von Federflügel
Hallo an alle meine Leser!
Ich war direkt überwältigt von den vielen Kommis, die ihr mir zum letzten Chap geschrieben habt.
Danke dafür.
Ich hoffe, euch machen die langen Abstände zwischen den Chaps nicht so viel aus. Ich habe einiges zu tun und kann daher nicht so viel an dieser FF schreiben.
Ich würde mich freuen, wenn ihr weiterhin dabei bleibt und mich anspornt.
LG, Federflügel
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Harry stand zusammen mit Ron und Hermine vor der Tür der großen Halle. Sie hörten von drinnen Kingsley, wie er zu allen momentanen Bewohnern und der vor einer halben Stunde ins Schloss gestürmten Pressemeute sprach.
„Sehr geehrte Anwesende, Sie sind heute hierher gekommen, um Klarheit zu gewinnen. Die guten Nachrichten haben Sie ebenso schnell erreicht, wie die schlechten. Sie wissen schon längst, dass unser schlimmster Fein besiegt ist. Die Welt der Zauberer kann aufatmen und wieder zu einem normalen, glücklichen Leben zurückkehren. Doch leider ist dieser Sieg mit schweren Verlusten verbunden. Viele haben hier Freunde und Angehörige verloren und brauchen nun Zeit, um zu trauern. Doch diese Opfer sollen nicht umsonst gestorben sein. Wir müssen einiges ändern, damit solche Ungerechtigkeit, solche schrecklichen Taten nie wieder eine Chance haben. Das Zaubereiministerium wird sich von nun an neu organisieren. Wir werden Gesetzeslücken schließen, die es ermöglicht haben, dass diese Terrorherrschaft entstehen konnte. Die Aurorenabteilung wird bei der Ermittlung von Verbrechen andere Richtlinien zu befolgen haben, so dass ungerechte Bestrafung nicht mehr möglich sein wird. Askaban wird in Zukunft nicht mehr von Dementoren bewacht werden. Diese Wesen sind eine zu große Gefahr für die Menschheit, als dass wir sie weiterhin dulden könnten. Neu entwickelte Flüche werden stattdessen dafür sorgen, dass kein Todesser seiner gerechten Strafe entgehen kann. Und nun appelliere ich an Sie alle: Denken Sie um! Denken Sie nicht mehr in Kategorien wie Reinblüter, Halbblüter, Muggelgeborene und Muggel! Vergessen Sie am besten diese Worte ganz. Wir alle sind Menschen. Wir hier sind mit der Gabe der Magie gesegnet, die anderen nicht. Das ist der einzige Unterschied. Ansonsten sind wir gleich.“
Harry hörte Kingsley gerne zu. Seine tiefe Stimme wurde mal ernst, dann sehr eindringlich. Und alles was er sagte, war das, was Harry von ganzem Herzen fühlte. Und er wusste genau, dass es seinen Freunden, die neben ihm standen und gebannt der Rede lauschten, genauso ging. Kingsley ging nach zwischenzeitlichem Applaus, den die Menge in der Halle gegeben hatte, zu den organisatorischen Dingen über. Er gab den Termin der Trauerfeier bekannt, die am morgigen Vormittag stattfinden sollte und erklärte, wer mit ihm zusammen die Übergangsregierung bildete. Harry wusste, dass nun ihr Teil kam. Angst hatte er keine davor, vor so vielen Menschen zu sprechen, denn Angst würde er so schnell vor nichts mehr haben, aber Aufregung machte sich breit. Er spielte mit dem Zauberstab in seiner Tasche und suchte den Blick von Ron und Hermine. Ron starrte eine Fliese an und Hermine ratterte lautlos ihren Teil der Rede herunter. Manche Dinge würden sich wohl nie ändern, dachte er insgeheim und fühlte sich plötzlich wieder ein Stück jünger. Es war wie vor einer ihrer Prüfungen, sogar die Jahreszeit passte. Plötzlich hörte er, wie Kingsley sie drei ankündigte. Fast synchron strafften sie die Schultern und Harry schob nach einem letzten Blickkontakt die Tür auf.
Fast augenblicklich war er geblendet vom Blitzlicht der Kameras. Sie wollten kaum noch stillstehen. Beinahe ein Wunder, dass sie ihre Stühle fanden. Harry begann mit der Geschichte. Er erzählte in groben Zügen alles, was sie im letzten Jahr getan hatten. Als er erklären wollte, was Horkruxe waren, sprang Hermine ein. Sie hob die Grausamkeit hervor, die zu ihrer Erschaffung notwendig waren und erklärte, welche schrecklichen Folgen ein Horkrux für einen Menschen nach sich zog. Sie wollten jedoch nicht verschweigen, was Horkruxe waren. Die einhellige Meinung lautete, dass kein vernünftiger Mensch es wagen würde, auch nur auf die Idee zu kommen, sich einen Horkrux zu erschaffen. Wer jedoch den festen Willen und den kranken Geist dazu hätte, der wäre auch ohne ihre Informationen dazu fähig.
Harry holte weit aus. Er erzählte auch von der Nacht, in der seine Eltern starben und sich ein Bruchstück von Voldemorts Seele an ihn klammerte. Dagegen sparte er die Ereignisse im Wald weitestgehend aus. Keiner sollte mehr Einblick in seine Gedanken und Gefühle bekommen als er selbst gestattete.
Die Heiligtümer des Todes hatte er ausgelassen, da diese jeden Menschen in zu starke Versuchung geführt hätten. In der Schilderung seines letzten Kampfes handelte es sich somit um einen ganz gewöhnlichen Zauberstab, den sein Feind in der Hand hielt.
In den letzten Minuten war es mucksmäuschenstill in der Halle geworden. Wie festgebannt hingen alle an seinen Lippen, die Reporter wagten nicht, ihre Federn zu bewegen, so mancher offen stehender Mund war zu sehen. Und als Harry seine Geschichte beendet hatte, dauerte es eine Weile, bis wieder Leben in die reglosen Gestalten zurück kam. Doch dann donnerte der Applaus los wie ein Sturm. Die Menschen waren außer sich, über die unglaublichen Ereignisse, von denen sie soeben gehört hatten. Wieder blitzten die Kameras, als ob es einfach nicht genug Fotos von Harrys Gesicht geben konnte. Einige besonders dreiste Reporter stürmten auf Harry zu, schrien Fragen durcheinander und versuchten, sich gegenseitig abzudrängen. Die Weasleys, die als Saalordner fungierten hatten ihre liebe Not damit, sie zurückzuhalten. Irgendwie gelang es Harry, Ron und Hermine, den Saal zu verlassen. Harry rief Kingsley im Vorbeilaufen noch zu: „Sag ihnen, dass ich zu keinen weiteren Interviews bereit bin!“. Eine eindeutige Geste zeigte auf die altbekannte Gestalt von Rita Kimmkorn, die ihren Fotografen zu immer größeren Höchstleistungen anspornte, bis im Gewirr aus Menschen und Kameras sein überdimensionales Gerät herunterfiel und zerquetscht wurde. Aus den Augenwinkeln nahm er noch eine wohlbekannte grüne Feder wahr, die wie verrückt über die Seiten eines Notizbuches flitzte.
„Puh, das wäre geschafft.“, seufzte Harry als er sich im Gryffindorturm in einen Sessel fallen ließ. Von Ron und Hermine kam nur stummer Zuspruch. Ginny kam abgehetzt herein. „Es ist einfach der Wahnsinn. Die Leute ticken total aus über deine Geschichte. Der Tagesprophet plant eine Sonderausgabe und Rita Kimmkorn möchte zu gern deine Biographie schreiben.“, sagte sie aufgeregt.
„Da kann sie aber lange warten. So lange ich lebe, bekommt sie kein Interview von mir. Zum Glück bin ich jünger als sie. Ich hab also die besseren Chancen.“, sagte Harry.
„Sind sie eigentlich schon weg?“, fragte Hermine, „Oder belagern sie noch immer das Schultor?“
„Einige sind gleich davongestürmt um ihre Artikel zu tippen und andere lungern noch in der Eingangshalle herum, um vielleicht noch ein Foto von euch zu ergattern.“
Ron lugte aus dem Fenster. „Da gehen einige über das Schlossgelände. Ich würde sagen, dass wir für heute lieber drin bleiben.“
Gesagt getan. Nach einem leckeren Mittagessen, das die Hauselfen in alle Gemeinschaftsräume brachten, machten sie sich mit dem Rest der Familie Weasley an die Aufräumarbeiten. Professor McGonagall hatte die Arbeiten nun vergeben.
Hagrid sollte das Gelände für die geplante Trauerfeier vorbereiten, andere waren im Erdgeschoß beschäftig. Und in jedem der vier Häuser waren Gruppen am Werk. McGonagall wollte, dass die vier Häuser so schnell wie möglich wieder bewohnbar wurden, denn diese waren schließlich das Herz der Schule, wie sie sagte.
Somit räumten nun alle zusammen im Gryffindorturm auf. Mrs. Weasley übernahm dabei die Leitung. Während sie Besen an alle verteilte und nützliche Ordungszauber erklärte, war sie beinahe wieder die alte. Wie damals, als sie den Grimmauldplatz Nr. 12 aufgeräumt hatten.
Aber einiges war anders als damals. So viele fehlten. George suchte nicht mit Fred zusammen nach magischen Gegenständen, Sirius gab keine giftigen Kommentare über seine Familie ab, Lupin und Tonks schauten nicht einfach so vorbei. Harry dachte sogar an Snape. Es war schon erstaunlich, wie dieser Mann die ganze Zeit sein Geheimnis gewahrt hatte. Bis zuletzt hatte Voldemort nicht gedacht, dass ausgerechnet Snape ein Doppelagent war. Und von seinen Beweggründen hatte erst recht niemand gewusst. Was für ein trauriges Leben hatte er geführt! Keine Freunde, die einzige Frau, die er je geliebt hatte war tot und es gab nur einen einzigen Menschen, mit dem er offen reden konnte. Doch der redete nicht offen mit ihm.
Den Nachmittag verbrachten sie mit dem Zusammenkehren von Schutt, dem Ausbessern von Mauerwerk, dem Ersetzen von Teppichen und sogar mit dem Flicken der Wandbehänge. Mrs. Weasley war der Meinung, dass man auch gleich alles erneuern könnte, dann müsste man nicht in ein paar Jahren wieder renovieren. Ron murmelte Harry zu: „Zum Glück dürfen wir diesmal zaubern.“ Harry wusste genau, wie er es meinte.
Am Abend waren alle zu müde, um lange wach zu bleiben. Das war auch gut so, sonst wäre die traurige Stimmung wieder zurück gekehrt. Und davon sollten sie ja wahrlich genug bekommen am nächsten Nachmittag.
Harry und Ginny trafen sich jedoch noch auf einen kurzen Spaziergang durch das Schloss. Harry genoss es, Ginnys Hand zu halten.
Eine Weile sagte keiner etwas, sie genossen einfach nur die Anwesenheit des anderen. An einem großen Fenster, das wie durch ein Wunder unversehrt geblieben war, hielt Harry an und betrachtete das Gelände. „Es hat sich nichts verändert.“, sagte er, „Alles ist noch so, wie es war. Ich hätte gedacht, dass so etwas Spuren hinterlässt.“
„Ich weiß, was du meinst.“, sagte Ginny, „Jetzt im Nachhinein erscheint alles so unwirklich. So, als wäre es schon Jahre her, nicht nur Tage.“
„Aber wir werden uns erinnern. Unser Leben lang. Wir haben uns verändert.“
„Das stimmt. Das Gelände ist gleich geblieben, aber wir sehen es trotzdem mit anderen Augen.“
„Sogar dich sehe ich jetzt mit anderen Augen“, sagte Harry, „ich bewundere dich noch mehr als zuvor. Du bist mir noch viel kostbarer geworden.“
Sanft küsste er Ginny, während der helle Mond zum Fenster herein schien und die Staubkörner im silbernen Licht tanzen ließ.
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