von Hannah Abbott 13
Man könnte meinen, das wärt ihr
Nachdem Ginny und Harry um die Hausecke verschwunden waren, sagte Sirius: „Er ist erwachsen.“
„Das, was du nie warst, Tatze.“, meinte Lily dazu nur, lächelte aber.
„Ich bin da anderer Meinung. Man könnte sagen, zwölf Jahre Askaban wirken Wunder.“, erwiderte Sirius.
„Du hast uns aber immer noch nicht gesagt, was du sonst so gemacht hast.“, erinnerte ihn James.
„Die drei Jahre meinst du, Krone? Das erste Jahr war nur auf der Flucht vor dem Ministerium und habe versucht mich nach Hogwarts einzuschmuggeln und Peter zu finden, das war schwierig. Die Dementoren mag ich nicht besonders, und Fudge hat sie nach Hogwarts geschickt um zu verhindern, dass ich reinkomme und Harry ermorde. Als würde ich den Sohn meines besten Freundes töten.
Ich muss leider sagen, dass das nicht besonders einfach ist, wenn du nur einen krummbeinigen Kater als Verbündeten hast. Alle anderen, ohne Ausnahme, haben mich für den größten aller Anhänger Voldemorts gehalten. Sogar Moony, der in diesem Jahr zufälligerweise Lehrer für die Verteidigung gegen die Dunklen Künste war.
Am Ende habe ich Harry, Hermine, Ron, Moony und Dumbledore alles erzählt und sie haben mir geglaubt. Aber Peter ist uns entkommen und das Ministerium hat mich weiter gejagt.
Ich bin dann kurz nach Südspanien um die Dementoren abzuhängen, aber ich bin ziemlich schnell zurückgekommen um Harry zu... na ja... um ihn zu beschützen. Nicht, dass das besonders gut geklappt hätte...
Ich habe mich in der Nähe von Hogsmeade in einer Höhle versteckt. Ich habe mich Größtenteils von Ratten ernährt, das war nicht besonders angenehm, aber für Harry hätte ich fast alles getan.
Nachdem Voldemort zurückgekehrt war, hat Dumbledore dem Orden des Phönix mitgeteilt wer ich bin und für wen ich kämpfe. Die haben mir dann geglaubt.
Danach hat Dumbledore mich im Haus meiner Eltern versteckt gehalten, das das Hauptquartier des Phönixordens war. Das war sogar noch schlimmer als ewig auf der Flucht zu sein, nichts tun zu können, während seine Freunde ihr Leben riskieren.
Am Ende bin ich dann im Kämpf gegen Bellatrix gestorben. Ich denke, Harry hat sehr darunter gelitten. Ihr ward ja schließlich auch schon tot... und dann auch noch ich... und davor hat er auch noch gesehen, wie Voldemort einen Jungen tötete...“
„Ich denke, er hat das alles immer noch nicht verarbeitet.“, sagte Lily sanft.
„Was macht unser Söhnchen eigentlich?“
„Söhnchen, Krone? Er ist gerade mal drei, vier Jahre jünger als du. Aber wie wär’s wenn wir einfach mal nachgucken?“ Sirius lächelte verschmitzt.
Lily wollte protestieren: „Also, das ist wirklich nicht...“ doch James zog sie einfach mit sich.
Vorsichtig schauten sie um die Hausecke. Auf der Bank hinten im Garten saßen die beiden, Ginny auf Harrys Schoß und sie küssten sich.
„Wisst ihr was“, flüsterte Sirius kichernd, „aus dieser Entfernung könnte man meinen, dass ihr das seid.“
Krone zog Tatze von der Ecke weg und nahm ihn lachend in den Schwitzkasten.
Lily schüttelte ungläubig ob dieser Unreife den Kopf und ging ins Haus um das Abendessen vorzubereiten.
Eine halbe Stunde später kamen Harry und Ginny Hand in Hand in die Küche, wo Lily gerade das Essen auf den Tisch stellte.
„Das ist deine Eule, oder?“, sie deutete auf Hedwig, die sich auf einer Stange niedergelassen hatte.
„Ja, das ist Hedwig. Hagrid hat sie mir zu meinem elften Geburtstag geschenkt.“
„Sie ist sehr schön. Wo ist dein Vater?“
„Mit Sirius im Garten. So wie die sich benehmen könnte man meinen, sie wären gerade mal drei.“
„Du wirst dich daran gewöhnen müssen, Harry. Das ist dein Vater wie er leibt und lebt. Und Sirius auch. Die waren schon immer so.“
„Aber das stimmt nicht. Ich kenne Sirius nur ernst. Er hatte es nicht leicht... nachdem James gestorben war... und er war in Askaban bei den Dementoren... es wird ihm keine Sekunde aus dem Kopf gegangen sein... und dann haben auch noch alle geglaubt, er wäre an seinem Tod schuld und ein Todesser... der größte Todesser überhaupt... Es ist schrecklich, wenn alle denken, dass man böse ist... oder verrückt... und er musste das fünfzehn Jahre lang ertragen.“
„Wer musste was ertragen?“, Sirius war hereingekommen, James folgte ihm.
„Nichts, nichts.“, sagte Ginny in einem beiläufigen Tonfall.
Sirius sah sie misstrauisch an, ließ die Sache aber auf sich beruhen.
„Was gibt’s zu essen?“, fragte er.
„Brote. Wenn du was Anderes willst, musst du selber kochen, Tatze.“
Sirius schnaubte: „Ich und kochen, Lily. Das würde nicht mal mir selbst schmecken. Als Hund, wohlgemerkt.“
James und Lily lachten.
Sie setzten sich und begannen zu essen.
„Wie heißen eigentlich deine Eltern, Ginny?“, fragten Lily nach einer Weile.
„Arthur und Molly Weasley.“
„Molly? Die Schwester von Gideon und Fabian Prewett?“
„Genau.“
„Die beiden waren auch im Orden.“
„Das weiß ich.“
„Sind sie auch wieder da?“
„Ja, Mum hat den ganzen Nachmittag geweint.“
Harry und Sirius lachten.
„Was ist so witzig?“, fragte James.
„Nichts, nichts.“
„Man könnte meinen, hier wäre nie etwas wichtig.“, brummte James verstimmt.
„Es ist auch nicht wichtig. Es ist nur... nun ja...“
„Mum heult ständig.“, beendete Ginny Harrys Satz grob.
„So kann man es auch sagen.“, murmelte Harry. Sirius lachte wieder.
„Ich bin froh, dass ich nicht Zuhause bin. Wenn Ron und Hermine ihr erzählen, dass sie nach Australien wollen, gibt das ein Theater. Mir tun die anderen Leid.“
„Ich kann’s mir lebhaft vorstellen.“, lachte Sirius.
Als sie fertig gegessen hatten, verschwanden Lily und James im Garten und Harry ging mit Ginny auf sein Zimmer. Sirius war in der Küche geblieben, um den Abwasch zu machen. Harry glaubte, dass der Abwasch mit Magie nur etwa fünfzehn Sekunden dauern würde, doch er sagte nichts.
„Das ist toll.“, meinte Ginny als Harry seine Zimmertür geöffnet hatte und die beiden eingetreten waren, „Sind das alles deine Sachen, Harry?“, sie deutete auf das Regal.
„Ja, schon. Aber manches habe ich noch nie gesehen.“
„Und die Fotos?“
„Manche kenne ich, andere nicht.“
„Und das?“, sie zeigte auf das Bild auf dem Nachttisch.
„Das hat es nie und das wird es wohl auch nie geben.“
„Wirklich?“
„Meine Narbe werde ich immer behalten.“
„Zum Glück. Ich mag deine Narbe. Irgendwie gehört sie zu dir.“
„Schade nur, dass manche Menschen von mir nichts als die Narbe kennen.“, er setzte sich zu ihr auf sein Bett.
„Aber ich kenne dich besser.“, sie rückte näher zu ihm.
„Am besten.“
„Vielleicht.“
„Ganz sicher. Manchmal kenne ich mich sogar selbst nicht.“, und er küsste Ginny wieder und sie erwiderte den Kuss.
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