The Bad and the Beautiful – Kapitel 9: Ein Geständnis
Der Zauberstabmacher war da, stand blass und noch durchscheinender als früher neben dem Kamin und hievte seinen schweren Schrankkoffer aus dem Feuer.
„Mr Ollivander.“ Snape lächelte kühl und beobachtete, wie der alte Mann sich abmühte, doch McAngus glitt fast wie ein Schatten nach vorne und half ihm, seine Last auf dem Boden abzulegen; er lehnte sich an seinen Tisch und sah ihnen zu.
„Dafür, dass er eigentlich nicht so groß ist, ist er ganz schön schwer“, bemerkte sie mit einem Blick auf den Koffer, richtete sich auf und strich sich die braunen Locken aus der Stirn.
Ollivander lächelte geheimnisvoll wie immer. „Ja, das ist er. Und für Sie suchen wir wohl einen Zauberstab...“
Ein verhextes Maßband sirrte aus seiner Tasche und begann, ihre Körperlängen abzunehmen.
„Hatten Sie schon...“ Sie schluckte unter dem Blick aus diesen durchdringenden Augen und unterbrach Ollivander nervös: „Nein. Mein erster Stab.“
„Interessant...“, murmelte der alte Mann und öffnete geistesabwesend die Schnallen seines Koffers. „Ich hatte noch nie einen so alten Erstkunden...“
Er klappte den Deckel hoch und trat die ersten Stufen einer Treppe hinunter, die in die Tiefe führte.
McAngus spähte über die Kante in die Tiefe, Snape wusste, welcher Anblick sie erwartete: Schachteln über Schachteln über Schachteln, jeder einzelne Zauberstab aus Ollivanders Lager, den sie vor der Zerstörung durch die Todesser gerettet hatten.
Bald nach dem Tod Voldemorts war der alte Mann aus seiner Gefangenschaft befreit worden, doch da sich bereits abgezeichnet hatte, dass der Krieg weitergehen würde, hatte er sich bereit erklärt, seine Dienste dem Orden zur Verfügung zu stellen. Und zwar nur dem Orden, was ihnen auf lange Sicht wohl einen beachtlichen Vorteil verschaffen würde.
Sein Blick fiel auf McAngus, als sie sich aufrichtete, ein weiches, fasziniertes Lächeln, das sie wohl selbst nicht bemerkte, spielte um ihre Lippen, und es wurde noch breiter, als Ollivander mit einem Stapel von Zauberstäben aus den Tiefen seines transportablen Lagers auftauchte.
Er stellte die Schachteln auf Snapes Tisch ab und griff in die erste. „Versuchen Sie den. Zwölf einviertel Zoll, Kirsche und Einhornhaar, unbiegsam.“
Amüsiert sah Snape zu, wie Ollivander der überraschten Frau den Stab in die Hand drückte, sie schwang ihn, zuerst zaghaft, dann ließ sie ihn durch die Luft peitschen.
„Nein, nein... der ist es nicht. Und was ist mit diesem hier? Esche und Drachenherzfaser, elf Zoll, sehr geschmeidig...“
Doch kaum hatte sie ihn in der Hand, nahm er ihn wieder ab, und die Schnelligkeit seines Rhythmuses verwirrte McAngus mehr und mehr, das sah man ihr an.
Vier Schachteln stapelten sich bereits auf der abgelegten Seite seines Tisches, als ihre Finger sich um einen schlanken Stab schlossen, den Ollivander als dreizehn Zoll, Orangenholz und Einhornhaar, sehr elastisch, beschrieben hatte. Für einen Moment starrte sie ihn einfach nur an, dann schwang sie ihn vorsichtig, und rötliche Funken sprühten aus der Spitze, regneten auf den kalten Steinboden.
Ollivander lächelte. „Ich denke, wir haben Ihren Stab gefunden, Miss.“
Sie blickte unbehaglich zu Boden. „Und das macht...?“
Snape trat einen Schritt nach vorne. „Verrechnen Sie die Kosten dem Orden.“
Der Zauberstabmacher schien zwar nicht begeistert, aber er griff nach seinen Schachteln und trug sie zurück ins einen Koffer; McAngus blickte ihm nach und biss sich auf die Lippe. „Wenn ich etwas von meinem Bankkonto abheben könnte...“
„Nein. Ich habe mit Professor McGonagall gesprochen, der Orden bezahlt sowohl Ihren Stab, als auch Ihre Ausbildung.“
„Meine Ausbildung?“ Sie blickte überrascht zu ihm hoch, und er funkelte sie unwillig an. „Sie haben ganz recht gehört, Ihre Ausbildung. Oder denken Sie, nur, weil Sie jetzt einen Zauberstab haben, können Sie sich plötzlich verteidigen?“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn Sie eine Feder und hinreichendes Talent haben, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie dazu in der Lage sind, einen großen Roman zu schreiben...“
„Natürlich, aber...“
„Was aber?“
Ollivander hievte seinen Koffer in den Kamin und verschwand, und sie blickte zu Boden. „Aber ich weiß nicht, ob ich das will.“
Er hatte für einen Moment zum Feuer geschaut, und ihre Worte ließen ihn abrupt herumwirbeln, ohne dass er auch nur einen Moment Zeit hatte, darüber nachzudenken. „Was meinen Sie, Sie wollen nicht? Ist Ihnen nicht klar, dass Ihnen niemals mehr ein geregeltes Leben möglich sein wird, wenn Sie nicht lernen, sich gegen Angriffe zu verteidigen. Sie werden gejagt, jetzt, in diesem Augenblick!“
Seine Stimme klang hart und scharf, doch diesmal zuckte sie nicht zurück, blickte unnachgiebig zu ihm hoch; auf ein Mal wurde ihm bewusst, dass sie noch immer ihren Zauberstab umklammerte. „Sie können sich verteidigen, davon bin ich überzeugt – und trotzdem verstecken Sie sich hier. Und beantworten Sie mir eine Frage: Warum sollte ich mein bisheriges Leben aufgeben, nur, um in eine Welt zu wechseln, in der Krieg herrscht?“
„Halten Sie mich etwa für einen Feigling, Miss McAngus?“ Er war näher auf sie zugetreten, spürte ihre Nähe mehr, als dass er sie mit seinen Augen registrierte, und doch... der Zorn schimmerte noch immer in ihrem Blick, drang auch durch ihre Worte. „Ich kenne den Unterschied zwischen dem Schutz des eigenen Lebens und Feigheit aus Erfahrung, Snape. Aber wozu brauche ich eine Ausbildung, wenn ich doch einfach nach Neuseeland auswandern kann. Oder nach Australien. Oder an irgendeinen anderen Ort auf der anderen Seite der Erde.“
Er machte noch einen Schritt auf sie zu, blickte auf sie herab. „Und warum schützen Sie Ihr Leben dann nicht, anstatt wegzulaufen?“
Sie zuckte zusammen und starrte zu Boden, all ihre Widerspenstigkeit war nun verflogen, und vage fragte er sich, wieso. „Weil ich mein Leben mag, so wie es ist...“
„Denken Sie das wirklich? Magie könnte es anders machen, besser... lebenswert.“
„Aber so ist es meines. Ganz allein meines...“ Ganz langsam hob sie den Kopf, und er sah, wie Tränen in ihre Augen stiegen, sich in den Winkeln sammelten, zu kleinen Tropfen anschwollen, die schließlich in ihren Wimpern hingen und dann langsam über ihre Wangen flossen. Er vermochte nichts zu tun, außer dazustehen wie versteinert, nahm wahr, was geschah, wusste aber nicht, was er tun sollte oder konnte.
Er blickte sie noch immer an, als sie die Lippen zusammenkniff und sich etwas Flehendes in ihre Augen schlich, eine Bitte um eine Reaktion, irgendeine...
„Hören Sie doch auf zu weinen.“ Er hatte tröstend klingen wollen, doch seine Unsicherheit und seine Wut, sein Zorn auf die ganze Situation brachen durch, und sie fuhr zusammen, straffte sich und wandte sich um.
Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, vermochte er endlich, sich zu bewegen, und seufzte tief, ließ sich wie knochenlos auf das Sofa fallen und schloss die Augen.
Ich will, dass sie bleibt.
Der Gedanke blitzte in seinem Kopf auf, bevor er ihn unterdrücken konnte, und sofort kam er sich vor wie ein sentimentaler Narr... und doch, genauso wusste er, dass es wahr war, tief in seinem Inneren, dass er es sich nur nicht einzugestehen vermochte – und schon gar nicht ihr.
Trotzdem – er war es leid, allein zu sein, die Jahre, in denen er ohne Freunde und Unterstützung für den Orden spioniert hatte, misstrauisch beäugt von jenen, für die er sein Leben riskierte, und der Endkampf, in dem Voldemort ihn für seinen Verrat bestraft hatte, bevor Harry Potter den dunklen Lord endgültig töten konnte, bevor er sah, wie der Fluch auf den Jungen zurückprallte...
Er krallte die Finger in die weiche Polsterung, die Erinnerung schnitt tief, so tief, und doch fragte sich gleichzeitig ein entfernter Teil seines Geistes, was sie wohl erlebt hatte, dass es ihre Seele so sehr verletzt hatte...
Wie ein nasser Hund schüttelte er sich, verbannte er die Bilder aus seinem Kopf. Was auch immer es war, er musste es herausfinden, wenn er wollte, dass sie hierblieb – und das wollte er, dessen war er sich jetzt sicher. Wenigstens bis zum Beginn des Schuljahres, wenn das ganze, große Schloss nicht mehr so fürchterlich leer wäre, sondern belebt von lärmenden, nervenden Schülern.
Langsam stand er auf, er fühlte sich erschöpft, ausgelaugt wie schon lange nicht mehr, trotzdem, er musste sie suchen, bevor sie etwas Dummes tat, so wie das Gelände zu verlassen. „Accio Karte.“
Der Pergamentfetzen segelte durch die Tür seines Schlafzimmers auf ihn zu, und er fing ihn auf und sprach die magischen Worte. Erleichtert atmete er auf, als er den ersten Blick darauf werfen konnte, sie war nicht auf dem Weg zum großen Portal, nein, sie befand sich am Seeufer, nicht einmal besonders weit entfernt.
Er eilte nach draußen, er wollte weder ihm noch ihr die Gelegenheit geben, es sich anders zu überlegen, doch als er über die von der abendlichen Sonne beschienene Wiese hinabhastete, kamen ihm Zweifel. Sie saß am Rande der Grasnabe, die danach steil zur Wasserfläche abfiel, und er trat fast widerstrebend näher, bemerkte, dass sie mit ihren bloßen Füßen kleine Wellen schlug.
Verlegen räusperte er sich. „Ähm... Caitlin?“
Sie wandte sich um und blickte aus rotgeränderten Augen hoch. „Ja?“
„Es... es war nicht so gemeint.“ Er hatte vorgehabt, sich zu entschuldigen, ja... und doch, die Worte waren auf dem Weg von seinem Kopf zu seinen Lippen verloren gegangen, und jetzt würde er es nicht mehr schaffen, sie auszusprechen, das wusste er.
Aber sie winkte ihn nur mit einer stummen Geste neben sich, und unbehaglich nahm er Platz, bemühte sich, seine Füße nicht ins Wasser sinken zu lassen. „Sie... sie könnten ein wenig hier bleiben und sich zumindest die Grundlagen ansehen... und wenn sie Ihnen nicht gefällt, dann kann der Orden Sie beschützen, wenn Sie wollen... oder es zumindest versuchen...“
Sie betrachtete ihn stumm von der Seite, den Kopf schräg gelegt, nachdenklich. „Und ich kann gehen, wenn ich will?“
„Ja...“
Für einen Moment musterte sie ihn, so als ob sie abschätzen würde, wie ernst er es mit diesem Versprechen meinte. „Dann... dann möchte ich bleiben.“
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