harry war völlig perplex. Das war nicht im Entferntesten der Snape, den er kannte. Es wunderte ihn nicht, dass Snape ihn geopfert hätte. Harry hatte gesehen, wie groß der Hass zwischen Snape und seinem Vater, James, gewesen war. Aber das Lily ihm so unvorstellbar wichtig war… DAS wunderte ihn.
Die Szene verblasste und sie standen in Dumbledores Büro. Snape saß auf einem Stuhl und schluchzte elendig. Er hatte gedacht, Dumbledore würde auf Lily samt Familie aufpassen, aber sie hatten ihr Vertrauen in die falsche Person gesetzt. Dumbledore erläuterte ihm, dass Harry überlebt hatte, der schließlich dieselben Augen wie Lily hatte. Als er an Lily erinnert wurde, traf ihn der Schmerz noch stärker und er jammerte, er wolle sterben. Dumbledore machte ihn darauf aufmerksam, dass – wenn er Lily wirklich so innig geliebt hatte – nun klar sei, was er zu tun hatte.
Die Wahrheit traf Harry wie der Schlag. Eigentlich war es offensichtlich gewesen, nach dem, was er bis jetzt gesehen hatte, aber als Dumbledore es aussprach, wurde es ihm erst richtig bewusst: Severus Snape hatte Lily, Harry Potters Mutter, geliebt. Harry warf kurz einen Blick
zur Seite, um den echten Snape anzuschauen. Sein Gesichtsausdruck war undefinierbar, aber er war blasser denn je, jetzt, als er alles noch einmal durchleben musste.
Dumbledore sagte, dass Harry geschützt werden müsse, wenn Voldemort wieder an die Macht käme. Snape willigte ein, dabei zu helfen, wollte aber, dass nie jemand davon erfuhr.
Die Szene veränderte sich kaum, sie standen immer noch in Dumbledores Büro. Snape war etwas ungehalten, beschwerte sich über Harry, er sei arrogant wie sein Vater und nur mittelmäßig. Dumbledore berichtete ihm von dem, was andere Lehrer gesagt hatten. Ihrer Meinung nach sei Harry relativ talentiert, liebenswürdig und bescheiden. Zum Schluss erinnerte Dumbledore Snape noch daran, auf Quirrell zu achten.
Vielleicht ist Potter gar nicht so arrogant, wie ich damals dachte…, überlegte der Snape, der jetzt gerade mit Harry diese Erinnerungen ansah.
In der folgenden Szene standen sie in der Eingangshalle. Es war Harrys viertes Schuljahr, nach dem Weihnachtsball, und Snape berichtete Dumbledore von Karkaroff, dessen Dunkles Mal dunkler würde und der vorhätte zu fliehen, wenn das Mal brannte. Snape sagte Dumbledore bestimmt, dass er nicht solch ein Feigling sei. Dieser antwortete darauf, dass er glaubte, dass der Sprechende Hut manchmal zu früh urteilt.
Als Harry und Snape das hörten, dachten sie beide darüber nach, was wohl gewesen wäre, wenn Snape nach Gryffindor gekommen wäre. Ich wäre immer mit Lily zusammen gewesen, wir hätten uns nicht gestritten über schwarze Magie und deren Anhänger und sie hätte sich nicht für mich schämen brauchen, ich wäre möglicherweise nie in Kontakt mit dem Dunklen Lord gekommen und Lily nicht mit James Potter... Es hätte alles so viel einfacher sein können.
Aber was wäre dann aus der Prophezeiung geworden? Entweder, sie wäre nie erfüllt worden oder es hätte ein anderes Kind getroffen. Und was wäre mit dem Dunklen Lord? Wie könnte man ihn dann besiegen? Severus Snape seufzte schwer ob seiner Gedanken. Harry entging das nicht und ihm tat leid, was sein ehemaliger Zaubertrankprofessor alles durchstehen musste. Er zeigte das erste Mal ein wenig Verständnis für ihn und sein Handeln. Wenn ich das alles bloß eher gewusst hätte… Ich wäre wohl ganz anders mit ihm umgegangen, aber es wäre ihm anscheinend peinlich gewesen, was ich nicht richtig nachvollziehen kann. Harry verzweifelte langsam selbst. Auch Snape sah seinen gequälten Gesichtsausdruck.
Die Szene veränderte sich und Harry und Snape standen erneut im Büro des Schulleiters. Dumbledore hing halb ohnmächtig in seinem Stuhl. Seine rechte Hand war schwarz und verbrannt. Snape hatte seinen Zauberstab auf diese Hand gerichtet und murmelte dazu Beschwörungen. Außerdem goss er eine goldene Flüssigkeit in Dumbledores Mund.
Als der wieder bei sich war, konnte Snape nicht verstehen, warum Dumbledore den Ring – es war Vorlost Gaunts Ring, der Horkrux – überhaupt berührt hatte. Glücklicherweise war der Stein im Ring jetzt aber wenigstens zerstört.
Snape hatte es vorerst geschafft, den enorm starken Fluch in der verkohlten Hand einzuschließen. Trotzdem gab er Dumbledore nicht mehr als ein Jahr Lebenszeit, was diesen nicht sonderlich erschreckte. Dumbledore wollte Snape nicht sagen, dass der Ring kein gewöhnlicher verfluchter Ring war, sondern etwas sehr Wichtiges im Kampf gegen Voldemort.
Stattdessen lenkte er das Gespräch in eine andere Richtung. Es ging um den Plan Voldemorts, Dumbledore durch Draco Malfoy töten zu lassen. Snape musste versprechen, dass, falls die Schule in Voldemorts Hand fallen sollte, er alles dafür tat, die Schüler zu schützen. Zuvor müsste er aber Draco seine Hilfe anbieten um herauszufinden, was er vorhatte und so ihn und alle anderen vor irgendwelchen Aktionen zu schützen. Letztendlich müsste Dumbledore getötet werden, um Draco vor Voldemorts Zorn zu bewahren, aber nicht von Draco, sondern von Snape, dessen Seele durch einen Gefallen für einen alten Mann nicht beschädigt werden dürfte. Die Idee gefiel Snape zwar nicht, trotzdem willigte er ein, was Dumbledore glücklich
stimmte.
Harry lief ein Schauer über den Rücken. Deswegen hat Snape Dumbledore getötet… Es war kein kaltblütiger Mord! Dumbledore wollte es so. Und ich habe so einen Hass auf Snape entwickelt deswegen und ihm letztes Jahr alle möglichen Flüche auf den Hals gejagt…Na ja, von denen er aber auch jeden abgewehrt hat. Welche Last musste dieser Mann bloß all die Zeit tragen?! Harry bereute die Einstellung Snape gegenüber, die er gehabt hatte, aber woher hätte er das auch wissen oder nur erahnen sollen? Snape hatte nie Zweifel daran gelassen, dass er Harry von tiefstem Herzen nur das schlechteste wünschte.
Snape beobachtete Harry, der in Gedanken versunken war. Es wunderte ihn stark, dass Harry keine abfälligen Kommentare über ihn abließ oder sich darüber amüsierte, dass er so viel durchgemacht hatte. Schließlich war er auch nie wirklich nett zu Harry gewesen. Potter scheint fast betroffen zu sein von dem, was er sieht.
Die Szene löste sich auf und nun spazierten Dumbledore und Snape in der Dämmerung auf dem verlassenen Schlossgelände. Ohne Umschweife begann Snape das Gespräch und wollte unbedingt wissen, was Dumbledore immer mit Harry machte, wenn er ihn in sein Büro einlud. Aber Dumbledore wollte ihm nicht jede Einzelheit offenlegen, schließlich hatte Snape viel zu häufig Kontakt mit Voldemort und dieser dürfte unter keinen Umständen erfahren, welche Geheimnisse Dumbledore kannte und nun an Harry weitergab. Es war schwierig, Snape davon zu überzeugen, dass es nicht an mangelndem Vertrauen lag, weswegen er ihm nicht alles erzählte. Dumbledore konnte ihn auch nicht damit besänftigen, dass er Snapes oft gefährliche Arbeit sehr schätzte: Er gab dem Dunklen Lord scheinbar wertvolle Informationen, während er die wichtigen für sich behielt.
Snape jedoch ließ sich nicht ausbremsen. Er konnte partout nicht verstehen, wie Dumbledore einem Jungen mehr vertraute, der keine Okklumentik beherrschte und dessen Geist direkt mit dem von Voldemort verbunden war. Dumbledore versuchte ihm klar zu machen, dass Voldemort Angst vor dieser Verbindung hatte. Er hatte einmal Besitz von Harry ergriffen, nach dem Kampf in der Mysteriumsabteilung, und es hatte unvorstellbare Schmerzen für ihn bedeutet, einer intakten Seele wie Harrys so nahe zu kommen.
Als Dumbledore auf seinen geplanten Tod zu sprechen kam, flammte Snapes Wut wieder auf – größer als zuvor. Denn Dumbledore wolle einerseits, dass er ihn umbrachte, ihm andererseits aber keine Informationen geben.
Dumbledore war erschöpft und beugte sich so seinem Verbündeten: Er bestellte Snape für den späten Abend in sein Büro, um ihm zu beweisen, dass er Vertrauen in ihn hatte.
Harry ordnete seine Gedanken und rief sich noch einmal ins Gedächtnis, was er gerade gesehen hatte. Ich kann nicht glauben, dass Snape wirklich ein Doppelspion ist, der für Dumbledore arbeitet! Er ist eher ein Doppelspion, der für Voldemort arbeitet, oder nicht? Na ja, für welche Seite er auch immer arbeitet, er spielt seine Rolle sehr überzeugend.
Die Schlossgründe verschwanden und sie standen erneut in Dumbledores Büro. Dumbledore schritt auf und ab, er schien angespannt und besorgt, und sprach zu Snape. Harry müsse etwas erfahren… Irgendwann würde Voldemort Angst um seine Schlange haben, sie mit magischen Mittel schützen und nicht mehr von seiner Seite weichen lassen. Dann müsse Snape Harry folgendes erzählen:
Als Voldemort versucht hat, Harry zu töten, prallte – aufgrund von Lilys Schutz – der Todesfluch auf Lord Voldemort zurück, sodass ein Teil von dessen Seele abgetrennt wurde. Dieses Seelenbruchstück klammerte sich an die einzige noch lebendige Seele in der Umgebung. Harry spricht Parsel und hat diese außergewöhnliche Verbindung zu Voldemort, nur weil ein Teil dessen Seele in Harry weiterlebt. Lord Voldemort kann nicht sterben, solange das Seelenbruchstück mit Harry verknüpft ist und von ihm beschützt wird.
Harry konnte es nicht glauben. Snape merkte, wie hart ihn die letzten Worte getroffen hatten. Er verwarf seine Skrupel, trat zu Harry und legte ihm eine Hand auf die Schulter. So, mit seiner eigenen Erinnerung, war es eindeutig einfacher für ihn, Harry dies mitzuteilen, als hätte er dies selbst Harry sagen müssen.
Sie verfolgten das Gespräch weiter und der Erinnerungs-Snape erkannte, was Harry schon erkannt hatte: Er musste sterben und Voldemort musste es selbst tun. Snape war betroffen. Er hatte gedacht, sie hätten Harry all die Zeit für Lily beschützt. Dumbledore meinte, die Augen geschlossen, dass sie Harry geschützt hatten, um ihn zu unterrichten, und wenn es so weit wäre, dass er dem Tod entgegentrat, dann hätte er zuvor bestimmt alles dafür getan, um Voldemort mit in den Tod zu nehmen. Severus Snape war geschockt. Dumbledore hatte Harry am Leben gelassen, damit er zur rechten Zeit sterben konnte.
Harry war eher zutiefst enttäuscht – von Dumbledore. Dumbledore war damals empört gewesen, als Snape Voldemort darum gebeten hat, mich zu töten und dafür Lily am Leben zu lassen. Ist das, was Dumbledore hier tut, etwa besser? Er hat mich all die Jahre benutzt, als Waffe gegen Voldemort, um mich jetzt über die Klinge springen zu lassen! Und er hat nie etwas in der Art angedeutet, sondern immer so vertraut getan… obwohl… er hat mir ja manchmal das ein oder andere vorenthalten…
Snape fühlte sich – ähnlich wie Harry jetzt – ausgenutzt. Er hatte für Dumbledore gelogen und spioniert, um Lilys Sohn zu schützen. Und alles nur, um ihn jetzt auszuliefern. Dumbledore war fast gerührt davon und dachte, Snape würde sich inzwischen um Harry Sorgen machen. Dieser, mit Tränen in den Augen, zeigte Dumbledore seinen Patronus – die Hirschkuh. Dumbledore war überrascht, aber auch betroffen, dass Snape immer noch Lily Potters Patronus hatte.
Harry war genauso verblüfft, er hatte Snapes Patronus noch nie (bewusst) gesehen. Aber er verstand: Snape hatte das alles nicht für Harry Potter getan, sondern für Lilys Sohn. Er blickte an seiner Schulter empor und sah in das Gesicht von Snape. Dieser schloss die Augen und nickte nur, als er Harrys fragenden Gesichtsausdruck sah. Dann nahm er die Hand von Harrys Schulter und entfernte sich ein paar Meter von ihm.
Die Szene veränderte sich. Snape redete nun mit dem Porträt von Dumbledore. Dumbledore gab Anweisungen zu dem Tag, an dem Harry das Haus der Dursleys verlassen sollte. Snape solle Voldemort das genaue Datum mitteilen, damit der nicht Verdacht schöpfte. Außerdem müsse er Mundungus Fletcher mit einem Verwechslungszauber belegen, sodass dieser dem Orden des Phönix die Idee mit den Lockvögeln vorschlagen könne. Dumbledore erinnerte Snape auch daran, dass er – falls er an der Jagd der Todesser teilnehmen müsse – überzeugend sei.
Als nächstes sah Harry, wie Snape und Mundungus, der bereits den Verwechslungszauber aufgehalst bekommen hatte, in einer Kneipe leise miteinander redeten. Snape erklärte Mundungus eindringlich, dass er dem Orden vorschlagen solle, Lockvögel zu verwenden. Also mehreren Personen Vielsafttrank zu geben, sodass es mehrere identische Potters gäbe. Mundungus solle es als seine eigene Idee ausgeben.
Die folgende Szene zeigte einen Teil der Jagd. Snape flog auf einem Besen, umringt von mehreren Todessern. Einer dieser Todesser überholte ihn und wollte einen Fluch auf Lupin abfeuern. Snape wollte mit Sectumsempra die Zauberstabhand des Todessers treffen, aber der Fluch traf George.
Das gibt es doch nicht, dachte Harry, Snape wollte Lupin retten und nicht George verletzen, sondern den Todesser. Dann ist er wohl doch der Doppelspion auf unserer Seite…
Nun kniete Snape in Sirius ehemaligen Zimmer am Grimmauldplatz Nr. 12. Er hatte den Brief von Lily in der Hand und weinte. Es war der Brief, von dem Harry einst nur die Hälfte gefunden hatte. Snape nahm die zweite Seite an sich, auf der Lilys Unterschrift zu sehen war. Danach riss er das Foto entzwei, das dem Brief beigelegt war, und steckte den Teil, der Lily zeigte, in seinen Umhang und warf den Teil mit Harry und James zurück auf den Boden.
Snape stand jetzt wieder im Büro des Schulleiters. Phineas Nigellus kehrte gerade in sein Porträt zurück und berichtete aufgeregt, dass er gehört hatte, dass Harry und Co. sich im Forest of Dean aufhielten. Dumbledores Porträt wies Snape an, ihnen das Schwert von Godric Gryffindor zu bringen und daran zu denken, dass es nur in Not und mit Heldenmut genommen werden könne. Snape solle vorsichtig sein, damit er nicht gesehen werde. Schließlich wäre nicht klar, wie sie nach Georges Unfall auf ihn reagieren würden und Voldemort dürfe auf keinen Fall sehen, dass Harry mit Snape kooperierte, falls er in Harrys Geist eindrang. Aber Severus Snape wusste, was er tat.
Dann stiegen er und Harry aus dem Denkarium und standen wieder im Büro des Schulleiters…
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OK, das war jetzt vielleicht nicht sooo spannend, aber ich brauchte das Kapitel als Übergang zum nächsten. Hoffe trotzdem auf Kommis und natürlich, dass es euch gefallen hat =).
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