The Bad and the Beautiful – Kapitel 2: Ein wirklich guter Morgen
Am nächsten Morgen erwachte Severus Snape von einem lauten Splittern, gefolgt von einem saftigen Fluch aus dem Schlafzimmer, und er sprang von seinem improvisierten Bett auf, und während er zur Tür hastete, verfluchte er seine verspannten Muskeln.
Als er sie aufriss, blickte er in ein graues Augenpaar, das ertappt zu ihm hochsah, und die Muggelfrau ließ erschrocken die Scherben fallen, die sie gerade aufgehoben hatte.
„Was machen Sie da?“
„Ich...“ Sie stapelte wieder die Reste des Wasserglases auf ihrer Handfläche und fluchte unterdrückt, als sie sich schnitt. „Ich räume auf, Professor.“
Er schüttelte den Kopf. „Lassen Sie doch den Blödsinn!“
Sie zuckte die Schultern, ließ die Scherben fallen und nuckelte an ihrem blutenden Finger, während er resigniert aufseufzte und mit einem Zauberstabwink und einem gemurmelten „Reparo“ alles wieder in Ordnung brachte.
Ihre Augen erreichten eine Größe, die er normalerweise nur mit Schwelltränken in Verbindung brachte, doch er ignorierte diese Tatsache gekonnt. „Ihre Hand?“
Während er danach griff, war ihr Widerstreben fast körperlich zu spüren, doch sie zuckte nicht zusammen, als er die kleine Wunde an ihrem Finger untersuchte und mit einem schnellen Heilzauber verschloss.
„Legen Sie sich wieder hin!“
„Nein!“ Offensichtlich hatte sie ihre Fassung wiedergewonnen, dachte er resigniert. „Ich bin in Ordnung und wenn ich noch zehn Minuten länger im Bett bleiben muss, dann krieg’ ich einen Tobsuchtsanfall!“ Sie kniff die Augen wütend zusammen, doch er lachte nur rau – er war Bedrohlicherem gegenübergestanden als einer kleinen Muggel mit mehr Mut, als gesund für sie war. „Legen Sie sich hin oder ich zaubere Sie dort fest!“
Seine Drohung schien sie nicht besonders zu beeindrucken. „Verdammt noch mal, ich bin Ihre Patientin, nicht Ihre Gefangene!“
Er überlegte spöttisch, dass sie froh sein konnte, dass Madame Pomfrey sie nicht in ihre Finger bekommen hatte, doch seine Aussage ging in eine ganz andere Richtung. „Ich lasse Frühstück für Sie kommen, wenn Sie sich hinlegen, und danach können wir noch immer über Ihren Gesundheitszustand sprechen.“
Im Stillen überlegte er, ihr einen Schlaftrank unter Was-auch-immer-sie-essen-wollte zu mischen, damit er endlich seine Ruhe hatte, aber ewig konnte er das auch nicht machen – selbst das beste Gebräu fing nach übermäßigem Gebrauch an, Nebenwirkungen und Suchterscheinungen hervorzurufen. Die Idee mit dem Fesselzauber war besser. Viel besser. Vielleicht konnte er auch die Handschellen des Hausmeisters ausleihen, die mussten praktischerweise nicht alle paar Stunden erneuert werden.
Offensichtlich hatte sie sich dazu durchgerungen, seinen Vorschlag anzunehmen, denn sie schlüpfte wieder unter ihre Bettdecke, die eigentlich seine war, wie er grummelnd feststellte, und er rauschte durch die Tür in sein Arbeitszimmer.
Dort bestellte er per Flohpulver Frühstück aus der Küche, das auch bald auf magischem Weg auf seinem Arbeitstisch erschien – die Hauselfen hatten wieder einmal maßlos übertrieben und die beiden Tabletts quollen förmlich über vor Leckereien aller Art.
Mit einem Schlenker seines Zauberstabs ließ er das Tablett für die Muggelfrau vor sich herschweben und öffnete die Tür einen Spalt – dann hielt er inne. Sie sang.
Er wartete, merkwürdig berührt, und trat erst ein, als der letzte Ton verklungen war; sie blickte sofort hoch und ihre Augen blieben an dem Frühstückstablett hängen. „Ich wette, das haben nicht Sie gemacht.“
„Natürlich nicht. Denken Sie wirklich, ich würde mir diese Arbeit antun, für Sie?“
Sie zog beide Augenbrauen nach oben. „Sie halten mich wirklich für vollkommen minderbemittelt.“
Er platzierte das Frühstück mit einem energischen Zauberstabschlenker, der die Tassen und Teller gefährlich wackeln ließ, auf ihrem Schoß und wollte schon wieder in seine Räume verschwinden, um eines der neuen Rezepte aus „Moderne Zaubertrankforschung – Das Magazin für den Tränkemeister“, das er entdeckt hatte, auszuprobieren, als sie leise knurrte. „Sie bleiben hier.“
Er wandte sich um und hob eine Augenbraue. „Und wieso sollte ich Wert auf Ihre Gesellschaft legen?“
„Was das angeht, so könnte ich sehr gut auf Ihre Gegenwart verzichten, allerdings will ich nicht noch einmal etwas trinken und zehn Stunden später aufwachen.“ Ihr Lächeln schlug von liebenswürdig zu hinterhältig und drohend um und sie rückte vorsichtig ein Stück zur Seite. „Ich wäre Ihnen also sehr verbunden, wenn Sie kosten würden.“
Für einen Moment entglitten seine Gesichtszüge seiner Kontrolle, doch er erlangte seine Fassung zurück und machte ein paar Schritte auf sie zu, blickte als hohe schwarze Gestalt auf sie hinunter. „Und warum sollte ich mich dazu herablassen?“
„Vielleicht, weil Sie aus irgendeinem Grund, der sich mir nicht ganz erschließt – Nächstenliebe ist es ja wohl nicht – sehr viel Wert darauf legen, dass ich gesund werde. Und ich sicherlich keinen Bissen esse, wenn ich nicht weiß, dass Sie mich nicht vergiften wollen.“
Er hätte ihr ihr Lächeln am liebsten aus dem Gesicht geflucht, aber aus irgendeinem Grund, der sich seinem Verstand nicht so ganz offenbaren wollte, beugte er sich hinunter und griff nach ihrem Kaffeelöffel. Sie lachte heiser. „Lassen Sie’s, Ihr Gesichtsausdruck vorhin hat mir gereicht... außerdem wäre es nie und nimmer ein endgültiger Beweis, selbst wenn Sie das Tablett leer räumen. Sie könnten ein Gegenmittel prophylaktisch genommen haben. Zum Beispiel.“
Er sagte nichts dazu, schon gar nicht, dass er das wirklich getan hätte, wenn es in seiner Absicht gelegen hätte, sie vergiften zu wollen, und rauschte stattdessen zur Tür. Sie würde sich zwar nach ihrer Rückkehr in die Muggelwelt nicht mehr an das erinnern, was hier vorgefallen war, denn man würde ihre Erinnerungen löschen müssen, aber trotzdem... Ein Severus Snape hatte seinen Stolz.
Er erstarrte. Man hatte ihm gesagt, dass sie eine Muggel war – aber die Muggelabwehrzauber von Hogwarts hatten nicht gewirkt und taten es auch jetzt nicht. Das konnte vieles bedeuten, vielleicht, dass sie dagegen aus irgendwelchen Gründen resistent war, denn dass die uralten, magischen Banne plötzlich außer Kraft gesetzt waren, war vollkommen unmöglich.
Allerdings konnte dieses Problem warten, zumindest, bis der Wunsch, diesem Miststück den Hals umzudrehen, auf ein Maß geschrumpft war, das er einfacher kontrollieren konnte.
„Ist...?“
Offenbar war ihr aufgefallen, dass er keine Anstalten machte, endgültig durch die Tür zu verschwinden, doch er entschloss sich, ihren Kommentar zu ignorieren – der Tag war auch so schon anstrengend genug. Er stolzierte hinaus, ohne einen Blick auf sie zu werfen, und seine Miene hellte sich erst auf, als er an seinem Arbeitstisch saß und die erste Tasse Kaffee vernichtet hatte. An Schlaf war ohnehin nicht mehr zu denken – schon gar nicht auf dem Sofa – und jetzt war er zu wach, um sich noch einmal hinlegen zu können, also konnte er ohnehin gleich hier bleiben. Und wann hatte er schon Gelegenheit zu einem schönen, ausgiebigen Frühstück, ohne den Stress, sofort in eine Klasse voller kleiner Idioten zu müssen, die „im Uhrzeigersinn rühren“ mit „den Trank durchmischen“ verwechselten und die wahre Magie seines Faches nicht zu schätzen wussten.
Er hatte einen interessanten Artikel in „Moderne Heilelixiere“ entdeckt und war gerade dabei, ihn nochmals durchzusehen, während er an seinem Toast kaute, als ihn ein Räuspern hinter ihm aufschreckte. Er wirbelte herum und verschüttete dabei seine Kaffeemilch, nur um festzustellen, dass die Muggel-Nervensäge in der Tür stand und etwas nervös von einem nackten Fuß auf den anderen trat. „Äh... Professor?“
„Ja?“, knirschte er unwirsch und beseitigte die weißen Seen auf Tisch und Boden und den Wasserfall, der sie verband, mit einem Zauber.
„Dürfte ich Ihr Badezimmer benutzen?“
Er erhob sich halb aus seinem Stuhl, die dunklen Augen wütend funkelnd, und sie wich unwillkürlich ein wenig zurück, anscheinend mehr aus Reflex als aus wirklicher Angst, und er unterdrückte ein Seufzen und ließ sich wieder nieder. Sie war noch nie in Hogwarts gewesen und hatte daher auch keine Ahnung, wie man zu den Gästebadezimmern kam, und ehrlich gesagt wollte er nicht über was wusste er wie viele Treppen nach oben laufen, um sie ihr zu zeigen. Nein, ein Reinigungs- und Desinfektionszauber war da viel einfacher. Wirklich.
„Gehen Sie schon...“, knurrte er missmutig und trocknete sein Magazin, nur um sich danach wieder seiner Lektüre und seinem Toast zuzuwenden.
„Ich meine... Wenn es Sie...“
„Hauen Sie ab!“
Offensichtlich hatte sie seinen nicht besonders rücksichtsvoll vorgetragenen Ratschlag beherzigt, denn hinter ihm knallte eine Tür, und er schüttelte den Kopf. Musste sie es wirklich darauf anlegen, ihn wahnsinnig zu machen, und konnte sie sich nicht einfach in irgendeine Ecke verkriechen und den Mund halten? War das wirklich so unendlich schwer?
Er schüttelte den Kopf und erhob sich von seinem Stuhl, zu rastlos um weiterlesen zu können, begann er mit wehenden Roben zwischen den Arbeitstischen hindurchzuhasten. Sie machte ihn wütend, mehr als sie eigentlich durfte, offenbar zehrte die lange Untätigkeit an seinen Nerven und ließ ihn die Kontrolle über seine Gefühle verlieren.
Er holte Trankzutaten aus seinem Schrank und stapelte sie vor sich auf, mehr, um sich abzulenken als um wirklich nützliche Arbeit zu verrichten, dann begann er, für den Orden zu brauen.
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