
The Bad and the Beautiful – Kapitel 8: Ein intensiver Morgen
Er träumte wieder in diesem kümmerlichen Rest von Nacht, doch als er früh am Morgen erwachte, zerrannen die Gestalten und Bilder ihm schneller und schneller unter den Fingern, als er versuchte, sich daran zu erinnern. Da war eine Frau gewesen, eine Frau in einem dunklen Kleid, und er kannte sie, doch er wusste nicht mehr, wer sie gewesen war... und am Schluss blieb nur ein merkwürdiger Nachhall von Sehnsucht zurück, den er sich nicht erklären konnte.
Erschöpft schlüpfte er unter der Decke hervor und streckte sich, seine Schultern schmerzten immer noch unangenehm, wenn er sich bewegte, eine Nachwirkung seines Nickerchens auf dem Sofa.
Er fragte sich flüchtig, wie McAngus es dort eigentlich aushielt, schüttelte dann aber den Gedanken ab und schlüpfte in eine frische Robe, wenigstens hatte er gestern Abend noch geduscht, bevor er schließlich eingeschlafen war.
Flüchtig fragte er sich, warum, als er langsam die Klinke hinunterdrückte und fast in Zeitlupe die Tür öffnete, er konnte sie doch genauso gut aufwecken... Auf Zehenspitzen schlich er am Sofa vorbei, sie schlief tatsächlich, und mit geschlossenen Augen wirkte ihr Gesicht auf eine Weise friedlich, die er noch nicht an ihr gesehen hatte. Als sie ohnmächtig in seinem Bett gelegen war, hatte man den Schmerz von ihren Zügen ablesen können, und wach... nun, sie war immer auf der Hut gewesen, ihm gegenüber misstrauisch...
Er hatte nicht gemerkt, dass er stehen geblieben war, doch nun wandte er sich ab und trat auf seinen Zutatenschrank zu. Bald würde jemand vom Orden kommen, um nach ihr zu sehen und neue Heil- und Stärkungstränke abzuholen, und er hatte in den letzten Tagen so gut wie nichts gebraut.
Er wollte sich die gehässige Reaktion von Lupin gar nicht vorstellen, wenn er wieder hierherkam und das herausfand, und flüchtig überlegte er, ob er diesmal den monatlichen Wolfsbanntrank nicht mit ein paar besonderen Zutaten verfeinern sollte.
Aber nein... in den Sommerferien verbrachte dieser seine Verwandlungen in der Heulenden Hütte, um näher bei der Quelle seines Gegenmittels zu sein, und irgendwie wäre es wohl keine gute Idee, unerprobte Verbesserungen zu benutzen, während er sich in Reichweite befand. Und eigentlich hatte er doch schon genug Probleme, befand er mit einem unwilligen Blick zum Sofa, wo McAngus sich gerade langsam räkelte, sich dann aber auf die Seite drehte und weiterschlief.
Missgelaunt nahm er ein Messer und ein Brett von ihren Haken an der Wand und ließ sie ein wenig zu heftig auf den Arbeitstisch knallen, das Geräusch echote durch den Raum, doch sie regte sich nur kurz und kuschelte sich dann tiefer in ihre Decke.
Leicht schüttelte er den Kopf, er selbst wachte nachts häufig wegen irgendeines Geräusches oder ganz ohne Grund auf, doch sie schien einen gesunden Schlaf zu haben, denn selbst als er schwungvoll begann, magische Nesselwurz in kleine Würfel zu hacken, zeigte sie keinerlei Anzeichen dafür, dass sie ihn überhaupt bemerkte.
Oder vielleicht war die ganze Aufregung auch nur zu viel für sie gewesen, dachte er nicht ohne Gehässigkeit, während er einen großen Kupferkessel über einer seiner Feuerstellen aufhängte und drei Löffel Ringelblumenessenz hineinkippte.
Erst als der ganze Raum von schweren Düften nach Trankzutaten erfüllt und die Temperatur merklich gestiegen war, schlug sie die Augen auf und blickte sich verwundert um. Es war das erste Mal, dass sie ihn als Tränkemeister bei der Arbeit sah, doch sie schien sich nicht besonders dafür zu interessieren, denn sie griff nur nach ihrem Kleid und verschwand in seinem Schlafzimmer. Leider konnte er sie nicht davon abhalten, denn er war gerade damit beschäftigt, glitschige Molchschwänze zu filetieren, zwar keine schwierige Arbeit, aber eine, die Konzentration erforderte, denn sonst...
Die schleimige Zutat rutschte aus seiner Hand, schlitterte den Tisch entlang und landete auf dem Boden, er fluchte genervt und beseitigte das Chaos mit einem Schlenker seines Zauberstabs. Es wurde wirklich Zeit, dass der Orden sich wieder ihrer annahm, sie lenkte ihn viel zu sehr ab, als dass er sich um seine eigentlichen Pflichten kümmern konnte, und das war Minerva McGonagall sicherlich nicht recht. Nein, bestimmt nicht...
Leise seufzend trat er zu einem der drei Kessel, die mittlerweile über dem Feuer brodelten, einer der Tränke hatte sich inzwischen violett verfärbt, und er warf einige Blätter hinein. Sofort wechselte die Farbe mit einem kleinen Funkenregen zu einem ungesund wirkenden Grün, doch er lächelte zufrieden und löschte mit einem Wink seines Zauberstabes das Feuer.
In diesem Moment trat sie aus der Tür, diesmal ohne den Umhang, den Netty ihr gegeben hatte, und blickte sich neugierig in seinem Arbeitszimmer um. Ihre braunen Haare fielen wieder in einem straffen Zopf über ihren Rücken, und sie machte ein paar Schritte auf ihn zu und betrachtete ihn, wie er den Trank in einen Schwung Phiolen abfüllte. „Was machen Sie da?“
„Brauen“, gab er einsilbig zurück, während er die kleinen Fläschchen verkorkte und den Kessel mit einem Zauber reinigte.
„Bestimmt einen Zaubertrank“, bemerkte sie mit mildem Spott, während sie ans andere Ende es Tisches ging und nach dem Stab griff, den er ihr am Morgen zuvor gegeben hatte. Ihr Tonfall klang zwar nicht halb so bissig, wie er es noch vor ein paar Tagen getan hätte, trotzdem machte er einen wütenden Schritt auf sie zu und betrachtete sie durchdringend. „So ist es, Miss McAngus.“
„Das heißt also, dass Sie jetzt keine Zeit haben, mir irgendwelche Zusammenhänge zu erklären...“
Er trat zurück und rührte konzentriert in einem Kessel. „Nein.“
Nach einigen Minuten durchdrang der Duft von Kaffee verführerisch die Gerüche seiner Tränke, allerdings ließ er sich davon einstweilen nicht ablenken und füllte schlussendlich mit verkniffenem Gesicht das letzte Gebräu ab.
„Sie machen das mit Absicht, nicht wahr?“, fragte er, als er sich ruppig eine Kaffeetasse von ihrem Tablett schnappte und sie bis zum Rand hin anfüllte.
„Was?“, antwortete sie und betrachtete ihn mit schräg gelegtem Kopf.
„Dass Sie...“ Er zögerte für einen Moment, und sie nutzte die Pause. „Sie wollen mir gerade nicht ernsthaft erklären, dass es meine Schuld ist, dass Sie nicht daran gedacht haben zu frühstücken, bevor sie zu arbeiten begonnen haben.“
Er funkelte sie kalt an und holte tief Luft, doch sein knurrender Magen forderte lautstark sein Recht ein, und ihr Frühstückstablett, auf den jemand wohlweislich einen zweiten Teller gestellt hatte, war noch immer wohlgefüllt. Mit einem wütenden Blick zog er sich einen Stuhl heran und begann zu essen, während er am Rande seines Bewusstseins ihre Belustigung registrierte, wie ein enervierendes Jucken, das man nicht ignorieren konnte.
„Soll ich den Stab behalten?“, fragte sie ruhig, offenbar wollte sie ausnutzen, dass er im Moment den Mund zu voll hatte, um patzig auf die dumme Frage zu reagieren.
Er schluckte hastig. „Nein. Ich werde einen Zauberstabmacher hierher bitten, der Ihnen Ihren eigenen anpassen wird.“
„Warum?“
Er ließ seinen Löffel auf den Teller klirren und drehte sich heftig um. „Sehen Sie nicht, dass ich esse?“
„Doch, das sehe ich.“ Er hatte nicht gedacht, dass sie zu einem so kalten, abschätzenden Blick fähig war, aber offensichtlich hatte er sich getäuscht.
„Egal, was Sie denken, Miss McAngus – Sie sind hier immer noch ein Gast und haben sich entsprechend zu benehmen. Ansonsten könnte ich entscheiden, dass Ihre Anwesenheit die ganze Aufregung nicht wert ist.“
In einer ruckartigen Bewegung erhob sie sich vom Sofa, offenbar hatte er es geschafft, einen Nerv bei ihr zu treffen, denn nun wirkte sie ernsthaft wütend. „Ich erkenne eine leere Drohung, wenn ich sie höre, Professor. Wenn Sie vor hätten, mich hinauszuwerfen, hätten Sie das schon längst getan.“
Für einen Moment oder zwei maßen sie sich mit Blicken, doch ihn lenkte etwas Undefinierbares in ihren Augen ab, einen feuchten Schimmer, den er zwar einordnen, sich aber nicht erklären konnte.
Zu seiner eigenen Überraschung wandte er sich zuerst ab und rührte nun doch Zucker in seinen Kaffee, dass sie die Tränen unterdrücken musste hatte ihn überraschend stark berührt, auch wenn er nicht einmal wusste, wieso.
Nachdem er fertig gefrühstückt hatte, machte er sich schweigend daran, Zutaten für den nächsten Trank zu zerkleinern, doch bald registrierte er verwundert, dass McAngus sich selbst ein Messer und ein Brett holte und sich neben ihn stellte. „Kann ich helfen?“
In ihrer leisen, fast schon schüchternen Stimme schwangen Emotionen mit, Abscheu mischte sich mit etwas nahezu weichem, und er nickte und legte eine junge Weidenwurzel neben ihr auf den Tisch. „Würfel. Gleichmäßig.“
Er wandte sich für einen Moment ab, um einen neuen Sud aufzusetzen, und blickte dann zu ihr, um nachzusehen, wie dumm sie sich anstellte. Doch zu seiner Überraschung zerkleinerte sie die Wurzel mit kontrollierten, routinierten Bewegungen und blickte nicht auf, bis sie ihre Aufgabe erfüllt hatte.
Er trat näher auf sie zu, um ihre Arbeit zu überprüfen, und schnippte ein paar verschnittene Würfel zur Seite. „Ich sagte gleichmäßig, Miss McAngus.“
Er spürte, dass er seine Worte nicht besonders ernst meinte, und setzte hinzu: „Für den Anfang nicht schlecht. Ich vermute, Sie kochen gerne.“
„Ich hasse es wie die Pest“, antwortete sie zischend und er nahm fast körperlich wahr, wie ihre Muskeln sich anspannten.
„Und warum haben Sie dann gelernt, so präzise zu schneiden?“
„Die Androhung von Gewalt ist oft recht motivierend.“
Die Emtionslosigkeit in ihrer Stimme traf ihn tief in seinem Innersten, denn er kannte sie, kannte den Tonfall, und Zorn ließ seinen kalten Panzer Wellen schlagen, verglühte ihn von innen heraus.
„Wer?“, fragte er schlicht, doch sie schüttelte leise den Kopf. „Er ist tot.“
„Meiner auch...“ Ein halbes Lächeln kräuselte seine Lippen, als er in diese grauen Augen blickte, in denen Schmerz und Trauer funkelten wie ein Spiegel seines eigenen Selbst.
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