The Bad and the Beautiful – Kapitel 7: Eine Lösung und ein Problem
Hastig stieß er die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf, McAngus saß an seinem Arbeitstisch, neben sich einen großen Stapel Bücher, er hatte sie alle in den letzten Stunden in der Hand gehabt, sie behandelten das Thema Hogwarts.
Erst als er sich räusperte, blickte sie auf, und für einen Moment huschte ein Schatten über ihre Züge, doch dann lächelte sie ruhig. „Professor Snape?“
Leicht außer Atem stützte er sich auf ihren Tisch. „Wo sind Sie geboren?“
„Wieso fragen Sie?“
Sie runzelte misstrauisch die Stirn, doch er winkte ungeduldig ab. „Antworten Sie einfach.“
„In Hongkong...“, erklärte sie langsam, „mein Vater hatte eine Stelle dort...“
Er spürte, wie ein Teil der Anspannung wich, aber jetzt blieb noch ein letzter Test... langsam zog er den Gegenstand aus der Tasche seiner Roben, den er zuvor geholt hatte, ein schlanker Zauberstab aus hellem Holz. „Nehmen Sie den.“
Misstrauisch, so als ob sie davon überzeugt wäre, dass er jeden Moment explodieren konnte, hielt sie ihn in der Hand.
„Und jetzt schwingen Sie ihn.“
Zaghaft bewegte sie das Handgelenk, und er knurrte frustriert. „Ich sagte schwingen, nicht, dass sie Zuckungen haben sollen.“
Sie bedachte ihn mit einem funkelnden, wütenden Blick, dann ließ sie den geliehenen Stab durch die Luft peitschen, und rötliche Funken tropften zögerlich aus der Spitze. Trotzdem, in ihren Augen glomm etwas kindliches auf, eine Faszination, die er nicht an ihr gesehen hatte, als er ihr zum ersten Mal Magie vorgeführt hatte. „War ich das? Bin ich eine Zauberin?“ Ihre Stimme war nur ein Hauch, fast unhörbar.
Er nickte. „Ja. Sie sind eine Hexe.“
„Ich...“ Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken, und plötzlich spürte er die Müdigkeit und Erschöpfung, die er in den Stunden zuvor nicht zugelassen hatte, mit aller Deutlichkeit. Vorsichtig tastete er sich zum Sofa und ließ sich in die weichen, von einem weißen Betttuch überzogenen Polster sinken. Im Moment störte es ihn nicht im Geringsten, dass das eigentlich ihr Bett war, er wollte nur noch bequem sitzen.
Aus verschwommenen Augen blickte er sie an, sie schien mit sich zu ringen, doch dann kam sie offensichtlich zu einer Entscheidung, denn sie straffte sich und sah ihn direkt an. „Das hier ist doch... eine Schule? Warum war ich nicht hier?“
„Es werden nur die Kinder registriert, die auf den Inseln geboren werden...“ Er streckte sich und suchte ein bequeme Position, die Kissen fühlten sich angenehm warm und weich an...
„Und was passiert jetzt? Ich meine...“ Ihre Stimme verschwamm, Dunkelheit hüllte ihn ein, sanfte, willkommene Schwärze, er sank tiefer und tiefer...
Sanftes Rauschen drang in seine Träume, wiegte ihn, schmeichelte ihm, schlich sich in seine Sinne, durchbrach die vollkommene Dunkelheit, und gerade als er meinte, dass er es mochte, dass es ihn entspanne, dröhnte es lauter und lauter, löste sich auf in einzelne Flügelschläge, Kreischen, Quietschen, Fledermäuse schwangen sich durch die Luft, eine Wolke, zogen über ihn hinweg, wurden leiser und kehrten dann zurück wie von fremdem Willen gelenkt, und erst jetzt sah er, was sie mit sich trugen, ein Wesen mit roten Schlangenaugen, nachtschwarze Schwingen schnitten durch die Luft, und es senkte sich auf ihn herab, hüllte ihn ein, rotes Licht brandete auf, und er spürte den Schmerz, diese glühenden Messer, die sich durch seine Haut bohrten, er wollte sich keine Blöße geben, biss sich auf die Lippe, doch sein Körper gehorchte einem anderen Willen, sein Mund schrie, schrie, schrie seine ganze Qual hinaus...
Er saß aufrecht im Bett und seine Wangen brannten heiß und feurig, sein Mund war trocken und seine Beine fühlten sich merkwürdig gefesselt an – und da war ein Paar von Händen an seinen Schultern, das ihn packte, festhielt und vorsichtig schüttelte.
„Professor?“
Hastig schlug er die Augen auf, nur um ein blasses Frauengesicht dicht an seinem zu sehen, sie blickte ihn mit unübersehbarer Sorge an, in die sich nun Verlegenheit mischte.
„Geht es Ihnen gut?“
Er wischte ihre Finger von seiner Robe, wie er es mit einem lästigen Insekt getan hätte, und sie wich zurück, erschrocken, und wohl auch verletzt. „Machen Sie sich keine Sorgen.“
Vorsichtig befreite er seine Beine aus der Decke, die sich um ihn gewickelt hatte – er wusste nicht, woher sie kam – und stand auf, seine Schultern und protestierten gegen die unbequeme Schlafposition, abwesend blickte er auf die alte Standuhr in der Ecke.
Abend. Er hatte fast sechzehn Stunden geschlafen.
Kaffee stand auf dem Tisch, duftete verführerisch, doch er wandte sich schweigend ab und schlurfte langsam ins Badezimmer, er fühlte sich ausgelaugter als vor seinem Nickerchen. Seine Wut auf die Muggel... nein, auf McAngus hatte ihn abgelenkt, hatte die Träume aus seinem Schlaf vertrieben, doch nun, da das Problem gelöst war, kehrten sie mit aller Macht zurück, intensiver und schrecklicher als zuvor.
„Es ist nur eine Illusion... nicht real...“, und doch, sie fühlten sich wirklicher an als so manche Erinnerung aus seiner Vergangenheit, als die meisten schönen Momente seines Lebens.
Schaudernd tauchte er seinen Kopf unter den kalten Wasserstrahl des Marmorwaschbeckens, der Frost traf ihn wie ein weiterer Schlag, weckte ihn vollends, und doch, die Traumbilder verblassten nicht, wie sie es sonst immer taten, sondern blieben präsent und warteten nur, sich in sein Gesichtsfeld zu drängen, wenn er nicht auf seine Gedanken achtete.
Hastig strich er sich das nasse schwarze Haar aus dem Gesicht, er fühlte sich noch immer erschöpft, aber wenigstens hielt die Kälte ihn nun wach.
Eigentlich hätte er jetzt weiterschlafen wollen, aber er nahm lieber die Gegenwart von McAngus in Kauf, als dass er es riskierte, wieder einen solchen Traum zu haben, und so drehte er das Wasser ab und trat nach draußen.
Sie hatte das Sofa wieder in Beschlag genommen, lag ausgestreckt darauf und starrte die hohe Kerkerdecke mit dem gotischen Muster an.
Langsam trat er auf sie zu, sie schien ihn nicht zu bemerken, bis er direkt neben ihr stand und missmutig auf sie hinunterblickte; sie setzte sich auf und bot ihm einen Platz auf seinem – SEINEM – Sofa an.
Trotzdem ließ er sich schweigend darauf sinken und musterte sie aus dem Augenwinkel, sie wirkte merkwürdig ruhig, wenn er das Verhalten bedachte, das er eben an den Tag gelegt hatte. Zumindest Albus hatte sich immer Sorgen gemacht, wenn er seine Albträume hatte, aber er hatte ihr nicht wirklich Grund gegeben, ihn zu mögen. Aber den hatte Albus auch nicht gehabt...
„Sie sehen schrecklich aus.“
Mehr überrascht als wirklich wütend funkelte er sie an. „Danke für den freundlichen Hinweis, Miss McAngus, aber ich hatte nicht vor, an einem Schönheitswettbewerb teilzunehmen.“
Sie gluckste vergnügt.
„Ich wusste nicht, dass Sie Humor haben, Professor.“
Sie stand auf und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. „Sie auch?“
„Ja.“
Ihre Hand mit der Kanne verharrte in der Luft. „Ja?“
„Bitte“, knurrte er, doch sie ließ sich davon nicht ablenken, reichte ihm vorsichtig seine Tasse und setzte sich neben ihn.
Schweigen breitete sich aus und sank vom hohen Gewölbe her auf sie hinab, McAngus hatte ihre schmalen Finger um das heiße Porzellan gefaltet und blickte in den Kaffee wie Professor Trelawney, wenn sie nach einem Omen in einer Kristallkugel suchte.
„Irgendwann müssen Sie schlafen.“
Er starrte sie an, blickte fest in diese hübschen grauen Augen. „Ich bin nicht müde.“
Ein schiefes Lächeln schimmerte auf ihren Lippen. „Doch, das sind Sie. Sie wollen nur nicht schlafen.“ Sie stellte ihre leere Kaffeetasse auf den Tisch und blickte auf ihn herab, so verdammt...
„Halten Sie den Mund“, knurrte er dunkel und richtete sich auf, er spürte die Müdigkeit, fühlte die Nacht, die hinter den dicken Mauern herrschte.
„Auch wenn ich die Wahrheit nicht sage – dadurch wird sie nicht weniger wahr.“ Er erhob sich, überragte sie um fast einen Kopf, und knallte seinen Becher auf das Tablett; das Porzellan klirrte unheilverkündend, brach aber nicht. „Sie haben keine Ahnung...“ Frostig und kalt klang seine Stimme, doch sie ließ sich davon nicht einschüchtern – nicht mehr.
„Ich weiß vielleicht nicht, wie man eine Vase in eine Ratte verwandelt, aber es gibt Dinge, von denen ich durchaus Ahnung habe...“
„Davon, wie man Milchpäckchen und Konservendosen in Regale schlichtet? Danke, ich verzichte auf einen Erfahrungsbericht.“
Für einen Augenblick oder zwei hielt er ihren Blick fest, starrte in diese schönen grauen Augen, in denen plötzlich Verletztheit und Enttäuschung aufschimmerten, ihn anklagten... Er wirbelte herum und rauschte aus dem Zimmer, schlug hart die schwere Türe hinter sich zu und lehnte sich erschöpft gegen das dunkle Holz.
Wieso war er geflohen? Die Frage drängte sich in seinen Geist, bevor er es schaffte, sich einzureden, dass er den Raum um des Effektes Willen verlassen hatte, um sie einzuschüchtern... nein, irgend etwas an ihrem Blick hatte ihn getrieben, etwas so unendlich Vertrautes, dass er es nicht ertragen hätte, es noch länger zu sehen...
Schmerz. Er hatte ihr wehgetan, hatte sie verletzt, und doch... noch vor einigen Tagen hätte seine Bemerkung sie nicht aus dem Konzept gebracht. Aber vor einigen Tagen wäre sie auch nicht versucht gewesen, ihm zu helfen, hatte ihn nicht als Menschen gesehen, sondern nur als das Ekel, dessen Patientin sie war.
Hastig schüttelte er den Kopf – seit wann dachte er darüber nach, was Andere fühlten? Oder was er sie fühlen ließ? Doch nur, wenn er sie verletzen wollte oder sie dazu bewegen, zu tun, was er wollte, und beides war jetzt nicht der Fall.
Nein... er war müde, und er war die intensive Gegenwart von Menschen nicht mehr gewöhnt... daran musste es liegen. Natürlich... er könnte sie in einem anderen Zimmer unterbringen, vielleicht in einem der Türme, aber... wenn er nicht einmal mit ihr, einer pflegeleichten Erwachsenen, zurecht kam, was würde dann erst geschehen, wenn die kleinen Nervensägen zurückkehrten? Es war besser, wie es war...
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