von Federflügel
Hallo zusammen!
Es tut mir leid, dass es beim letzten Kapitel zu Unklarheiten kam. Dass die Verkäufern Hermine Miss Weasley nennt ist ein Fehler meinerseits, den ich gleich behoben habe. (Seid weiterhin so aufmerksam und lasst mir so etwas nicht durchgehen!)
Außerdem habe ich nicht vor, an den bei JKR bestehenden Pairings etwas zu ändern. Harry und Hermine werden nicht zusammen kommen. Sie begleitet Harry einfach nur aus Freundschaft zu Gringotts.
Ron und Ginny halten deshalb Händchen, um sich bei der Erinnerung an Fred gegenseitig zu trösten. Rein geschwisterlich das ganze.
Ich hoffe, ich habe eure Fragen beantwortet. Vielen Dank für eure Kommis!
Federflügel
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Zunächst schienen die arbeitenden Kobolde sie nicht zu bemerken. Als sie jedoch durch das traten, was vormals die Tür gewesen war, blickten einige von ihnen auf. Das geschäftige Treiben verstummte langsam, nur die Arbeiter, die die Schäden ausbesserten blieben davon unberührt und hämmerten weiter.
Einer der Kobolde kam auf sie zu. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Kobolde sahen ja im Allgemeinen eher grießgrämig drein. „Mr. Potter, Miss Granger, wenn Sie mir bitte folgen wollen.“, sagte er. Die Worte waren zwar höflich, doch nicht seine Stimme.
Hermine und Harry folgten ihm unter den stechenden Blicken der anderen Kobolde zu einer marmorverzierten Tür. Der Kobold stieß sie auf und ließ sie eintreten.
In dem Raum stand ein großer Schreibtisch hinter dem ein anderer Kobold saß. Vor dem Schreibtisch saßen zwei Frauen, mit denen Harry nun überhaupt nicht gerechnet hatte: Andromeda Tonks, die den kleinen Teddy auf dem Schoß hatte und Narzissa Malfoy.
Die angespannte Atmosphäre war fast greifbar.
Die beiden Frauen drehten sich um und sahen sie überrascht an. Harry und Hermine sahen ebenso überrascht zurück.
„Nun Mr. Potter, Miss Granger, treten Sie ein, setzen Sie sich.“, sagte der Kobold mit seiner rauen Stimme, „Pargon, du kannst gehen.“
Der angesprochene Kobold entfernte sich und schloss die Tür.
Harry und Hermine setzten sich auf zwei Stühle, die ganz am Rand des Raumes standen.
„Es trifft sich ganz gut, dass sie gerade jetzt hierher kommen.“, begann der Kobold erneut. „Ich heiße Garnef und bin der zuständige Sachbearbeiter für die Verliese der Familie Black und ihrer Angehöriger.“
Harry und Hermine nickten nur.
„Nun, die Damen und ich besprechen gerade die Erbangelegenheiten im Fall Lestrange.“
Harry schluckte. Die Malfoys waren nicht gerade für ihre Großzügigkeit bekannt und er war in das Verlies von Narzissa Malfoys Schwester eingebrochen und hatte etwas gestohlen.
„Ich denke, dass es für die Damen und für unsere Bank von Interesse sein wird, wenn sie nun ihre Beweggründe für den vor einigen Tagen erfolgten Einbruch darlegen.“
Andromeda nickte ihm aufmunternd zu, also begann Harry nach einem tiefen Atemzug noch einmal die Geschichte ihres Einbruchs zu erzählen.
Narzissa hörte aufmerksam zu und als sie auf den Teil zu sprechen kamen, in dem Hermine die Gestalt ihrer Schwester annahm, wurde ihre Miene immer verbissener. Harry merkte, wie Hermine unter ihrem Blick unruhiger wurde und sie sich auf ihrem Sitz hin und her wand.
Harry ließ jedoch nichts aus, er erzählte davon, wie er einen Kobold unter den Imperius-Fluch gesetzt hatte, wie sie mit Griphooks Hilfe das Verlies durchsucht hatten und wie sie letztendlich den Drachen befreit und mit ihm durch das Tunnelsystem der Bank geflohen waren.
„Ich entschuldige mich für die entstandenen Schäden“, beendete Harry seine Erzählung, „aber nicht dafür, dass ich es getan habe. Es war notwendig und es war unsere einzige Möglichkeit.“
Garnef nickte. „Ich kann Sie beruhigen, Mr. Potter. Wir Kobolde von Gringotts haben beschlossen, Sie weder für den Einbruch, noch für die dabei entstandenen Schäden zu belangen. In den letzten Tagen sind schon so viele Zauberer hergekommen, um den Ort zu sehen, an dem Harry Potter ein Einbruch gelungen ist, dass wir beschlossen haben, Eintritt zu verlangen. Mit dem Erlös können wir die Reparaturen bezahlen und hoffentlich auch bald eine geplante Erweiterung des Höhlensystems verwirklichen.“
Harry und Hermine trauten ihren Ohren nicht. Sie hatten den größten Schaden in der Geschichte von Gringotts verursacht und bekamen nicht die geringste Strafe dafür.
„Doch ich stelle es Mrs. Malfoy und Mrs. Tonks frei, sie für den Diebstahl im Verlies ihrer Schwester bei den zuständigen Behörden anzuklagen.“, setzte Garnef noch hinzu.
Andromeda schaltete sich ein. „Ich bitte Sie, ich möchte kurz mit meiner Schwester unter vier Augen sprechen.“
Garnef nickte und führte sie in einen Nebenraum. Nachdem die Tür geschlossen war, wandte er sich erneut an Harry und Hermine.
„Mr. Potter, ich gehe davon aus, dass sie etwas anderes herführt als die Reue um den verursachten Schaden.“
Harry nickte. „Ich möchte etwas von meinem Konto abheben und ich bitte Sie um das umrechnen eines Betrags. Was sind eintausendeinhundert englische Pfund in unserer Währung?“
Garnef zog eine Tabelle zu Rate und rechnete kurz auf einem Notizblatt. „Zweihundertzwanzig Galleonen, Mr. Potter.“
Harry wandte sich an Hermine. „Was willst du damit machen? Möchtest du es in Muggelgeld umtauschen oder hier auf einem Konto einlagern?“
Hermine stand der Mund offen. „Harry, das ist doch nicht nötig, das hab ich doch…“
„Hermine, das war dein Erspartes und du hast es für uns alle ausgegeben. Natürlich bekommst du es zurück. Außerdem kannst du es brauchen, wenn du in Australien deine Eltern suchen willst.“ Harry duldete keine Widerrede.
Hermine wandte sich an Garnef: „Bitte eröffnen Sie hier ein Konto für mich.“
Garnef nickte und gab Hermine ein Formular. Sie füllte es aus und gab es ihm zurück. Dann ging er kurz zu einem Schrank, aus dem er einen Schlüssel holte. „Ihr neues Verlies trägt die Nummer Achthundertsiebenundvierzig. Eines unserer neuesten.“
Hermine nahm den kleinen, goldenen Schlüssel an sich. Währenddessen kamen Narzissa und Andromeda zurück in den Raum und setzten sich.
„Wir haben uns entschieden, wie mit dem Erbe zu verfahren ist.“, sagte Andromeda, „Die Hälfte des Vermögens kommt meinem Enkel zu und die andere Hälfte meinem Neffen Draco Malfoy. Harry Potter und seine Freunde werden für den Diebstahl nicht zur Rechenschaft gezogen, da der geraubte Gegenstand kein Besitz der Familie war.“
Garnef nickte und ließ seine Feder über einige Formulare gleiten. Anschließend reichte er sie Andromeda und Narzissa zur Unterschrift.
„Wir werden uns umgehend um die Aufteilung des Vermögens kümmern und Sie über die genaue Höhe informieren.“, sagte er dabei.
Die beiden Frauen verabschiedeten sich von dem Kobold und verließen den Raum.
Harry murmelte kurz eine Entschuldigung in Richtung Garnef und Hermine und rannte ihnen nach.
„Mrs. Malfoy! Ich würde gern mit Ihnen reden!“
Narzissa blieb stehen, während Andromeda Harry nur kurz zulächelte und die Bank verließ.
„Ja Potter, was wollen Sie.“ Ihre Stimme war nicht so leise und sanft wie ein paar Nächte zuvor. Wie es schien hatte sie zu ihrer üblichen kalten Fassade zurück gefunden.
„Ich wollte mich noch einmal bedanken, richtig bedanken. Sie haben so viel getan und das nicht nur für mich. Sie haben damit auch allen anderen geholfen.“
Narzissa sah in kurz an. „Du kannst auch etwas für mich tun.“, sagte sie dann.
„Ja, was denn?“, fragte Harry.
„Mein Mann und mein Sohn sind beide als Todesser angeklagt. Du könntest wenigstens zu Dracos Gunsten aussagen. Lucius wird wohl nicht um eine Strafe herumkommen, aber mein Sohn soll nicht nach Askaban.“
„Ich werde tun, was ich kann.“, versprach Harry.
Narzissa ging, den Mund nicht mehr ganz so verkniffen wie zuvor.
Harry kehrte zu Hermine und dem Kobold zurück. Hermine sah ihn fragend an, sagte jedoch nichts.
„Mr. Potter, machen wir uns doch auf den Weg zu Ihrem Verlies.“, sagte Garnef, „Und Miss Granger kann ihres dann ebenfalls gleich in Betrieb nehmen. Der Betrag ist übrigens schon überwiesen.“
Sie gingen aus dem Raum und auf die Öffnung zu, die zu den Verliesen führte. Auch hier waren jede Menge Arbeiter damit beschäftigt, die ursprüngliche Pracht des Bankhauses wieder herzustellen. Sie bestiegen einen der Wagen und fuhren zu Harrys Verlies, wo er eine Menge Geld heraus nahm. Es kam ihm so vor, als hätten die letzten sieben Jahre kaum etwas von seinem ererbten Vermögen getilgt. Die Münzberge waren so groß wie eh und je.
Dann fuhren sie wieder ein Stück an die Oberfläche. Die Tunnel waren noch nicht so glitschig und modrig und die Türen sahen moderner aus. Hermine lächelte Harry kurz an als sie vor der Tür ihres Verlieses standen. „Das ist schon etwas ganz anderes als ein einfaches Sparbuch bei den Muggeln.“, sagte sie und öffnete die Tür mit ihrem Schlüssel. Sie warf nur einen kurzen Blick hinein und nahm ein paar Galleonen von dem Stapel, der in einer Ecke lag. „Ich muss hier wohl etwas aufstocken.“, meinte sie mit einem Seitenblick, dann schloss sie die schwere Tür wieder. Garnef erklärte ihr auf der Rückfahrt noch die Möglichkeiten zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen einzubauen und das Zinssystem der Kobolde. Harry hörte interessiert zu, war das doch die Erklärung für das Phänomen seines nicht versiegenden Reichtums.
Es war jedoch noch komplizierter als die Bankgeschäfte bei den Muggeln. Aber es war beruhigend zu wissen, dass es auch hier Zinsen gab. Bei seinem Vermögen musste das ein ganz stolzer Betrag sein, den er monatlich erhielt.
Hermine und Harry verabschiedeten sich von dem Kobold und gingen die Straße entlang zu Ollivanders Geschäft.
„Es ist seltsam, nicht wahr?“, sagte Hermine als sie an einer lachenden Familie vorbei kamen.
„Was meinst du?“, fragte Harry.
„Naja, dass es wieder weiter geht. Irgendwie habe ich in den letzten Monaten nie über das danach nachgedacht. Ich habe einfach nicht daran gedacht, wie es ist, wenn wir unsere Aufgabe erfüllt haben. Diese Horkruxe und V-Voldemort haben eine Mauer vor unserer Zukunft gebildet. Und jetzt ist diese Mauer weg und ich sehe zum ersten Mal, was sich dahinter verbirgt.“
Harry nickte. „So geht’s mir auch. Bisher war alles in meinem Leben darauf ausgerichtet, dass ich Voldemort besiege. Aber niemand hat daran gedacht, was danach kommt. Ich meine: wollte ich damals nur Auror werden, weil es für mich die vernünftigste Entscheidung war oder weil ich es wirklich werden wollte?“
„Jetzt können wir werden, was wir wollen.“, flüsterte Hermine.
Dann zeigte sie auf das Fenster des alten Eissalons. Es wurde gerade die Jalousie hochgezogen und ein junger Mann winkte ihnen kurz zu.
„Ich wusste gar nicht, dass es einen neuen Besitzer gibt.“, sagte Harry.
„Doch, es stand im Tagespropheten bei den Kleinanzeigen. Es ist Florean Fortescues Großneffe aus Italien. Er heißt Giuseppe Fortescue.“
„Warum liest du die Kleinanzeigen?“, fragte Harry kopfschüttelnd.
„Ich lese immer alles, was in der Zeitung steht.“, meinte Hermine leichthin und ging weiter.
„Manche Dinge ändern sich einfach nie.“, seufzte Harry, grinste aber dabei.
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