von Sethereth
Hermine starrte Draco verwirrt an, doch dann verengten sich ihre Augen.
„Was machst du hier? Nein noch besser, was willst du hier?“
Draco war über Hermines ruppige Art in keinster Weise verblüfft, warum auch. Das hatte er zum einen verdient und zum anderen 7 Jahre lang mit gemacht. Ihr Verhalten war so vertraut, dass er sogar ohne es zu wollen grinsen musste.
Falsche Reaktion, ganz falsche Reaktion, denn Hermines Gesicht verdüsterte sich.
Sie stampfte wütend mit dem Fuß auf und fauchte los.
„Draco Malfoy, du hast dich kein bisschen verändert in der Zeit. Du bist immer noch so verdammt arrogant, eingebildet und ich könnte dich…“
Doch weiter kam sie nicht, da ihr Draco einfach dem Mund zugehalten hatte.
„Verdammt Grang…Hermine, halt mal die Luft an und vor allem deine spitze Zunge im Zaum, das ist ja nicht zum aushalten!“ schimpfte er los.
Er zog sie vor die Tür und blickte verstimmt auf sie herunter.
„Ich hatte eigentlich vor, dir nur etwas zu sagen, aber jetzt muss ich dir auch noch etwas zeigen. Los komm mit!“ sagte er und griff nach ihrer Hand.
Doch Hermine riss sich sofort los und ging zusätzlich noch einen Schritt zurück.
„Draco, was soll der Scheiß. Ich werde ganz sicher nirgendwo mit dir hingehen!“ meinte sie und verschränkte wütend die Arme vor der Brust.
„Was denkst du dir eigentlich dabei einfach hier her zu stürmen, wenn Ron kommt und…“ doch sie wurde erneut von Draco unterbrochen, doch dieses Mal von einem so lautem Schnauber, der sogar Professor McGonagall alle Ehre gemacht hätte.
„Genau deswegen!“ brummte Draco. Dann hob er die komplett verdatterte Hermine einfach hoch und warf sie sich über die Schulter. Ohne auf die Proteste von Hermine zu achten, machte er kehrt und rannte den eben erst gesprinteten Weg wieder zurück.
Erst kurz vor dem Kaffe ließ er sie wieder von seinen Schultern herunter. Hermine hatte es nach kürzester Zeit aufgegeben sich zu beschweren, da sie viel zu sehr damit beschäftigt gewesen war, sich an ihm festzuklammern um bei seinem Tempo nicht herunter zu fallen.
Doch jetzt atmete sie erleichtert auf und rieb sich ihre Rippen.
Erbost wandte sie sich ihrem „Entführer“ zu.
„Kannst du mir vielleicht erklären, was das ganze hier zu bedeuten hat und was bei Merlins Bart ich hier soll?“ brauste sie auf und stemmte die Arme in die Hüften.
Doch Draco ergriff sie anstatt einer Erklärung an den Schultern und drehte sie kommentarlos herum. Hermine wollte schon wieder loslegen, doch dann stockte ihr der Atem und ihre Augen wurden groß vor Überraschung.
Beide standen neben der Bank auf der Draco erst vor kurzem noch gesessen hatte. Und genau wie er hatte auch Hermine einen super Einblick auf das Treiben in dem Kaffe.
Hermine schüttelte ungläubig den Kopf. Sie wollte nicht glauben was sie da sah.
Ron, ihr Ron, saß da in diesem Kaffee mit Lavender Brown, seiner EX, und knutsche mit dieser hemmungslos herum.
„Genau deswegen dachte ich spare ich mir die Erklärung!“ flüsterte Draco ihr von hinten zu. Er hatte sich hinter sie gestellt, doch seine Hände lagen nach wie vor noch auf ihren Schultern.
Hermines Kehle schnürte sich zusammen und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie blinzelte und machten das Bild undeutlich doch diese Szene hatte sich bereits in ihre Erinnerung gebrannt. Sie hatte das Gefühl als hätte jemand ihr kochend heißes Wasser in die Kehle geschüttet, alles brannte und ihr Herz begann schmerzhaft zu pochen bevor es zerbrach.
„Was willst du nun tun?“ hörte sie Dracos Stimme fragen. Etwas an dem Tonfall stimmte nicht. Er klang nicht wie sonst so abfällig, sondern ganz anders. Sanft und tröstend.
Doch sie konnte nicht antworten, ihre Stimme versagte ihr den Dienst und so brachte sie nur ein Schulterzucken zustande.
Draco schien sie trotzdem verstanden zu haben, denn er zog sie schweigend an seien Brust.
Hermine war in dieser Situation viel zu sehr mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt um wirklich zu realisieren wer sie da umarmte. Es war auch nicht wichtig. Es war einfach nur jemand da, der sie hielt und nur das zählte jetzt. Sie klammerte sie an seinem Hemd fest und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Doch gleichzeitig mit dem Schmerz kam auch der Zorn. Wut floss wie flüssiges Gift durch ihre Venen und durchtränkte ihr Bewusstsein. Sie blieb noch kurz so stehen und entspannte sich in Dracos Nähe. Diese Umarmung gab ihr Kraft und diese Kraft würde sie jetzt gut gebrauchen können. Doch als ihre Tränen versiegten nahm ihr Gesicht einen grimmigen und entschlossenen Ausdruck an. Sie hob den Kopf und blickte Draco an. Rehbraune Augen bohrten sich in Sturmgraue Augen und für einen Moment hielt Hermine Dracos Blick gefangen, doch dann senkte sie den Blick und schaute wieder zum Kaffee.
„Ich werde rein gehen. Ich will ihm sagen, was ich davon halte. Aber ich habe eine Bitte…“ sie stockte und ihre Stimme brach fast
„Würdest du hier auf mich warten? Bitte!“
Sie war sich im Klaren wen sie hier gerade bat, doch es war ihr egal. Draco sah sie für einen Moment mit einem für sie nicht deutbaren Blick an, doch dann nickte er.
Hermine fiel ein Stein vom Herzen.
„Danke“ sagte sie leise und wandte sich ab. Ihre Augen wurde hart und kalt.
Hermine straffte die Schultern, ging in das Kaffee und marschierte kurzerhand auf Ron und Lavender zu. Am Tisch angekommen blieb sie stehen und sah mit eiserner Miene auf das Schauspiel herab.
Keiner von beiden hatte sie bemerkt, sie waren völlig mit sich selbst beschäftigt. Hermine griff mit Seelenruhe in die Tasche, nahm den Hausschlüssel heraus und schmetterte ihn mit voller Wucht auf den Tisch. Das zeigte Wirkung. Ron und Lavender fuhren auseinander und sahen sie mit schrecken geweiteten Augen entsetzt an.
Hermine lächelte süßlich.
„Das freut mich aber, dass ich endlich eure Aufmerksamkeit erhalten habe. Ich werde euch auch nicht lange stören, ich bin eigentlich nur hergekommen und dir, Ron, zu sagen, dass du ein verlogener verdammter heuchlerischer Mistkerl bist. Kaum haben wir mal einen Streit holst du dir woanders Trost. Wie edel und treu du doch bist. Hier hast du den Wohnungsschlüssel, falls du und Lavender noch Lust haben solltet in ein Bett zu wechseln. Macht mir aber bitte ins Ehebett keine Flecken rein, die gehen immer so schlecht raus. Ach ja und wenn wir schon dabei sind, nimm danach doch gleich auch deine ganzen Sachen mit! So, das war’s schon. Viel Spaß euch beiden noch!“
Damit stolzierte sie hoch erhobenen Hauptes aus dem Kaffee und ließ einen komplett fertigen Ron und eine zutiefst bestürzte Lavender zurück.
Draußen ging sie auf Draco zu. Dieser betrachtete sie besorgt. Er hätte zu gern mit angehört was sie gesagt hatte. Doch was es auch immer gewesen war, es hatte bleibende Wirkung hinterlassen, so wie die beiden in dem Kaffe zusammengesunken waren. Ron hatte seinen Kopf zwischen seinen Armen vergraben und schluchzte anscheinend vor sich hin, diese Lavender versuchte ihn zu trösten und war ebenfalls am heulen. Draco empfand für beide nicht den Funken von Mitleid. Sie waren selber schuld an dem Dilemma.
„Wie geht’s dir jetzt?“ wollte er wissen, doch Hermine schüttelte nur den Kopf.
Jetzt wo sie gesagt hat, was sie sagen wollte fühlte sie sich plötzlich leer.
„Ich will jetzt nicht reden, ich…ich weiss nicht was ich jetzt machen soll!“ gestand sie ihm leise.
Draco nickte nur. Er verstand sie besser als sie es wohl wusste. Als er sich gegen seinen Vater entschieden hatte war es ihm ähnlich ergangen. Er hatte nicht gewusst, was er nun machen sollte.
„Du solltest auf jeden Fall jetzt nicht alleine sein, oder möchtest du das?“ fragte er und musste über ihr schnelles Kopfschütteln schmunzeln.
„Ok, dann machen wir es jetzt so, DU kommst mit zu mir. Ich lasse dir das Gästezimmer richten und wir essen erst mal was!“ entschied Draco und griff nach ihrer Hand.
Hermine hatte keine Einwände. Es hätte so oder so nicht viel gebracht, denn Draco zog sie schon hinter sich her. Doch er hielt ihre Hand ganz fest und Hermine fühlte sich auf eine komische Art und Weise durch diesen Händedruck geborgen.
***
Bei Dracos Wohnung angekommen musterte Hermine die Wohnung mit Interesse. Alles war in Schwarz und Beige und Braun gehalten. Hermine konnte nicht mal ein Fleckchen Grün oder Silber von Slytherin erkennen. Und das verwunderte sie. War es doch wahr, was Blaise immer wieder erwähnt hatte, hatte er sich doch geändert? Ihre Einstellung zu ihm geriet noch mehr ins Wanken.
Wie versprochen rief Draco eine Hauselfe herbei und erteilte dieser den Auftrag das Gästezimmer für Hermine herzurichten.
Hermine hatte aufgesehen als Draco die Elfe gerufen hatte.
„Draco, wird diese Hauselfe auch bezahlt?“ fragte sie und ihre Augen blitzten wieder wie in ihrer Schulzeit, als sie den Klub B.Elfe.R gegründet hatte.
Draco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Selbstverständlich hatte er währen ihrer gemeinsamen Schulzeit von diesem Klub erfahren und sich dementsprechend über Hermine lustig gemacht. Doch das Hermine jetzt, hier und nach wie vor, so energisch für die Hauselfen eintrat, war einfach nur zum lachen.
„Hermine, den Spruch von vorher kann ich nur zurückgeben. DU hast dich ebenfalls nicht verändert!“ sagte er und lachte nun laut.
Hermine errötete leicht und blickte auf ihre Hände. Doch nicht wegen diesem Spruch, sondern weil sie von Dracos Lachen zum einen verwirrt und zum anderen sehr nervös geworden war.
Herrgott hatte dieser Mann schöne Zähne und so volle Lippen!“
Eins musste sie sich eingestehen. Blaise hatte schon ein sehr freundliches und offenes Lächeln. Doch Draco hatte sie noch nie zuvor lächeln oder gar Lachen gesehen, zumindest nicht echt und freundlich. Wirklich sehr ansteckend.
So musste sie einfach auch lächeln, doch es währte nicht lange. Denn sofort fiel ihr wieder Ron ein, die Misere wo sie gerade drin steckte und das Lächeln verblasste.
Sie sollte sich Gedanken darüber machen, ob ihre Beziehung noch zu retten war anstatt Draco auf Dracos Mund zu starren. Einen außerordentlich hübschen Mund, zugegeben.
„woher kam denn jetzt dieser Zusatz schon wieder her?“
Hermines Gefühle fuhren Achterbahn, egal was sie dachte. Wie sie es auch drehte und wendete, Ron hatte sie betrogen.
“er hat sie nur geküsst!“
“das reicht aber schon, er hat dich mit ihr betrogen!“ antwortete ihr Gewissen.
“Vielleicht hätte ich mir erst von ihm seine Erklärung anhören sollen, vielleicht…“
doch ihr Gewissen gab ihr keine Chance für ein Schlupfloch
B.e.t.r.o.g.e.n Hermine, es ist doch egal wie, er hat sie geküsst PUNKT! Dann ist es auch scheiß egal was er sich dabei gedacht hat, oder was er für eine Erklärung parat gehabt hätte. Fakt bleibt Fakt! “
Entweder konnte Draco Gedankenlesen oder er war, vielleicht abgesehen von Voldemort selbst, der beste Legimenikter den sie je getroffen hatte. Auf jeden Fall tat er genau in dem Moment das, was er tun sollte. Er setzte sich schweigend in einen Sessel am Feuer, bedrängte sie nicht, sondern schwieg und überließ sie ihren Gedanken.
Erst als die Hauselfe mit einem Tablett beladen mit Tee, Kaffee, Keksen, belegten Broten und Kürbissaft ankam, tauchte Hermine aus ihren Gedanken auf.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Sie blickte auf und direkt in Dracos graue Augen.
“Herje hat der schöne Augen“ sprach es promt in ihrem Kopf und sie wandte schnell den Blick ab.
***
Draco saß ihr gegenüber und betrachtete fasziniert ihre Gesichtszüge und Mimik. Er hatte noch nie jemanden wie sie getroffen wo sich die sich die Züge nach jeden Gedankengang so kontinuierlich verändern konnten. Erst wirkte sie bestürzt, dann tieftraurig, dann wieder hoffnungsvoll und dann teilweise resignierend.
Er hätte noch stundenlang so weiterschauen können und er wäre nicht müde geworden. Doch es waren bestimmt schon wieder zwei Stunden vergangen und Dracos Magen protestierte langsam über die rüde Behandlung. Schließlich hatte er nun bestimmt schon seit 36 Stunden oder noch mehr nichts mehr gegessen. So war es ihm nur recht als die Elfe mit dem Tablett kam.
„Hermine, nimm dir ruhig was du willst!“ meinte er freundlich, griff nach einer Pastete und schenkte sich selbst Kaffee ein. Er liebte dieses Gebräu. Eine der besten Erfindungen der Muggel aller Zeiten. Er selbst trank in schwarz und ohne alles. Aber leidenschaftlich oft und viel.
Hermine lies sich nicht lange bitten. Sie hatte ja so gesehen kein Abendessen gehabt und war daher auch hungrig.
Nach dem Essen setzten sich beide auf Dracos Sofa und Draco sammelte sich um das zu tun was er eigentlich schon vorher hatte tun wollen.
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