von Lufix
Unangenehme Überraschungen
Seit zwei Tagen herrschte Sendepause zwischen Draco und Hermine. Nach dem Streit hatte er sie nach hause gefahren und dann hatten sie sich nicht mehr gesehen. Die zwei hatten einmal kurz miteinander telefoniert, um ihr weiteres Vorgehen zu vermeiden, aber ansonsten hatte Hermine versucht ihrem Partner aus dem Weg zu gehen.
Sie hatte sich um die Vergangenheit von Whiteman gekümmert, doch sehr hilfreich war das nicht gewesen. Er lebte bereits seit fast vierhundert Jahren in New York. Es war also nicht weiter verwunderlich, dass er so oft erwähnt wurde.
Draco hatte sich um die Opfer gekümmert. Was sie gemacht hatten, wie sie gelebt hatten, Familie, Freunde, einfach alles was irgendwie helfen könnte.
Gerade brütete die Braunhaarige über einen Zeitungsartikel aus dem Jahre 1897, in dem Whiteman als Zeuge bekannt gewesen war, als das laute Klingeln des Telefon sie aus ihrer Konzentration riss.
„Granger.“, meldete sie sich.
„Hermine? Hier ist Draco. Der Vampir hat wieder zu geschlagen. Du musst sofort kommen. Wo bist du gerade?“, fragte ihr Partner ernst.
„Was ist passiert?“, erwiderte Hermine anstatt zu antworten.
„Das kann ich dir nicht so am Telefon erklären. Wo, verdammt noch mal, bist du?“, knurrte Draco ungeduldig.
Hermine lag schon eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, doch sie schluckte sie herunter.
>Kooperative denken... es ist bestimmt nur ziemlich wichtig.<, versuchte sie sich selbst zu beruhigen.
„Ich bin zu hause.“, antwortete sie und versuchte den aggressiven Ton aus ihrer Stimme zu nehmen.
„Ich bin in zehn Minuten bei dir. Warte unten.“, befahl er ihr und legte auf.
Perplex starrte die Aurorin einen Moment den Telefonhörer an.
Wütend knallte sie ihn auf die Station.
Was bildete sich dieser Mistkerl eigentlich ein?
Schnaubend stand sie auf und begann ihre Arbeitssachen einzupacken. Keine drei Minuten später stand sie vor ihrem Kleiderschrank und überlegte was sie anziehen sollte. Die letzten Tage war sie in Sportsachen herum gelaufen und hatte kaum die Wohnung verlassen. Missmutig griff sie nach eine einfachen, schwarzen Jeanshose und einem blauen Rollkragenpullover.
Sie schrieb Stacey einen Zettel. Sollte sie noch nicht zurück sein, wenn die Hunterin von der Arbeit kam, sollte sie wenigstens wissen wo sie war.
Dann verließ sie die Wohnung und für mit dem Aufzug nach unten.
Sie sah kurz auf die Uhr. Sie war ein wenig zu spät, aber Draco war sicherlich noch nicht da.
„Du bist zu spät.“, war das erste was der Hunter ihr zur Begrüßung sagte.
Sie verdrehte nur die Augen und setzte sich schweigend neben den Blonden.
„Eine Entschuldigung wäre jetzt nicht schlecht.“, meinte er leise und fuhr los.
„Wenn ich sage es tut mir Leid, würde ich lügen. Also sage ich lieber erst gar nichts.“, erwiderte sie spitz.
Draco schnaubte wütend.
Den Rest der Fahrt schwiegen sie.
Hermine starrte aufgewühlt aus dem Fenster.
Es konnte doch nicht sein, dass sie jedes Mal, wenn sie aufeinander trafen, sich die Köpfe einschlugen. Der unausgesprochene Streit stand immer noch zwischen ihnen. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum Draco darauf beharrte, dass Vampire Monster waren. Das stimmte nicht. Natürlich gab es immer Ausnahmen, aber ihre eigentliche Aufgabe bestand darin, neuen Vampiren klar zu machen, dass sie nicht nur von Menschenblut leben mussten. Als Hunter hatte er die Pflicht gefährliche Vampire auszuschalten, folglich war nicht jeder Vampir gefährlich. War das so schwer zu verstehen?
„Ich hoffe, du bist abgehärtet. Das ist wirklich kein schöner Anblick.“, warnte Draco sie vor und holte sie in die Wirklichkeit zurück.
Hermine erwiderte nichts. Seit Marcus` Tod konnte sie nichts mehr so leicht erschrecken. Unwirsch schüttelte sie den Kopf, um das Bild des zerfetzten Mannes aus ihren Erinnerungen zu bekommen.
Mit raschen Schritten traten sie auf das gelbe Absperrband der Polizei zu.
„Halt! Wo wollen sie hin?“, hielt sie ein junger Polizist auf.
Synchron holten die Beiden ihre Ermittlerausweise aus der Tasche und hielten sie dem jungen Mann unter die Nase.
Überrascht zog er die Augenbrauen in die Höhe, als er die Zeichen auf den Pässen erkannte.
„Man hat mir gar nicht gesagt, dass welche von Ihnen kommen würde.“, meinte er entschuldigend und hob das Band um die Beiden durch zu lassen.
„Sag bloß, die wissen, wer wir sind.“, zischte Draco seiner Partnerin zu.
„Sagen wir mal so. Die CIA weiß von uns, ebenso der Präsident. Das ist genau wie in England. Die Leute hier wissen nur, dass wir Verbindungen zur Regierung haben und für diese arbeiten. Wenn wir an einer Sache dran sind, dann ist es wirklich ein verdammt gefährlicher Job.“, erklärte Hermine.
„Willy, führe die Beiden hier zu den Opfern.“, rief der Beamte von der Absperrung aus zu einem seiner Kollegen.
Der Angesprochene drehte sich um und sah dann herablassend die Beiden von der VKS an. Spöttisch verzog sich sein Mund, als sein Blick an Dracos feiner Kleidung hängen blieb.
„Und wer bitte ist das?“, fragte er und starrte die Beiden an.
Draco wollte diesen Mistkerl gerade zur Schnecke machen, als Hermine einfach ein paar Schritte vor trat und Willy ebenfalls ihren Ausweis zeigte.
„Wir sind von State&Co und ermitteln in diesem Fall.“, erwiderte sie kühl und sah den Beamten unbeeindruckt an.
„State&Co, das hätten sie auch gleich sagen können. Kommen sie mit.“, sagte Willy und führte die Beiden schnurstracks zu den Opfern.
„Was war das denn?“, fragte Draco leise.
„Zeig der Polizei nur einmal einen unserer Ausweise und du kommst überall hin, wo du willst. Die wissen, dass wir unsere Befehle nur von ganz oben entgegen nehmen.“, antwortete Hermine zufrieden lächelnd.
Draco nickte.
Er war heute morgen von Seamus informiert worden und hatte einige Fotos geschickt bekommen. Er wusste bereits, was sie nun zu sehen bekamen.
„Oh mein Gott.“, flüsterte Hermine und prallte zurück.
Zwei junge Frauen lagen verkrümmt auf dem Boden. Der einen Frau war der gesamte Brustkorb aufgerissen worden. Hermine konnte am Hals winzige kleine Löcher erkennen, die auf einen Vampirangriff schließen ließen. Die Andere starrte mit glasigen Augen in den Himmel. Bei ihr war der gesamte Körper unterhalb der Brust zerfleischt worden.
„Nett, nicht wahr?“, fragte Draco leise und sah auf Hermines blasses Gesicht.
„Warum sollten diese beiden Morde zu unseren Fall gehören?“, fragte sie leise und ging um die Leichen herum.
Draco richtete unbemerkt seinen Zauberstab auf seine Hände.
Er murmelte einen Zauberspruch und eine dünne, weiße Hülle legte sich um seine Hände.
Er packte die Frau mit dem zerfetzten Unterleib und drehte sie zu Seite.
„Deshalb.“, meinte er nur und deutete auf die Bissmale an der Brust, wie sie auch bei den anderen Fällen zu erkenne war. „Außerdem passen beide bestens in das Beuteschema unseres Mörders. Schwarzhaarig, Anfang zwanzig. Was aber noch viel deutlicher darauf hinweist, ist die Tatsache, dass die hier, die jüngere Schwester einer der anderen Opfer war.“
Er deutete auf das andere Opfer.
Hermine wandte sich ab und betrachtete die Umgebung.
Sie befanden sich am Ende einer kleinen Seitenstraße.
Stirnrunzelnd ging sie in die Hocke. Ihre Finger strichen über einen winzigen, dunklen Fleck.
„Schau mal hier!“, meinte sie und drehte sich zu Draco um.
Dieser kam neugierig näher und blickte seine Partnerin fragend an.
„Hier sind kaum sichtbare Blutspuren. Das kann nur von Blut kommen, dass herunter getropft ist.“, meinte sie und folgte mit gesenkten Kopf der Spur.
„Zum Beispiel vom Kinn eines Vampirs, der gerade zu Abend gegessen hat.“, erwiderte Draco trocken.
Die Beiden kamen vor einer hohen Hauswand zum stehen. Zufrieden blickte sie nach oben.
„Hier haben wir den Beweis. Es war ein Vampir. Hier kommt nur ein nicht menschliches Wesen hinauf.“, sagte Hermine.
Draco nickte zustimmend.
„Lass uns ins Büro zurück kehren und die Ergebnissen auswerten.“, schlug er vor.
Hermine nickte.
„Also, was haben wir?“, fragte Hermine und trank einen Schluck Kaffee, während sie sich mit der anderen Hand eine Zigarette anzündete.
„Todeszeitpunkt, und damit Angriffszeit, liegt wieder einmal zwischen zwei und drei Uhr nachts. Es deutet alles auf einen Serientäter hin. Allerdings wird es kaum ein Neuling sein, die töten nämlich einfach wahllos. Warum also dieses Beuteschema?“, fasste Draco ihre Situation zusammen.
Unruhig lief er im Kreis herum.
Er war sich sicher, dass sie irgendetwas noch nicht bedacht hatten.
„Hier brauchen wir nicht einmal versuchen wie ein Vampir zu denken. Es ist klar, dass es sich um einen durchgeknallten Serienkiller handelt. Mit dem Unterschied, dass er seine Opfer noch zusätzlich aussaugt.“, meinte Hermine.
Draco warf ihr einen viel sagenden Blick zu.
„Sie sind nicht wie wir. Du musst immer versuchen wie ein Vampir zu denken. Deshalb frage ich mich: Wir haben es hier eindeutig mit einem Profi zu tun. Kein Neuling käme auf die Idee, seine Jagd als Serienmorde zu tarnen. Warum also, hat er jetzt so heftig zu geschlagen?“, wandte Draco ein.
„Sie sind keine Monster.“, erwiderte Hermine. „Jedenfalls nicht alle.“
Draco drehte sich um und starrte sie wütend an.
„Natürlich sind es Monster! Sie sind untot! Sie brauchen das Blut von lebenden Wesen, um überhaupt existieren zu können. Warum hast du Genesis vernichtet? Wenn er kein Monster war, hast du einen Mord begangen.“, griff Draco sie herausfordernd an.
„Das geht dich nichts an. Nur so viel: Er hat getötet, weil er Spaß daran hatte. Er musste vernichtet werden.“, antwortete die Braunhaarige und ging nicht auf seinen Streitversuch ein.
Draco schnaubte abfällig.
„Und was ist mit den Anderen? Ihr habt bisher Vampiren klar gemacht, dass ein menschenfreundlicher Lebensstil möglich ist und die, die euch nicht zustimmten vernichtet. Wieso, zum Teufel, beharrst du darauf, dass zwischen uns und ihnen kein großer Unterschied ist?“, fragte er.
„Wenn wir sagen, sie sind Monster, dann sind wir es auch. Wir töten auch um zu überleben.“, erwiderte Hermine.
„Das ist etwas komplett anderes.“, zischte Draco.
Hermine stand auf, ging an ihm vorbei und schüttete sich noch einen Kaffee ein.
„Erkläre mir bitte, weshalb.“, forderte die Braunhaarige und sah ihn über ihre Kaffeetasse hinweg an.
Draco drehte sich demonstrativ von ihr weg und besah sich den Stadtplan von New York.
Hermine seufzte.
Das würde noch ein hartes Stück Arbeit werden, bis sie besser miteinander auskommen würden.
Sie öffnete eine Schranktür und füllte noch eine weitere Tasse mit der schwarzen Flüssigkeit. Dann trat sie neben den Blonden und reichte ihm die Tasse.
„Hier.“, meinte sie.
Draco reagierte nicht.
Angestrengt starrte er die Karte an. Er hatte sämtliche Orte, an denen die Opfer gefunden worden waren, mit einem Stecknadel Kopf versehen.
Erschrocken ließ Hermine die Tasse fallen.
„Das Zeichen kenne ich.“, flüsterte sie und trat noch einen Schritt näher.
Draco warf ihr einen abschätzenden Blick zu.
„Du auch?“, fragte er verwundert.
Die Aurorin nickte.
„Das ist das Zeichen von Genesis.“, antwortete sie.
Dracos Augenbrauen schossen in die Höhe.
„Das Zeichen von Genesis? In der alten Schrift der Vampire bedeutet dieses Zeichen, wenn du es auf den Kopf drehst, Rache.“, erklärte er.
„Das gibt`s doch nicht.“, meinte Hermine und fuhr sich unruhig durch die Haare.
„Erzähl mir alles, was mit Genesis zusammenhängt.“, sagte Draco, während er sich auf die Kante seines Schreibtisches setzte.
„Genesis war aus Mexiko gekommen. So viel wir wussten, wollte er sich mit einigen der Uralten treffen. Die Vampire waren damals mal wieder der Meinung gewesen, dass sie die Herrschaft über die Menschen erlangen sollten. Zu diesem Treffen sind einige der ältesten Vampire, die noch existieren, gekommen. Unteranderem kamen Wizard, dann eben Genesis, Isis, Ischara, Bafello, Ilias und Balkan. Mein Partner und ich konnten einen Großteil der Vampire, davon überzeugen, dass es besser wäre, es bei unserer jetzigen Koexistenz zu belassen. Genesis, Wizard, Balkan und Ischara, lenkten aber nicht ein und eine einwöchige Jagd begann. Alle außer Ischara wurden von uns zur Strecke gebracht. Kurz danach wurde das Team, dass Balkan erledigt hatte, zerfetzt in einer Seitenstraße gefunden und wenig später viel auch mein Partner Ischara zum Opfer.“, erzählte Hermine und sah bedrückt in ihrem Kaffee.
Der blonde Hunter betrachtete nachdenklich seine Partnerin.
„Warum sollte Ischara sich die Mühe machen auf so komplizierte Art und Weise Rache zu üben? Wenn sie sich einfach nur würde rächen wollen, könnte sie dich auch so angreifen.“, wandte Draco ein.
Hermine warf ihm einen genervten Blick zu.
„Danke, dass ist sehr aufbauend.“, knurrte sie.
„Ich verlange, dass du nicht mehr ohne deine Bloody Rose aus dem Haus gehst.“, forderte der Hunter und sah seine Partnerin ernst an. „Versuch bevor es dunkel ist zu hause zu sein und morgens gehst du nicht alleine zu Arbeit. Lass dich von Stacey begleiten.“
Hermines Augen wurden zu Schlitzen.
„Ich kann sehr gut auf mich selbst auf passen.“, erwiderte sie steif und stellte die Tasse auf den Tisch. „Wir treffen uns morgen um zehn hier. Wir fahren dann zu einer alten Lagerhalle, dort hatten sich die Vampire beim letzten Mal getroffen.“
Mit diesen Worten verließ sie das Büro und ließ einen wütenden Draco zurück.
„Blöde Kuh.“, knurrte er.
So, das wäre es dann auch schon wieder.
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Über Kommentare würde ich mich naatürlich freuen.
LG
Lufix
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